Fünf Sounds für den Herbst

Der Sommer ist vorbei und damit auch die Zeit, in der jeder unterwegs ganz automatisch von sehr viel von Musik umgeben ist, sei es im Freibad, in Kneipen und Cafés oder auf öffentlichen Plätzen. Gerade der Herbst und Winter sind aber richtig tolle Monate, um daheim bei ordentlichem Regenwetter jede Menge Musik zu hören – egal ob als Hintergrundgeräusch oder ganz bewusst. Und wer für diese grauen Tage noch nach der richtigen Platte sucht, dem seien hier fünf komplett verschiedenen Bands vorgestellt.

Hochzeitskapelle „The world is full of songs“

Fünf Musiker, die sich anlässlich einer Hochzeit (und ursprünglich nur für dieses einmalige Projekt) zusammentun und dann beschließen, fortan gemeinsam als Quintett zu spielen? Kein Wunder, dass sie den Namen „Hochzeitskapelle“ beibehalten haben – auch wenn der mächtig in die Irre führt. Denn weder mit klassischen, schmachtenden Hochzeitslieder noch mit Partysound hat die Formation zu tun. Nach eigenen Aussagen spielen sie „folkloristisch-elegischen Rumpeljazz“. Kein Gesang, nur Instrumente und zwar sehr traditionelle: Tuba, Banjo, Bratsche, Posaune, Schlagzeug und Harmonium. Sie haben einige Lieder (die den Bandmitglieder gut gefallen haben) zusammengesucht uns sehr melancholisch abgecovert. Und schon ergibt sich mit „The world is full of songs“ ein sehr eigener Sound. Das klingt dann – wie eine Testhörerin meint – „schön, aber sehr traurig“. Genau richtig also für elegische Herbsttage.

Auf der Seite ihres Labels Gutfeeling kann man in weitere Songs reinhören (dort bitte auf das Plattencover klicken).

Die Hochzeitskapelle im Onlinekatalog der Münchner Stadtbibliothek


Jonathan Jeremiah „Good day“

Jonathan Jeremiah ist ein Vorzeigemusiker. Aufgewachsen zwischen der Songwriter-Plattensammlung seines Vaters und ganz jung mit Gitarrenunterricht konfrontiert, wusste er schon früh, dass er Musiker werden wollte. Sein Debütalbum hat er sich hart erarbeitet. Bis heute feilt er extrem lange an seinen Songs. Heraus kommen dabei großartige Folk-Songwriter-Soul-Pop-Stücke. Äußerlich verkörpert er den klassischen Bohemian und die Baritonstimme traut man dem großen, schlacksigen Briten zunächst nicht zu. Doch nicht nur die Stimme, auch das ganze 4. Album „Good day“ ist toll – sehr soulig und zeitlos – und macht (wie die Vorgängerplatten auch) einfach Spaß anzuhören.

Jonathan Jeremiah im Onlinekatalog der Münchner Stadtbibliothek


Sophie Hunger „Molecules“

Mit der Schweizerin Sophie Hunger verbinden die meisten Hörer sicher Chanson, Jazz und Pop, sowie Gesang in verschiedenen Sprachen. Ihr neues Album „Molecules“ wird eingefleischte Sophie-Hunger-Fans daher zunächst überraschen, denn sie singt erstmals nur auf englisch und hat allen Songs einen deutlichen Electro-Anstrich verpasst. Ihre Instrumentierung ist auf diesem Album deutlich reduziert: Synthesizer und eine Drummachine geben den Ton an und bauen einen eigenen Sound auf. Mit diesem Ausflug in die Discowelt ist meiner Meinung nach aber eine stimmige Platte entstanden, die sich sehr gut anhören lässt.
(Ungeduldige Musikhörer mögen bitte im Video vorspulen bis 1:32…)

Sophie Hunger im Onlinekatalog der Münchner Stadtbibliothek


Alligatoah „StRw 5“

Lukas Strobel – so heißt der junge Mann in Wirklichkeit – ist noch nicht mal dreißig und legt hier bereits sein neuntes Album „Schlaftabletten Rotwein V“ vor. Deutscher Rap, der doch stellenweise stark in Richtung Rock geht. Empfindsame Seelen sollten stellenweise lieber nicht hin- bzw. gar nicht erst in die CD hineinhören, denn der Wortschatz ist schon mal sehr, sehr derbe (doch sind das nicht die meisten Rap-Alben?). Aber es steckt auch viel Poesie in den Versen – wenn es etwa heißt „Graue Wände, die Gebäude hier sind kalt, lyrisch, wie ich bin, nenn‘ ich das häusliche Gewalt.“ Lukas Strobel wird hin und wieder als Jan Böhmermann der deutschen HipHopSzene dargestellt: bissig, aktuell und mit viel Sprachwitz. Und jetzt als Video eines der harmlosen Stücke.

Alligatoah im Onlinekatalog der Münchner Stadtbibliothek


The Mighty Mighty Bosstones „While we’re at it“

Die aus Boston stammende Gruppe gibt es – mit Unterbrechung – bereits seit Mitte der 80er Jahre. Sie spielen Skacore und diese Stilfusion ergänzt sich gerade bei den Mighty Mighty Bosstones unglaublich gut: Skarhythmen, Bläser und schrammelnde Gitarren. Und dennoch muss man kein eingefleischter Punk- oder Skafan sein, um an diese Platte Gefallen zu finden. Es bleiben genügend Popelemente, um die Platte einfach so einmal laufen zu lassen.

The Mighty Mighty Bosstones im Onlinekatalog der Münchner Stadtbibliothek

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beitragsnavigation: