Lesezeichen: Gute Kinderbücher!

Gute Kinderbücher gibt es viele – aber wie findet man in dem Überfluss die richtigen und lesenswerten und am besten auch noch pädagogisch wertvollen? Zum Glück haben wir bei der Münchner Stadtbibliothek jede Menge Expertinnen und Experten für alles Mögliche im Haus – unter anderem für Kinderbücher! Drei von ihnen – Antje, Diana und Martina – verraten euch ihre aktuellen Favoriten. Ein Klick aufs Cover führt euch direkt in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Bestellen.


Eine Empfehlung von Antje

Eulàlia Canal (Text) / Rocio Bonilla (Ill.): Drei sind keiner zu viel

Der Bär und das Murmeltier sind sehr dicke Freunde. Bis eines kalten Winternachmittags der Bär seine Freundin – die Ente – einlädt. Da schleicht sich der Schmerz der Eifersucht in die Blutlaufbahn des Murmeltiers – und es tut alles ihm Mögliche um diesen Besuch zu verhindern. Es lügt, verleugnet, ist gemein und böse. Zum Beispiel malt es ein Schild mit der Aufschrift: BITTE NICHT STÖREN! WIR SIND NICHT ZU HAUSE! Irgendwann, nach Stunden rast es stotternd schreiend, zu Tode erschrocken ins Haus, weil draußen vor der Tür im Schnee angeblich ein Gespenst steht. Doch das ist nur die Ente, vollkommen eingeschneit… Als der Bär nach draußen tritt und sie fragt, warum sie nicht geklopft hat, sagt die Ente: „Ich habe ein Frage, aber ich wollte nicht stören.“ Die Geschichte geht noch weiter und endet mit einem glücklichen Trio.

Das Buch ist unheimlich witzig, wir haben richtig gelacht. Ich musste es gleich mehrmals vorlesen, die beiden Mädchen (6 und 9 Jahre) konnten die einfachen Dialoge schnell auswendig. Und es dauerte nicht lange, und wir spielten die Geschichte. Mia nahm das Buch mit in die Schule und zeigte es ihrer Lehrerin mit dem Vorschlag dazu ein kleines Theaterstück zu proben. Die Lehrerin war sofort begeistert, nach ein paar Wochen gab’s eine kurze Schulaufführung mit dem Titel: „Drei sind keiner zu viel“. Selten, dass ein Bilderbuch solche Wellen schlägt.

Geeignet ist die Geschichte für alle Kinder ab 5, die schon einmal Erfahrung mit Eifersucht, Teilen, Dreier-Konstellation usw. gemacht haben.

Eulàlia Canal (Text) und Rocio Bonilla (Illustrationen): Drei sind keiner zu viel. Ellermann Verlag, 44 Seiten.


Sechs Tipps von Diana

Cornelia Funke: Das Buch, das niemand las

Bücher sind zum Lesen da und nicht nur, um hübsch im Regal zu stehen… Im neuen Bilderbuch von Bestsellerautorin Cornelia Funke (u.a. „Tintenherz“-Reihe, „Herr der Diebe“ oder „Die wilden Hühner“) geht es genau um dieses Thema. Morry, mit fünf Jahren ein noch sehr junges Buch, will nicht mehr länger nur im Bücherregal stehen – er will gelesen werden! Manch andere, viel ältere Bücher können dies nicht verstehen. Aber als Morry auf seiner Flucht aus der Bibliothek einem Kind vor die Füße fällt, könnte er glücklicher nicht sein: endlich ein Kind, dass in ihm liest. Und da ist es auch egal, dass das Kind klebrige Finger hat…

Für Kinder ab 4 Jahren. Dressler Verlag, 48 Seiten.

Tomoko Ohmura: Wieso geht’s hier nicht weiter?

Fünfzig verschiedene Fahrzeuge – vom Dreirad über das Wohnmobil, das Postauto, den BÜCHERBUS bis hin zum Kranwagen – stehen im Stau. Aber warum eigentlich? Von Seite zu Seite werden die Fahrzeuge größer und größer… Bis endlich klar ist, was den Stau verursacht hat: das Dinosaurierei ist in eine Grube gefallen und muss gerettet werden! Und prompt schlüpft das Dinobaby! Bereits in „Bitte anstellen“ hat Tomoko Ohmura kleine bis ganz große Tiere anstehen lassen – um auf dem Wal eine wilde Fahrt zu machen. Auch hier wird die Spannung von Seite zu Seite größer. Die abgebildeten Fahrzeuge bieten viele Sprechanlässe und man kann gemeinsam rätseln, was der Grund für den Stau sein mag…

Für Kinder ab 4 Jahren. Moritz Verlag, 44 Seiten, aus dem Japanischen von Ursula Gräfe.

Bernd Flessner, Peter Schilling und Stefan Lohr: Der kleine Major Tom

Der Sänger und Songschreiber Peter Schilling („Völlig losgelöst“) hat aus der Geschichte des Liedes eine Kinderbuchreihe gemacht. Gemeinsam mit Autor Bernd Flessner und Illustrator Stefan Lohr ist eine Science-Fiction-Reihe für Kinder ab 8 Jahren entstanden. Erschienen sind bereits die ersten vier Bände um den kleinen Tom, der mit seinem Vater (der ebenfalls Tom heißt), dem Mädchen Stella und der Roboterkatze Plutinchen auf der Raumstation Space Camp 1 lebt und viele Abenteuer erlebt. Farbige Illustrationen begleiten die Geschichte, die auch immer wieder Sachinformationen zum Weltraum vermittelt. Nicht nur für Jungs interessant.

Ab 8 Jahren. Bernd Flessner, Peter Schilling und Stefan Lohr: Der kleine Major Tom. Tessloff Verlag, 62 Seiten.

Usch Luhn: Luna Wunderwald

Luna ist mit ihren Eltern und den beiden Dackeln Daisy und Drago gerade erst ins Forsthaus Sommerwald gezogen, als sie heraus findet, dass sie mit Tieren sprechen kann, sobald sie auf einer Zauberflöte spielt. Usch Luhn legt hier erneut eine unterhaltsam und kindgerecht geschriebene Buchreihe für Mädchen ab 8 Jahren vor. Weitere Buchreihen der Autorin umfassen u.a. die „Nele“-Bücher oder „Ponyherz“. Große seitenübergreifende Illustrationen in schwarz-weiß begleiten die zauberhafte Geschichte um Luna und die Tiere des Waldes; zwei Bände sind bisher erschienen. Mit Tieren sprechen können – nicht erst seit „Die Schule der magischen Tiere“ von Margit Auer ein voller Renner bei Kindern!

Ab 8 Jahren. Ravensburger Verlag, 184 Seiten.

Jörg Mühle: Zwei für mich, einer für dich

Der Bär hat drei Pilze gefunden und freut sich schon sehr auf das leckere Mahl. Zuhause bereitet das Wiesel die Pilze zu, und dann geht es ans Genießen. Aber ohje, drei Pilze für zwei??? Wer bekommt den dritten Pilz? Es entbrennt ein lautstarker Streit, wer und warum den Pilz haben darf – am Ende löst sich das Problem, indem der vorbei kommende Fuchs den Pilz einfach wegschnappt. Und schon ist der Streit vorbei.

Jörg Mühles neues Bilderbuch überzeugt mit schönen Bildern und einer schön erzählten Geschichte vom Streit unter Freunden und vom Teilen. Vom selben Autor stammen auch die Pappbilderbücher mit dem Hasenkind („Nur noch kurz die Ohren kraulen“, „Badetag für Hasenkind“ und „Tupfst du noch die Tränen ab“), die absolut empfehlenswert sind für Kinder ab 2 Jahren!

Ab 4 Jahren. Moritz Verlag, 32 Seiten.

Ulf Stark und Charlotte Ramel: Meine kleine Schwester

Der kleine Junge hat ein Geschwisterchen bekommen: eine kleine Schwester. An dieses neue Familienmitglied muss er sich erst gewöhnen, denn zunächst kann sie ja nicht viel: „Sie kann essen, spucken und kacken. Und an meinem Daumen lutschen. Und LÄCHELN. Da wird man ganz froh. Und schlafen kann sie auch.“ Wie der kleine Junge liebevoll mit der neuen Schwester umgeht und sie umsorgt, davon erzählt Ulf Stark in seinem letzten Bilderbuch; 2017 starb der Autor. Die Illustrationen von Charlotte Ramel unterstreichen diese Geschwisterbeziehungy wunderbar und lassen einen die Liebe des großen Bruders für seine kleine Schwester spüren.

Für Kinder ab 3 Jahren. Klett Kinderbuch, 32 Seiten.


Und eine Empfehlung von Martina

Elana K. Arnold: Keine Angst vor Stinktieren

Bat ist begeistert, als seine Mutter ein winziges neugeborenes Stinktier mit nach Hause bringt. Der kleine Findling wird auf den Namen Thor getauft, und Bat zieht ihn liebevoll mit der Flasche auf. Am liebsten möchte er seinen neuen Freund als Haustier behalten. Damit Mama Ja sagt, kommt Bat auf die Idee, den Stinktier-Experten der USA zu kontaktieren, damit dieser ihm die richtigen Argumente dafür liefert. Ob das klappt?

Dass Bat Autist ist, wird nie genau gesagt, sondern nebenbei in die Handlung eingeflochten: da gibt es Missverständisse, wenn er manches zu wörtlich nimmt, er braucht geregelte Abläufe und will anderen nicht in die Augen schauen. Für Bats Umfeld ist das in Ordnung, er darf so sein, wie er ist, und diese gegenseitige Wertschätzung aller Figuren macht das Buch zu etwas Besonderem. Zusätzlich erfahren Kinder auch noch etwas über Stinktiere und dass man sie unter Umständen tatsächlich als Haustiere halten kann.

Eine wunderbar realistische, eher ruhige und warmherzige Alltagsgeschichte für alle, die Tiere mögen – und welche Kinder mögen keine?

Ab 8 Jahren. Carlsen Verlag, 144 Seiten.


Featured Image: Aaron Burden / Unsplash

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