Noble Medientipps im April
Sämtliche Folgen von Bridgerton kann man schon mitsprechen und selbst der Kinostart des neuen Downton Abbey Films kann den Hunger nach aristokratischem Drama nur kurzfristig stillen? Dann kommen diese blaublütigen Empfehlungen aus unserem Bestand ja genau zur richtigen Zeit.
Alle vorgestellten Medien können bei uns entliehen werden. Ein Klick aufs Cover führt direkt zum Eintrag in unserem Onlinekatalog.
Zurück nach Downton Abbey
Julian Fellowes: Snobs
England ist eine Klassengesellschaft – das hat man schon gehört und oft auch eine gewisse Vorstellung davon, was das bedeutet. Wenn man tiefer in das Thema einsteigen möchte, dann kann man zu einer soziologischen Studie greifen – oder einige äußerst unterhaltsame Stunden mit Julian Fellowes‘ Roman Snobs verbringen.
Stefanie / Stadtbibliothek Laim
Julian Fellowes, eigentlich Julian Alexander Kitchener-Fellowes, Baron Fellowes of West Stafford, ist Spross einer hochrangigen Diplomantenfamilie und studierte in Cambridge und an der angesehenen Webber Douglas Academy of Dramatic Art. Er ist verheiratet mit einer Hofdame und als Mitglied der Conservative Party Mitglied im britischen Oberhaus. Kurz: Der Mann kennt die britische Oberschicht aus erster Hand.
Als Autor und Drehbuchschreiber mit einem herrlichen Gefühl für feine Ironie, für präzises Timing und pointierte Dialoge nutzt er dieses Wissen für meist liebevoll-ironische, manchmal subtil boshafte Geschichten aus der englischen Gesellschaft. Er schrieb das Drehbuch zu Gosford Park (2001) und er war es, der die Idee und einen Großteil der Drehbücher zur Kultserie Downton Abbey lieferte.
Im Mittelpunkt seines Romans Snobs steht Edith, Tochter einer wohlhabenden Mittelschicht-Familie. Ebenso wie ihre Eltern fühlt Edith sich magisch angezogen vom Glanz des adeligen Herrenhauses Broughton Hall, das, obwohl in unmittelbarer ländlicher Nachbarschaft, zunächst unerreichbar scheint. Aber Edith ist eine typisch englische Schönheit mit großen Augen und Porzellanteint, und es gelingt ihr, den schüchternen und etwas ungeschickten Lord Charles Broughton zu umgarnen. Das Happy End als Lady Broughton ist aber leider nur der Anfang, und Ediths Traum erweist sich mehr und mehr als Alptraum: Die subtilen Rituale der Oberschicht stempeln sie immer wieder zur Außenseiterin, ihre Schwiegermutter versprüht feines Gift wie edles Parfum, und das Landleben, die immer gleichen Dinners mit den immer gleichen Gesprächsthemen, langweilen Edith schon bald zu Tode, ebenso wie ihr Mann, der sich als ein freundlicher, loyaler Ehemann, aber eher schlichter Geist erweist.
Als auf Broughton Hall ein Film gedreht wird und der atemberaubend gutaussehende Hauptdarsteller ein Auge auf die Dame des Hauses wirft, nimmt ein Drama seinen Lauf, das schon bald die Klatschspalten der Yellow Press füllen wird …
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht eines Bekannten der Familie Broughton; als eine Art Wanderer zwischen den Welten kennt er die adelige Gesellschaft, und als nicht unmittelbar Beteiligter schildert er die Ereignisse in dem für Fellowes so typischen Ton leise amüsierter Ironie – highly entertaining und very british.
Highclere – Das echte Downton Abbey
Downton Abbey gibt es nicht wirklich, wohl aber das Schloss, in dem die Serie gedreht wurde. Highclere Castle liegt in North Hampshire, ist bis heute im Familienbesitz und wird auch noch zeitweise von Mitgliedern der Familie Carnarvon bewohnt. Wer mehr über das Leben im Schloss und die tatsächliche Geschichte des Anwesens und seiner Bewohner*innen erfahren möchte, findet in diesen Büchern die perfekte Hintergrundlektüre.
Bridgertons wohin man sieht
Mindestens ein Jahr wird es dauern, bis die zahlreichen Mitglieder der Familie Bridgerton wieder über unsere Bildschirme flimmern und sich für die nächste Ballsaison in Schale werfen werden. Fans, die bereits jetzt ungeduldig zwischen Ankleidezimmer und Salon hin- und hertigern, müssen aber nicht unbedingt so lange warten, um zu erfahren, wie es weitergeht. Wir haben schon jetzt sämtliche Bücher der Reihe, inklusive der Vorgeschichte, in unserem Bestand.
Adel verpflichtet
Ein Herz und eine Krone (1953) Regie: William Wyler
Meine Empfehlung zum Thema „Adel verpflichtet“: der Filmklassiker Ein Herz und eine Krone. Darin hat die Kronprinzessin eines fiktiven Fürstentums die Nase voll von Hofetikette und der Bevormundung durch Kammerzofen und Protokollchefs. Und so büxt sie auf einer Europareise nachts in Rom aus dem Palazzo Barberini aus. Übermüdet schläft sie auf einer Parkbank ein und wird von dem amerikanischen Reporter Joe Bradley aufgelesen. Der hält die Ausreißerin zunächst für eine Stadtstreicherin, nimmt sie mit in sein winziges Appartement und überlässt ihr sein Bett. Bald erkennt er aber wer die bildhübsche junge Frau mit den guten Manieren wirklich ist und wittert die Story seines Lebens… Ein Herz und eine Krone spielt im Rom der 50er Jahre, ist märchenhaft-romantisch ohne kitschig zu sein und bezaubert mit italienischem Flair, Humor und leiser Ironie. Getragen wird der Film aber vor allem durch den Charme von Gregory Peck und Audrey Hepburn, die für ihre erste Hauptrolle auch gleich mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
Isabel / Stadtbibliothek Hadern
Adel verpflichtet (1949) Regie: Robert Hamer
Bei „Adel verpflichtet“ denke ich sofort an den gleichnamigen Film aus den 40er Jahren, den ich sehr makaber-humorvoll in Erinnerung habe. Darin bringt Louis, der xte Herzog von Chalfont, sehr viele Anverwandte, die in der Thronfolge vor ihm stehen, um die Ecke. Seine Mutter ist einst mit einem italienischen Sänger durchgebrannt und wurde deshalb aus der Familie verstoßen. Louis Mutter hat ihm dennoch perfekte Manieren beigebracht, falls der Junge doch irgendwann Herzog von Chalfont werden sollte. Doch da die Verwandtschaft nicht freiwillig stirbt, hilft Louis kurzentschlossen nach, lässt alles wie natürliche Todesfälle aussehen und rückt so Stück um Stück seinem Ziel näher. Eine Sache berücksichtigt er dabei allerdings nicht…
Birgit / Stadtbibliothek Neuhausen
Schwarzer Humor, schwarz-weiße Bilder, gut erzählte Geschichte – was will man mehr? Absolute Empfehlung.
Elena Hell, Robert Krause: Sisi Das dunkle Versprechen
Eigentlich ist Franz Joseph von Österreich bereits ihrer Schwester versprochen, doch als Sisi ihm begegnet, fühlt sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Um zusammen sein zu können, muss vor allem Sisi zunächst einige Widerstände überwinden, doch dann scheint der strahlenden Zukunft des jungen Kaiserpaars nichts mehr im Wege zu stehen. Doch Sisi fällt es zunehmend schwer, die eigenen Bedürfnisse und die Erwartungen, die an sie herangetragen werden, in Einklang zu bringen. Außerdem muss sie feststellen, dass ihr geliebter Franz auch seine dunklen Seiten hat.
Nadine / Stadtbibliothek Berg am Laim
Eine kleine Warnung – dieser Roman ist nichts für Liebhaber*innen historischer Genauigkeit. Das Autorenduo nimmt sich bei der Charakterisierung der Figuren erhebliche Freiheiten und hält sich nur lose an tatsächliche Ereignisse. So entsteht zwar keine detailgetreue Nacherzählung von Sisis Leben, so wie es historischen Quellen entnommen werden kann, wohl aber ein mitreißendes Kostümdrama, das beim Lesen mindestens so spannend und unterhaltsam ist wie die gleichnamige Miniserie.
Die Regency-Queen
Wenn es um Schilderungen romantischer Verwicklungen in britischen Landadelskreisen geht, stets versehen mit einem leicht ironischen Unterton, ist und bleibt Jane Austen wohl die unangefochtene Nummer 1. Ihre scharfe Beobachtungsgabe und entsprechend treffende Charakterisierung ihrer Mitmenschen wurde häufig nachgeahmt, aber selten erreicht. Sie selbst hat zwar nur ein verhältnismäßig schmales Werk hinterlassen, ihre Figuren und Geschichten sind jedoch so häufig neu interpretiert und weitererzählt worden, dass Austen-Liebhaber*innen der Nachschub so bald nicht ausgehen wird. Wie würde Elisabeth Darcy wohl auf einen Mord vor ihrer Haustür reagieren? Welches Leben würde Emma Woodhouse heutzutage führen? Und wie wäre es, wenn man Mr. Darcy tatsächlich treffen könnte? Die Neufassungen mögen nicht ganz ans Original heran reichen, aber sie liefern neue Blickwinkel auf Altbekanntes – wer noch etwas länger in Adelskreisen verweilen möchte, ist hier genau richtig.
Quicktipp
In der NAXOS Music Library gibt es für jede Epoche die passende musikalische Begleitung für den Ball bei Hofe.