Zuzug, Wegzug, Gentrifzierung, Internationalisierung: Die Städte ändern sich, nicht nur in Deutschland. Immer öfter wollen dabei die Bürgerinnen und Bürger ihr Recht auf Mitbestimmung geltend machen. Die Auslese „Wem gehört die Stadt?“ versammelt sieben Bücher und einen Dokumentarfilm zum Thema: Wohin entwickelt sich die Stadt? Und wie gehen deren Bewohnerinnen und Bewohner damit um?
Andrea Baier, Christa Müller und Karin Werner: Die Stadt der Commonisten. Neue urbane Räume des do-it-yourself
Transcript 2013, 182 Seiten
Es ist nicht mehr zu übersehen: Eine neue Generation von Do-it-yourself-Aktivisten nutzt die postfordistische Stadt als Labor für soziale, politische, ökologische und ästhetische Experimente. Ob im Gemeinschaftsgarten oder im FabLab, ob in Offenen Werkstätten oder bei Tausch-Events – überall hinterfragen die Protagonistinnen und Protagonisten das Verhältnis von Konsum und Produktion, problematisieren den Warencharakter der Dinge und des in ihnen eingeschlossenen Wissens.
Im Onlinekatalog der Münchner Stadtbibliothek
Klaus Burmeister und Ben Rodenhäuser: Stadt als System. Trends und Herausforderungen zukunftsresilienter Städte
Oekom 2016, 136 Seiten
Städte stecken voller Widersprüche. Sie sind inspirierend und ermüdend, innovativ und konservativ, integrierend und polarisierend. Sie sind Orte der Beschleunigung und des Wandels, können aber auch stagnieren und erstarren. Städte bestehen aus Stahl, Beton und Glas, aber viel mehr noch aus den Menschen, die in ihnen leben und deren Bedürfnisse das System Stadt bedienen muss. Wie hängt das alles zusammen? „Stadt als System“ nimmt zehn urbane Handlungsfelder unter die Lupe – von der digitalen Transformation über den städtischen Einzelhandel und die urbane Logistik bis hin zur Stadtpolitik und dem Wohnen in der Stadt von morgen – und untersucht Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Bereichen.
Im Onlinekatalog der Münchner Stadtbibliothek
Anna Ditges: Wem gehört die Stadt? Bürger in Bewegung (Dokumentarfilm)
Indigo 2015, 1 DVD (87 Minuten), Sprache: Deutsch mit Untertiteln in Englisch, Französisch
Als ein Großinvestor ankündigt, auf einem ehemaligen Industrieareal mitten in Köln-Ehrenfeld eine Shopping Mall zu bauen, werden Proteste laut. Der Bürgermeister des Stadtteils versucht zu vermitteln: Er möchte die Anwohner an der Gestaltung ihres Viertels beteiligen. Doch während in der Bürgerinitiative noch über visionäre Alternativen diskutiert wird, hat die Stadtverwaltung schon ganz andere Pläne auf dem Tisch… Im Spannungsfeld von Engagement, Eigennutz und Sinnstiftung geht der Film der Frage nach, wie Demokratie im Alltag funktionieren kann und wie viel politische Verantwortung die eigene Heimat für jeden Einzelnen bedeutet.
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Henri Lefebvre: Das Recht auf Stadt
Edition Nautilus 2016, 224 Seiten
Das „Recht auf Stadt“ ist mehr als die individuelle Freiheit, auf städtische Ressourcen zugreifen zu können. Es ist das Recht auf ein erneuertes urbanes Leben. Angesichts der sozialen Probleme in den desolaten Hochhaus-Vorstädten und anderer Folgen des rasanten Städtewachstums nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Lefebvre schon in den sechziger Jahren fest, dass der Urbanisierungsprozess einhergeht mit einem Verlust der Stadt als Ort der kreativen Schöpfung, zugunsten einer bloßen industriellen Verwertungslogik. Er postuliert aber keine Abkehr von der Stadt – etwa in die zeitgleich entstehenden amerikanischen Mittelklasse-Vororte –, sondern macht in der Stadt ein enormes Potenzial aus, das zu einer emanzipierten urbanen Gesellschaft führen kann. Das Recht auf Stadt ist ein gesamtgesellschaftliches Anrecht auf Begegnung, Teilhabe, Austausch, das große Fest und einen kollektiv gestalteten und genutzten städtischen Raum. Ein Klassiker der französischen Debatte, erstmals in deutscher Übersetzung.
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Jan Gehl: Städte für Menschen
Jovis 2015, 288 Seiten
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Niklas Maak: Living complex. From Zombie City to the New Communal
Hirmer 2015, 240 Seiten
Die Städte weltweit veröden, die Massen ziehen in die Vorstädte. Die Bauindustrie boomt – und fertigt immer die gleichen Behausungen. Doch die Gesellschaft wandelt sich. Welche Wohnformen brauchen wir heute für unsere vielfältigen Lebensentwürfe? Niklas Maak prä sentiert Beispiele weltweit für ein neues Wohnen jenseits von Apartmentriegel und Einfamilienhaus und zeigt, dass das Bauen, das Wohnen und die Stadt neu gedacht werden müssen – über die klassischen Kategorien von privat und öffentlich hinaus.
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Eberhard Straub: Das Drama der Stadt. Die Krise der urbanen Lebensformen
Nicolai 2015, 207 Seiten
Der Historiker Eberhard Straub resümiert in dieser Streitschrift die Entwicklung der Stadt seit der Antike. Er zeigt, wie die Stadt über viele Jahrhunderte der Übungsplatz war, um Konflikte auszutragen und Geduld im Umgang miteinander zu finden. Er schildert aber auch, wie sich die städtisch-freiheitliche Gesellschaft mittlerweile zu einer streng regulierten Gesellschaft gewandelt hat, in der das Sicherheitsstreben übermächtig geworden ist und Öffentlichkeit im öffentlichen Raum nur noch simuliert wird – in Party-Events und sportlichen Großereignissen.
Ist das Ende der europäischen Stadt in Sicht – und mit ihm der Untergang freiheitlicher Traditionen?
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Bernhard Wiens: Leben im Gehäuse. Wohnen als Prozess der Zivilisation
Heise 2015, 110 Seiten
Wie wohnten unsere Vorfahren? Wie werden unsere Kinder wohnen? Dazwischen liegt die Gegenwart, der Bestand – so wie wir wohnen. Reicht uns das? Ohne die Frage, wie wir wohnen wollen, ist keine Veränderung möglich.
Die einzelnen Kapitel nehmen den Leser auf einen Rundgang durch das Haus mit. Das ist kein geschlossener Kreislauf. Die Funktionsteilung im Haus ändert sich im Wechselspiel mit der Arbeitsteilung der Stadt. Wohnen, Arbeiten und Freizeit – wie sie zu entmischen oder wieder zu durchmischen sind, das ist die vom 20. Jahrhundert geerbte Frage. „Smart City“ schließt die Architektur der Stadt mit der Gliederung des Hauses zusammen. Rationalisierung heißt heute Digitalisierung heißt Virtualisierung der Stadt. Die Städter finden sich in einer „connected community“ wieder, die ihnen neuen Schutz – durch Überwachung? – bieten soll. Utopien künftigen Wohnens gehen dagegen von lernenden Städten aus, die den Bewohner in den Prozess ihrer nie vollendeten Vervollständigung einbeziehen. Beschrieben werden mobile oder modulare Wohnungen und pulsierende Städte auf Stelzen, in Wolken, auf dem Meer oder „woanders“.
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