Auslese: Sachbuchtipps im Oktober

Integration und Migration, Kritik des Kapitalismus und Angst vor Islamismus: Auch im Oktober hat unser Sachbuch-Lektor wieder fünf Sachbuch-Empfehlungen, die neue Perspektiven eröffnen, von persönlichen Erfahrungen aufs große Ganze schließen lassen und die echten Geschichten hinter all den Gerüchten zu suchen bereit sind.


U1_978-3-498-06445-7.inddAmir Baitar, Henning Sußebach: Unter einem Dach. Ein Syrer und ein Deutscher erzählen
Rowohlt Verlag, 192 Seiten

Der Zeit-Reporter Henning Sußebach, seine Frau und deren zwei Kinder haben im Dezember 2015 das Arbeitszimmer geräumt und dem aus Syrien geflohenen Studenten Amir Baitar Obdach gewährt. Der Alltag beider Seiten ist seitdem voller Fragen: Dürfen sich die Eltern vor den Augen ihrer Kinder küssen, auch wenn der Gast das seltsam findet? Wie soll ein Muslim in einem engen Gästebad die rituelle Reinigung vollziehen? Und kann die Familie sonntags „Tatort“ gucken, wenn zeitgleich auf Al Jazeera von Gräueltaten in Syrien berichtet wird? Die Eltern und Kinder staunen, als der Gast ihr Haus mit seiner Mekka-App vermisst. Und Baitar versteht nicht, dass in der Familie die Frau mit dem Auto zur Arbeit fährt und der Mann das Fahrrad nimmt.

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cover_karambaKaramba Diaby: Mit Karamba in den Bundestag. Mein Weg vom Senegal ins deutsche Parlament
Hoffmann und Campe, 224 Seiten

Er sitzt als erster Schwarzer im Deutschen Bundestag. Mit einem Stipendium kam er in den Achtzigern vom Senegal in die DDR, und er promovierte über deutsche Schrebergärten. Die einzigartige Lebensgeschichte von Karamba Diaby widerlegt so manches Klischee. An seinem ersten Tag als Abgeordneter rief ihm die Kassiererin in der Bundestagskantine von weitem zu: „Nein, Sie nicht!“ Aus Karamba Diabys Hautfarbe schloss sie wohl, er gehöre zum Putzpersonal. Und noch immer sprechen Leute auf der Straße lieber gleich mit seiner blonden, blauäugigen Assistentin, weil sie glauben, er verstehe sie nicht – selbst wenn er ihnen auf Deutsch antwortet und nicht etwa auf Mandingo. Mit Humor bringt Diaby Vorurteile ins Wanken und entlarvt etliche Formen dieses »gar nicht so gemeinten« Alltagsrassismus in Deutschland. Er erzählt von seinem Geburtsland, dem Senegal, vom Leben in der DDR und im Nachwendedeutschland. Und nicht zuletzt von seiner Vision einer offenen und zukunftsfähigen Gesellschaft.

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cover_WerbungNeinDanke_72dpiChristian Kreiß: Werbung – nein danke. Warum wir ohne Werbung viel besser leben könnten
Europa Verlag, 352 Seiten

Werbung informiert, Werbung schafft Orientierung, Werbung hilft dem Kunden, das beste Produkt für seine individuellen Bedürfnisse zu finden – so die Argumentation von Unternehmen und Dienstleistern, die uns tagtäglich mit einer Flut von TV-Spots, Flyern, Plakaten und Co. überschwemmen. Doch brauchen wir Werbung wirklich? Welchen Sinn hat sie? Und würde es uns ohne die kontinuierliche Informationslawine nicht viel besser gehen? Prof. Dr. Christian Kreiß macht deutlich: Kommerzielle Werbung ist nicht nur ein lästiges Übel, das uns allen schadet, sondern sie ist auch weitestgehend sinnlos – aus gesellschaftlicher wie auch aus volkswirtschaftlicher Sicht.

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Titel_Maxton_EinProzent_cmyk_PresseJorgen Randers, Graeme Maxton: Ein Prozent ist genug. Mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen
Oekom Verlag, 272 Seiten

Die Fronten sind verhärtet: hier die Anhänger des Degrowth, die negatives Wachstum für unverzichtbar halten – dort die Mehrheit der Wachstumsgläubigen, die noch immer von zweistelligen Zuwächsen träumt, obwohl solche Zahlen auf Dauer unmöglich sind. Doch gibt es wirklich keine Lösungen dazwischen?
Für Jorgen Randers und Graeme Maxton ist es höchste Zeit, Realitäten anzuerkennen und Denkblockaden zu überwinden. Der aktuelle Bericht an den Club of Rome präsentiert einen Maßnahmenkatalog für überfällige Reformen in Politik und Wirtschaft: für den Umbau unserer sozialen Sicherungssysteme, gegen soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel – maßgeschneidert für Industrieländer mit minimalem Wachstum.

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U1_978-3-87134-832-7.inddKaren Krüger: Eine Reise durch das islamische Deutschland
Rowohlt Verlag, 352 Seiten

Deutschland diskutiert immer wieder über Islam und Kopftuch, über Integration und Mohammed Karikaturen – aber nachgesehen, was es mit dem Islam hierzulande wirklich auf sich hat, das hat bislang kaum jemand. Karen Krüger macht sich auf eine Deutschlandreise der besonderen Art. Sie sucht Muslime und deren Lebenswelten auf, trifft Leute, die ihren muslimischen Glauben ganz abgelegt haben, und solche, die am liebsten schon morgen als Dschihadisten in den Nahen Osten aufbrechen würden. Ihre Reise führt sie zu prominenten «Vorzeige-Türken», zu muslimischen Bundeswehrsoldaten, Lehrern, Kommunalpolitikern, zu Imamen und Religionskritikern. Immer leitet sie die Gretchenfrage: Wie hältst du’s mit der Religion? Was bedeutet Islam für dich? Und was heißt das für die deutsche Gesellschaft?

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