#faq, Folge 58

Was macht denn die Stadtbibliothek Neuaubing?

Weil das Ladenzentrum, in dem sich die Stadtbibliothek Neuaubing befindet, soeben abgerissen wurde und komplett neu gebaut wird, gibt es im Stadtteil Neuaubing-Westkreuz gerade keine Bibliothek. Die Eröffnung der neuen Bibliothek ist für 2020 geplant. Eine lange Zeit – zu lang, gerade für die Kinder und Jugendlichen in den umliegenden Quartieren, um völlig ohne Bücher und Medien auszukommen. Daher gehen wir derzeit ganz neue Wege: Wir betreiben aufsuchende Bibliotheksarbeit!

Der ABC-Ball entscheidet über den Anfangsbuchstaben der Geschichten.

Wie so etwas aussehen kann, soll hier an einem konkreten Beispiel geschildert werden: Eine Lehrerin hat sich für ihre 2. Klasse den Besuch der Bibliothekarinnen mit der Aktion „Albernes Alphabet, großartige Gedichte, rasante Reime“ gewünscht. Im Vorfeld hat die Kinderbibliothekarin das bestehende Konzept bereits fürs Klassenzimmer umgearbeitet. Eine Medienkiste mit Büchern für LeseanfängerInnen rund ums ABC ist zusammengestellt, denn selbstverständlich kommen Bibliothekarinnen nie ohne Bücher! Am Morgen muss dann erst einmal der Dienstwagen beladen werden. In unserem schönen Interimsbüro – mit Blick auf die Baustelle – steht schon alles bereit: Neben der erwähnten Bücherkiste werden Beamer und iPad eingepackt, 26 laminierte Buchstaben von A bis Z zum Umhängen, ein großer ABC-Ball und die Bilderbücher „Albert Albatros albert“ und „Mit Ottern stottern, mit Drachen lachen“. Alles wird in den schicken neuen VW Caddy verfrachtet, der in der Tiefgarage steht – leider nur leihweise.

Zwei Kolleginnen machen sich gemeinsam auf den Weg zur nahe gelegenen Grundschule. Das Auto wird entladen, eine Kollegin passt auf die Sachen auf, die andere sucht einen Parkplatz in der Nähe. Nachdem wir in Erfahrung gebracht haben, in welchem Klassenzimmer wir erwartet werden, schleppen wir unsere Kisten dorthin. Es ist Montagmorgen, die Klasse macht gerade ihren wöchentlichen Morgenkreis und lässt sich nicht stören, während wir so flink und leise wie möglich im Hintergrund unsere Technik aufbauen. Dann kann’s losgehen!

Wir stellen uns kurz vor: „Wir kommen von der Stadtbibliothek – wisst Ihr denn alle, was eine Bibliothek ist?“ Jetzt, wenige Monate nach der Schließung, können sich die Kinder in der Regel ganz gut an uns erinnern: „Natürlich, ich kenn‘ Dich, wir waren doch bei Euch, ich bin mit meiner Mama immer zum Bücherausleihen gekommen“, lauten die Antworten. Im nächsten Schuljahr wird das vielleicht schon anders klingen … Aber viele sagen zum Glück auch: „Wir gehen jetzt immer nach Pasing!“

Die Kollegin erklärt kurz, was wir heute machen und mit welchem Spiel wir anfangen: Das Tier-ABC von Paul Maar steht im Mittelpunkt der ersten Runde. In der Klasse sind genau 24 Kinder, das passt perfekt. Jedes Kind bekommt einen Buchstaben zum Umhängen, einen erhält die Lehrerin, den letzten Buchstaben hängt sich die Kinderbibliothekarin selbst um den Hals. An jedem Buchstaben ist ein Vers aus dem Tier-ABC befestigt. Die Kinder stehen in der Reihenfolge des Alphabets auf und lesen ihren Vers vor. Danach wird die entsprechende Seite aus dem Buch an die Tafel projiziert. Da es sich um eine Tigerbook-Adaption handelt, gibt es lustige animierte Elemente. Eine der Bibliothekarinnen ist für die Bedienung des iPads zuständig: Sie blättert weiter und aktiviert die Animationen.

Ein Alphabet zum Umhängen

Als nächstes kommt das Buch „Albert Albatros albert“ zum Einsatz. Die Bibliothekarin liest ein paar Sätze vor, und die Kinder sollen erkennen, was daran besonders ist. Es dauert nicht lange, und sie haben herausgefunden: Jedes Wort beginnt mit dem gleichen Buchstaben! Nun sollen die Kinder selbst Sätze nach diesem Muster bilden. Mittels ABC-Ball wird ein Buchstabe bestimmt: Die Kinder werfen sich den Ball gegenseitig einige Male zu. Beim letzten Wurf muss das Kind, das ihn fängt, schauen, wo es seinen rechten Daumen hat. Es ist das F! An der Tafel wird eine Tabelle für drei Arten von Wörtern gezeichnet: Nomen, Verben und Adjektive. Die Kinder sammeln Wörter mit F und bilden anschließend Sätze daraus, die eine Bibliothekarin ebenfalls an die Tafel schreibt. Es ist immer gut, wenn die Arbeitsergebnisse visualisiert werden.

Dann wird das Buch „Mit Ottern stottern, mit Drachen lachen“ vorgelesen. Es enthält kleine Gedichte zu allen Buchstaben des Alphabets. Das letzte Wort lässt die Bibliothekarin jeweils weg, und die Kinder dürfen laut rufen, wie sie das Gedicht vervollständigen würden. Manchmal ist das wirklich nicht einfach! Oder wer wüsste auf Anhieb, wie folgender Reim weitergehen könnte:

Die Qualle treibt es bunt wie immer,
drum meidet sie der weise…

Wer hat eine Idee? Die Kinder finden immer eine Lösung!

Zum Abschluss wird die Bücherkiste gezeigt. Sie bleibt jetzt drei Monate in der Klasse. Den Rest packen wir zusammen. Als wir uns verabschieden, sagt ein Junge: „Nehmt die Bücher wieder mit und bleibt selber da!“ Was für ein großes Kompliment!

Das Auto wird geholt, die Materialien werden wieder eingeladen, und wir fahren zurück in unser Büro. Dort wackeln gerade die Wände, weil inzwischen die Fundamente des alten Ladenzentrums ausgebaggert werden. Und wir freuen uns auf die nächste Aktion. Es gibt noch einige weitere Konzepte, die wir vor Ort in Klassenzimmern und Kita-Gruppenräumen durchführen, dazu erarbeiten wir ständig neue. Auch mit Autorenlesungen und Schreibwerkstätten waren wir schon unterwegs, mit Bilderbuchkinos und Lesestartprogrammen. Doch davon berichten wir beim nächsten Mal …

Team der Stadtbibliothek Neuaubing

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