Vier Fragen an: Franka Frei

Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und vieles mehr: Unser Veranstaltungsprogramm ist umfangreich und vielfältig, gleichsam täglich könnt ihr neue Menschen und Ideen entdecken. Damit ihr unsere Gäste ein bisschen besser kennenlernen könnt, stellen wir sie hier im Blog mit unserem Fragebogen vor. Heute: die Autorin Franka Frei, die am 24. Juni ihr Buch „Periode ist politisch“ bei einer Online-Veranstaltung vorstellen wird.

1. Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Ich bin Franka Frei, 25 Jahre alt, Autorin des Buches „Periode ist politisch“ und – wie sich aus dem Titel des Werks vielleicht schon herleiten lässt – ich habe eine kleine Obsession mit der politischen Dimension der Menstruation. Wenn ich mich nicht gerade in der Gender-Studies-Vorlesung frage, ob Darwin ein Sexist war, trete ich bei Science Slams auf und fahre mit einem menschengroßen Tamponkostüm durch Neukölln. Außerhalb meines Lebens als Menstruationsaktivistin gehe ich gegen Nazis auf die Straße, trampe von Ost nach West und rette krummes Gemüse vor der Tonne.

Franka Frei (Foto: © Random House / Tibor Bozi)

2. Können Sie uns ein Buch empfehlen?

„Untenrum frei“ von Margarethe Stokowski. Die beste Einstiegsdroge für alle, die sich für eine geschlechtergerechtere Welt interessieren. Außerdem liebe ich alle Comics von Liv Strömquist und bin ein Fan von Katja Lewina, Roxane Gay und Chris Bobel.

3. Was verbinden Sie mit Bibliotheken?

Vor allem die Zeit, in der ich meine Bachelorarbeit schrieb – meine erste Berührung mit der Erforschung des kulturellen Menstruationstabus. Damals musste ich regelrecht darum kämpfen, die Arbeit überhaupt schreiben zu dürfen. Von Seiten meiner Hochschule hieß es nämlich, das Thema sei „nicht wissenschaftlich“ und „zu tabu.“ Einen Erstprüferin zu finden, war gar nicht leicht – mir wurden Steine in den Weg gelegt. In den Monaten in der Bibliothek wurde auch mir erst so richtig klar, wie viel wir noch aufzuholen haben, wie biased auch universitäre und wissenschaftliche Sphären der Gesellschaft sind und dass es bei der Menstruation weit nicht nur um eine biologische Körperfunktion geht, sondern um so viel mehr – neben ökologischen und ökonomischen Aspekten auch um soziale und finanzielle Chancengleichheit, Verbraucherschutz und medizinische Forschungslücken. Vor allem aber um Aufklärung und Selbstermächtigung. Die Zeit zwischen tausenden Büchern war also geprägt von Aha-Momenten, die mein Leben nachhaltig verändert haben.

4. Und wie geht es mit der Welt weiter?

Bezogen auf die Menstruation und das jahrtausendalte Tabu und die Abwertung von Weiblichkeit, die damit vor allem in monotheistisch geprägten Kulturkreisen einhergeht? Da sehe ich auf jeden Fall eine allmähliche Besserung. Ganz langsam sprechen wir darüber, dass das Stigma um die Periode nicht mehr in unsere Zeit passt. Letztes Jahr wurde auch in Deutschland endlich die absurd hohe Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte gesenkt und Schottland macht vor, was hier auch möglich sein sollte: Freie Periodenprodukte für alle. Wir brauchen Tampons, Binden und Co, um am Alltag teilzunehmen. Sie sollten genau wie Klopapier auf jeder Toilette verfügbar sein. Die Menstruation sollte für niemanden einen finanziellen Nachteil bedeuten, nicht neben all den körperlichen Beschwerden und dem ganzen Shaming à la „die hat doch ihre Tage“. Außerdem müssen wir mehr auf sichere und ökologische Menstruationsartikel setzen, besser aufklären und auch weibliche Körper in einer androzentrisch geprägten Welt in den Fokus der Forschung richten. Wir sind doch eine aufgeklärte Gesellschaft und haben Adam, Eva, den Teufel und dämonische Weiblichkeit aus den Geschichtsbüchern gestrichen – warum werden Frauen mit Regelbeschwerden immer noch nicht so richtig ernst genommen?
Das Menstruationstabu hat Negativauswirkungen für uns alle. Es ist absolut an der Zeit, Forschungslücken in Bezug auf Endometriose, PMS oder PCOS zu füllen, besser über den Zyklus aufzuklären, die Informationen, die der Zyklus uns liefert, besser zu nutzen und eine Welt, in der Frauen mit Periode als zickig, ekelhaft oder „unrein“ gelten, hinter uns zu lassen.
Was sich ändern muss, ist also unser Umgang mit der Menstruation. Denn sie ist weder ein Fluch oder eine Last, sondern ein Zeichen für optimale körperliche Verhältnisse, Gesundheit und weibliche Potenz.

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