In ihrem Beitrag zur Vernetzungsaktion #wirbibliotheken von Münchner Stadtbibliothek und Deutschem Bibliotheksverband (dbv) beschreibt Ulrike Lengauer (Teamleitung Informationskompetenz, Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt) die neuen Services und Ideen, die im Zuge der Corona-Pandemie entstanden.
In Zeiten von Corona hat sich auch die Arbeit der ULB Darmstadt stark verändert. Bestehende Services, die bisher wenig genutzt wurden, erfreuen sich wachsender Beliebtheit:
- Scan-Service für Beschäftigte der TU Darmstadt und
- Digitale Semesterapparate für Lehrende der TU Darmstadt
Behelfslösungen wurden geschaffen:
- Rückgabekiste
- Ausgabe bestellter Medien in einem geschützten Bereich (siehe Foto)
- Postversand gewünschter Medien gegen Gebühr
Auch neue Dienstleistungen wurden eingeführt, welche die Coranakrise sicher überdauern werden. Daher möchten wir über diese ein bisschen ausführlicher berichten.
Unser Forschungslesesaal ist aktuell geschlossen. Daher bieten wir nun mit unserem Onlineservice „Bucheinsicht via Webcam“ eine Alternative für die Mediennutzung vor Ort (siehe Foto). Die ULB-Bestände mit Nutzungseinschränkungen (z. B. Handschriften, Inkunabeln, Fernleihen) werden NutzerInnen für Forschungszwecke ca. eine Stunde lang online zur Verfügung gestellt. Damit können diese schnell und gezielt Einsicht in einzelne Abschnitte (z. B. Titelseiten, Illustrationen, Textvarianten) nehmen, ohne persönlich in die ULB zu kommen. Sie benötigen lediglich einen PC oder Laptop mit Audio- und Videofunktion, einen Internetzugang und einen installierten Web-Browser.
Auch im Veranstaltungsbereich haben wir nun den Sprung ins Digitale geschafft. Die Einführung von Onlineformaten war ohnehin geplant und wurde durch die Coronakrise stark beschleunigt. Voraussichtlich ab Mai werden wir Coffee Lectures, Sprechstunden und Workshops zu den Themen Literaturrecherche, -beschaffung, und -verwaltung, Zitieren, LaTeX, Word, Forschungsdatenmanagement, Publizieren, Patente, Normen und Bestandserhaltung über Zoom anbieten.
Unser Ziel ist es, insbesondere bei den Workshops auch nach dem Wechsel zu Onlineformaten weiterhin viel interaktiv mit den Teilnehmenden zusammen zu arbeiten. Da zahlreiche KollegInnen aus ganz verschiedenen Abteilungen involviert sind und Zoom für uns alle Neuland ist, wird das kein einfaches Unterfangen. Noch sind wir im Experimentierstadium, aber sehr motiviert und zuversichtlich, dass wir gemeinsam ein schönes Veranstaltungsangebot für unsere NutzerInnen auf die Beine stellen können.
Werte Bibliotheksfreunde,
die Art von „Behelfslösungen“ der ULB Darmstadt, führt der finnische Bibliotheksverbund schon längere Zeit an vielen Standorten durch. Ganz toll auch, das alle Bibliotheksveranstaltungen für Groß und Klein, einfach auf dem nationalen Library Channel Online gezeigt werden. Es wurde mit der Bücherindustrie bzw. Copyright-Organisationen (wäre bei uns z.B. die auch die GEMA) Abkommen geschaffen, das vorübergehend (mindestens bis Ende Juni) alle Inhalte genutzt werden können. Sollte es eine zweite Coronawelle geben, würde ich vorschlagen so etwas auch hier zu nutzen, anstatt fast alles ausfallen zu lassen. Bei Zoom ist alles ja nur sehr begrenzt bis 49 Teilnehmer möglich.
Auch Reservierungen bzw. Vormerkungen sind in Finnland jetzt kostenlos, damit möglichst einfach (viele sind in Kurzarbeit geraten) Bücher, elektronische Medien etc. sicher Zuhause genutzt werden können. Ich finde es nicht gut, das die Münchner Bibliotheken derzeit noch Bereitstellungen aus dem März und April in Rechnung gestellt haben, obwohl teilweise seit Monaten keine Abholung möglich war und ist.
In dieser außergewöhnlichen Lage der Welt sollte man miteinander handeln und nicht irgendwas in Rechnung stellen, an das viele Betroffene gar nicht mehr gedacht haben.
Mit besten Grüßen
Sven G.
(habe finnische Mutter und nutze die Ausleihe der Münchner Bibliotheken seit 15 Jahren)