Die digitale Vernetzungsaktion #ErikaMann der Monacensia im Hildebrandhaus vom 16. – 27. März 2020 entwickelte sich fulminant und das trotz des Corona-Shutdowns in Deutschland. Inhaltlich dichte und facettenreiche Beiträge kamen im Social Web zu Erika Mann und ihren Idealen Anstand, Freiheit und Toleranz zusammen – dafür danken wir allen Teilnehmenden herzlich! Die Aktion ist Teil der digitalen Kulturvermittlung und wirkt sich auf unsere Arbeit aus. Wie genau und was konkret im Rahmen der Vernetzungsaktion geschah, das lest Ihr heute in unserer umfänglichen Besprechung – der Versuch einer Einordnung.
Digitale Kulturvermittlung: Themen zur Vernetzungsaktion #ErikaMann:
- #ErikaMann für Kulturfans – der erste BloggerWalk der Monacensia
- Was war unser Ziel der Vernetzungsaktion #ErikaMann?
- Plattform-übergreifende institutionelle Vernetzungsaktion
- Dokumentation Collection zu Erika Mann
- Twitter – Austausch in Echtzeit und Katalysator für Erika Mann
- Ausblick: Foto- und Video-Statements zu Erika Manns Werten
- Frido Mann über Demokratie auf dem Prüfstand
- Folgen der digitalen Kulturvermittlung – Inspiration und Austausch
- Blogposts zur Vernetzungsaktion #ErikaMann
- Gedanken und Wünsche zur digitalen Kulturvermittlung
- Publikum und Dialoggruppen der Monacensia
1. #ErikaMann für Kulturfans – der erste BloggerWalk der Monacensia
Die Planungen für die Vernetzungsaktion datieren auf Dezember 2019 zurück. Sie setzt den Vernetzungsgedanken unseres BloggerWalks Ende Oktober fort. Bei diesem ging es darum, die Ausstellung und die Ideale Erika Manns „Anstand, Freiheit und Toleranz“ zunächst einmal im Netz zu platzieren. Vor allem aber beabsichtigten wir damit, den Kontakt zu kulturinteressierten Münchner Bloggenden und ihrer Leserschaft aufzubauen und sie als Community für uns zu gewinnen. Unter Community verstehen wir eine Gemeinschaft mit verbindenden Interessen verschiedener Ausprägung, die im regen Austausch steht und sich gegenseitig inspiriert. Gezielt sprachen wir Bloggende unterschiedlicher Genres an: Corporate-, Kultur-, Tage-, Stadtteil- und Literaturblogger*innen.
Berichte aus vielfältigen Perspektive kamen dabei heraus: Manche der Teilnehmenden beschäftigten sich erstmals mit Erika Mann, die Zugänge zur ältesten Tochter Thomas Manns waren in ihrer Begeisterung oft persönlich gefärbt und sogar von Schockverliebtheiten war zu lesen. Einige hatten Lust zur weiteren Recherche, was uns außerordentlich erfreute. Austausch und Miteinander kennzeichnete den BloggerWalk, nachzulesen in der dazugehörigen Collection.
2. Was war unser Ziel der Vernetzungsaktion #ErikaMann?
Unsere institutionelle Vernetzungsaktion #ErikaMann knüpfte an den BloggerWalk mit anderer Gewichtung an: Wir beabsichtigten Kulturhäuser, Forschungseinrichtungen, GLAM-Institutionen, Kulturschaffende und Künstler*innen miteinander zu verbinden und ihre Sichtbarkeit im Social Web durch die konzentrierte gemeinschaftliche Maßnahme zu steigern.
Wir setzten den Impuls zur Beschäftigung mit Erika Mann und ihren Themen Demokratie, Anstand, Freiheit und Toleranz. Jede*r Beitragende konnte sich dem Thema aus einer eigenen Perspektive nähern und Forschungsergebnisse, Ausstellungen, Texte und Gedanken einer digitalen Öffentlichkeit vorstellen. So reicherten wir zusammen das Wissen für alle im Netz an. Gleichzeitig schürten wir damit die Neugierde auf den Bestand unserer Institutionen und regten den Austausch im Web an – digitale Kulturvermittlung gelebt und gestaltet in einer fächerübergreifenden Gemeinschaft.
Was dabei herauskam, übertraf unsere Erwartungen und Wünsche bei Weitem. Die Vielfalt der Themen fasziniert und das trotz oder vielleicht auch gerade wegen Corona. Denn natürlich wirkte sich der Shutdown der Kulturhäuser auf unsere Vernetzungsaktion aus:
- Einige konnten aufgrund der Ausnahmesituation nicht mitwirken,
- für andere war sie ein willkommenes Forum, um ausgefallene Veranstaltungen, geschlossene Ausstellungen und Häuser in den Fokus zu rücken.
3. Plattform-übergreifende institutionelle Vernetzungsaktion
Die digitale Vernetzungsaktion #ErikaMann konzipierten wir plattformunabhängig. Sie erstreckte sich auf Facebook, Instagram, Twitter und Blogs. Zugleich boten wir den Teilnehmenden Impulse, ihre eigentlichen Themen zu verlassen bzw. diese aus anderer Perspektive heraus zu betrachten und sich darin mit weiteren Akteuren zu verbinden. Wer am Ende alles mitmachte, die große Bandbreite an Diversität und Sichtweisen, erstaunte uns positiv. So stehen
- in Blogartikeln das Goethemuseum neben dem Deutschen Museum, dem Germanischen Nationalmuseum, dem Jüdischen Museum München, dem Erich Maria Remarque-Friedenszentrum, dem Literaturportal Bayern, der Stadtbibliothek Neuhausen und dem Historischen Museum Frankfurt,
- Künstlerinnen wie Katrin Freiburghaus, Theresa Seraphin und Lisa Jeschke sowie die Motorrad-Reisende Lea Rieck neben der Waldemar-Bonsels-Stiftung sowie dem Adalbert Stifter Verein,
- User*innen wie @cvila_museum und @KarinaIwe neben dem @ThomasMannHouse
- Queerness-Expert*innen wie @S_Mittermeier und @manwithoutatan neben der @Europeanaeu, @acediscovery und @InvasioniDigita,
- Frido Mann, Neffe Erika Manns, und die Literaturwissenschaftlerin Kristina Kargl neben dem @nsdoku,
- Deutsches Exilarchiv, Düsseldorfer Universitätsbibliothek, Internationale Jugendbibliothek, Stadtbücherei Frankfurt und @v_aski neben dem Buddenbrookhaus Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum und dem Zeppelin Museum sowie anderen.
4. Dokumentation Collection zu Erika Mann
Facebook, Instagram und Twitter besitzen verschiedene Nutzergruppen mit verschiedenen Bedürfnissen und Verhaltensweisen in der Kommunikation. Was im Social Web zur Vernetzungsaktion geschah, hielten wir in der Collection „#ErikaMann: Anstand, Freiheit, Toleranz“ in chronologischer Folge nach Plattformen gegliedert fest:
- Blogposts
- Instagram und Facebook
Somit ist der Fortgang für alle bis heute nachvollziehbar und dient als Ideenpool für die Themen und für die digitale Kulturvermittlung im Allgemeinen, die wir als wesentlichen Bestandteil des Bildungsauftrags begreifen.
5. Twitter – Austausch in Echtzeit und Katalysator für Erika Mann
Tatsächlich ergaben sich im Rahmen der Aktion faszinierende Erkenntnisse und Threads, letztere vor allem auf Twitter. Die Plattform erwies sich als Motor für Austausch, Gespräche und Bekanntheit der Aktion. Schaut Euch unbedingt den packenden und fundierten Thread zur Queerness Erika Manns von @S_Mittermeier vom @manwithoutatan an. Oder den locker fluffigen Gang durch Dresden zu Lotte Gosslar. Wisst Ihr wer sie war?
Klasse für uns, wie einige aus unserem Netzwerk andere motivierten mitzumachen. Hier bedanken wir uns vor allem ganz herzlich bei @cvila_museum, der bereits ab Januar großartig im Hintergrund vernetzte und vermittelte, die Idee weitertrug und spannende Beiträge zur Aktion brachte. Auch @PSoemers danken wir ganz herzlich für die internationale Vermittlung zur Europeana und nach Italien sowie für die wertvolle Unterstützung. Dafür Euch beiden und allen anderen, die teilten, reagierten und mitmachten ein dickes Merci von Herzen.
Die Vernetzungsaktion #ErikaMann zeigt die positiven Auswirkungen der digitalen Kulturvermittlung:
- gegenseitige Hilfestellung über Kooperationen und Netzwerke,
- unvorhergesehene Vielfalt der Beiträge zu einem Thema, das gemeinschaftlich und fächerübergreifend geplant wie spontan gemeinschaftlich von Kulturakteuren und Kulturhäuser geformt wird.
Die Ausstellung wirkt über die reale Präsenz in den digitalen Raum – wir sind begeistert!
6. Ausblick: Foto- und Video-Statements zu Erika Manns Werten
Die Vernetzungsaktion #ErikaMann war konzentriert und inhaltlich dicht, während Corona viel überlagerte und wir uns alle auf drastische Veränderungen einstellen mussten.
Der Gedankenreichtum in den Blogartikeln zu Erika Manns Themen Demokratie, Anstand, Freiheit und Toleranz verdient es, erneut hervorgeholt und diskutiert zu werden. Daher werden wir in den nächsten Tagen und Wochen gemeinsam mit einigen Teilnehmenden bestimmte Aspekte aus den Blogposts via Kurz-Video- oder Foto-Strecke aufgreifen. Haltet mit uns inne, denkt weiter – wir laden Euch zum Gespräch im Netz ein. Nutzt dazu gerne weiterhin den Hashtag #ErikaMann.
Unsere SocialWall dokumentiert die Facebook-Postings der Monacensia und Tweets von allen zu #ErikaMann:
7. Frido Mann über Demokratie auf dem Prüfstand
Hier schon einmal ein Eindruck, wie sich Frido Mann nach seinem Artikel weiter mit Demokratie auseinander setzt. Am Osterwochenende brachte er dazu ein YouTube-Video von sich aus heraus, ohne dass wir das abgesprochen hätten. Sein Artikel zur Vernetzungsaktion lebt und arbeitet fort und wir freuen uns auf weitere Gedanken von ihm zur Demokratie.
8. Folgen der digitalen Kulturvermittlung – Inspiration und Austausch
Tatsächlich begreifen wir die Vernetzungsaktion #ErikaMann als wesentlichen Bestandteil eines großen Ganzen, der digitalen Adaption der Erika Mann-Ausstellung der Monacensia. Ob BloggerWalk, O-Töne auf Twitter, Einblicke in Monacensia-Digital und weiteres Hintergrundwissen zur Familie Mann – all das trägt zu einer umfassenden Betrachtung der Zeit, in der Erika Mann lebte und wirkte und der Themen Anstand, Freiheit, Toleranz bei. Sie formen die digitale Kulturvermittlung. Zugleich verlängert sich die Ausstellung in den digitalen Raum hinein.
Von Beginn an planten wir, unser ergänzendes Begleitprogramm, das konzeptioneller Part der Ausstellung ist, digital zu flankieren. Durch Corona erhält das Digitale eine für uns unvorhergesehene Wendung: Gegenwärtig ist es (noch) der einzige Ort, Euch Erika Mann näher zu bringen und vor allem uns mit Euch auszutauschen. Verrückte und inspirierende Zeiten.
Wir sind froh, dass es das Digitale gibt, es erlaubt uns, das Begleitprogramm vor Ort, das coronabedingt in Teilen ausfällt, anders zu vermitteln. So geschehen mit den Beiträgen von Katrin Freiburghaus (Blogpost 20), Lea Rieck (23) und Kristina Kargl (6). Weiteres ist digital in Planung und es wird spannend, das versichern wir Euch schon jetzt.
Erste Auswirkungen gibt es auf der Facebook-Seite der Monacensia. Wir führen Themen-Tage ein, so zeigen wir Euch fortan montags in Anlehnung an den #MuseumMonday im SocialWeb den Blick hinter den Kulissen, gekennzeichnet mit #MonMonday. Wie und über was arbeiten wir? Was fasziniert uns an der Erika Mann-Ausstellung und warum? Fragt auch gerne nach, wenn Ihr über etwas mehr erfahren wollt.
Freitags werfen wir einen Blick auf Kulturhäuser sowie GLAM-Institutionen und stellen Euch spannende Inhalte zunächst zu Erika Manns Themen vor. Das weiten wir.
Jetzt aber stellen wir Euch die herrlich inhaltlich dichten 23 Blogbeiträge im Schnelldurchlauf vor. Gerne erneut lesen, kommentieren und teilen – die Themen bieten weiterhin viel Denkstoff!
9. Blogposts zu #ErikaMann:
- Deutsches Museum: „Around the World: Die digitale Vernetzungsaktion #Erika Mann. Teil 1: Mit dem Dampfschiff „Luitpold“ über den Blaubergsee“ (13.3.2020)
Mareike Wöhler bringt gleich ein Artikel-Quartett aus spannenden Perspektiven ein. Im ersten Teil geht es um eine Postkarte, eine Ausstellung, das Zeppelinmuseum und uns – was für eine Mischung! Wie passt das Ganze zu Erika Mann? Ganz einfach: über ihr Kinderbuch „Stoffel fliegt übers Meer“, dessen Manuskript wir in Monacensia-Digital bereitstellen. Erika Mann verarbeitete darin mitunter Eindrücke ihrer Weltreise mit ihrem Bruder Klaus. Reale Land-, Wasser- und Luftfahrzeuge spielen eine Rolle. Diesen geht das Deutsche Museum in der eigenen Sammlung nach. Was für ein toller Ansatz! - „Die Digitale Vernetzungsaktion – Teil 1“ (13.3.2020) stellt den Vernetzungsgedanken der drei Kulturhäuser und ihre Ausstellungen kurz vor.
- Deutsches Museum: „Around the world: Die Vernetzungsaktion #ErikaMann. Teil 2: Mit der „Graf Zeppelin“ und einem blinden Passagier nach“ (20.3.2020)
Erika Manns Erzählung „Stoffel fliegt übers Meer“ verarbeitet neben realen Landschaften und Technik auch die tatsächliche Geschichte eines Blinden Passagiers. Diese ereignete sich vier Jahre vor Drucklegung des Buches und sorgte für Furore. Erneut grandios, wie Mareike Wöhler ihr Haus mit uns und dem Zeppelinmuseum verbindet – Technikgeschichte mit Zeitgeschehen, Brettspiel und Literatur fesselnd vereint! - Deutsches Museum Digital: „Die Digitale Vernetzungsaktion – Teil 2“ (20.3.2020) – hier verweist sie auf den möglichen virtuellen Gang durch Teile der geschlossenen Ausstellung im Zeppelinmuseum: Homepage und Zeppelin-Blog. Wunderbar vernetzend: Beide Museumsblogs empfehlen wir herzlich!
- Literaturportal Bayern: „Erika Mann-Comicdokumentation. Ein grafischer Rundgang durch die Ausstellung in der Monacensia“ (16.03.2020)
Anna Heger nahm am BloggerWalk #ErikaMann teil. Schon dafür fertigte sie eindrücklich treffende Sketchnotes an, die uns begeistert überraschten. In der Folge entstand die Idee zu einem grafischen Rundgang durch die Ausstellung der Monacensia. Diesen stellt das Literaturportal Bayern exklusiv vor. Anna Heger dokumentiert und verlebendigt wichtige Ereignisse im Leben Erika Manns in Bildern und Zitaten. - Europeana Blog: „Countess Constance Markievicz, Irish freedom fighter and revolutionary“ (17.3.2020)
@PSoemers vermittelte uns an Adrian Murphy und wir sind froh darüber. Denn uns ging es auch darum, über Personen der Zeitgeschichte zu erfahren, die sich wie Erika Mann leidenschaftlich für Frieden, Anstand und Toleranz einsetzten. Countess Constance Markievicz kämpfte zeitlebens für die irische Unanbhängigkeit, wurde gefangengesetzt, entging der Todesstrafe, trat in den Hungerstreik ein und setzte sich für ihre Ideale ein – faszinierend! - Kristina Kargl: „Frauenfriedensversammlung: Der Tag, der Erika Manns Leben veränderte“ (18.3.2020)
Der Pazifistenskandaal in München im Januar 1932 politisierte Erika Mann. Constanze Hallgarten, die die Frauenfriedensversammlung zum Thema Weltabrüstung oder Weltuntergang organisierte, und Erika Mann wurden an dem Abend, aber vor allem im Anschluss daran aufs Heftigste von den Nazis diffamiert. Sie wehrten sich ebenso heftig und erfolgreich dagegen. Kristina Kargl sammelt O-Töne dazu ein – erschreckend spannend! - Erich Maria Remarque-Friedenszentrum: „Erich Maria Remarque – Weltbürger wider Willen“ (20.3.2020)
Der Autor von „Im Westen nichts Neues“ ging wie die Manns ins Exil. Er erhielt 1947 die amerikanische Staatsbürgerschaft und sagt dazu später: „Ich bin damals zum Weltbürger gemacht worden – gegen meinen Willen. Jetzt bin ich ein Weltbürger – mit Willen.“ Er verachtete den Krieg und setzte sich zeitlebens für friedensstiftende Grundwerte ein. Alice Cadeddu, Mitarbeiterin des Erich Maria Remarque-Zentrums, zeigt Parallelen und Unterschiede des Autors zu und von Erika Mann – ein großartiger Perspektivwechsel! - Germanisches Nationalmuseum: „Mythos Davos – Auftrittsverbot Erika Manns auf dem Zauberberg 1934“ (22.3.2020)
Der Direktor des Germanischen Nationalmuseums, Prof. Dr. Daniel Hess, beleuchtet die Umstände des Auftrittsverbots Erika Manns in Davos. Anlass dazu bietet ihm die für 2021 geplante Sonderausstellung „Europa auf Kur: Ernst Ludwig Kirchner, Thomas Mann und der Mythos Davos“. Wir erfahren viel über die Umstände, Objekte und Zeitgeschehen in Davos. Wem ist noch Wilhelm Gustloff, Diktator von Davos, ein Begriff? Wie verhält es sich mit der Neutralität der Schweiz in politischen Angelegenheiten zur Nazi-Zeit? Eine definitiv vielversprechende Ausstellung! - „GAY AGAIN – Theresa Seraphin und Lisa Jeschke im Interview“ (23.3.2020)
Mit dem Interview zu GAY AGAIN schließt sich der Kreis zur Ausstellung und zum BloggerWalk #ErikaMann. Auszüge aus der Performance Theresa Seraphins und Lisa Jeschke belegen Erika Manns Vermögen, über ihre Texte zum Weiterdenken anzustiften. Das Liebespaar Therese Giehse und Erika Mann dienten dabei als „Schablone und Referenzpunkt für einen Dialog zwischen zwei weiteren Frauen“. - Jüdisches Museum München: „Erika Mann und Gabriella Rosenthal: Ein vergleichbarer Weg?“ (24.3.2020)
Ayleen Winkler stellt trotz der Unterschiede die Parallelen zwischen Gabriella Rosenthal und Erika Mann heraus. Anlass dieses Artikels ist die aktuell geschlossene Sonderausstellung „Von der Isar nach Jerusalem – Gabriella Rosenthal (1913-1975) – Zeichnungen“. Gabriella Rosenthal verlässt 1935 mit ihrem Mann Deutschland gen Palästina. Sie ist eine formidable Milieu-Beobachterin und nimmt wie Erika Mann über ihre Kunst Stellung zu Toleranz und Wahrheit. Politisch äußert sie sich jedoch kaum und weicht darin von Erika Mann ab. Der Artikel weckt die Lust auf den Ausstellungsbesuch. - Deutsches Exilarchiv: „Erika Manns Botschaften – Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek“ (24.3.2020)
Das Deutsche Exilarchiv verwahrt Zeugnisse des Exils von 1933 bis 1945. Die Leiterin Dr. Sylvia Asmus stellt die Dauerausstellung vor mit Blick auf Spuren Erika Manns. Sie zeichnet diese in drei Teilen der Schau nach:
1. „Auf der Flucht“ mit dem American Guild for German Cultural Freedom,
2. „Im Exil“ mit School for Bavarians und Schriften in der Exilpresse Digital von Erika Mann,
3. „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ – die Nachkriegszeit und (Nicht-) Rückkehr ehemals Emigrierter.
Das Deutsche Exilarchiv zeigt unsere Erika Mann-Ausstellung als Sonderausstellung voraussichtlich ab Herbst 2020. - Frido Mann: „Democracy for Future – Demokratie gemeinsam mit der jungen Generation gestalten“ (25.3.2020)
Frido Mann, Schirmherr der Erika Mann-Ausstellung, schlägt vor, die Demokratie mit der jungen Generation zu gestalten. Dazu bedarf es Aufklärung und Bewusstmachung, was diese für eine Gesellschaft bedeutet. Es wäre wünschenswert, wenn sein Empfinden zur gegenwärtigen Krisensituation zuträfe. So schreibt er:
„Ich sehe in dem neuen Trend des mitmenschlichen Zusammenhaltens in der Not eine Chance für eine Konsolidierung auch in Zeiten nach der Pandemie.“ - Monacensia – Anke Buettner: „Wie demokratisch ist die Kulturvermittlung?“ (26.3.2020)
Anke Buettner geht es bei der (digitalen) Kulturvermittlung um Öffnungsprozesse für ganz verschiedene Zielgruppen. Schwellen und Berührungsängste mit Kulturinstitutionen seien abzubauen, genauso wie diese über das Digitale nicht wieder erneute Barrieren aufbauen sollten, weil digitale Zugänge für (Nicht-)Besuchergruppen fehlen. Hier ist die Politik gefordert, um Solidarität und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen über Stellen und Fachleute, die vermitteln – eine strategische Aufgabe. Wichtige Gedanken zur Verteilungsgerechtigkeit in Kulturinstitutionen! - Waldemar Bonsels Stiftung: „Netzwerk“ (26.3.2020)
Eine Trias bringt Dr. Slávka Rude-Porubská von der Waldemar Bonsels Stiftung. In „Netzwerk“ zeigt sie die Verbindung zwischen dem Nachlass Waldemar Bonsels und Erika Manns. Beides vereint Monacensia-Digital. Zugleich geht sie kritisch auf die Unterschiede der beiden Protagonisten ein, vor allem im Hinblick auf die naziregimetreue Einstellung Waldemar Bonsels. - Waldemar Bonsels Stiftung: „Vernetzungsaktion #ErikaMann: Freiheit, Anstand, Toleranz (Teil 1)“ (26.3.2020)
Der erste Teil behandelt die Unterschiede Waldemar Bonsels zu Erika Mann. Er gehört der Generation Heinrich und Thomas Manns an. Im Fokus steht die Liebesbeziehung zur jüngeren Paula Ludwig, die wie Erika Mann den Typus der Neuen Frau verkörperte. Sie distanziert sich später aufgrund der politischen Gesinnung von Waldemar Bonsels, der sich mit dem Naziregime arrangierte. Erika Mann versucht in einem Brief 1959 Paula Ludwig zum Schreiben und Publizieren zu bewegen:
„Diese, unsere Graus-Zeit hat so unendlich wenig zu bieten, dass nichts versteckt werden sollte, was Maß und Wert hat.“ - Waldemar Bonsels Stiftung: „Vernetzungsaktion #ErikaMann: Freiheit, Anstand, Toleranz (Teil 2) “ (26.3.2020)
Im zweiten Teil geht Dr. Slávka Rude-Porubská auf die Ideale „Anstand, Freiheit und Toleranz“ und auf die Förderarbeit der Waldemar Bonsels Stiftung. „Wie lassen sich diese doch genuinen gesellschaftlichen und politischen Werte in Projekten für Kinder und Jugendliche aufgreifen, die dem Cluster „Lesen – Wissen – Kunst“ gewidmet sind?“ Sie stellen spannende Projekte vor: wie das Literaturcamp zum Motto „Die Welt ist ungerecht. Lesen. Reden. Welt retten?!“ Weiterhin stellt sie uns Leseförderungs- und Theaterprojekte mit verschiedenen Kulturhäusern vor, die mit griffigen Zitaten Erika Manns eingeleitet werden, etwa
„Das Böse kann nicht beschwichtigt werden, es muss bekämpft und vernichtet werden.“ - Adalbert Stifter Verein: „Erika Mann und die Tschechoslowakei“ (27.3.2020)
Dr. Zusana Jürgens vom Adalbert Stifter Verein zeigt die besonderen Verbindungen der Familie Mann zur Tschechoslowakei und umgekehrt. Ausgehend vom zeitgenössischen Roman David Zábranskýs, in dem Klaus und Erika Mann auftreten, zieht sie den Brückenschlag zu Auftritten der Pfeffermühle im Exil. Thomas und Erika Mann hielten zudem Vorträge hier, während der Familie Mann die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft angeboten wurde. O-Töne lassen die Zeit wieder aufleben – ein herrlicher Gastartikel! - „Erika, die Kronprinzessin“ – Kabarett in der Stadtbibliothek Neuhausen“ (27.3.2020)
Die Kolleginnen Viola Miltner und Birgit Donhauser aus der Stadtbibliothek Neuhausen stellen die besondere Beziehung zum Kabarett heraus. Ausgehend von Texten der Pfeffermühle gehen sie auf das Kabarett „Erika, Kronprinzessin“ ein, das bereits im Februar in der Monacensia gastierte. Weiterhin gibt es natürlich wunderbare Medien von und über Kabarettist*innen in der Bibliothek zum Ausleihen. Wie treffend dann der nachfolgende Blogpost von Katrin Freiburghaus. - Katrin Freiburghaus: „Die Pfeffermühle heute: Ein Text übers Vergessen“ (28.3.2020)
Wir fragten im Rahmen des Begleitprogramms zur Erika Mann-Ausstellung: Wie sieht es mit jungen Kabarettistinnen heute – knapp 90 Jahre nach Erika Manns Gründung der „Pfeffermühle“ aus? Was sind die Themen? Engagieren sie sich ähnlich für Werte der Freiheit und Demokratie? Das Kabarett „Erika, Kronprinzessin“ bejaht das, leider unter trauriger Konstellation: Am Tag der Aufführung fand das Attentat in Halle statt. Wir zitieren Katrin Freiburghaus, die den Text in ihrem Gastbeitrag bringt, betitelt mit „Es kann niemand behaupten, es ginge ihn nichts an“:
„Der Wind, der die Erinnerung von unseren Zungen und aus unseren Zimmern weht, ist rau. Er weht scharf von rechts. Er riecht nach Maßanzügen und aufgesetzter Bürgerlichkeit und ist doch kein frischer, wie er selbst behauptet; kein Wind des Wandels oder der Wende; sondern derselbe, der schon einmal hier wehte.“ - Goethemuseum: „Kämpferin für die Wahrheit – Bettina von Arnim (1785 – 1859)„ (29.3.2020)
Was haben Bettina von Arnim und Erika Mann gemeinsam? „Immer indirekt völlig eindeutig“ – das trifft auf beide zu, jede für sich ist eine Kämpferin für die Wahrheit. Wir blicken mit Damian Mallepree zurück ins 19. Jahrhundert auf Leben und Wirken einer beeindruckenden Frau. Sie umgeht die Zensur, kritisiert den König und hilft Hilfsbedürftigen während der Cholera-Epidemie. „In diesem Anspruch, für die Wahrheit einzutreten und „herzhaft in die Dornen der Zeit“ zu greifen, erkenne ich die Gemeinsamkeiten von Erika Mann und Bettina von Arnim“, so Damian. - Historisches Museum Frankfurt: „(Bewegungs-)Freiheit, Kleidung, Emanzipation und Tanz“ (29.3.2020)
Nach dem ersten Weltkrieg wandelt sich die Rolle der Frau. Die aktuell geschlossene Sonderausstellung „Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850“ des Historischen Museums Frankfurt stellt die Neue Frau in ihrer Mode vor. Erika Mann vertrat diesen neuen Frauentypus: androgyne Erscheinung, selbstbewusst im Hosenanzug mit Kurzhaarschnitt. Bewegung, Mobilität und Tempo kennzeichneten Leben und Mode der 1920er. - Lea Rieck: „Unterwegs auf dem Motorrad mit Lea Rieck: Die Freiheit der bayerischen Kartoffel“
Lea Rieck realisierte ihren Traum und bereiste die Welt mit ihrem Motorrad. Sie berichtet von ihrer Rundreise durch Afrika. Die bayerische Kartoffel ist im Geiste dabei. Ihr Empfinden von Freiheit und deren Bedingungen verbindet Lea mit der Rennfahrerin Erika.
„Denn Freiheit kann so vieles sein: Mit Anstand und Toleranz ist Freiheit vielleicht auch immer eine Entscheidung. Die Entscheidung für Verantwortung. Verantwortung, sich für diejenigen einzusetzen, die nicht dieselben Freiheiten haben.“
Das waren die 23 herrlichen Blogposts zur Vernetzungsaktion, die für uns und hoffentlich für Euch auch nachwirken: Gehaltvoll, fundiert, überraschend und unsere Ausstellung bereichernd. Lest und kommentiert die Artikel und teilt sie gerne wieder ins Social Web – wir und die Autor*innen freuen uns darauf!
Wir schließen unsere Besprechung der Vernetzungsaktion #ErikaMann mit ein paar Gedanken zur digitalen Kulturvermittlung und Community-Aufbau und warum uns das beschäftigt.
10. Gedanken und Wünsche zur digitalen Kulturvermittlung
Wir freuen uns, dass wir in der digitalen Kulturvermittlung nicht alleine sind, sondern zusammen mit Kooperationspartnern, Netzwerken, Kulturhäusern und Künstler*innen und mit Euch Kultur weitergestalten. Digitale Kulturvermittlung ist ein wechselseitiger Prozess, fern einer (Pushnachrichten)Einbahnstraße. Richtig gelebt, führt sie zu neuen Erkenntnissen und Sichtweisen, die im Idealfall gemeinschaftlich geformt werden.
Wir begreifen es als große Chance, jenseits des institutionsseigenen Tunnelblicks, Themen und Sichtweisen aufzugreifen und weiter zu spinnen. Die digitale Adaption der Erika Mann-Ausstellung lebt davon – also unsere Bitte: Sprecht und tauscht Euch gerne mit uns aus, setzt Impulse, die zu neuen Ideen führen – das ist unser großer Wunsch.
11. Publikum und Dialoggruppen der Monacensia
Was ist unser Publikum? Gibt es das eine Publikum, die eine Zielgruppe? Ihr ahnt die Antwort schon: Nein! Deshalb leitete die gezielte Zielgruppen- oder Dialoggruppen-Ansprache die digitale Adaption der Erika Mann-Ausstellung. Dazu entwickelten wir verschiedene Zugänge für verschiedene Zielgruppen, die wir in „Beteiligt Euch, es geht um Eure Erde!“ ansprechen. Die zwei größeren Digital-Aktionen sind darin zentral, sie sprechen unterschiedliche Communitys an:
- der BloggerWalk für den Austausch mit kulturinteressierten Münchner Blogger*innen und deren Leser*innen,
- die institutionelle Vernetzungsaktion #ErikaMann für das gemeinsame Anreichern von Wissen für alle im Netz, um damit die Neugierde auf den Bestand unserer Institutionen zu schüren und den Austausch im Web anzuregen.
Eine dritte Aktion steht noch aus: der Community-Abend mit Podiumsdiskussion über die Chancen und Risiken der digitalen Kulturvermittlung. Zu diesem Thema möchten wir digitalaffine Kulturinteressierte mit Kulturschaffenden und Mitarbeiter*innen aus Kulturhäusern zum Austausch und Gespräch zusammenbringen vor Ort und im Netz. Der 8. Mai war dafür vorgesehen. Coronabedingt verschieben wir den Abend auf einen späteren Termin. Informationen dazu reichen wir nach.
Unsere bisherige Erkenntnis aus unseren digitalen Aktivitäten: die gezielte Dialoggruppen-Ansprache setzt spannende Impulse frei, fördert Diversität und entspricht dem Anspruch der Monacensia, Ausstellungshaus, internationale Forschungseinrichtung, Bibliothek und Arbeitsort, kulturelles Gedächtnis der Stadt Münchens sowie Ort des Kulturerlebnisses zu sein.
Die Vermittlung und Erschließung kultureller Inhalte ist zentral. Dazu müssen Schwellen abgebaut werden. Darüber schrieb Anke Buettner in: „Wie demokratisch ist die digitale Kulturvermittlung?“. Dieser Prozess begleitet uns auch weiterhin.
Wir freuen uns auf Eure Gedanken – teilt uns mit, was Euch bewegt und worüber Ihr mehr erfahren wollt. Und vor allem: Verbindet Euch mit den Teilnehmern der Vernetzungsaktion #ErikaMann – es lohnt sich!
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