Apple & Google, Marx & Engels, Einstein & Freud: Elf Sachbuch-Tipps

Die Welt ist in Bewegung, und darüber wollen wir mehr wissen und erfahren. In regelmäßigen Abständen pickt deshalb unser Sachbuchlektor für euch die besten und interessantesten Bücher aus der Masse an Neuerscheinungen heraus. Diesmal im Fokus: die Digitalisierung, die USA, der Marxismus und wie immer die Frage nach der Möglichkeit einer besseren Welt. Ein Klick aufs Cover führt euch in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen und Bestellen.


Scott Galloway: The Four – Die geheime DNA von Amazon, Apple, Facebook und Google

„Die vier apokalyptischen Reiter“ – so bezeichnet Marketing-Guru Galloway Amazon, Apple, Facebook und Google. Diese Tech-Giganten haben nicht nur neue Geschäftsmodelle entwickelt. Sie haben die Regeln des Wirtschaftslebens und die Voraussetzungen für Erfolg neu definiert. Wer im digitalen Zeitalter erfolgreich sein will, muss zwingend verstehen, wie diese vier Unternehmen die erfolgreichsten und einflussreichsten Organisationen der Geschichte wurden. Und er muss zumindest erahnen, was sie als Nächstes vorhaben könnten … (Text: Verlag)

Plassen Buchverlage, 320 Seiten, aus dem Englischen von Egbert Neumüller


Jürgen Herres: Marx und Engels – Porträt einer intellektuellen Freundschaft

Hört man den Namen Engels, denkt man an Marx – umgekehrt ist das keineswegs so. Es wird also Zeit, den historischen Blick auf beide Denker gleichermaßen zu richten. Immerhin war Engels nicht nur Marx’ wichtigster Gesprächspartner und Coautor, sondern schrieb sogar Artikel unter dessen Namen. Selbst das Kapital konnte nur erscheinen, weil Engels es aus den Manuskripten seines mitten in der Abfassung verstorbenen Freundes zusammenstellte.

Jürgen Herres erzählt anschaulich von den oftmals außergewöhnlichen Umständen dieser politischen wie wissenschaftlichen Zusammenarbeit und Freundschaft. Sein Buch gibt spannende Einblicke nicht nur in die Entstehungsgeschichte des Marxismus. Es schildert darüber hinaus das bewegte Familien- und Arbeitsleben der beiden gegensätzlichen Theoretiker, das sie von Trier bzw. Wuppertal nach Paris, Brüssel, Köln, Manchester und schließlich ins London des 19. Jahrhunderts führte. (Text: Verlag)

Reclam Verlag, 314 Seiten


Rolf Hosfeld: Karl Marx – Philosoph und Revolutionär. Eine Biographie

Das Werk des Philosophen Karl Marx zieht noch immer viele Tausende Leser in seinen Bann – im Jahr seines 200. Geburtstags mehr denn je. Warum ist zeitweise fast die Hälfte der Menschheit seinen Ideen gefolgt? Rolf Hosfeld bringt uns den gescheiterten Revolutionär und sein umstrittenes wie grundlegendes Werk nahe. Er wirft einen unverstellten Blick auf das unruhige Leben des Philosophen und Politikers, auf die Irrtümer und Fehleinschätzungen ebenso wie auf die bahnbrechenden Ideen. (Text: Verlag)

Das Buch erschien zuerst 2009 bei Piper unter dem Titel „Die Geister, die er rief. Eine neue Karl-Marx-Biografie“.

Pantheon Verlag, 272 Seiten


Kathrin Hartmann: Die grüne Lüge – Weltrettung als profitables Geschäftsmodell

Greenwashing, also das Bemühen der Konzerne, ihr schmutziges Kerngeschäft hinter schönen Öko- und Sozialversprechen zu verstecken, ist erfolgreicher denn je. Aber jenseits der grünen Scheinwelt schreitet die Zerstörung rapide fort. Laut dem Global Foodprint Network lebt die Weltbevölkerung derzeit so, als hätte sie 1,6 Erden zur Verfügung. Würden alle auf der Welt so konsumieren, wie es Menschen in reichen Ländern wie Deutschland tun, bräuchte es 3,1 Erden, um den „Bedarf“ zu decken. Der Verbrauch pflanzlicher, mineralischer und fossiler Rohstoffe hat sich zwischen 1980 und 2010 von 40 auf 80 Milliarden Tonnen verdoppelt. Die Artenvielfalt nimmt ab, Wälder schwinden, Böden degradieren, Emissionen steigen und der Hunger wächst.

Alle wissen das. Trotzdem hält Greenwashing jedweder Aufklärung stand. Je gebildeter die Zielgruppe, je schädlicher das Produkt ist und je absurder das daran geknüpfte Öko-Versprechen, je offensichtlicher also die grüne Lüge ist, desto eher wird sie geglaubt. Doch die Menschen wehren sich weltweit gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Wie der peruanische Bauer Saúl Luciano Lliuya, der den Energiekonzern RWE vor einem deutschen Gericht verklagt. (Text: Verlag)

Rezension im Deutschlandfunk

Blessing Verlag, 240 Seiten


John Higgs: Einstein, Freud und Sgt. Pepper – Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts

Alles hat sich geändert, als der Zeiger des Weltalters von 19 auf 20 sprang. Auf fast allen Gebieten wurden im 20. Jahrhundert Entdeckungen gemacht oder Ideen entwickelt, die unser Bild vom Universum und von uns selbst auf den Kopf gestellt haben. Alles schien neu, nichts unmöglich: Maschinen, die denken, Hunde im Weltall und Menschen auf dem Mond. Alte Gewissheiten büßten ihre Geltung ein, hergebrachte Autoritäten verloren ihre Macht. Die Welt wollte kein Zentrum mehr kennen.

Auf ganz eigene Weise führt John Higgs durch dieses Jahrhundert der Genies und Gurus. Er erläutert die Relativitätstheorie anhand eines fallenden Würstchens, erzählt von Satanisten im Raumfahrtprogramm der Amerikaner und geht der Frage nach, ob ein Schmetterling in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann. (Text: Verlag)

Rezension der englischen Originalausgabe bei The Globe And Mail

Suhrkamp Verlag, 379 Seiten. Aus dem Englischen von Michael Bischoff


Allen Frances: Amerika auf der Couch. Ein Psychiater analysiert das Trump-Zeitalter

Allen Frances warnt davor, die Wahl Trumps als Ausnahmefall oder Ausrutscher zu betrachten und nicht als Spiegelbild unserer Demokratie. Denn wir müssen uns mit der Frage beschäftigen, was seine Wahl über den Zustand der USA aussagt. In der Psychiatrie wird eine Wahnidee oder ein Irrglaube als eine tief sitzende, abwegige Überzeugung definiert. Und an genau solchen wahnhaften Überzeugungen hält die amerikanische Gesellschaft fest – aber auch viele andere westliche Gesellschaften. Lieber begegnen wir der bedrohlichen Realität mit Verleugnung, Wunschdenken und abwegigen Verhaltensweisen. Doch die Einsicht, dass wir uns selbst ein tiefes Loch graben, ist der erste und unerlässliche Schritt, um aus ihm herauszuklettern.

Der Job eines Psychiaters ist es, Patienten zu helfen, aus ihren Fehlern zu lernen, das Irrationale ihres Denkens freizulegen und den Teufelskreis selbstzerstörerischen Verhaltens zu beenden. Diesen Heilungsprozess braucht nicht nur der Einzelne, sondern die gesamte westliche Welt. Denn wir müssen uns dem Wahnsinn in unserer Gesellschaft stellen – bevor es zu spät ist. (Text: Verlag)

Radiokritik auf SWR2

Dumont Verlag, 420 Seiten. Aus dem Englischen von Kathrin Bielfeldt und Jürgen Bürger


Jan Philipp Burgard: Ausgeträumt, Amerika? Unterwegs in einem gespaltenen Land

Mehr als ein Jahr lang reist ARD-Korrespondent Jan Philipp Burgard kreuz und quer durch Amerika und spricht mit den Menschen. Wie leben sie einem Land, das mehr denn je gespalten ist zwischen Arm und Reich, Stadt- und Landbevölkerung, afroamerikanischen, lateinamerikanischen und weißen Bürgern?
Amerika ist ein Land voller Widersprüche. Es kämpft mit Herausforderungen wie Armut, Rassismus, Strukturwandel und Klimawandel. Die Zukunftsängste wachsen. Burgard will wissen, wie es den Menschen jenseits der politischen Klasse geht. Er hört sich um bei den Hillbillys in West Virginia, entlang der Route 66, in Las Vegas und in Silicon Valley. Er trifft Cowboy-Kids in Texas, einen Sheriff an der Grenze zu Mexiko, Arbeiter in Kentucky, Umweltaktivisten in Alaska, Politiker und Journalisten in Washington.

Ist der amerikanische Traum ausgeträumt, oder gibt es ihn noch irgendwo? Burgards mitfühlende Reportagen aus dem ewigen Eis Alaskas bis in die Wüste Arizonas, von den Bergen Montanas bis an die Strände Kaliforniens machen ein Land wieder fassbar, das uns immer fremder geworden ist. (Text: Verlag)

Rowohlt Verlag, 208 Seiten


Volker Kitz: Meinungsfreiheit! Demokratie für Fortgeschrittene

Darf man in Deutschland alles sagen, was man denkt? Und ist das schon Demokratie? Meinungsfreiheit ist das Kerosin der freien Welt. Doch sie funktioniert nur, wenn wir sie richtig nutzen. Dieses Buch ist eine Gebrauchsanweisung. Es enthält Demokratie für Fortgeschrittene in zwölf Lektionen – eine Einladung, unsere Freiheit zu verteidigen.

Gerade in turbulenten Zeiten sollte sich jeder Demokrat mit Fragen wie diesen beschäftigt haben: Was ist eine Meinung? Wie viele Wahrheiten gibt es? Wo endet die Meinungsfreiheit? Welchen Beitrag kann ich zu einer freien Gesellschaft leisten? Denn Rechthaben allein macht noch keinen Demokraten, sagt Bestsellerautor Volker Kitz. Wahre Demokratie bedeutet, Gegensätze nicht nur zuzulassen – sondern an einer Gesellschaft zu arbeiten, in der sie friedlich miteinander existieren. (Text: Verlag)

Essay von Volker Kitz über Toleranz und Demokratie (zeit.de)

S. Fischer Verlag, 128 Seiten


Andreas Platthaus: Der Krieg nach dem Krieg. Deutschland zwischen Revolution und Versailles 1918/19

Der September 1918 sollte endlich den Sieg bringen. Mit der letzten großen Offensive des deutschen Heeres setzt Andreas Platthaus’ packende Darstellung ein, in der er die Zeit vom Herbst 1918 bis zum Sommer 1919 als einen einzigen großen Gewaltzusammenhang erzählt. Denn mit dem Waffenstillstand war der Krieg keineswegs beendet. Die Zeitgenossen erlebten, wie eine Welt umgestürzt wurde, und sie stritten mit allen Mitteln um die Frage, was nun kommen sollte: eine kommunistische Volksherrschaft? Eine gemäßigte Republik? Und wie sollte die Nachkriegsordnung aussehen? Die Hoffnungen auf einen Großen Frieden nach dem Großen Krieg zerschlugen sich, am Ende stand der diktierte Frieden von Versailles.

2018 jährt sich der eigentliche Beginn des „kurzen“ 20. Jahrhunderts zum hundertsten Mal. Mit den Jahrestagen von Waffenstillstand, Novemberrevolution, Republikgründung, Münchner Räterepublik und Versailles schildert Andreas Platthaus den Krieg nach dem Krieg und den Anfang einer schrecklichen Moderne. Die packende Analyse jenes historischen Moments, in dem für einen Augenblick alles möglich schien – bevor auf verhängnisvolle Weise die Weichen für die Zukunft gestellt wurden. (Text: Verlag)

Rowohlt Verlag, 448 Seiten


Andreas Rostek (Hg.): POLSKA first. Über die polnische Krise.

Was ist los in Polen? Wenn wir über die Lage im Land reden, sagt der Warschauer Politologe Klaus Bachmann, „dann ist die beste Bezeichnung für dieses System ‚Obrigkeitsstaat’.“ Sein Kollege Piotr Buras sieht eine „De-Europäisierung“ der polnischen Innen- und Außenpolitik. Der Polen-Korrespondent Jan Pallokat beobachtet: „Während PiS in Deutschland eher für ihre nationalistische Ideologie und Alleingänge in der EU wahrgenommen wird, wirkt die Partei nach innen ganz konkret: Sie kümmert sich.“ Und die Publizistin Kaja Puto sagt, die These, dass die jungen Polinnen und Polen sich nach rechts bewegt haben, sei richtig – „aber damit ist das Thema nicht erschöpfend geklärt“. Sie erklärt es. Fünfzehn Autorinnen und Autoren analysieren die Krise des wichtigsten EU-Lands im Osten Europas. (Text: Verlag). Mit Beiträgen von Klaus Bachmann und 15 anderen. (Text: Verlag)

Rezension im Deutschlandfunk

edition fotoTAPETA, 240 Seiten


Nivedita Prasad (Hrsg.): Soziale Arbeit mit Geflüchteten. Rassismuskritisch, professionell, menschenrechtsorientiert

Die Themen „Flucht und Migration“ sind historisch und gegenwärtig eng verknüpft mit professioneller Sozialer Arbeit. Das Lehrbuch diskutiert rassismuskritische Ansatz- und Diskussionspunkte der Sozialen Arbeit im Umgang mit Thema Flucht und macht Vorschläge zu einem professionellen ethisch basierten und damit mandatskonformen Umgang mit Geflüchteten in der Sozialen Arbeit. Rassismuskritisch, Professionell, Menschenrechtsorientiert umgehen mit Geflüchteten in der Sozialen Arbeit – dieses Buch erklärt praxisorientiert und fundiert, wie das gelingen kann. (Text: Verlag)

Verlag UTB, 300 Seiten


Featured Image: Sicht auf Chicago von Fineas Anton / Unsplash

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