Baby und Bibliothek – 6 Ideen zur Mediennutzung mit dem Nachwuchs

Unsere Kollegin Isabella ist im vergangenen Sommer Mutter geworden. Seitdem hält ihre kleine Tochter sie auf Trab. Ausschlafen am Wochenende ist aktuell nicht mehr angesagt. Und auch stundenlanges Bücherlesen ist erst einmal passé. Wie sich ihr Medienverhalten mit Baby geändert hat und wie sie trotzdem manchmal zum Lesen kommt, berichtet sie hier.

Meine Tochter ist mittlerweile sechs Monate alt und wenn ich zurückblicke auf das letzte halbe Jahr, merke ich, dass es bei uns drunter und drüber ging: Da hat man plötzlich einen kleinen Menschen, der komplett auf einen angewiesen ist und überall Hilfe braucht. Sei es beim Anziehen, Füttern, Windeln Wechseln oder in den Schlaf Wiegen. Die eigenen Bedürfnisse standen da erst einmal an zweiter Stelle, Vieles musste schnell gehen: Schnell Duschen, schnell die Wäsche aufhängen, schnell noch ein paar Rückbildungsübungen…
Anfangs habe ich es wirklich vermisst, mal in Ruhe ein Buch zu lesen, entspannt einen Kaffee zu trinken oder eine Serie anzusehen, ohne dabei vor lauter Müdigkeit einzuschlafen. Nach und nach haben meine Tochter, mein Freund und ich einen neuen Alltag als Familie gefunden, neue Routinen eingeführt und uns wieder Zeit für Entspannung eingeräumt. Und schließlich habe ich auch in der Münchner Stadtbibliothek gestöbert, welche Medien sie für unsere neue Situation bietet und wie sie als Ort für Familien mit Baby hilfreich ist. Hier sind meine Ideen für alle Neueltern:

1. Bei langen Spaziergängen: Hörbücher aus der Onleihe hören

Meine Tochter schläft tagsüber selten im Kinderbett. Ihre Schläfchen konnte sie bisher immer gut bei langen Spaziergängen machen – am liebsten in der Babytrage, aber auch ab und zu im Kinderwagen. Stundenlang bin ich mit ihr durch Parks gelaufen und als ich gefühlt alle Podcasts durchgehört hatte, habe ich mich bei der Onleihe umgesehen und in den Hörbüchern gestöbert. Mein erstes Hörbuch war „Haymatland“ von Dunja Hayali. Das Buch wollte ich eigentlich längst lesen, da ich vor Jahren bereits eine Lesung der Autorin besucht hatte. Immerhin hat es nun so geklappt und da Dunja Hayali selbst aus ihrem Buch vorliest, habe ich mich gleich in die Lesung von damals zurückversetzt gefühlt. In der App funktioniert die Onleihe ganz unkompliziert: Einfach nach dem Wunschhörbuch suchen oder in der Auswahl stöbern und schließlich die Geschichte sofort herunterladen oder vormerken.

Eine Hand, in der ein Paar Kopfhörer liegen. Im Hintergrund steht ein Kinderwagen in einem Park.
Immer dabei beim Spazieren gehen: Kopfhörer zum Hörbücher anhören

2. Unterwegs, wenn das Baby Hunger bekommt: Stillen/Fläschchen geben in der Bibliothek

Kennt ihr die Formulierung, dass man wie ein Baby geschlafen hat? Jetzt mit einem Kind finde ich, dass diese Aussage falsch verwendet wird. Zumindest mein Baby hat einen sehr leichten Schlaf und wacht auch während den Spaziergängen auf. Meistens, weil sie irgendetwas benötigt: Eine neue Windel, etwas zum Essen, eine kleine Kuscheleinheit… Vor allem das Stillen ist dabei im Winter eine kleine Herausforderung: Während ich mich im Sommer einfach auf eine Bank gesetzt hatte, musste ich bei Minustemperaturen einen wärmeren Ort suchen. In der Bibliothek fand ich meist eine ruhige Ecke, wo ich die Kleine gut stillen konnte.


3. Zuhause, wenn das Baby in der Trage schläft: Ein echtes Buch lesen

Ich bin ein großer „Game of Thrones“-Fan und habe mich im letzten Frühjahr sehr auf das Prequel „House of the Dragon“ gefreut. Als die Serie im August in Deutschland anlief, herrschte jedoch bei uns noch totaler Ausnahmezustand kurz nach der Geburt.
Obwohl ich mir damals nicht vorstellen konnte, Zeit für ein Buch zu haben, bestellte ich mir „Feuer und Blut“ von George R. R. Martin – das Buch, auf dem die Serie basiert. Vielleicht würde ich es ja schaffen, es nebenbei zu lesen. Zu meinem Erstaunen fand ich sogar eine Zeit am Tag, in der ich lesen konnte: Und zwar, wenn mein Baby in der Trage schlief. Anfangs musste ich mich mit ihr noch bewegen, damit sie schlief, doch nach einigen Wochen schaffte ich es, mich auch mal auf einen Stuhl zu setzen. So konnte ich mir eine kleine Lese-Auszeit gönnen.

Eine Frau liest aus einem Buch, während ihr Baby in der Babytrage schläft
Parallel zum Nickerchen in der Babytrage klappte es schließlich mit einem Buch

4. Zur Ablenkung oder Beruhigung des Babys: Naxos Music Library

Bestimmt habt ihr auch schon mal gehört, dass klassische Musik für Babys besonders toll sein soll und man am besten bereits in der Schwangerschaft dem Baby Mozart vorspielen sollte. Das hatte ich zwar verpasst, aber vor ein paar Monaten hatte ich die Naxos Music Library entdeckt. Die Kleine war etwas quengelig und ich war eben dabei, Abendessen zu kochen. Da gab ich zum Spaß „Baby“ in der Datenbank ein und fand einige Playlisten, unter anderem „Baby Got Bach“, „Baroque For Baby“ oder „Baby Needs Papa Haydn“. Manchmal lasse ich einfach ein bisschen Musik daraus laufen: mein Baby hört (zumindest für eine gewisse Zeit) interessiert zu und lässt sich dadurch etwas ablenken. Die Naxos Music Library können alle mit einem Bibliotheksausweis der Münchner Stadtbibliothek kostenlos nutzen.


5. Für ein schönes Einschlafritual: Vorlesen aus Kinderbüchern

Da ich selbst in letzter Zeit schwer zum Lesen kam, wollte ich zumindest mit meiner Tochter gemeinsam neue Bücher entdecken. Darum führten wir als Ritual eine kleine Gute-Nacht-Geschichte vor dem Schlafengehen ein – die meistens der Papa vorliest.
Zur Geburt bekamen wir einige Kinderbücher geschenkt, aber inzwischen haben wir uns auch Einiges aus der Bibliothek ausgeliehen, damit nicht jeden zweiten Tag die gleiche Geschichte erzählt wird – auch wir als Eltern möchten gerne etwas Abwechslung haben.
Aktuell haben wir „Kleiner weißer Fisch“ von Guido van Genechten ausgeliehen. Die Bilder im Buch sind sehr kontrastreich und daher für Babys spannend anzusehen. Wer als Erwachsener noch etwas dazulernen möchte, dem kann ich die „Good Night Stories for Rebel Girls“-Bücher empfehlen. Die Geschichten über außergewöhnliche Frauen sind kurzweilig und interessant – und die jeweiligen Illustrationen der Personen schaut unser Baby gerne an.

Zwei Babyhände berühren ein Kinderbuch
Kontrastreiche Bilder sollen für Babys besonders interessant sein

6. Zum Runterkommen am Abend: Streaming-Plattform Filmfriend

Gegen 19 Uhr geht es für die Kleine ins Bett – mal schläft sie schnell ein, mal dauert es etwas länger. Danach erledige ich meistens noch ein paar Dinge im Haushalt und schließlich beginnt der entspannte Part des Tages: Entweder lese ich hier noch etwas oder ich lege mich auf die Couch und streame eine Serie. Als Bibliotheksnutzer*in gibt es seit Neuestem die Möglichkeit, auf der Plattform Filmfriend verschiedenste Filme oder Serien kostenlos anzusehen. Aktuell sehen wir uns „Saboteure im Eis – Operation Schweres Wasser“ an. Die Geschichte einer Gruppe norwegischer Widerstandskämpfer, die während des zweiten Weltkrieges Sabotageaktionen durchführt, um die Nationalsozialisten vor der Herstellung von schwerem Wasser zu hindern, das für die Entwicklung einer Atombombe benötigt wird. Mein Tipp: Schaut die Serie in Originalsprache an, da sowohl Dänisch, Deutsch, Englisch und Norwegisch gesprochen wird.
Wer lieber etwas zum Lachen haben möchte am Abend, dem kann ich den „Tatortreiniger“ mit Bjarne Mädel empfehlen.

Ich hoffe, meine Tipps helfen euch (Neu-)Eltern weiter und machen euch die Tage und Nächte mit euren Kleinen schöner. Habt ihr noch gute Tipps, wie man mit Baby die Münchner Stadtbibliothek nutzen kann? Schreibt gerne eure Erfahrungen in die Kommentare.



Kommentar zu “Baby und Bibliothek – 6 Ideen zur Mediennutzung mit dem Nachwuchs

  1. Heike on 28/09/2023 at 11:53 am sagt:

    Vielen Dank, für diese tollen Tips, die auch für andere Generationen als junge Mütter noch interessant sind, wenn ich diese Möglichkeiten vor 30 Jahren gehabt hätte,
    wären meine Tage als junge Mutter deutlich entspannter verlaufen (dafür hab ich meinen Sohn damals schon während der Schwangerschaft mit Klassik zwangsbeschallt -> das Resultat:
    heute ist er KEIN Klassikfan!
    mit dankbaren Grüßen
    Heike H.

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