Reading Challenge im Oktober: Tatort Natur

An was denkt ihr bei „Tatort Natur“? An das Schwinden der Gletscher? An Fleischfabriken? Oder ans Dschungelbuch? Uns fiel das Genre „Ökothriller“ ein – aber wir haben eure Tipps gesammelt, egal ob Täter und Opfer schon identifiziert waren.

C. Bertelsmann Verlag, 319 Seiten, auch als eAudio

Markus Rex: Eingefroren am Nordpol

Mit großer Faszination habe ich „Eingefroren am Nordpol“ gelesen. Es handelt sich dabei um das Logbuch von Markus Rex, der 2019 die bisher größte Arktisexpedition leitete, bei der sich ein Forscherteam aus zwanzig Nationen mit dem Eisbrecher „Polarstern“ ein Jahr lang im Packeis am Nordpol einfrieren ließ. In Tagebuchform geschrieben, aufgelockert durch viele Fotos, Karten und Infokästen liest sich der Bericht spannend wie ein Roman. Anschaulich und fesselnd gibt Markus Rex Einblicke in das Leben an Bord unter extremsten Bedingungen, begeistert sich an Naturphänomenen wie den geheimnisvollen Polarlichtern und an der Beobachtung von Eisbären. Er zieht historische Vergleiche zu früheren Polarforschern wie dem legendären Fridtjof Nansen und warnt eindringlichst und aufrüttelnd vor den Folgen des Klimawandels. Mit dem „Logbuch von der Polarstern“ kann man mit einer Tasse Tee auf dem Sofa an einer spektakulären Forschungsreise ins (hoffentlich ) ewige Eis teilnehmen ohne selbst frieren zu müssen…

Isabel/ Hadern

Droemer Knaur, 416 Seiten, auch als eBook

Michael Tsokos: Abgeschlagen

Das Erste, was man sich unter „Tatort Natur“ vorstellt, sind Themen wie Klimawandel oder Umweltkatastrophen. Aber wer denkt schon an einen nackten toten Mann oder einen Koffer mit Leichenteilen im Park?
Es ist ein eiskalter Morgen in Kiel, als der Rechtsmediziner Paul Herzfeld in einen Park gerufen wird und noch dunkel, als er eintrifft. Nur eine einzige Stelle ist ausgeleuchtet: der Tatort.
Was Herzfeld vorfindet, ist noch bizarrer als seine bisherigen Fälle: In einem Zelt liegt ein nackter toter Mann mit einem fremden abgetrennten Arm im Arm, vor dem Zelt zwei Koffer mit Leichenteilen.
Professor Schneider, Herzfelds Vorgesetzter, ist sich bei der Tatwaffe schnell sicher, und diese wird auch wenig später, nicht weit entfernt vom Tatort, gefunden. Die Medien feiern Professor Schneider und nennen ihn ein rechtsmedizinisches Genie. Nach und nach führen die Spuren des Falls jedoch ins Institut und sorgen für viele Fragen. Paul Herzfeld beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen. Doch dabei gefährdet er nicht nur sich und seine Karriere, sondern auch das Leben seiner Familie.
Michael Tsokos ist Rechtsmediziner an der Charité und schreibt sehr realitätsnah, was mir persönlich sehr gefällt, da ich mir dadurch alles sehr genau vorstellen kann. Man mag sich fragen, wie sich ein Schriftsteller so etwas ausdenken kann. Aber in diesem Fall ist nicht alles ausgedacht, denn einige Dinge, die im Buch beschrieben werden, sind wirklich passiert.


Sophia/ Monacensia

Galiani Verlag, 109 Seiten

H.D. Walden: Ein Stadtmensch im Wald

Waldsterben, Waldbrand, Waldbaden, eine kleine Waldmeditation gefällig? Ja, der Wald, immer wieder ein großes Thema – vor allem natürlich für den Stadtmenschen. Doch was hat ein Stadtmensch im Wald zu suchen? „Als die Seuche ausbrach, zog ich mich ins Ruppiner Wald- und Seengebiet zurück“, so beginnt H.D. Walden* alias Linus Reichlin sein kleines Büchlein über seine frei gewählte Quarantäne in einer Waldhütte in freier Natur. Und hier dreht sich alles vorwiegend um die heimische Fauna, der sich der Autor mit äußerster Bedacht sowohl physisch als auch psychisch nähert. Dabei sind Handy und Internet, aber auch Bücher (Kultur!) stets gegenwärtig. Die Verarbeitung des Gesehenen und Erlebten erfolgt in einem Notizbuch. Die vorsichtige Öffnung des städtischen Schriftstellers zur Natur eröffnet diesem neue Perspektiven. Denn der Wald, per se wild und fremd, wird immer vertrauter und das rege Tierleben liefert charmante Ankedoten. Zum Schluss die Erkenntnis: „Ich komme wieder“. Denn jedem Zauber wohnt ein Anfang inne oder auch umgekehrt.

Josef/ Hadern
aus dem amerikanischen Englisch von Fritz Güttinger, Manesse Verlag, 595 Seiten,

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern

„Ein Stadtmensch im Wald“ ist zweifellos eine ironische Anlehnung an den amerikanischen Schriftsteller Henry David Thoreau und dessen Werk „Walden oder Leben in den Wäldern“ (1854), dem Klassiker der Aussteigerliteratur. Thoreaus Meisterwerk, als Ganzes eher schwer verdaulich, ist ein interessantes Buch zum Schmökern mit schönen und intelligenten Betrachtungen über Mensch und Natur. Das Büchlein von H.D. Walden bzw. Linus Reichlin mit seinen hübschen Illustrationen, empfiehlt sich als wunderbares Geschenk für alle Stadtbewohner*innen.

Josef/ Hadern

Wer noch mehr über den Titel von H.D. Walden wissen möchte, findet ihn auch in unserer Reading Challenge vom Juli mit dem Thema „Unter freiem Himmel“.


S. Fischer Verlag, 480 Seiten, auch als eBook und eAudio

John Ironmonger: Der Wal und das Ende der Welt

Die FAZ betitelt das Buch als „Kuschel-Dystopie“. Wer weiß, vielleicht braucht man in diesen Krisenzeiten ein neues Genre? Ich finde es trotz der Widersprüchlichkeit super getroffen!
„Kuschel“ – weil man sich von Anfang an heimisch fühlt im 307-Seelen-Dorf St.Piran in Cornwall mit seinen skurrilen Einwohnern, die alle das Herz am rechten Fleck haben. Jeder weiß hier, was jeder tut und alle zusammen erreichen Großes …
„Dystopie“ – weil da eine Riesenwelle auf dieses idyllische Fleckchen zurollt! Eine Pandemie samt Ölkrise… (kommt einem ja irgendwie bekannt vor). John Ironmonger schreibt herrlich britisch und die Situationskomik tut einfach gut inmitten dieses sich anbahnenden Infernos!
Zur Handlung: Ein junger nackter Mann wird angespült und dann strandet auch noch ein Wal. Ein sonderbarer Zufall? Die Bewohner des Dorfes stehen vor einem Rätsel. Und noch ahnt keiner, dass die nahende Katastrophe nicht nur das Dorf, sondern die ganze Welt betrifft.
Und mehr soll auch nicht verraten werden – spannend von Anfang an …

Sabine/ Hadern

Galiani Verlag, 158 Seiten, auch als eBook

Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes illustrirtes Thierleben

Was für ein außergewöhnlicher Titel! Darüber und über das auffallende Titelbild bin ich auf das Buch aufmerksam geworden.
Kat Menschik ist Illustratorin und hat diesem Buch die schönen Graphiken auf dem Cover, aber auch auf vielen Buchseiten verpasst. Und Mark Benecke? Der ist ein ziemlich bekannter Kriminalbiologe und befasst sich dadurch schon mal sehr gerne mit Insekten, aber auch mit vielen weiteren Tieren. Dieses Wissen hat er in einem Wissenschaftspodcast weitergeben und weil Kat Menschik diesen regelmäßig gehört hat, entstand irgendwann die Idee, daraus ein gemeinsames Buch zu machen.
Es ist ein schmales Bändchen aus dem Galiani-Verlag, in dem Mark Benecke erzählt, was er alles Kurioses über Tiere erfahren hat. Denn Tiere können ganz schön schräg sein und haben oft besondere Eigenschaften, von denen wir gar nicht wissen. Es geht um Silberfischchen, Vampirfledermäuse, Pfeilstörche, den rotbeinigen Schinkenkäfer – und nein, es geht nicht vordergründig um Gattung, Vorkommen, Nahrung und Eigenschaften, sondern Mark Benecke schreibt ganz locker über sein Wissen zu diesen Tieren, über besondere und auch sehr schräge Berichte und Begegnungen. So ist ein Büchlein entstanden, das man immer wieder zur Hand nehmen und ohne festen Zusammenhang lesen und durchblättern kann.

Birgit/ Neuhausen

Weitere Buchtipps zum Thema in englischer Sprache findet ihr hier auf Overdrive.


Reading Challenge 2021: Lesen verbindet!

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