Jedes Kind ist anders – aber wieso werden manche ausgegrenzt und andere nicht? Wie wäre das eigentlich, wenn wir alle gleich wären? Und warum fällt es manchen so schwer, unsere Unterschiedlichkeiten zu akzeptieren? Zehn Empfehlungen für Kinderbücher, die von Individualität und Vielfalt, von Toleranz und Respekt erzählen.
Ina Voigt, Jacky Gleich: Wie heiraten eigentlich Trockennasenaffen?
Kwasi Verlag, 32 Seiten, ab 4 Jahren
Ein Buch mit vielen Fragen über das Leben – ohne Antworten, aber mit einer Geschichte von Matti, der ganz selbstverständlich mit zwei Müttern lebt. Nur wenn Fina im Kindergarten fragt, wo sein Vater ist, denkt er darüber nach. Denken ist überhaupt etwas, das er sehr gern macht.
Sabina Altermatt, Mattea Gianotti: Ich bin gern ich!
Carlsen Verlag, 32 Seiten, ab 4 Jahren
Max ist ein Verwandlungskünstler – er kann gut zuhören und seine Farben ändern, und deshalb lieben ihn seine Freunde! Doch als sie wissen möchten, wie er als Chamäleon wirklich aussieht, kann Max sich nicht mehr verstecken und muss Farbe bekennen …
Steve Smallman: Ein Pinguin tanzt aus der Reihe
Loewe Verlag, 24 Seiten, ab 4 Jahren
Percy ist ein Pinguin.
Nicht so einer wie seine Freunde, er ist eben … anders.
Percy spritzt beim Schwimmen alle voll, rutscht lieber auf dem Bauch das Eis hinunter und pupst in unpassenden Momenten. Doch als er die Gruppe verlässt, merken seine Freunde erst, wie langweilig es ohne den lustigen Percy ist.
Klar, dass sich alle auf die Suche machen, um den kleinen Pinguin zurückzuholen …
Nadia Budde: Und außerdem sind Borsten schön!
Peter Hammer Verlag, 32 Seiten, ab 4 Jahren
Nadia Budde holt die ganze schräge Verwandtschaft – von Onkel Waldemar bis Opa Archibald – jede Menge gute Freunde und illustre Nachbarn auf die Seiten dieses Bilderbuches und wir sehen gleich, wo es hapert: „Unser Nachbar Thilo Schramm hat zu viele Kilogramm“. Der kleine Bruder Olli träumt von einem ordentlichen Bizeps, Waldemar von glattem Haar, die kleinen Jungs im Nachbarhaus wären gern wie Supermann und sind davon so weit entfernt wie ihre vierschrötigen Schwestern in Rosa von wahren Elfen. Nur Onkel Parzival findet: „Eins ist wichtig, wie du bist, so bist du richtig!“ Und wenigstens kurzzeitig sind Onkel Waldemar, Thilo Schramm und die properen Elfen doch ziemlich erleichtert!
Alice Brière-Haquet, Pénéloper Paicheler: Alles Schweine, oder was?
Klett Kinderbuch, 32 Seiten, ab 4 Jahren
Es ist nicht so toll, wenn man von lauter Schweinen umgeben ist. Der kleine Schafjunge und sein Papa tun sich schwer damit, im Land der Schweine
heimisch zu werden. Die meisten Schweine mögen nämlich keine Schafe. Oder sollte man vielleicht besser sagen: Sie kennen sie nicht? Ständig bekommen die Schafe zu spüren, wie unerwünscht sie sind. Bodo Grunz, der Nachbar, ist besonders grantig. Bis er eines Tages Hilfe braucht. Die beiden Familien lernen sich kennen und verbringen einen fröhlichen Nachmittag miteinander. Danach sind sie Freunde! So einfach kann es manchmal sein …
Linda de Haan, Stern Nijland: König & König
Gerstenberg Verlag, 32 Seiten, ab 5 Jahren
Es war einmal ein Kronprinz, der wollte einfach nicht heiraten. Aber das geht natürlich nicht. Damit aus dem Kronprinzen ein König werden kann, macht sich die alte Königin auf die Suche nach jemandem, der zu ihrem Sohn passt. Aus der ganzen Welt reisen die schönsten Prinzessinnen an, aber keine kann das Herz des Prinzen bezaubern. Bis der Kammerdiener die Ankunft von Prinzessin Liebegunde und ihrem Bruder Prinz Herrlich meldet. Ein unerwartetes Happy-End bahnt sich an.
Anna Boulanger: Papa ist doch kein Außerirdischer!
Verlag Kunstanstifter, 40 Seiten, ab 6 Jahren
„Neulich in der Schule habe ich gehört, wie meine Lehrerin dem Direktor gesagt hat, Papa ist im Hoch- und Tiefbau und dass das bei Künstlern häufig vorkommt. Ich weiß nicht, was sie damit meint. Papa sagt, er hat noch nie was gebaut außer Sandburgen, weil er nämlich zwei linke Hände hat.“
Die von Anna Boulanger mit feinem Strich illustrierte Geschichte erzählt von Namen und Umschreibungen, die unbedacht zur Charakterisierung von Homosexuellen benutzt werden. Im Text kommt ein Junge zu Wort, der immer wieder mitbekommt, dass seinem Vater hinter dessen Rücken Spitznamen gegeben werden. In der zarten Bildfolge sowie in den verwirrten Rückfragen des Jungen werden die verletzenden Vorurteile und Beleidigungen, die in den Namen stecken, aufgedeckt und ad absurdum geführt.
Ulrich Hub: Ein Känguru wie du
Carlsen Verlag, 96 Seiten, ab 8 Jahren
Endlich am Meer! Als Pascha und Lucky aus dem stickigen Tiertransporter steigen, wünschen sie sich nur eins: Baden. Aber leider haben Raubkatzen Angst vor Wasser, das hat ihnen ihr Trainer beigebracht. Genau wie all die Kunststücke, mit denen sie beim Zirkusfestival den ersten Preis abräumen sollen. Aber dann lernen die beiden das schwule Känguru Django kennen, einen Profiboxer, mit dem man herrlich über die Dächer hüpfen und stundenlang fernsehen kann. Und ihr großer Auftritt nimmt plötzlich eine ganz andere Wendung …
Alex Gino: George
S. Fischer Verlag, 208 Seiten, ab 10 Jahren
George ist zehn Jahre alt, geht in die vierte Klasse, liebt die Farbe Rosa und liest heimlich Mädchenzeitschriften, die sie vor ihrer Mutter und ihrem großen Bruder versteckt. Jeder denkt, dass George ein Junge ist. Fast verzweifelt sie daran. Denn sie ist ein Mädchen! Bisher hat sie sich noch nicht getraut, mit jemandem darüber zu sprechen. Noch nicht einmal ihre beste Freundin Kelly weiß davon. Aber dann wird in der Schule ein Theaterstück aufgeführt. Und George will die weibliche Hauptrolle spielen, um allen zu zeigen, wer sie ist. Als George und Kelly zusammen für die Aufführung proben, erzählt George Kelly ihr größtes Geheimnis. Kelly macht George Mut, zu sich selbst zu stehen.
Kathrin Schrocke: Mein Leben und andere Katastrophen
Sauerländer Verlag, 192 Seiten, ab 12 Jahren
Bernadette, genannt Barnie, ist eine ganz normale 13-Jährige mit einer beeindruckenden Radiergummisammlung, einer Vorliebe für SeaLife und ein bisschen Herzweh, wenn sie an Sergej aus ihrer Klasse denkt. Das einzig Ungewöhnliche an ihr (zumindest aus Sicht der anderen): Barnie hat zwei Väter – Dad und Papa.
Das „Babyprojekt“ in der Schule bringt Aufregung in Barnies beschauliches Leben: Jeweils zwei Schüler müssen gemeinsam eine Babypuppe rund um die Uhr betreuen, wie ein richtiges Kind. Als Sergej sich anbietet, der Vater von Barnies Puppe zu werden, könnte eigentlich alles perfekt sein. Eigentlich.