Weltenreisen –
Doris hoch Drei: Drei besondere Bücher im Dezember

Jeden Monat stellt euch unsere Belletristik-Referentin Doris drei Bücher vor: bemerkenswerte Romane, jenseits von Bestsellerlisten und Amazon-Fünf-Sterne-Bewertung, die das Lesen lohnen, weil sie neue Perspektiven eröffnen, unerhörte Geschichten erzählen, Ausnahmen auf dem Buchmarkt darstellen, von engagierten Verlagen übersetzt und publiziert wurden. Für mehr Bibliodiversität und Vielfalt im Regal!


Jules Verne: Die Jangada

Die bibliophile Buchreihe „Die Andere Bibliothek“ wurde 1984 von Hans Magnus Enzensberger und dem Verleger und Buchgestalter Franz Greno begründet mit dem Ziel, jeden Monat ein inhaltlich wie formal hervorragendes Buch zu veröffentlichen. Ein Konzept, das trotz mehrmaligem Herausgeber- und Verlagswechsel bis heute beibehalten wurde; zum Programm mit bereits mehr als 400 Bänden gehören neben wiederentdeckten Klassikern und in Vergessenheit geratenen literarischen Kostbarkeiten auch Originalausgaben und deutsche Erstausgaben von im deutschsprachigen Raum unbekannten Schriftstellerinnen und Schriftstellern.

Ein Klassiker ist auch Jules Verne: Der 1828 in Nantes geborene Autor zählt zu den bekanntesten Autoren von Abenteuerbüchern der Weltliteratur und gilt als einer der Begründer der modernen Science Fiction. Sein Abenteuer- und Reiseroman „Die Jangada – 800 Meilen auf dem Amazonas“ ist nur einmal 1882 ins Deutsche übertragen worden und fast unbekannt geblieben. Nun ist der Roman erstmals vollständig mit sämtlichen 90 Abbildungen des französischen Originals (in der Auflage ab 1901) wiederzuentdecken.

450 Seiten, Die Andere Bibliothek, behutsam modernisierte Bearbeitung der ersten deutschen Übersetzung von 1882 auf der Grundlage der französischen Originalfassung von 1881 durch Christian Döring


Robert Macfarlane: Die verlorenen Wörter

Mit der von der Autorin und Buchkünstlerin Judith Schalansky herausgegebenen und gestalteten Reihe „Naturkunden“ präsentiert der Berliner Verlag Matthes & Seitz seit 2013 Bücher, die von der Natur erzählen, von Tieren, Pflanzen und Menschen, von Landschaften und Himmelskörpern, von fremder und vertrauter Natur.

Robert Macfarlane, geboren 1976 in Nottinghamshire und einer der wichtigsten britischen Autoren des Nature Writings, legt mittlerweile seinen dritten Titel in der „Naturkunden“-Reihe vor: „Die verlorenen Wörter“ ist ein großformatiger, prachtvoller Bildband, der aus dem aktuellen „Oxford Junior Dictionary“ verschwundene Naturbegriffe wie Farn, Weide, Reiher und Lerche in Gedichten beschwört, die sensibel übersetzt wurden von der Lyrikerin und kookbooks-Verlegerin Daniela Seel. „Schwer zu sagen für mich, was denn nun schöner ist: Die feinen Illustrationen voller Naturliebe und Beobachtungslust von Jackie Morris oder die Verse von Robert Macfarlane, über einzelne, im Alltagswortschatz verblassende Wörter wie „Blauglöckchen“, „Zaunkönig“ und „Eisvogel“. (Guido Pauling, NDR.de)

134 Seiten, Matthes & Seitz Naturkunden, aus dem Englischen von Daniela Seel


Philipp Weiss: Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen

„Der Suhrkamp Verlag verlegt keine Bücher, sondern Autoren“ – das verlegerische Prinzip des 1950 von Peter Suhrkamp gegründeten Verlags stellt nicht das einzelne Buch, sondern die literarische und wissenschaftliche Gesamterscheinung der Autorinnen und Autoren in den Mittelpunkt. Zum Verlagsprogramm gehören neben junger deutschsprachiger Literatur auch klassische Autor_innen und internationale Literatur; Lyrik, Briefwechsel, Biographien, Essays und Werkausgaben sind wichtige Schwerpunkte.

Zu den jungen Autoren gehört der 1982 in Wien geborene Philipp Weiss, der jetzt im Suhrkamp Verlag sein Romandebüt vorlegt. Mehr als 1.000 Seiten in fünf Bänden in Form von Enzyklopädie, Erzählung, Notizheft, Audiotranskription und Comic über „den Fortschritt, die Welt und den Störfaktor Mensch … der wohl ungewöhnlichste Roman dieses Bücherherbstes; ein Mammutprojekt als echte Schatzkiste, die vor Ideen, Wissen und Fantasie nur so funkelt. Das Großprojekt ist eine polyphone, nach Schönheit und Poesie suchende Bestandsaufnahme der Gegenwart …“ (Paula Pfoser, ORF.at)

1064 Seiten, Suhrkamp Verlag


Featured Image: Ben White / Unsplash

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