Reading Challenge im Februar
Die Arten, wie wir uns durch die Welt bewegen, werden sich ändern (müssen). Was erzählt uns die Literatur übers Unterwegssein in früheren und heutigen Zeiten?
Und hier sind unsere persönlichen Empfehlungen:
(Ein Klick aufs Cover führt euch in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Bestellen.)
Ivan Calbérac: Der Sommer mit Pauline
Warmherziger und amüsanter Coming- of- Age -Roman aus Frankreich: Als der 15-Jährige Emile von seiner ersten großen Liebe nach Venedig eingeladen wird, zu einem Auftritt ihres Jugendorchesters, begibt sich seine ganze Familie mit dem Wohnwagen auf einen schrägen Roadtrip!
Judith Richter / Stadtbibliothek Neuaubing
In „Der Sommer mit Pauline“ sind der fünfzehnjährige Émile und seine liebenswert-chaotische Familie mit dem Wohnwagen unterwegs auf einem verrückten Roadtrip nach Venedig. Dort tritt seine Angebetete, die hübsche Pauline, mit ihrem Orchester auf. In dem humorvollen Debütroman, in Tagebuchform aus der Sicht Émiles erzählt, des Regisseurs Ivan Calbérac geht es um eine Reise, das Erwachsenwerden und die erste große Liebe. In Frankreich war der Roman ein großer Publikumserfolg und wurde bereits verfilmt. „Der Sommer mit Pauline“ ist charmant, witzig, manchmal tiefsinnig-philosophisch, erinnert etwas an Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ und ist für Erwachsene und ältere Jugendliche gleichermaßen ein Lesevergnügen.
Isabel / Stadtbibliothek Hadern
Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis
Alles beginnt mit einer Umgehungsstraße, für die das Häuschen von Arthur Dent weichen soll. Verständlicherweise gefällt diesem dies nicht sonderlich, aber sein vor-dem-Bulldozer-des-Abrisskommandos-liegenderweiße stattfindender Protest kommt zu einem abrupten Ende, als einer seiner besten Freunde, Ford Prefect, auftaucht und ihm eröffnet, dass nicht nur er, Ford, eigentlich gar nicht von der Erde stammt, sondern dass eben diese am heutigen Tag untergehen wird! Ford kann Arthur jedoch retten und schleust die beiden per Anhalter auf einem Raumschiff ein. Eine Reise quer durch das Universum beginnt…
Eva/ Stadtbibliothek Maxvorstadt
Jerome K. Jerome: Three Men in a Boat (To Say Nothing of the Dog)
Ein Klassiker der englischen humoristischen Literatur von 1889, vielfach übersetzt und verfilmt. Drei Freunde der britischen Oberschicht – J, George, Harris, nicht zu vergessen Montmorency – beschließen eines Tages beim Gespräch über ihre Wohlstandskrankheiten, eine Bootsfahrt auf der Themse zu unternehmen. Los geht die Fahrt in Kingston, Ziel ist Oxford. Leider fehlt den dreien – nicht zu vergessen Montmorency – der bewährte Butler Jeeves, und so gestalten sich schon die Vorbereitungen chaotisch. Mit feinem Humor schildert Jerome K. Jerome die Unwägbarkeiten der Fahrt bis zu ihrem glücklichen Ende.
Ein besonderes Vergnügen ist es, diesen Roman in Originalsprache von unserer Plattform „Naxos Spoken World Library“ zu hören. Hier finden Sie 5000 englischsprachige Hörbücher klassischer und moderner amerikanischer und britischer Literatur als Streaming-Angebot.
Waltraud / Stadtbibliothek Am Gasteig
Jaroslav Rudis: Winterbergs letzte Reise
Anrührend, komisch und tragisch ist der Roman von Jaroslav Rudis, in dem der Pfleger Jan dem hochbetagten und schwerkranken Winterberg einen letzten Wunsch erfüllt: einmal noch die alte Heimat sehen. Von Berlin aus machen sie sich mit der Bahn auf den Weg ins Sudetenland, immer im Gepäck den Baedeker Österreich-Ungarn, 29. Auflage, von 1913 (!). Und da kennt Winterberg auch keine Kompromisse: Genau nach diesem Reiseführer muss die Gegend erkundet werden. Dabei tauchen die beiden sowohl tief in die Geschichte Mitteleuropas des 20. Jahrhunderts ein als auch in ihre ganz private Lebensgeschichte.
Und dass sie auf dieser Reise dabei immer wieder im buchstäblichen Sinn an Grenzen stoßen, nehmen sie mal mehr, mal weniger gelassen hin.
Ein faszinierendes Buch für Geschichtsinteressierte, Eisenbahnfans und Freund*innen skurriler Geschichten. Und damit die Eindrücke dieses Buches lange nachwirken, könnt ihr auf Instagram unter #winterbergsletztereise dem Autor auf seinen Lesereisen durch Mitteldeutschland folgen – ebenfalls auch ein großes Vergnügen!
Waltraud / Stadtbibliothek Am Gasteig
Daniel Mason: Der Wintersoldat
Lucius, ein junger, begabter Medizinstudent aus Wien, meldet sich freiweilig für den Lazarettdienst im Ersten Weltkrieg. Er, der bisher nur die Theorie kennt, landet als einziger „Arzt“ in einem abgelegenen Behelfshospital in den Karpaten. Als Unterstützung hat er lediglich die junge Nonne Margarete zur Seite und lernt von ihr das medizinische Handwerkszeug. Und – es bleibt nicht aus – die beiden verlieben sich ineinander. Doch die Front rückt näher, sie konfrontiert Lucius mit einer Reihe unglaublicher Einzelschicksale (u.a. die des Wintersoldaten) und reißt Lucius und Margarete irgendwann wieder auseinander. Lucius macht sich auf die Suche nach ihr, jahrelang ist er in deinem desolaten, kriegsgeprägten Europa unterwegs. Die Suche nach Margarete wird sein Lebensmotiv.
Was auf den ersten Blick wie eine kitschige Liebesgeschichte klingt, ist in Wirklichkeit ein Antikriegsroman mit eindrücklichen Schilderungen der furchtbaren Behandlungsmethoden im Krieg und des Krieges überhaupt. „Der Wintersoldat“ zeigt, was Gewalt mit den Menschen anrichten kann. Und es ist eine spannende Geschichte, ein toll geschriebener Roman. Und ob Lucius‘ Suche, sein Unterwegssein Erfolg haben wird oder nicht, bleibt bis zum Schluss offen.
Birgit / Stadtbibliothek Neuhausen
Arno Frank: So, und jetzt kommst du
Oh ja, ich erinnere mich an die Jahre der Käseigel und Schlaghosen. Franks Roman hat mich in meine Kindheit der 70er zurück katapultiert. Der Autor erzählt die Geschichte seiner eigenen Jugendjahre, die geprägt sind von einem Vater, der davon überzeugt ist, ein unglaublich cleverer Geschäftsmann zu sein. Das Geld fließt und die Familie lebt teilweise wie im Paradies. Es ist faszinierend und abstoßend zugleich wie der Vater seinen Kindern immer wieder neue Lügen auftischt, denn dass er sein Geld nicht auf ehrliche Art und Weise verdient, wird schnell klar. Als das Geld verprasst und die Polizei dem Vater auf der Spur ist, beginnt eine lange Odyssee quer durch Europa – die ganze Familie im Schlepptau. Man ist um der Kinder Willen fast froh, als die Flucht ein Ende findet.
Kirsten / Stadtbibliothek Am Gasteig
Benedict Wells: Fast genial
Perfekt ist eigentlich nichts in Francis Leben. Er lebt mit seiner psychisch kranken Mutter in einem amerikanischen Trailerpark. In der Schule läuft’s nicht und Geld haben sie sowieso keines. Durch Zufall erfährt er, dass er das Ergebnis einer künstlichen Befruchtung ist. Und das Beste: Der väterliche Samen entstammt einer Datenbank für Hochintelligente. Was wäre, wenn er ihn träfe? Sein Leben nähme eine ungeahnte neue Richtung. Grund genug für ihn, sich mit seinen Freunden Grover und Anne-May auf den langen Weg quer durch die USA zu machen, um seinen Erzeuger kennenzulernen.
Ich mag Wells Romane. Seine Hauptfiguren sind oft skurril, aber eben auch sehr liebenswert.
Kirsten / Stadtbibliothek Am Gasteig
David Whitehouse: Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
Ein passendes Buch für eine Bibliothekarin, sollte man jedenfalls meinen… Der Schreibstil ist sehr besonders, und die Geschichte lebt vor allem durch die skurrilen Personen. Die Hauptperson, Bobby, wird zu Hause vernachlässigt – erst die Freundschaft zu Rosa, einem behinderten Mädchen und dessen Mutter Val geben ihm Kraft. Val ist Putzfrau in einem Bücherbus, der jedoch „eingemottet“ werden soll. Dies ist der Anfang für eine abenteuerliche und sehr verrückte Reise in einem Bücherbus quer durch England.
Inga / Stadtbibliothek Am Gasteig
Doris Knecht: weg
Die Tochter ist weg. Weg von zuhause, weg von ihren Eltern, weg aus Europa, weg von Erwartungen, Verpflichtungen und von ihrer Krankheit.
Aus Sorge um die Tochter machen sich die längst getrennten Eltern gemeinsam auf die Suche nach ihr. Zwei, die sonst nichts miteinander zu tun haben begeben sich auf eine Reise mit unbekanntem Ziel. Unterwegs stellen sich neue und alte Ängste, Verunsicherungen und Erinnerungen ein aber es entwickeln sich auch Gespräche, neue Möglichkeiten und Entscheidungen.
Auf wunderbare Weise erzählt Doris Knecht von den Gefühlen von Eltern, dereren Kinder erwachsen werden, von unterschiedlichen Lebensweisen und Lebenserwartungen, und dass Abschied nehmen auch immer neue Möglichkeiten eröffnet.
Auf ihre humorvolle wie poetische Art fasst sie diese Möglichkeiten in ihren Epilog, aus dem ich nur diesen Ausschnitt zitieren möchte:
„Wie man auf einem Moped fahren kann: „allein. Zu zweit. Zwei Männer. Zwei Frauen. Ein Mann und eine Frau… . Ein Kleinkind vorne zwischen den Beinen des Mannes stehend, dann eine Frau mit einem Säugling im Arm…
Wie man auf einem Moped fährt: Kommt drauf an, wo man geboren wurde, wie man lebt und wer man ist.“
Viola / Stadtbibliothek Neuhausen
William E. Bowman: Die Besteigung des Rum Doodle
Ein Kultroman aus Großbritannien und für jeden wanderbegeisterten Menschen ein Leckerbissen!
Sechs exzentrische Engländer möchten gemeinsam den höchsten Berg der Welt besteigen, den 40.000 ½ Fuß hohen Rum Doodle. Sie bereiten sich sorgfältig auf die Expedition vor, die jedoch leider unter keinem guten Stern steht. Der Übersetzer missversteht die Einheimischen, der Arzt liegt permanent mit exotischen Krankheiten danieder und der Guide der Gruppe verläuft sich andauernd und muss aus gefährlichen Situationen gerettet werden. Werden die tapferen Bergsteiger je an ihr Ziel kommen?
Waltraud / Stadtbibliothek Am Gasteig
Und welches Buch zum Thema könnt ihr empfehlen?
Aufmacherfoto: Dino Reichmuth on Unsplash