Einfach genial oder genial einfach?

Björn Kern: Das Beste, was wir tun können, ist nichts (Ratgeber)

Ich bin nicht der Ratgebertyp. Ich lese keine Selbsthilfebücher, aber dieses wirbt mit „Wenn man aufhört, auf die anderen zu hören…“ Das wollte ich schon immer können.

Also habe ich es einfach ausgeliehen und angefangen zu lesen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, es nach einigen Seiten wieder wegzulegen. Stattdessen habe ich es innerhalb eines Tages durchgelesen. Nein, nicht in meiner Arbeitszeit, sondern während des „Nichtstuns“ beim Zugfahren.

Es gibt Hilfestellungen, die beim Nichtstun vermeintlich weiterhelfen. Kreuzworträtsel lösen. Pfeife rauchen. Angeln gehen. So verlockend solche Hilfestellungen beim Nichtstun auch erscheinen, trügen sie doch. Verlassen Sie sich nicht darauf. Ehe Sie sich versehen, müssen Sie zum Zeitschriftenkiosk, in den Tabakladen oder gar einen Fisch ausnehmen.

Da finden wir uns alle wieder

Mein erstes Fazit lautet: Das liest sich schnell mal so weg. Ansonsten ist es nicht so einfach mit diesem Buch. Vielleicht könnte man es so formulieren: Es hat mir einige Dinge wieder in den Kopf gerufen, die ich für mich sowieso schon entdeckt hatte. Es ist eine nette Mischung aus Appellen, Gedanken und Anekdoten, in denen wir uns garantiert alle wiederfinden.

Die These von Björn Kern lautet in groben Zügen: Wer nichts tut, richtet keinen Schaden an und ist besser für die Gesellschaft und das Ökosystem. Wenden wir diese These mal auf meinen heimischen Garten an.

Ich habe einen naturnahen Garten, das bedeutet: Nur heimische Pflanzen, die wenig Pflege brauchen. Pflanzen, die heimische Arten ernähren. Blattläuse werden bei uns von Vögeln und Käfern bekämpft. Der Rasen ist eine Art Blumenwiese. Gewässert wird auch bei der größten Hitze kaum und wenn dann mit gesammeltem Regenwasser. Idyllisch, gell?

Die Nachbarn haben ausnahmslos ein grünes, kurz geschnittenes Viereck, manche mit abgerundeten Kanten, am Rand ein Beet. Irgendein Benzinrasenmäher röhrt immer oder der Mähroboter dreht schnarrend seine Runden. Ansonsten wird gestutzt und geschnippelt oder gesprüht, was das Zeug hält.

Betrachten wir das Szenario nun durch Björn Kerns Augen: Der Rasenmäher wie auch der Mähroboter sind schädlich für die Umwelt, verursachen Anschaffungs- und Folgekosten und nerven die Nachbarn. Also viel Arbeitsaufwand und Kosten für wenig Ergebnis. Außerdem ist ein zu kurz geschnittener Rasen nicht gut für die Umwelt.

Minimaler Aufwand, maximales Nichtstun

Uns dagegen sieht man häufig auf der Terrasse sitzen. Gemäht wird ab und an mit der Sense. Bei den Pflanzen schneiden wir zurück, was stört, der Rest wächst vor sich hin. Der Garten ist bevölkert mit Vögeln und Insekten. Wir haben kaum Mücken, denn unsere Hausschwalben fangen sie weg. Minimaler Aufwand an sinnvollen Tätigkeiten, maximales Nichtstun. Optimal nach Ansicht von Björn Kern. Steht auch etwas Neues in dem Buch? Eigentlich nicht. Trotzdem nett zu lesen. Und den märkischen Nachbarn muss man einfach mögen.

Björn Kern: Das Beste, was wir tun können, ist nichts. Fischer Taschenbuch, 256 Seiten.

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