#faq, Folge 24

Wer ist der Held der Münchner Stadtbibliothek?

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Hans Ludwig Held am Anfang seiner zweigeteilten Karriere. Foto: Monacensia/Münchner Stadtbibliothek

Im Mai 1945, so will es die Legende, hält vor dem Haus von Hans Ludwig Held in Unterhaching ein Auto. Ein Herr steigt aus und richtet das Wort an Held, der gerade in seinem Garten werkelt, eine Schürze umgebunden, die Hände voller Erde: „Sind Sie der berühmte Mann?“ Helds Antwort: „Das werden’s gleich merken, wenn ich anders angezogen bin.“ Held zieht sich um und kehrt noch im selben Monat in das Amt des Stadtbibliotheksdirektors zurück, aus dem die Nationalsozialisten ihn, den ehemaligen USPD-Stadtrat, im Oktober 1933 entlassen hatten.

Am 3. Januar 1921 hatte Hans Ludwig Held das eben erst geschaffene Amt des Stadtbibliothekars angetreten – von einem Direktorenposten konnte man damals nicht wirklich sprechen, da es schlichtweg noch keine Stadtbibliothek gab (ohnehin mochte Held den Begriff nicht; „Einen Direktor gibt es in jedem Flohzirkus!“, lautete sein Diktum), sondern nur den Willen, im Dienste der Volksbildung ein städtisches Büchereiwesen zu etablieren. Mit bemerkenswerter Entschlossenheit und Energie nahm sich „Haluhe“ dieser Aufgabe an, als hätte sie nur auf einen wie ihn gewartet: Binnen weniger Jahre eröffnete Held zwölf Kinderlesestuben, vier Büchereien und zwei große Zeitungslesehallen. Als es im Jahr 1927 kurz stiller um ihn wurde, dachten manche wohl schon, das Heldsche Werk sei nun vollendet. Das Gegenteil war der Fall: 1928 überraschte der Stadtbibliotheksdirektor nicht nur die Münchnerinnen und Münchner, sondern auch die bibliothekarische Fachwelt mit einem Coup namens „Wanderbücherei“. Ein moderner Straßenbahnwagen, ausgestattet mit einem aufs jeweilige Viertel zugeschnittenen Angebot, fuhr seither quer durch die Stadt, um auch die entfernteren Quartiere mit Lesestoff zu versorgen. „Das Buch muss zu den Leuten, nicht umgekehrt!“, lautete Helds so schlichte wie überzeugende Erklärung.

Dass Hans Ludwig Held einer der großen Helden der Münchner Stadtbibliothek ist, liegt nicht allein daran, dass er die wichtigen und tragfähigsten Grundsteine unserer Institution gelegt hat. Sondern auch an seinem unbedingten Festhalten an Sinn und Notwendigkeit einer Bildung für alle. Auch er selbst war Autodidakt, machte „bittere Erfahrungen“ in der Schule, die er früh verließ – um später ganz unterschiedliche Studien in Eigenregie zu betreiben und Gedichte sowie Sachbücher zu publizieren. Diese Erfahrungen hat er zeitlebens produktiv gemacht, indem er den Menschen in München so viele Chancen wie möglich auf kulturelle Beteiligung und demokratische Bildung eröffnete. Und das ist noch heute und auch weiterhin das Ziel der Münchner Stadtbibliothek.

Beantwortet von Katrin Schuster, Redaktion

Biografisches Porträt von Hans Ludwig Held im Literaurportal Bayern

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