Wahre und traumhafte Entdeckungen

Gute Bilderbücher im September

Gute Kinderbücher gibt es viele, aber in dem Überfluss sind die richtigen und lesenswerten und am besten auch noch pädagogisch wertvollen oft schwer auszumachen … Zum Glück verrät unsere Kinder- und Jugendbuchbibliothekarin Diana aus der Stadtbibliothek Bogenhausen jeden Monat ihre aktuellen Favoriten.

360 Grad Verlag, 32 Seiten

Tony Ross: Kleine Prinzessin – Ich will eine Gute-Nacht-Geschichte

Die kleine Prinzessin liebt es, wenn ihr Vater, der König, am Abend zum Einschlafen eine Geschichte erzählt. Doch eines Abends kann der König nicht und so übernehmen das Erzählen zuerst die Königin, dann der Admiral, der Koch, der General und weitere – doch keine der erzählten Geschichten ist so gut wie die, die der König immer erzählt. Die kleine Prinzessin wird immer wütender und will absolut nicht einschlafen. Da hat die Magd eine Idee: Sie bringt die Prinzessin in die Bibliothek und zeigt ihr alle die vielen Bücher mit Geschichten drin. Die Prinzessin ist erst skeptisch, da sie noch nicht lesen kann. Als sie aber bei den Büchern auch die Geschichte entdeckt, die ihr Vater immer erzählt, ist sie Feuer und Flamme. Ein Buch nach dem anderen trägt sie (mit Hilfe der Magd) in ihr Zimmer und kann gar nicht aufhören, darin zu schmökern…

Die Geschichten von der kleinen Prinzessin gibt es schon seit den 1980ern. Jetzt wurden einige Bilderbücher neu aufgelegt, so auch dieses über das Thema Lesen und Vorlesen. Einfach schön, wie hier der Zauber eines guten Buchs und einer tollen Geschichte nahe gebracht wird. Bunt und mit aussagekräftigen Illustrationen des Autors Tony Ross eine klare Empfehlung besonders zum Vorlesen vorm Zubettgehen. 🙂

Für Kinder ab 3 Jahren.


Berlin Verlag, 32 Seiten.
Aus dem Englischen von Kathrin Köller

Davina Bell: Was du nicht alles kannst!

Der Titel zeigt, worum es geht: Kinder können super malen, tanzen, neues ausprobieren und Grimassen schneiden. Sie sind neugierig, fantasievoll und verträumt. Sie spielen gerne mit anderen Kindern, sind aber auch gerne mal für sich allein.

Sie und du und er sind smart, ich, wir alle – auf unsere Art. Und niemand kann ganz haargenau… dasselbe wie du – so gut, so schlau.

Ein tolles Plädoyer über die Einzigartigkeit (nicht nur) von Kindern. Und ein Buch, das zeigt, dass jede*r etwas kann, auch wenn man mal das Gefühl hat, dass es nicht so sei. Dass jede*r seine eigenen Stärken und Vorlieben hat und haben darf. Und dass es nicht immer nur darum geht, in allem der Beste und Schnellste zu sein.

Die Kinder sind realitätsnah abgebildet, d.h. es sind Kinder mit unterschiedlichen Haut- und Haarfarben, Mädchen und Jungen gleichermaßen, und auch Kinder, die eine Gehhilfe benutzen oder eine Brille tragen. Die Illustrationen von Allison Colpoys sind mehrheitlich in Orange-, Blau- und Grüntönen gehalten und bieten viele tolle Einzelheiten, die man entdecken kann. Die Übersetzung aus dem Englischen von Kathrin Köller ist sehr gelungen und transportiert in Reimform die vielen Stärken der Kinder mit den dazu passenden Illustrationen wunderbar.

Die Autorin Davina Bell war lange Zeit bei Penguin Book in Australien für Kinderbücher zuständig. „Was du nicht alles kannst!“ ist das zweite ihrer Bücher, das auf Deutsch erscheint. Ein in jeglicher Hinsicht sehr empfehlenswertes Buch, auch für den Einsatz in Kitas und Grundschulen wunderbar geeignet. Da hofft man, dass bald auch ihre anderen Bücher in Deutsch erscheinen…

Für Kinder ab 4 Jahren


Loewe Verlag, 32 Seiten

Cornelia Funke: Der Bücherfresser

Stens Großvater ist verstorben und hat seiner Familie seine vielen Bücher vererbt sowie eine kleine Holzkiste, die nur für Sten gedacht ist und die er heimlich öffnen soll. Als er die Kiste vorsichtig öffnet, findet er ein Pelzschwein: den Bücherfresser. Dieser frisst gerne Bücher und kann so die Geschichten nacherzählen. Stens Großvater hatte früher selbst gerne gelesen, doch als er nicht mehr so gut sehen konnte, gab er dem Bücherfresser die Bücher und ließ sich die Geschichten später nacherzählen. Sten ist zwar eigentlich kein großer Fan von Büchern und vom Lesen, aber durch den Bücherfresser taucht er voller Begeisterung in die Welt der Bücher und ihre Geschichten ein!

Cornelia Funkes Geschichte vom Bücherfresser erschien bereits 2004 als Teil eines Erzählbands. Nun gibt es diese fantastische Geschichte erstmals als Bilderbuch. Die oft zweiseitigen bunten Illustrationen von Annette Swoboda geben das Erzählte bis ins kleinste Detail toll wieder und laden zum Entdecken ein. Eine schöne Geschichte über den Zauber von Büchern und Geschichten.

Für Kinder ab 4 Jahren.


Gerstenberg Verlag, 28 Seiten

Sharon Rentta: Eisbärin Ella im Amazonas

Eisbärin Ella hat die Begeisterung für Pflanzen von ihrem Opa Rudi, einem Pflanzenforscher, geerbt. Da es aber in der Arktis kaum Pflanzen gibt, macht sich Ella auf den Weg in den Amazonas. Eine „Singende Orchidee“ will sie entdecken, die einzige Pflanze, die ihr Opa nie gefunden hat. Die anderen Arktisbewohner halten sie für verrückt, doch Ella lässt sich nicht aufhalten…

Ella ist eine abenteuerlustige und mutige Entdeckerin, die einen sehr weiten Weg auf sich nimmt für ihre Mission. Das Bilderbuch ist inspiriert von drei berühmten Pflanzenforscherinnen, die am Ende des Buchs kurz vorgestellt werden. Die großflächigen und detailreichen Illustrationen der Autorin sind bunt und wirken sehr lebendig. Fast meint man, mit Ella im Regenwald zu sein! Eine lustige, turbulente und spannende Geschichte.

Für Kinder ab 4 Jahren.


Jumbo Verlag, 44 Seiten

Rocio Bonilla: Mein außerirdischer Freund

Ein kleiner Junge freut sich über den Austauschschüler, der für einige Zeit bei ihnen wohnen wird. Dieser Austauschschüler kommt von weit her: Er ist ein kleiner grüner Außerirdischer mit Brille. Doch rasch findet der Junge den Außerirdischen anstrengend – ständig will dieser wissen „Warum?“ Warum machst du das? Warum darf sie nicht mitspielen? Warum hilfst du anderen Kindern nicht? Als der Außerirdische wieder abgereist ist, merkt der Junge, dass er vielleicht öfter selbst hinterfragen sollte, warum er bestimmte Dinge macht…

Die Geschichte von Rocio Bonilla animiert dazu, über die eigenen Handlungen auch mal nachzudenken und eigene Entscheidungen zu treffen. Viel zu oft lassen sich (nicht nur) Kinder von anderen beeinflussen, weil sie diesen gefallen wollen. Dass sie dadurch aber auch Dinge tun, die nicht nett oder logisch sind, merkt man erst, wenn man mal nach dem „Warum?“ fragt. Am Ende des Buchs folgt eine kleine Anmerkung der Autorin für Eltern, wie man mithilfe des Buchs über das Thema sprechen kann.

Mit wenigen, aber sehr aussagekräftigen Worten und liebevollen Illustrationen ein sehr empfehlenswertes Buch. Mal eine etwas andere Art, das Thema für Kinder zu vermitteln und ein Aufruf, ab und zu den Blickwinkel zu wechseln.

Für Kinder ab 4 Jahren.


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