Vier Fragen an: Barbara Yelin, Lisa Frühbeis und Domi Wendland

Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und vieles mehr: In unserem Veranstaltungsprogramm gibt es täglich neue Menschen und Ideen zu entdecken. Damit ihr unsere Gäste besser kennenlernen könnt, stellen wir sie im Kurzinterview vor.
Heute: Vier Fragen an drei Comic-Künster*innen, Barbara Yelin, Lisa Frühbeis und Domi Wendland, die seit 2024 unsere Reihe Comic Bar gemeinsam kuratieren und im Wechsel moderieren. In den Werkstattgesprächen mit ihren Gästen geben sie jeweils Einblick in das Schaffen von grafischer Literatur und die Kraft der Bilder. Zur Veranstaltung am 16. April haben wir zusammen mit Barbara Yelin Judith Vanistendael mit ihrem Buch „Atan von den Kykladen“ eingeladen. Am 4. Juli 2024 spricht Domi Wendland mit Lina Ehrentraud über ihr Buch „Doggy Style“ und am 21. Oktober Lisa Frühbeis mit Maren Amini über „Ahmadjan und der Wiedehopf“.

1. Stellen Sie sich bitte kurz vor

Frühbeis: Hallo! Ich bin Lisa Frühbeis, ich zeichne und schreibe Geschichten und lebe in Augsburg. Außerdem moderiere ich gerne auf Comic Veranstaltungen – seit diesem Jahr bei der Comic Bar!

Porträt Lisa Frühbeis
© Frauke Wichmann

Yelin: Und ich bin Barbara Yelin, Comiczeichnerin aus München. Ich kuratiere die Comic Bar seit 2017. Seit diesem Jahr haben wir die Kuration auf drei Schultern gestellt. Zusammen werden wir vielfältigere und auch einfach mehr Veranstaltungen realisieren können. Große Vorfreude!

Porträt Barbara Yelin
© Martin Friedrich

Wendland: Außerdem mit dabei bin noch ich, Domi Wendland. Ich mache ebenfalls Comics und Illustrationen, organisiere die Kunst- und Zine-Werkstatt ArtZi mit und freu mich sehr, jetzt auch ein Teil der Comicbar sein zu können.

Porträt Dominik Wendland
© Magdalena Joss

2. Können Sie uns ein Buch empfehlen?

Frühbeis: Gerade habe ich „Lichtspiele“ von Daniel Kehlmann fertig gelesen. Der Abweg eines Kulturschaffenden in die NS-Mitläuferschaft ist darin erschreckend präzise nachvollziehbar, und auf diese lakonisch-kehlmannsche Art tragikomisch verstörend zu lesen. Außerdem fand ich den Comic „Sybilla“ von Max Baitinger großartig. Wahnsinns Bilder, und eine beeindruckende Herangehensweise an das Problem, einen Comic über eine Poetin zu machen, über die man fast nichts weiß.

„Lichtspiele“ von Daniel Kehlmann
Rowohlt Buchverlag, 2023
Buchcover "Sybilla" von Max Baitinger
Reprodukt Verlag, 2021

Yelin: Die eindrücklichste Graphic Novel des letzten Jahres ist für mich „Genossin Kuckuck“ von Anke Feuchtenberger. Die Vielschichtigkeit der schwarzen Kohlezeichnungen, die Räume öffnen in der farbigsten Palette von Graustufen und von Licht und Schatten, werfen mich immer wieder um. Eine fantastische und zugleich autobiografische Bilderzählung über eine Kindheit in einem fiktiven Ort der DDR, die einen Bogen spannt bis 1990. Anke Feuchtenberger war meine Professorin in Hamburg und hat mich überhaupt erst zum Comiczeichnen gebracht. Was für ein Meilenstein, dass ihr Buch nun als erster Comic für den Leipziger Buchpreis nominiert ist.

Buchcover "Genossin Kuckuck" von Anke Feuchtenberger
Reprodukt Verlag, 2023

Wendland: Ich empfehle „Dragonball“ von Akira Toriyama, die ein echter Klassiker unter den Mangas sind. Viele kennen ja nur den Anime „Dragonball Z“ in dem es viel ums Kämpfen geht und wissen gar nicht, dass dem ganzen eigentlich eine wunderbare Abenteuergeschichte vorangeht, die auf der chinesischen Legende „Die Reise nach Westen“ beruht. Ich habe selbst mit den Dragonball Bänden lesen gelernt und auch wenn Toriyama Anfang diesen Monats verstorben ist, werden seine Geschichten sicher noch viele Generationen begeistern.

Buchcover "Dragonball", Band 1, von Akira Toriyama
Carlsen Verlag, 1997

3. Was verbinden Sie mit Bibliotheken?

Frühbeis: Lange Nachmittage, in denen meine Mutter beruflich in der Bibliothek war und ich in der Comic Ecke saß. Damals gab es da hauptsächlich nerdige amerikanische Serien, die ich null verstanden habe. Heute sind die Kindercomic und Graphic Novel Regale in Bibliotheken so gut ausgewählt, ich bin jedes Mal beeindruckt und nehme riesige Stapel mit. Außerdem verbinde ich sprichwörtlich meinen eBook-Reader mit meiner Bibliothek! Dass die Onleihe so einfach geht, finde ich wirklich genial. Wenn mein Baby mich nachts aufweckt, lese ich nun bei Dunkelmodus und geräuschlos, ohne jemanden im Familienbett zu stören.

Yelin: Also Kind habe ich alles gefressen, was die Stadtbibliothek Neuhausen hergegeben hat. Comics, Romane, Bildbände, Kassetten. Als Teenager habe ich dann die Bibliothek im Gasteig erobert, mit Material zu Kunst und Kunstgeschichte. Heute gehe ich mit meinem sechsjährigen Sohn hin, wir durchforsten wieder die Kästen mit den Comics, wie ich früher. Nur, dass es viel, viel mehr gute gibt inzwischen. 

Wendland: Von den obengenannten Dragonball Bänden gab es 42 an der Zahl. Die hätte ich mir von meinem Taschengeld niemals leisten können und schon gar nicht in der Geschwindigkeit in der ich diese lesen wollte. Mittlerweile ist die Bibliothek aber viel mehr für mich als nur ein Ort der eine Menge Ressourcen bietet. Sie ist Veranstaltungsort, Treffpunkt und Third Space par excellence!


4. Und wie geht es mit der Welt weiter?

Frühbeis: Das wüsste ich auch gerne. Was ich weiß, ist, dass wir von der Comic Bar versuchen, ein gutes Programm für Sie zu machen: drei tolle Zeichnende und Schreibende kommen dieses Jahr zu uns und geben einen tiefen Einblick in ihre Arbeit. Danach sitzen wir noch gemütlich an der Bar beisammen. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!

Yelin: Wie es mit der Welt weitergeht, große Frage. Keine Antwort. Aber es wird weitergehen. Und die Fragen zu finden, zu umrunden, zu erforschen und sichtbar zu machen, dafür finde ich die Kunst, das Zeichnen und die Comics unverzichtbar. 

Wendland: Wie es mit der Welt weitergeht? Hoffentlich.


Illustration: Griechisches Dorf am Meer um 2500 v. Chr.

Hier geht’s zur Veranstaltung:

Comic Bar: Judith Vanistendael mit „Atan von den Kykladen“
Moderation Barbara Yelin
16.04.2024, 19.00 Uhr
Stadtbibliothek im HP8

© Judith Vanistendael

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