Auslese: Neue Sachbücher im April

Die Welt ist in Bewegung, und darüber wollen wir mehr wissen und erfahren. Jeden Monat pickt deshalb unser Sachbuchlektor für euch die besten und interessantesten Bücher aus der Masse an Neuerscheinungen heraus. Diesmal im Fokus: Arm und Reich, Herrscherin und Untertanen, Zuhause und Fremde, Schwarz und Weiß, Mehr- und Minderheiten.

Ein Klick aufs jeweilige Cover führt in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Vormerken.


Tom Burgis: Der Fluch des Reichtums. Warlords, Konzerne, Schmuggler und die Plünderung Afrikas
Westend Verlag, 352 Seiten, a.d. Engl. von Michael Schiffmann

In mancher Hinsicht ist Afrika der wohl reichste Kontinent der Welt: Ein Drittel der weltweiten Rohstoffvorkommen liegt hier unter der Erdoberfläche. Für die Mehrheit der Bevölkerung bedeutet dieser Reichtum allerdings weit mehr Fluch als Segen. Ein kriminelles Netzwerk aus zwielichtigen Händlern, internationalen Großkonzernen und kapitalistischen Freibeutern hat sich den Zugang zu den Ressourcen gesichert und greift die Gewinne systematisch ab. Die direkten Folgen sind ausufernde Korruption, Gewalt, Unterdrückung und Hungersnöte. Auslandsreporter Tom Burgis(Financial Times, BBC u.a.) wirft ein vollkommen neues Licht auf die Schattenseiten unseres globalen Wirtschaftssystems und beschreibt die rücksichtslose Plünderung Afrikas. (Text: Verlag)


Harald Welzer: Wir sind die Mehrheit. Für eine Offene Gesellschaft
Fischer Taschenbuch, 128 Seiten

Populisten dominieren immer stärker den öffentlichen Diskurs, Politik und Medien reagieren aufgeschreckt. Es scheint fast vergessen, dass es immer noch eine demokratische und freiheitliche Mehrheit gibt. Zeit sich zu Wort zu melden! Der Bestsellerautor und Sozialpsychologe Harald Welzer liefert die Argumente, die man allen rechtspopulistischen Dummheiten erfolgreich entgegenhalten kann. (Text: Verlag)


Barbara Stollberg-Rilinger: Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit
Verlag C.H.Beck, 1083 Seiten

Eine „Weiberherrschaft“ war im 18. Jahrhundert an sich nicht ungewöhnlich – ungewöhnlich aber war, dass Kaiserin Maria Theresia das Geschäft des Regierens als ihre persönliche Aufgabe derart ernst nahm und mit äußerster Akribie betrieb. Damit unterschied sie sich von vielen europäischen Monarchen, die lieber ihren Neigungen nachgingen und die Amtsgeschäfte gern anderen überließen. Dass Maria Theresia nicht nur in dieser Hinsicht eine außergewöhnliche Frau war, zeigt diese Biographie. Barbara Stollberg-Rilinger lässt in ihrer Darstellung die Verhältnisse am Habsburger Hof, in der Stadt Wien, im Heiligen Römischen Reich und in den vielen Ländern lebendig werden, aus denen sich die Monarchie zusammensetzte. Gestützt auf zahllose, mitunter kaum bekannte Quellen, entsteht ein ganz einzigartiges Portrait Maria Theresias. Es ist frei von hagiographischen Zügen und zeigt eine Matriarchin von äußerstem Pflichtbewusstsein, die sich selbst ebenso wie ihre Familie und ihre Untertanen einem strengen Regiment unterwarf. (Text: Verlag)


Mohamed Amjahid: Unter Weißen. Was es heißt, privilegiert zu sein
Hanser Verlag, 192 Seiten

Wie erlebt jemand Deutschland, der dazugehört, aber für viele anders aussieht? Mohamed Amjahid, Sohn marokkanischer Gastarbeiter und als Journalist bei einer deutschen Zeitung unfreiwillig „Integrationsvorbild“, wird täglich mit der Tatsache konfrontiert, dass er nicht-weiß ist. Er hält der weißen Mehrheitsgesellschaft den Spiegel vor und zeigt, dass sich diskriminierendes Verhalten und rassistische Vorurteile keineswegs bloß bei unverbesserlichen Rechten finden, sondern auch bei denen, die sich für aufgeklärt und tolerant halten. Pointiert und selbstironisch macht er deutlich, dass Rassismus viel mit Privilegien zu tun hat – gerade wenn man sich ihrer nicht bewusst ist. (Text: Verlag)


Julian Nida-Rümelin: Über Grenzen denken. Eine Ethik der Migration
Edition Körber-Stiftung, 220 Seiten

Über zwei Milliarden Menschen leben weltweit in bitterster Armut, leiden unter Hoffnungslosigkeit, Hunger, Unterdrückung und Krieg. Über 65 Millionen von ihnen waren allein im letzten Jahr auf der Flucht, viele Menschen weltweit erhoffen sich ein besseres Leben in Europa oder Nordamerika. Hilfe tut also dringend not – aber sind offene Grenzen die richtige Antwort auf das Elend in der Welt?

Diese Ansicht findet viele Fürsprecher, doch der Philosoph Julian Nida-Rümelin ist überzeugt: Offene Grenzen würden das Elend nicht wesentlich mildern, sondern die Herkunftsregionen sogar weiter schwächen und die sozialen Konflikte in den aufnehmenden Ländern verschärfen. Eine Lösung für die beschämenden humanitären Skandale unserer Zeit sind sie nicht. (Text: Verlag)


Lucas Vogelsang: Heimaterde. Eine Weltreise durch Deutschland
Aufbau Verlag, 330 Seiten

Vietnamesen, die Zuwanderern Deutsch beibringen, Türken, die auf die Mittagsruhe pochen, Iraner, die ihre Gartenzwerge bemalen, oder ein Politiker mit palästinensischen Wurzeln, der dem Stammtisch erklärt, was Deutschsein heute bedeutet. Lucas Vogelsang fährt vom Berliner Wedding aus quer durch die Bundesrepublik und trifft Menschen, die von Herkunft und Identität erzählen. In Pforzheim, Rostock-Lichtenhagen oder Castrop-Rauxel. So reist er hinein in die Gegenwart unseres Landes – „Heimaterde“ stellt sich der großen Frage, wer wir sind. (Text: Verlag)


Alexander Betts, Paul Collier: Gestrandet. Warum unsere Flüchtlingspolitik allen schadet – und was jetzt zu tun ist
Siedler Verlag, 336 Seiten

Mehr als 65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Doch die Instrumente und Institutionen, mit denen wir auf diese humanitäre Herausforderung reagieren, sind hoffnungslos veraltet und haben für Millionen Flüchtlinge fatale Folgen. Die beiden Experten für Flüchtlingsfragen Paul Collier und Alexander Betts zeigen, warum eine Politik der offenen Tür ebenso gefährlich ist wie Abschottung. Anhand konkreter Beispiele machen sie deutlich, wie wir den Menschen auf der Flucht wirklich helfen können. Collier und Betts ziehen in ihrem Buch eine schonungslose Bilanz der aktuellen Flüchtlingspolitik und zeigen, wie neue Regeln und Institutionen aussehen können, die ethische, humanitäre und ökonomische Überlegungen vereinen. (Text: Verlag)


Alexander Hagelüken: Das gespaltene Land. Wie Ungleichheit unsere Gesellschaft zerstört – und was die Politik ändern muss
Knaur Taschenbuch, 240 Seiten

Deutschland driftet auseinander und die Kluft zwischen Reichtum und Armut wird größer: Gerade einmal 40.000 Super-Reichen gehört fast ein Fünftel des gesamten Volksvermögens. Vierzig Millionen Menschen dagegen besitzen fast nichts – oder nur Schulden. Arme sterben sogar 10 bis 20 Jahre vor den reichen Nachbarn. Vor allem aber gibt das dramatische Schwinden der Mittelschicht Anlass zur Sorge, denn sie hat das Land über Jahrzehnte dominiert und stabilisiert. Gesellschaftliche Ungleichheit geht auf Kosten des Wachstums, das hat die Wissenschaft mittlerweile nachgewiesen. Alexander Hagelüken macht die Lage drastisch klar und zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft: Alters-Armut, sozialer Abstieg, politische Radikalisierung bei den Wahlen. Die Politik muss dringend handeln, so Hagelüken, sonst wird das Land nicht wiederzuerkennen sein. (Text: Verlag)


Aufmacherfoto: Etienne Boulanger / Unsplash

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