Durch die Sanierung des Gasteig teilt sich die Stadtbibliothek am Gasteig künftig auf mehrere Orte auf. Eine große Veränderung erwartet all unsere Kolleg*innen. In dieser Serie geben wir Einblicke, wo es die einzelnen Akteur*innen hinzieht und was der Umzug für sie bedeutet. Am 8. Oktober öffnete die Stadtbibliothek im HP8 zum ersten Mal ihre Türen. Unser Kollege Marco Zielske schildert seine Eindrücke vom ersten Tag.
Transit ist ein Thema, das uns derzeit viel beschäftigt. Während dies auf der einen Seite bedeutet, dass man zu einem Ort oder Zustand geht, um dort anzukommen, so bedeutet es auf der anderen Seite auch diesen Ort als Übergang zu nutzen, um wieder zu einem neuen Ort aufzubrechen. So sind wir nach einer langen Umzugsphase am 8. Oktober endlich im HP8 angekommen und haben eine neue Bibliothek eröffnet.

Es war für das ganze Team eine einmalige Gelegenheit, eine Bibliotheksneueröffnung mit zu organisieren und durchzuführen. Dies führte zu einem tollen Teamspirit, bei dem jede*r zu einer erfolgreichen Eröffnung beitragen wollte. So wurde die Identifikation mit dem Standort gestärkt und es wurde unsere Stadtbibliothek im HP8.
Zwei Wochen hatten wir Zeit, um alles an den Start zu bringen. Regale einräumen, PCs installieren, Möbel aufstellen, neue Abläufe einrichten, etc. Es gab noch so Einiges zu tun und am Freitag morgen haben dann nicht nur wir, sondern auch der Gasteig mit der Philharmonie eine Punktlandung hingelegt. Morgens um zehn Uhr stand sogar noch der Bauzaun um das Gelände und wir haben die ersten Besucher die bereits kurz vorher davor standen, abgefangen und kurzerhand zum anderen Eingang geleitet.
Zu Beginn waren wir alle noch etwas nervös, wie wohl unsere neue Bibliothek angenommen wird. Werden gleich Besucher*innen kommen? Wie gefällt das neue Bibliothekskonzept in der denkmalgeschützten Halle E? Nachdem bereits so früh die ersten Besucher*innen neugierig durch die Halle spazierten, waren wir schon etwas beruhigt. Und es sollten nicht wenige bleiben. Im Lauf des Tages wurde das Haus immer voller mit neugierigen Erst-Besucher*innen, die sich alles mal anschauen wollten und Fotos von der Halle von den Balustraden aus machten.

Auch fanden sich immer mehr Menschen ein, die die Bibliothek direkt aktiv nutzten. Ob in Ruhe auf den Sesseln lesend oder arbeitend mit dem eigenen Laptop an unseren Tischen und glücklich über das stabile WLAN. Viele Familien kamen und die jüngeren Besucher*innen haben sich gleich begeistert ihre Kindertribüne erobert. Bei Sonic Chairs war es teilweise schwer noch einen Platz zu bekommen, egal ob zum Hören unserer CDs, zum Youtube-schauen auf dem eigenen Gerät oder einfach Probesitzen – die beiden Chairs waren beliebt bei Alt und Jung. Darüber hinaus meldeten sich viele Besucher*innen neu an, um gleich etwas ausleihen zu können.

Wenn auch die Orientierung aufgrund der teilweise noch fehlenden Beschilderung und der besonderen Architektur der Halle E etwas schwer fiel, erkundeten doch alle begeistert die Flächen bis in die letzten Winkel. Und wir bekamen viele positive Rückmeldungen, wie toll die neue Bibliothek gelungen ist und dass man auf jeden Fall wieder kommen wird.
Gegen Nachmittag wurde es voller, auch einige Philharmoniebesucher*innen mischten sich dann unter die Bibliothekskund*innen und machten sich ein erstes Bild. Wir hatten alle Hände voll zu tun, Fragen zu beantworten, den Raum, die Aufstellung zu erklären und kurze Pläuschchen mit den Besucher*innen zu halten und uns mit ihnen über deren Eindrücke auszutauschen. Natürlich lief nicht alles rund und es musste immer mal wieder improvisiert bzw. mussten kleinere Probleme gelöst werden. Wer kennt das nicht von seinem eigenen Umzug: Man schafft es nie, an absolut alles zu denken. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir – gemeinsam mit unseren Kund*innen – den neuen Standort stabil zum Laufen bringen und mit immer mehr Leben füllen.
Um 17.30 Uhr mit dem Beginn des großen Eröffnungskonzerts der Philharmonie konnten wir uns dann müde, aber glücklich in unseren Bürobereich im dritten Stock zurückziehen. Mit einem Glas Sekt wurde noch gemeinsam auf eine erfolgreiche Eröffnung angestoßen und von oben entspannt das Treiben in der Halle beobachtet.
Und so, im HP8 angekommen, begeben wir uns wieder auf die Reise. In den Übergang in ein neues Bibliothekskonzept, in Experimente und mehr Beteiligung, in einem offenen, sich ständig wandelnden Interimsstandort, um dann mit der Erfahrung und bewährten neuen Konzepten im neuen Gasteig wieder anzukommen.
Das sind teilweise Kartonmöbel oder? Finde ich sehr spannend.. kann man die auch irgendwo kaufen?
Und das Gurtband ist wie befestigt?
Ja genau, passend zum Interimsstandort und im Sinne der Nachhaltigkeit haben wir uns für Regale und Tröge aus strapazierfähigem Pappmaterial entschieden. Vertrieben werden die Möbel in Deutschland z.B. über die ekz.bibliotheksservice GmbH. Das orange Band ist ein Spanngurt, der jederzeit gelöst werden kann, sodass man die einzelnen Elemente immer wieder neu zusammensetzen kann.
Hallo Hannah,
Ich bin auch total begeistert von dem Regal konzept.
Ich habe bei ekz.bibliotheksservice GmbH nachgesehen, aber dort leider keine gefunden. Weißt du zufällig wo man diese sonst noch kaufen kann?
Beste Grüße
Tobias
Hallo Tobias,
es stimmt, ekz bietet die Regale nicht standardmäßig an, vermutlich muss man anfragen. Eine andere Quelle ist mir leider nicht bekannt.
– Hannah von der Münchner Stadtbibliothek
Ich war ca. 16:30 Uhr am vergangenen Freitag in der Halle E, um mich umzuschauen. Das Geräusch der mahlenden Kaffeemaschine im EG hallte immer wieder in die beiden Etagen der Bibliothek hoch, von anderen Geräuschen nicht zu sprechen (obwohl nicht viel los war), so dass ich nach 20 min wieder ging. Ich werde mich wohl insbesondere hier im HP8 daran gewöhnen müssen, wie überhaupt schon länger bei Bibliotheken, dass das Wort „Stille“ und „Ruheoase“ nicht mehr angewendet werden kann und dass die Voraussetzungen damit, sich beim Stöbern und Schauen und Lesen (!) zu konzentrieren zu können, für meinen Geschmack bzw. Bedürfnisse nicht gegeben sind.
Ich frage mich seit langem schon, warum es in Bibliotheken oft so laut ist (Stimmen, Gerufe, lautes Erklären und laute Interaktion zwischen Eltern und Kindern….). Aber das ist ein anderes Thema.
Durchaus schön finde ich im HP8 das „Interimsische“ daran, das Improvisierte, … und den Industrie-Charme sowie die Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag (!) und sogar bis 23 Uhr.
Kaum zu glauben, dass die Eröffnung der neuen Bibliothek nun schon 2,5 Jahr her ist. Besonders gut gefallen haben mir die Regale und Schränke für Bücher. Ich habe mich davon sogar inspirieren lassen und mir jetzt auch Einbauschränke für Bibliotheken zugelegt.
So interessant und mit einem gewissen Industrie-Charme versehenen Bücherregale sind, so ist es für mich sehr hinderlich (bin 78 J.) an die untersten Regalreihen zu kommen, geschweige denn die Buchtitel zu lesen.
Gibt es da eine Lösung?
Herzliche Grüsse
Vielen Dank für diesen Hinweis. Wir möchten unsere Angebote so zugänglich und barrierefrei wie möglich zur Verfügung stellen und werden solche Überlegungen in zukünftige Planungen einbeziehen.
Wer einmal selbst einen Umzug, beispielsweise von Kriens nach Horw oder von Ebikon nach Luzern durchgeführt hat, weiss, wie stressig sowas sein kann… daher ist es allerdings fast unvorstellbar, wie sich der Umzug einer ganzen Bibliothek logistisch bewältigen lassen muss. Hut ab und vielen Dank, dass ihr euren Prozess sowie eure Eindrücke geteilt habt!