Vor etwas mehr als einem Jahr ist unsere Kollegin Isabella Mutter geworden. Vieles hat sich seitdem verändert, so auch ihr Medienverhalten, wie sie bereits in ihrem Beitrag „Baby und Bibliothek“ beschrieb. Mittlerweile ist aus dem Baby schon ein Krabbelkind geworden und damit ist es Zeit für eine Fortsetzung zum Thema Bibliotheks- und Mediennutzung mit Kleinkindern.
Bei mir zu Hause lebt kein Baby mehr, sondern ein Kleinkind, das Steckdosen entdeckt, an Pflanzen zieht oder seine Nase an der Fensterscheibe plattdrückt. Aber auch Bücher, Musik oder Spiele werden für meine kleine Tochter immer spannender. Zeit also, sich in der Münchner Stadtbibliothek nach Medienideen für Einjährige umzusehen. Hier kommen vier Ideen, wie man die Bibliothek mit Kleinkind bzw. als Eltern nutzen kann.
1. Kinderecke und Bücherzwerge: Programm für die Kleinsten
Jetzt, wo meine Tochter fleißig am Krabbeln und Hochziehen ist, wird es in den eigenen vier Wänden schnell langweilig. Alles, was neu ist, ist stattdessen angesagt: An Spielplätzen kann sie sich zum Beispiel stundenlang aufhalten, besonders im Sandkasten. Allen, die aber gerne mal einen sandfreien Tag genießen möchten, kann ich einen Besuch in der Bibliothek empfehlen. In allen Münchner Stadtbibliotheken gibt es bunte Kinderecken, die mit Bilderbüchern, Spielen, Tonies und vielem mehr locken.
Und mit den Bücherzwergen wird auch programmtechnisch einiges für die Kleinen geboten. Wir waren dazu vor Kurzem in der Stadtbibliothek Berg am Laim. Die Kolleg*innen ließen sich an diesem Vormittag etwas ganz Tolles einfallen: Mit den Kindern ging es auf Reise ins Weltall und diese Mission war ein voller Erfolg. Wir lernten den Alltag von fünf Astronaut*innen kennen, erforschten Planeten, griffen nach den Sternen oder bestaunten einen Mondstein.
2. Alles rund ums Essen: Kindgerechte Kochbücher zum Ausleihen
Was ich nicht wusste, bevor ich Mutter wurde: Es gibt Kinder, die keinen Brei mögen. Meine Tochter ist so eine. Egal, ob selbstgekocht oder gekauft, ob Gemüse, Getreide oder Obst: Sie presste immer den Mund zu, drehte sich weg oder riss mir den Löffel aus der Hand. Was sie aber schon früh liebte, war das Essen der Eltern. Und somit beschäftigte ich mich schnell damit, kindgerecht zu kochen. Aber so, dass es auch den Erwachsenen schmeckt. Da halfen mir nicht nur diverse Blogs oder Online-Rezepte, sondern auch Kochbücher, wie zum Beispiel „Kochen für Babys“ von Dagmar von Cramm oder „Das große GU Breifrei-Kochbuch“ von Annina Schäflein und Lena Merz. Es gibt hier eine große Auswahl bei den Stadtbibliotheken vor Ort, aber auch in der Onleihe als E-Books. Unsere Lieblingsrezepte sind zum Beispiel Ofengemüse mit Linsen-Hummus oder Beeren-Pfannkuchen mit Mandelmus.
3. Tipps und Tricks mit Erziehungsratgebern
Neben dem Kochen rückt auch das Thema Erziehung näher, weshalb mein Partner und ich uns damit mehr und mehr beschäftigen. Ich will nicht sagen, dass wir uns bei der Erziehung ausschließlich von Ratgebern leiten lassen. Aber wir versuchen uns die ein oder anderen hilfreichen Tipps herauszupicken. Deshalb haben wir mittlerweile schon einige Bücher gelesen oder als Audio angehört. Zwei Bücher sind dabei besonders in Erinnerung geblieben. Einmal „Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen“ von Philippa Perry, in dem die Autorin erklärt, wie die eigene erlebte Erziehung die Beziehung zu unseren Kindern beeinflusst und was das wiederum für den eigenen Erziehungsstil bedeutet. Das zweite Buch heißt „Kindern mehr zutrauen“ von Michaeleen Doucleff. Hier spricht die Autorin über die Erziehungsgeheimnisse indigener Kulturen und gibt konkrete Werkzeuge an die Hand, wie die Erziehung stressfrei, gelassen und liebevoll laufen kann.
Weitere Bücher, die mich beeindruckt haben:
Obwohl ich eine Räubertochter habe, gefiel mir das Buch „Prinzessinnenjungs“ von Nils Pickert sehr gut, da es zeigt, welche unterschiedlichen Erwartungen die Gesellschaft an Jungen und Mädchen hat und wie wir uns aus dieser Geschlechterfalle befreien können.
Und da unsere Tochter immer noch nicht so gut schläft, half mir „Drei Jahre ohne Schlaf“ von Katharina Meier-Batrakow, um zu verstehen, wie sich der Schlaf bei Babys und Kleinkindern im Laufe ihrer ersten Lebensjahre entwickelt.
4. Für die Eltern: Abschalten und Runterkommen mit der Bibliothek
Mein letzter Tipp geht an die Eltern selbst, die auch mal eine Pause brauchen und bestimmt hin und wieder den Wunsch haben, über Themen zu sprechen oder Veranstaltungen zu besuchen, die nichts mit Kindern zu tun haben.
Medien für sich selbst ausleihen…
… die auch mal überhaupt nichts mit Kindern zu tun haben: Schnappt euch den nächsten Roman in der nächstgelegenen Bibliothek und versucht, euch ein bisschen Zeit freizuschaufeln, um mal wieder in einem Buch zu schmökern. Oder klickt durch Onleihe oder Overdrive und leiht euch E-Books oder E-Audios aus (Hier gibt es eine Übersicht über die Bestleiher aus der Onleihe). Wer für ein ganzes Buch keine Zeit hat, der könnte im PressReader zwischen verschiedensten Zeitungen und Zeitschriften aus über 100 Ländern fündig werden.
Veranstaltungen besuchen
In der Münchner Stadtbibliothek gibt es eine große Auswahl an Veranstaltungen für Erwachsene, wie zum Beispiel Sprachcafés, Kinofilme, Strick- und Häkeltreffs oder Ausstellungen. Im Veranstaltungskalender behaltet ihr den Überblick.
Abschalten mit Filmfriend
Mit dieser Streamingplattform, die man mit dem Bibliotheksausweis kostenlos nutzen kann, habt ihr Zugang zu internationalen Filmen und Serien. Vielleicht haben es einige zwecks mangelnder Kinderbetreuung noch nicht geschafft, „Barbie“ im Kino anzusehen – mir geht es zumindest so. Mein Tipp hier: Filmfriend hat extra eine Seite über Filme mit Ryan Gosling zum Streamen eingerichtet, um die Zeit zu überbrücken, bis sein neuester Film auf DVD oder BluRay erscheint.
„Victoria“ mit Laia Costa und Frederick Lau kann ich ebenfalls empfehlen. Es geht um eine außergewöhnliche Nacht in Berlin und ein Ereignis, in das Victoria eher zufällig hineingeraten ist. Das Besondere am Film: Er besteht aus einer einzigen 140-minütigen Kameraeinstellung.
Außerdem gibt es gerade den Film „Systemsprenger“ zu sehen mit Helena Zengel. Sie spielt Benni, ein neunjähriges Mädchen, das aufgrund ihrer wilden Art aus jeder Pflegefamilie oder sozialen Einrichtung fliegt. Dabei will sie eigentlich nur wieder zu ihrer Mutter zurück. Zugegeben, in diesem Film geht es ja doch wieder um Kinder. So ganz abschalten fällt mir dann auch wieder nicht so leicht…
Trotzdem hoffe ich, dass die ein oder anderen Tipps für euch Eltern und Kinder hilfreich sind und euch noch mehr Spaß mit der Münchner Stadtbibliothek bereiten. Wenn ihr noch gute Tipps habt, teilt sie doch mit uns in den Kommentaren.
Eure Kinder sind noch kleiner? Hier geht’s zum Beitrag Baby und Bibliothek – 6 Ideen zur Mediennutzung mit dem Nachwuchs
Es freut mich immer wieder zu sehen, wie Eltern die Welt der Bücher und Bibliotheken nutzen, um die Neugier ihrer Kinder zu wecken und das Familienleben zu bereichern. Besonders wenn es um Ernährung und kindgerechtes Kochen geht, zeigt sich, wie wichtig es ist, den Nachwuchs spielerisch an vielfältige Geschmäcker heranzuführen. Bibliotheken bieten da eine wahre Schatzkiste an Ideen und Inspiration. Und für die Eltern? Ein Ort der Entspannung und des Austauschs. Ein Hoch auf das gemeinsame Entdecken, Lernen und Genießen!