Große Dramen – nachhaltig und persönlich

Doris hoch 5: Lieblingsbücher im September

Regelmäßig stellt euch unsere Belletristik-Referentin Doris eine Auswahl ihrer Lieblingsbücher vor: bemerkenswerte Romane, jenseits von Bestsellerlisten und Amazon-Fünf-Sterne-Bewertung, die das Lesen lohnen, weil sie neue Perspektiven eröffnen, unerhörte Geschichten erzählen, Ausnahmen auf dem Buchmarkt darstellen. Für mehr Bibliodiversität und Vielfalt im Regal!

Piper, 467 Seiten,
aus dem Amerikanischen von Werner Löcher-Lawrence

Augustus Rose: Philadelphia Underground

Lee Cuddy ist auf der Flucht. Hat ihre Freundin Edie ihr wirklich das Koks untergeschoben und sie so in den Jugendknast gebracht? Jetzt ist Edie verschwunden, und dahinter scheint die obskure Société Anonyme zu stecken. Ein literarischer Thriller, vielschichtig, unverfroren und so wild, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen will. Augustus Rose verfasst neben literarischen Texten auch Drehbücher und lehrt literarisches Schreiben an der University of Chicago. „Philadelphia Underground ist ein gleichermaßen rätselhaftes wie süchtig machendes Buch. Der Debütroman des US-Amerikaners hat alles, was einen Pageturner ausmacht, aber bietet weit mehr als bloße Unterhaltung.“ (Roana Brogsitter, Bayern 5)


Schöffling, 249 Seiten

Jana Scheerer: Das Meer in meinem Zimmer

Als Jolandas Vater Pax kurz vor ihrem Abitur stirbt, weigert sich ihre Mutter, seinen Tod zu akzeptieren. Verwirrt und wie gelähmt spielen Jolanda und ihre jüngere Schwester Lilli das Spiel mit. Doch die künstliche Normalität ist brüchig. „Das Meer in meinem Zimmer“ erzählt von einer Familie, die ihr Zentrum verliert und sich neu finden muss – alle zusammen und jede für sich allein. Jana Scheerer, geboren 1978 in Bochum, lebt in Berlin. „Man hört Jolanda denken, sprechen, fühlen: Diese beim Lesen entstehende Nähe ist der Kompass, der einen durch dieses Buch führt. Wie durchs Watt, bevor die Flut kommt.“ (Peter Helling, „Buch des Monats Juli, NDR Kultur)


DuMont, 496 Seiten,
aus dem Japanischen von Katja Busson

Mieko Kawakami: Brüste und Eier

Rasant und radikal widmet sich Mieko Kawakami der Diskriminierung von Frauen und damit einhergehenden Fragen nach sozialem Geschlecht, Schönheitsnormen sowie dem Alterungsprozess des weiblichen Körpers. Die Autorin, 1976 in Osaka geboren, begann ihre Karriere als Sängerin und Songschreiberin, bevor sie 2007 ihr literarisches Debüt vorlegte. „Einer der hellsten Sterne am japanischen Literaturhimmel, der bald die ganze Welt zum Strahlen bringen wird. Kawakami ist sowohl eine Schriftstellerin als auch eine Unterhalterin, eine Intellektuelle und eine sich ständig weiterentwickelnde Stilistin, die es gleichzeitig schafft, sehr lesbar zu schreiben und ungemein beliebt zu sein.“ (Japan Times)


Suhrkamp, 395 Seiten,
aus dem amerikanischen Englisch von Nikolaus Stingl

Ben Lerner: Die Topeka Schule

Adam Gordon geht auf die Topeka High School und ist ein beliebter Typ, cool und ein bekannter Debattierer. Seine Freundschaft mit dem Außenseiter Darren hat desaströse Folgen. Ben Lerner erzählt vom drohenden Zusammenbruch privater und öffentlicher Rede und unserer heutigen Gesellschaft – davon, wie es so weit gekommen ist und wo es mit uns hingehen könnte. Der 1979 in Topeka, Kansas, geborene Autor ist Professor für Literatur am Brooklyn College. „Wenn der Roman en détail von der fundamentalen Orientierungslosigkeit erzählt, die weiße, privilegierte Jungs in den Neunzigern in abgrundtiefe Krisen stößt, ist er nichts Geringeres als ein literarisches Phänomen.“ (Felix Stephan, Süddeutsche Zeitung)


Guggolz, 333 Seiten,
aus dem Lettischen und mit einem Nachwort
von Berthold Forssman

Edvarts Virza: Straumēni

Der Autor beschreibt ein Jahr auf dem zemgalischen Gehöft Straumēni Mitte des 19. Jahrhunderts, verknüpft Kindheitserinnerungen mit Erzählungen seiner Großeltern und folgt dem Takt der Natur. Edvarts Virza wurde 1883 auf dem zemgalischen Land bei Iecava geboren. Während der Sowjetzeit fielen seine Schriften der Zensur zum Opfer. Nur wenige Monate vor der Sowjetischen Okkupation Lettlands starb er 1940 in Riga. „Edvarts Virza greift bei seiner Suche nach lettischer Identität beeindruckender-weise nicht auf patriotische oder nationalistische Versatzstücke zurück. Sein Ideal ist der geschlossene Kosmos einer Schöpfung, in der auch die Jahreszeiten als Lebewesen erscheinen.“ (Jörg Plath, FAZ)


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beitragsnavigation: