#kulturslammuc – Stadtkultur im Shutdown
Wie geht es den Münchner Bildungs- und Kulturinstitutionen? Wie schaffen es die Akteur*innen der Stadtkultur, für ihre Stadtgesellschaft da zu sein und weiterhin ihren Auftrag zu erfüllen? Diese und weitere Fragen stellt unser BlogSlam „Stadtkultur im Shutdown“. Alle sind herzlich zum Mitmachen eingeladen – mehr dazu gibt es hier.
Heute: Sebastian Ring, Medienzentrum München / JFF
Für die digitale Kultur und Bildung scheint Corona wie ein Katalysator zu wirken. Was in den letzten Jahren als Buzzword in vielen Feldern des Sozialen, der Kultur und Bildung vielfach verwendet, aber oft nur vorsichtig und zaghaft zur Alltagspraxis wurde, wird nun schlichtweg zur Notwendigkeit für das Grundlegende. Wo physische Mobilität abnimmt (wie etwa der Google Mobility Report zeigt) und Distanz angesagt ist, sind es gerade die digitalen Kanäle, die uns Zugang zu Information und Teilhabe an der Welt erlauben.
Vieles klappt nun überraschend gut, was zuvor vielen noch als unmöglich oder unnütz erschien. Hier wirkt die Krise als Verstärker, und zwar in zwei Richtungen: Zum einen entstehen neue Kontakte und Zugänge: Stadtkultur hat ja auch vorher schon online stattgefunden, aber aktuell ist doch beeindruckend zu sehen, welche Einblicke nun eröffnet werden – in das Münchner, aber auch weltweite kulturelle Leben: Clubs streamen united, Museen und Konzerthäuser öffnen sich im Netz.
Information, Interaktion und Partizipation nur online – (wie) kann das gut gehen?
Aber andererseits wird deutlich: Viele Fragen werden in der Eile hinten angestellt. Gleichzeitig ist offensichtlich, dass sich der digital divide (möglicherweise massiv) verschärft – in Hinblick auf Information und Bildung, aber auch auf soziale, kulturelle und ökonomische Teilhabe.
Wie inklusiv sind denn all die digitalen Angebote, z.B. für Ältere, Menschen mit Behinderung oder nicht so gut mit Technik, Netzanschluss oder Medienkompetenz Ausgestattete? Wie ist es um Datenschutz und Sicherheit in der Informationstechnologie bestellt? Wie kann die Anwendung digitaler Technologie zur Eindämmung der Pandemie mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung einhergehen (der interdisziplinäre Forschungsverbund Forum Privatheit begleitet diese Diskussion), z.B. wenn wir über Apps zum Nachvollziehen von Infektionsketten diskutieren? Wie gelingen Home Education oder Home Office ohne allzu schnellen Griff nach datenschutzrechtlich umstrittenen Tools für Videochat und Zusammenarbeit etc.?
Und nicht zuletzt: Wie ist es um unsere demokratischen Grundrechte bestellt? Wie wirkt sich eine Einschränkung öffentlicher Kundgebungen auf den öffentlichen Diskurs aus? Kann es online gelingen, außerhalb der eigenen Bubbles mit wichtigen und berechtigten Anliegen wahrgenommen zu werden?
Medienpädagogik in Zeiten von Corona
Das und mehr treibt uns gerade um. Das Medienzentrum München (MZM) ist ein offenes Haus. Menschen besuchen uns für Projekte, Workshops und Fortbildungen, aber nehmen auch das Angebot zu individueller Beratung in Anspruch, leihen Technik aus oder nutzen unsere Räume. Zudem sind wir in der ganzen Stadt unterwegs mit unseren Angeboten: in Jugendtreffs, Bibliotheken, Schulen und auch im öffentlichen Raum.
Wir haben uns nun – wie viele andere auch notgedrungen – mit der neuen Situation so gut es eben geht arrangiert. Natürlich fehlt uns der Face-to-Face-Kontakt mit den Menschen, den Kindern, Jugendlichen, Kooperationspartner*innen und den Kolleg*innen. Dafür laden wir uns gegenseitig nach Hause ein – online – und so sehen wir uns wenigstens.
In einem ersten Schritt haben wir unsere digitalen Ressourcen ausgebaut und Konzepte mit unterschiedlichen Herangehensweisen entwickelt. Digitale Technologie und Kultur bieten hier nun auch spezifische Mehrwerte: Neben zeitlich offen strukturierten Angeboten bieten wir Onlinepräsenzworkshops an. Zudem versorgen wir unsere Zielgruppen mit Informationen, Materialien, Technik und setzen Anreize. Auf Plattformen bieten wir die Möglichkeit, gebündelt zu veröffentlichen. Zudem haben wir unsere datenschutzsensiblen Videochat-Räume ausgebaut, die wir auch gern anderen Akteur*innen zur Verfügung stellen.
Kreatives mit Medien statt Langeweile durch Sperre
Die erste große Veranstaltung, die wir vorerst absagen mussten, war das Kinder- und Jugendfilmfestival flimmern&rauschen im Gasteig. Wie eine Veranstaltung später im Jahr aussehen kann, wird man sehen. Immerhin konnte die Jr. Festivalleitung in einer sehr charmanten Form die Communitypreise online vergeben.
In der ersten Woche der Ausgangsbeschränkungen wurde die Plattform #corona_alleinzuhaus ins Leben gerufen. Dort werden verschrobene, wilde, manchmal sogar konstruktive Verarbeitungen dieser besonderen Umstände gesammelt. Ob Videos, Fotos, Podcasts, Memes, Gedanken, Farben oder GIFs in Form von Satire, Reportage, Tagebuch etc.: Mitmachen ist für alle möglich. Mittlerweile beteiligen sich neben Kindern und Jugendlichen auch Familien und andere Münchner Einrichtungen. Es werden Kreativchallenges initiiert, z.B. Smiley-Fotosafaris, Solo-Tänze an unbelebten Orten oder Maskenchallenges.
„Wir sind nicht weg, wir sind nur zu Hause“ lautet das Motto der Jugendredaktion Dein LiFE. Die Lust am Austausch in der Redaktion (jeden Dienstagabend um 19.00 Uhr, offen für alle) hat hier noch zugenommen und im Format LiFE Dailies werden für IGTV im Instagram-Channel täglich Clips und Reflexionen über den Alltag in Zeiten von Corona gepostet. Die Redaktion der jungen Talente auf egoFM produziert mit Smartphones von zu Hause aus.
All-online-Workshopformate: PhoneLab und Programmieren lernen mit Minecraft
Das Smartphone ist ein Universalgenie. Beim PhoneLab geht es darum, das Smartphone clever zu nutzen. Im Fokus stehen die Fragen danach, wie man sich clever in Zeiten von Corona informiert und Fake News entlarvt. Außerdem wird das Smartphone zum mobile Produktionsstudio für Stop-Motion-Filmen und zum gemeinsamen Spielplatz. Das PhoneLab bringt junge Menschen in soziale Interaktion und setzt Anreize für eine kreative und konstruktive Smartphonenutzung in dieser Krisenzeit.
Programmieren lernen mit Minecraft? Und das noch, wenn man wegen Corona sowieso zu Hause sitzt? Das Webinar Let’s Code Minecraft der ComputerSpielAkademie gemeinsam mit Tom Wendel besteht aus einem Videokurs, bei dem täglich neue Episoden veröffentlicht werden. Nachmittags ab 16.00 Uhr treffen sich zusätzlich alle Teilnehmenden in Minecraft und auf Twitch im Livestream, in dem die Videos noch mal aufgegriffen und Fragen gestellt und beantwortet werden. Der Austausch sonst erfolgt über den Discord-Server der CSA.
Medien im Ausnahmezustand – Information und Beratung
Bis im Alltag wieder Normalität einkehrt, werden wir viel Zeit zu Hause verbringen – und auch mehr Zeit vor den diversen Screens. Das ist für alle eine Herausforderung. Wir haben auf der Seite Medien im Ausnahmezustand Tipps für Kinder, Jugendliche und Eltern zum Umgang mit Medien in dieser Zeit zusammengestellt.
Während das Pixel – der Raum für Medien, Kultur und Partizipation im Gasteig geschlossen ist, unterstützen das Pixel-Team und einige Praktikant*innen gemeinsam mit den Kolleg*innen von West up! den Kulturraum München e.V., der seinen Zielgruppen, die im Umgang mit dem Netz noch ungeübt sind, gern Türen in die digitale Welt und Kultur eröffnen möchte. Damit alle hier Zugang bekommen, braucht es individuellen Support, der bei Digitale Hilfe am Telefon geboten wird.
Kommt vorbei und lasst uns etwas zusammen machen!
Das Medienzentrum in Neuhausen ist aktuell geschlossen. Wir sind aber weiterhin über die bewährten Kommunikationskanäle erreichbar und freuen uns über Kontakt und Vernetzung. Meldet euch gern, wenn ihr Fragen habt, wir euch in irgendeiner Form mit Tipps zu digitalen Projekten, Tools, Videochats etc. unterstützen können oder ihr euch austauschen möchtet!
TEL 089.126653-0
MESSENGER 0160.1622424
E-MAIL medienzentrum@jff.de
IM NETZ www.medienzentrum-muc.de