Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und vieles mehr: Unser Veranstaltungsprogramm ist umfangreich und vielfältig, gleichsam täglich könnt ihr neue Menschen und Ideen entdecken. Damit ihr unsere Gäste ein bisschen besser kennenlernen könnt, stellen wir sie hier im Blog mit unserem Fragebogen vor.
Heute: Hosea Ratschiller ist Kärtner, Studienabbrecher und potentieller Literaturpreiskandidat. Außerdem Kabarettist, Satiriker und Schauspieler. Ein Ausschnitt aus seinem aktuellen Bühnenprogramm „Ein neuer Mensch“ ist bis 5. Dezember auf Youtube zu sehen.
1. Stellen Sie sich bitte kurz vor.
Geboren bin ich in Kärnten. Genau wie Peter Handke. Von der Ausbildung her bin ich Studienabbrecher. Genau wie Bob Dylan. (Dieter Bohlen ist Absolvent.) Für mich war also eigentlich der Literaturnobelpreis vorgezeichnet. Aus Trotz habe ich mich für das Kabarett entschieden. Seit 2009 bin ich als Solist unterwegs. In dieser Zeit hat sich nicht nur Österreich, sondern gleich die ganze Welt spürbar zum Besseren entwickelt. Und ich bin durchaus stolz auf meinen Beitrag.
2. Können Sie uns ein Buch empfehlen?
„Das Badezimmer“ von Jean-Philippe Toussaint. Ein junger Mann, der Kunsthistoriker ist, beschließt, seine Badewanne nicht mehr zu verlassen und lebt darin. Seine Freundin findet das in Ordnung. Eines Tages steigt er vollkommen unvermittelt aus der Badewanne und fährt nach Venedig. Dort ist er erst mal verschwunden und nach mehreren Verwirrungen beschließt er wieder zurück in die Badewanne zu gehen.
Ich möchte das Buch auch deshalb empfehlen, weil es sich sehr leichtfüßig um eine gewichtige Frage kümmert. Wie schreibt man literarisch über das Denken? Wie kann man sich vom Aktuellen distanzieren, sich aus der penetranten Gegenwart rausnehmen und mal schauen – was ist so los in meinem Kopf.
3. Was verbinden Sie mit Bibliotheken?
Bibliotheken waren in meiner Jugendzeit so ein Ort, wo man einfach hingehen kann, ohne etwas konsumieren zu müssen. Wo man auch in Ruhe gelassen wurde, wenn man die anderen in Ruhe gelassen hat. Das war eine lehrreiche Erfahrung, die mich bis heute prägt. Und nach 30 Jahren in Wien weiß ich außerdem sehr zu schätzen, dass die Idee der öffentlichen Bibliothek in dieser Stadt untrennbar verbunden ist, mit der Idee des kommunalen Wohnbaus. Also, die Menschen sollen nicht nur verstaut werden, sondern auch gebildet. Diesen systemischen Ehrgeiz begrüße ich.
4. Und wie geht es mit der Welt weiter?
Voll Hunger und voll Brot ist diese Erde,
Voll Leben und voll Tod ist diese Erde,
In Armut und in Reichtum grenzenlos.
Gesegnet und verdammt ist diese Erde,
Von Schönheit hell umflammt ist diese Erde,
Und ihre Zukunft ist herrlich und groß.