„High-Rise“ von Ben Wheatley (Film)
Wenn alle Menschen der Welt in ein und demselben Gebäude leben würden – wo wäre dann deine Wohnung? Im unteren oder oberen Bereich? Mittendrin oder ganz oben? „High-Rise“ stellt diese zum Nachdenken anregende Frage…
Eins schon mal vorab: dem Film von Ben Wheatley, der auf einem Roman von James G. Ballard basiert, stehe ich eher zwiespältig gegenüber.
Aber zunächst mal zum Inhalt des Films: Dr. Robert Laing, wieder eine überzeugende Darstellung von Tom Hiddleston, bezieht ein neues Apartment in einem vom Architekten Royal (gespielt von Jeremy Irons) entworfenen Hochhaus etwas außerhalb von London. In diesem Hochhaus leben alle in der Gesellschaft vertretenen Menschen: Singles wie Robert Laing, Familien, Arme und Reiche. Einen „Schmelztiegel“ hat sich der Architekt bei der Planung gewünscht. Dabei sind die Etagen des Hochhauses nach sozialer Zugehörigkeit verteilt – die Armen und die Familien wohnen in den unteren Stockwerken, desto reicher und wohlhabender man ist, desto weiter oben ist die Wohnung. Ganz oben im 40. Stock wohnt selbstverständlich der Architekt in einem Penthouse mit weitläufiger Dachterrasse und wunderschön gestaltetem Garten – inklusive Ziege und Pferd (seine Frau ist sehr anspruchsvoll und exzentrisch). Auch ein Spa mit Fitnessstudio, ein Schwimmbad und einen Supermarkt gibt es im Haus, man braucht das Gebäude also theoretisch nie zu verlassen…
Eigentlich will Laing (der im 25. Stock wohnt) eher allein sein und wünscht sich Anonymität, doch sehr schnell wird klar, dass dies in einem solchen Gebäude nicht möglich ist. Über eine Nachbarin lernt er einige der Familien aus den unteren Etagen kennen. Aber auch zum Architekten selber wird er eingeladen; zunächst ist er ihm gegenüber sehr positiv eingestellt. Jedoch wird er von dessen Frau und den Reichen aus den oberen Etagen bei einer Party demonstrativ ausgegrenzt, und so wird das Problem des „Schmelztiegels“ im Hochhaus von Royal offensichtlich: Die Reichen wollen nichts mit den Armen zu tun haben, und die Armen leiden unter den ausschweifenden Partys der Reichen, da dann z.B. der Strom in ihren Stockwerken ausfällt.
Und so beginnt eine Abwärtsspirale, die krasse Ausmaße annimmt – Müllberge sind dabei noch das harmloseste…
Die Idee hinter dem Film bzw. dem Buch (welches ich vorher nicht kannte und auch bisher nicht gelesen habe) finde ich sehr spannend und, wie schon bemerkt, zum Nachdenken anregend. Die Umsetzung ist teilweise sehr extrem – wahrscheinlich passend zum Thema, für mich persönlich aber nicht ganz meine Sorte von Film.
Insgesamt würde ich „High-Rise“ trotzdem empfehlen, allein wegen der Frage: Wo würdest du wohnen? Der Film spielt 1975, also lange vor der Zeit des Internets, der Smartphones usw. Bereits damals sah Ballard die Lücke zwischen Arm und Reich und nahm ein eher dystopisches Motiv, um das Thema zu betrachten. Diese Lücke wird immer größer und der Film hat daher eine wichtige Botschaft.