Premiere am Montag: #BIBchatDE auf Twitter

Es dauert offensichtlich etwa vier Jahre, bis aus einer Idee eine neue entsteht. 2009 starteten Tom Whitby, Steven Anderson und Shelly Terrell das Projekt „EDchat“: eine wöchentliche einstündige Diskussionsrunde über ein zuvor abgestimmtes Thema auf Twitter, die Lehrende und Interessierte aller Art mittels des Hashtags #edchat ins Gespräch bringt; „a hashtag, a movement“, lautet ihr Slogan. Seit 2013 gibt es die deutsche Variante #EDchatDE, und nun, im April 2017, erfolgt mit dem BIBchatDE die Übersetzung in eine andere Bildungseinrichtung.

Am 3. April um 20.00 Uhr geht es los: Eine Stunde lang soll dann über die Frage „Warum noch Bibliotheken? Es gibt doch Google!“ diskutiert werden; der zugehörige Hashtag ist #bibchatde. Für Idee, Organisation und Moderation zeichnen Marlene Neumann (Stadtbibliothek Erlangen), Tanja Erdmenger (Münchner Stadtbibliothek), Stephan Schwering (Stadtbüchereien Düsseldorf) und Dirk Ehlen (Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken in NRW) verantwortlich. Mehr „Über uns“ gibt es auf der BIBchatDE-Website.

Dass meine Kollegin Tanja zu den vier ‚Gründungsmitgliedern‘ gehört, freut mich ungemein, da ich das Format hervorragend geeignet finde, damit Bibliotheken sich einerseits noch enger miteinander vernetzen und sie andererseits neue Perspektiven auf die eigene Institution gespiegelt bekommen. Das liegt nicht zuletzt im Medium begründet: Während Facebook im Grunde keine gleichberechtigte Diskussion ermöglicht – es gibt immer den einen Post, alles andere sind ‚nur‘ Kommentare, über deren Publikation der Originalautor zudem mitentscheidet –, schafft Twitter tatsächlich ein Gespräch auf Augenhöhe. Ein Twitterkanal ist ein Twitterkanal, egal ob sich damit eine Institution, ein Mensch oder eine Witzfigur wie @MeCookieMonster zu Wort meldet. Tweets können – im Gegensatz zu Posts auf Facebook oder Instagram – nicht bearbeitet werden und auch von niemand anderem als dessen AutorIn (und, klar: Twitter) gelöscht werden.

Twitter hat sich bislang auch seine größte Qualität bewahrt (auch wenn das Unternehmen es gerne anders hätte), denn die Abfolge von Tweets in der Timeline gehorcht weiterhin der einen Regel, die sich der Kommerzialisierung widersetzt: dem profanen Nacheinander der Zeit. Der Hashtag ermöglicht die Ordnung anhand eines Schlagworts (das perfekte Tool, um an Konferenz virtuell teilzuhaben), und das „Folgen“ ist auf Twitter kein Akt der demonstrativen Empathie (wie bei Facebook mit seinen „Fans“ und „Friends“), sondern allererst dem jeweiligen Interesse an Neuigkeiten aus bestimmten Bereichen, Milieus oder Szenen geschuldet. Die Beschränkung auf eine immer wieder überraschend geringe Zahl von 140 Zeichen fördert selbstredend eine für Außenstehende und Neulinge kaum mehr zu entziffernde Abkürzungsmanie, aber vor allem anderen dient sie der Prägnanz der Äußerung.

Und genau das will BIBchatDE, wenn ich es richtig verstehe: eine klare, transparente und offene Diskussion führen mit allen – seien es Institutionen, Menschen oder eben Witzfiguren –, die sich für die Rolle, Funktion und Bedeutung von Bibliotheken in der Gegenwart und vor allem in der Zukunft interessieren. Ob Bibliothekarin oder Nutzer, ob Leser oder Gamerin, ob Politikerin oder Bürger: Das Thema geht uns jedenfalls alle an, und jetzt hat jeder und jede die Gelegenheit, sich zu beteiligen. Mitzureden und mitzumachen, wenn Ideen und Positionen für Morgen entstehen.

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