Vier Fragen an …
… Manja Präkels und Markus Liske

Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und vieles mehr: Unser Veranstaltungsprogramm ist umfangreich und vielfältig, gleichsam täglich könnt ihr neue Menschen und Ideen entdecken. Damit ihr unsere Gäste ein bisschen besser kennenlernen könnt, stellen wir sie hier im Blog mit unserem Fragebogen vor. Heute: die Autor_innen Manja Präkels und Markus Liske, die am 4. April in der Monacensia im Hildebrandhaus über Literatur und Politik sprechen werden.

Manja Präkels fängt an …

1. Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Ich bin 1974 in Zehdenick an der Havel geboren und lebe seit mittlerweile zwanzig Jahren in Berlin. Direkt nach dem Abitur habe ich ein paar Jahre als rasende Reporterin bei der Märkischen Allgemeinen gearbeitet, dann in Berlin studiert und 2001 die Band Der Singende Tresen und ein Fest zu Ehren des Dichters und Revolutionärs Erich Mühsam gegründet. Es folgten vagabundierende Jahre als Puppenspielerin und Sängerin. Ich veröffentlichte einen Gedichtband, nahm mehrere Platten auf, lernte Ukulele spielen, abmischen und meinen Mann kennen. Gemeinsam brachten wir als WORT & TON mehrere Anthologien heraus, wurden beim Verbrecher Verlag heimisch und ebendort habe ich 2017 meinen ersten Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ veröffentlicht. Seitdem toure ich wieder, lese vor und diskutiere mit Menschen aus allen Himmelrichtungen. Und wenn ich das nächste Mal nach Hause komme, schreibe ich ein neues Buch. Oder neue Lieder. Aus lauter Langeweile.

2. Können Sie uns ein Buch empfehlen?

„Schäfchen im Trockenen“ von meiner geschätzten Kollegin Anke Stelling. Sie hat dafür gerade den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten, und wer herausfinden will, warum, der lese es!

3. Was verbinden Sie mit Bibliotheken?

Ich wäre fast einmal Bibliothekarin geworden. Kam aber zu spät zum Bewerbungsgespräch an der Berliner Staatsbibliothek. In meiner Kindheit habe ich viele, viele Stunden in der Bibliothek und Phonothek unserer Stadt verbracht, die Regale durchstöbert, Platten gehört und Bücher ausgeliehen, die ich ständig zu spät zurückbrachte, weil ich mich nicht trennen konnte. Ich danke den Bibliothekarinnen von damals immer noch für ihre große Geduld. Während meines Studiums lernte ich das Magazin des Osteuropa-Instituts lieben, in das man sich vollkommen ungestört zum Lesen, Stöbern und Nachdenken zurückziehen konnte. Heute lebe ich ganz in der Nähe der Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin. Ich finde es beruhigend, eine Bibliothek in der Nähe zu wissen. Wo Bücher sind, da ist es gut. Da sind Frieden und unzählige Geschichten, finden sich das Wissen von Jahrtausenden und Antworten auf aktuelle Fragen.

4. Und wie geht es mit der Welt weiter?

Das kommt auf uns alle an. Schülerinnen und Wissenschaft vereinen sich dieser Tage schon mal auf den Straßen. Haltung zeigen ist ja zu allen Zeiten wichtig und aktuell wichtiger denn je. Lesen, reden, nachdenken und miteinander ins Gespräch kommen, dafür öffentliche Plätze und Orte nutzen und schaffen, solidarisch mit denen sein, die unsere Hilfe brauchen. Und wenn es nicht anders geht, müssen wir den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft auf die Schlipse treten: streikend, besetzend, singend, laut in Wort und Ton und Bildern.

Manja Präkels und Markus Liske. (c) Verbrecher Verlag

… und die Antworten von Markus Liske

1. Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Ich wurde 1967 in Bremen geboren und lebe als freier Schriftsteller in Berlin. In den Neunzigerjahren initiierte ich Kunst-Spektakel an historisch belasteten Orten, war Sänger einer Experimentalpunkband und Autor diverser Underground-Publikationen. In den 2000ern veröffentlichte ich mehrere Bände mit politischen Satiren und gründete 2009 schließlich mit Manja Präkels die Produktionsgemeinschaft Gedankenmanufaktur WORT & TON. In gemeinsamer Herausgeberschaft entstanden seither mehrere Anthologien sowie das Erich Mühsam-Lesebuch „Das seid ihr Hunde wert!“ im Verbrecher Verlag. 2016 erschien im selben Verlag mein Roman „Glücksschweine“, 2019 die Textmontage „Sechs Tage im April – Erich Mühsams Räterepublik“ – letzteres auch als Hörbuch im Verlag speak low. Wenn ich nicht gerade im Geiste Erich Mühsams gemeinsam mit Manja Präkels und ihrer Band Der Singende Tresen durch die Lande ziehe, schreibe ich Kolumnen und Essays u.a. für die Wochenzeitung Jungle World, oder arbeite an meinem nächsten Roman.

2. Können Sie uns ein Buch empfehlen?

Salomon Friedlaender hat mal gedichtet: „Von deutschen Dichter lies am meisten / nur die so viel wie Mühsam leisten.“ Dem schließe ich mich vorbehaltlos an und empfehle jedem die 15-bändige Gesamtausgabe der Mühsam-Tagebücher. Die bieten nicht nur unfassbar komische Einblicke in das wirklich extrem wilde Leben des anarchistischen Dichters, sondern zugleich eine spannende Lehrstunde in deutscher Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts. Dabei sind viele der verhandelten Themen weiterhin so aktuell und ist Mühsams Sprache so modern, dass man manchmal kaum glauben kann, dass diese Aufzeichnungen tatsächlich 100 Jahre alt sind.

3. Was verbinden Sie mit Bibliotheken?

Bibliotheken sind der wichtigste Hort menschlicher Kultur – das Gedächtnis der Welt. Persönlich nutze ich sie inzwischen allerdings nur noch selten für konkrete Projektrecherchen. Das liegt daran, dass ich schon früh einen regelrechten Bücherfetischismus entwickelt habe und Bücher, mit denen ich mich beschäftige, zwanghaft auch besitzen muss. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits sieht so eine Wohnung voller Bücher schon auch ziemlich gut aus. Andererseits werden alle Freunde spontan krank, wenn man sie bittet, einem beim Umzug zu helfen.

4. Und wie geht es mit der Welt weiter?

Es wäre schön, wenn wir uns stärker auf die Entwicklung utopischer Konzepte konzentrieren könnten, um die Welt zu einem freieren und gerechteren Ort für alle Menschen zu machen. Leider sind die Zeitläufte gegenläufig, und so gilt es momentan, darum zu kämpfen, dass die bestehenden Freiheiten nicht wieder verloren gehen. Das ist nicht gerade erbaulich, aber zum Glück auch nicht hoffnungslos.

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