#Wirziehenum: Unsere Bücherbusse im Fokus

Durch die Sanierung des Gasteig teilt sich die Stadtbibliothek Am Gasteig künftig auf mehrere Orte auf. Eine große Veränderung erwartet all unsere Kolleg*innen. In dieser Serie geben wir Einblicke, wo es die einzelnen Akteur*innen hinzieht und was der Umzug für sie bedeutet.

Bereits seit 1951 bringen die Bücherbusse neue Medien in Wohnviertel ohne eigene Stadtteilbibliothek. Heute sind Kinder das Hauptpublikum der Fahrbibliotheken: Hierbei leisten die Busse einen wichtigen Beitrag, um allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft Zugang zu Bildung und Wissen zu garantieren. Doch was bedeutet der Umzug eigentlich für die Fahrbibliotheken? Siegfried Kalus und Marie-Luise Hammer von den Fahrbibliotheken geben Einblicke, wohin die Reise geht.

Neuer Standort – alter Standort
Für die meisten Fahrbibliothekskund*innen sind die Bücherbusse gefühlt immer in Bewegung – doch natürlich brauchen sie einen Ort, an dem sie über Nacht stehen können. Bisher befand sich ihre finale Parkposition in der Tiefgarage im Gasteig – und das soll fürs Erste auch so bleiben. „Es war gar nicht so leicht, einen neuen Standplatz für die Bücherbusse zu finden“, erklärt Siegfried Kalus, Leiter der Fahrbibliotheken in der Münchner Stadtbibliothek, „Glücklicherweise erhielten wir vom Gasteig eine Zusage, dass wir für die nächsten zwei Jahre noch in der altbekannten Tiefgarage bleiben können.“ In dieser Zeit starten zwar schon die ersten Sanierungsarbeiten im Gasteig, doch die Busse stehen dann noch nicht im Weg.

Für die Busse selbst ändert sich also nicht so viel. Aber wie sieht es bei den Mitarbeitenden und mit den Medien aus? „Das gesamte Team und der komplette Medienbestand der Fahrbibliotheken ziehen um. Für uns geht es nach Neuperlach, in den Südosten Münchens“, erklärt Marie-Luise Hammer, Leiterin des dunkelroten Bücherbusses. Genau wie für die Verwaltung der Münchner Stadtbibliothek heißt der neue Standort ab Februar/März 2022: Rudolf-Vogel-Bogen, nahe der S-Bahn Haltestelle Neuperlach Süd.

Schon seit 70 Jahren in München unterwegs: Die Bücherbusse der Münchner Stadtbibliothek

Optimierte Routenplanung
Ein solcher Umzug bringt natürlich zahlreiche Herausforderungen mit sich. Viele gewohnte Abläufe müssen neu einstudiert werden, Zeitpläne müssen neu strukturiert werden – doch auch viele neue Chancen ergeben sich. „Klar, dadurch, dass die Mitarbeitenden und der Medienbestand ab nächstem Jahr in einem anderen Stadtteil untergebracht sind, müssen wir mit längeren Fahrtwegen rechnen“, erklärt Marie-Luise Hammer, „Für uns ist diese Veränderung aber auch Anlass, uns Gedanken über effizientere Routen der Busse zu machen.“ Ab und an fuhren nämlich zwei unterschiedliche Bücherbusse Schulen an, die eigentlich recht nah beieinander liegen. „Mit einer neuen Routenplanung optimieren wir die Abläufe und sparen Zeit ein, die wir wiederum den Schüler*innen widmen können – und schließlich tun wir mit effizienteren Wegen auch der Umwelt etwas Gutes“, so Siegfried Kalus.

Mehr Bücherbusse für Schüler*innen
Künftig werden sogar fünf Kinderbusse die Versorgung der Grundschulen übernehmen. Der Gelbe Bücherbus, bisher ein Familienbus, wird zusätzlich in einen Bus für die Grundschulen umgewandelt. „Es ist uns nicht leicht gefallen, den Gelben Bücherbus in einen Grundschulbus zu verändern – und natürlich sind auch einige Umbaumaßnahmen damit verbunden. Doch vor allem im Sinne der Münchner Kinder halten wir diese Entscheidung für richtig. Aufgrund der Pandemie mussten sie mit enormen Bildungsnachteilen kämpfen. Für sie ist aktuell nichts wichtiger als ein zuverlässiger und niedrigschwelliger Zugang zu Wissen, Information und Unterhaltung“, erklärt Siegfried Kalus.

Aktuell wird der Routenplan des neuen Kinderbusses zusammengestellt. Dieser wird neue Grundschulen beinhalten, die bisher noch nicht angefahren wurden, aber auch einige Schulen, die von den anderen Bussen aufgegeben werden müssen wegen des längeren Fahrtwegs nach Neuperlach.

Mit dem Restart der Bücherbusse kommt viel Arbeit auf die Teams zu. Durch den anderthalbjährigen Stillstand der Busse müssen nun doppelt so viele Kinder an den Schulen geworben werden wie üblich. „Die Corona-Pandemie führte dazu, dass uns zwei Schuljahrgänge verloren gingen. Ihnen konnten wir bisher keine Medien anbieten – dies möchten wir ab kommendem Herbst wieder ändern“, sagt Marie-Luise Hammer.

Hereinspaziert: So sieht ein Bücherbus von innen aus.

Neue Impulse in Neuperlach
Auch auf neue Kolleg*innen dürfen sich die Mitarbeitenden der Bücherbusse freuen. So ziehen zudem die Kolleg*innen der Sozialen Bibliotheksdienste, bisher an der Watzmannstr. beheimatet, an den Standort Neuperlach. Mit dem Medienmobil liefern sie Medien an beeinträchtigte Menschen, die im Münchner Stadtgebiet wohnen und die nächste Stadtteilbibliothek nicht oder nur mit Schwierigkeiten besuchen können. Geplant ist künftig eine enge Kooperation der beiden mobilen Abteilungen. „Hier sind wir besonders auf tolle Ideen und wertvolle Impulse durch die neuen Kolleg*innen gespannt und hoffen, dass wir gegenseitig voneinander lernen können“, freut sich Marie-Luise Hammer.

Darüber hinaus ist natürlich die Stadtbibliothek Neuperlach nicht weit entfernt. Auch hier wird schon fleißig überlegt, wie man zukünftig miteinander arbeiten kann. Wir sind gespannt, wie es weitergeht!


Die Stadtbibliothek befindet sich ab 8. Oktober im HP8 in Sendling und ab 26. November im Motorama.

Hier gibt es weitere Artikel aus unserer Umzugsreihe #WirZiehenUm.



2 Kommentare zu “#Wirziehenum: Unsere Bücherbusse im Fokus

  1. Katharina Haensel on 27/09/2021 at 1:33 pm sagt:

    Dass der Gelbe Bücherbus ganz einfach eingestellt wird, finden wir nicht zielführend. Bereits unsere Kinder warteten immer sehnsüchtig auf den Bus (Kemptner Ring)und den tollen Fahrer (80er Jahre). Die Enkelkinder folgten und jetzt ist aktuell Maximilian sehr traurig; für ihn war es immer besonders schön, wenn der Bus vor dem Kindergarten stand und er sich wieder Bücher aussuchen durfte. In Fürstenried wohnen sicher viele Kinder, denen nicht ständig Bücher gekauft werden können und die sich über das kostenlose Angebot gefreut haben. Die Bücherei in Forstenried ist für uns keine Alternative, wir kaufen jetzt halt Bücher, notfalls online – Buchhandlungen werden ja auch immer weniger…. Wenn Sie die Kinder erreichen wollen, auch Kindergartenkinder sollten auf Bücher vorbereitet werden.
    Mit freundlichen Grüßen, Katharina Haensel

    • Isabella Kratzer on 29/09/2021 at 3:18 pm sagt:

      Sehr geehrte Frau Hänsel,
      vielen Dank für Ihre Nachricht. Bisher konnten wir mit vier unserer Bücherbusse schon über 60 Prozent der Grundschüler*innen in München erreichen. Trotzdem ist die Liste der Schulen ohne Stadtteilbibliothek in unmittelbarer Nähe und ohne Anschluss an eine Bücherbusroute lang.
      Daher haben wir bereits vor der COVID19-Pandemie die Anschaffung eines weiteren Bücherbusses geplant, um noch mehr Grundschulen anfahren zu können. Angesichts der herausfordernden finanziellen Situation, in der sich die Landeshauptstadt befindet, ist das aber nicht möglich.

      Weil wir uns gleichzeitig in einer besonderen Verantwortung gegenüber den Schüler*innen sehen, die in den letzten anderthalb Jahren viele ihrer Sozialkontakte und Bildungsmöglichkeiten eingebüßt haben, haben wir uns entschieden, unseren Familienbus, der bislang auch Quartiere ohne nahe gelegene Bibliothek betreut hat, in einen reinen Grundschulbus umzuwandeln.

      Bestärkt hat uns, dass der Ausbau unseres Stadtteilbibliotheksnetzwerks stetig voranschreitet und dadurch in den kommenden Jahren mehrere hochfrequentierte Haltestellen des Familienbusses überflüssig werden. Und vor allem: Dank der Umwandlung des Busses werden weitere 6.500 Münchner Grundschüler*innen einen niedrigschwelligen Zugang zu Wissen und Bildung erhalten.

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