Reading Challenge im Dezember: Über die Liebe

Reading Challenge im Dezember

Zum Jahresende gibt es das liebste Thema von allen! Wir wollen wissen: Was macht die Liebe in Romanen?
(Ein Klick aufs jeweilige Cover führt euch in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Vormerken.)
Die Redaktion der Reading Challenge muss sich für dieses Jahr zwar bei geschlossenen Bibliotheken verabschieden, findet aber, dass diese Tipps auch noch wertvoll sind, wenn ihr die Titel wieder in eurer Bibliothek abholen könnt. Bis dahin greift doch auf unsere E-Angebote zurück. Und bleibt gesund!

Luchterhand Literaturverlag, 219 Seiten,
aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs

Lena Andersson: Widerrechtliche Inbesitznahme

„Die Liebe, die Liiebee, ist eine Himmelsmacht“ … das wusste schon vor über hundert Jahren der Operettenkomponist Johann Strauß – tja, und leider gilt das oft auch dann, wenn dieses Gefühl nicht auf Gegenseitigkeit beruht.
Genau davon erzählt die schwedische Autorin Lena Andersson in ihrem kleinen feinen Text „Widerrechtliche Inbesitznahme“. Im Zentrum der Geschichte steht die 31-jährige Ester Nilsson, eine pragmatische, vernünftige – kurz: sehr erwachsene – Frau, die zufrieden in einer pragmatischen, vernünftigen, sehr erwachsenen Beziehung lebt … bis sie den Künstler Hugo Rask trifft. Sie ist fasziniert von dem ebenso charismatischen wie selbstverliebten Mann, und sie kann und will nicht sehen, dass der sich nach einer kurzen Liaison nicht weiter auf sie einlassen will und wird; er seinerseits tut mit seiner uneindeutigen, vermeidenden Haltung das Seine dazu, ihre Hoffnung am Köcheln zu halten:
Mit eindeutigen Mitteilungen ist leichter umzugehen als mit vagen. Das liegt an der Hoffnung und ihrem Wesen. Die Hoffnung ist ein Parasit im Menschenkörper … Die Hoffnung muss man verhungern lassen … sie kann nur durch die Brutalität der Klarheit getötet werden“, schreibt Andersson am Ende des Romans. Dem kann ich nichts hinzufügen, außer einer begeisterten Empfehlung für dieses wunderbar klarsichtige, böse und amüsante Buch. Auch das ist sie, die Liebe.

Stefanie/ Stadtbibliothek Laim

bold Verlag, 299 Seiten,
aus dem amerikanischen Englisch von Katarina Ganslandt, auch als eBook und in der amerikanischen Originalausgabe

Colleen Hoover: Was perfekt war

Wenn ich das Thema „Über die Liebe“ höre, fallen mir sofort die Bücher von Colleen Hoover ein. Colleen Hoover veröffentlichte zunächst eher Jugendromane, im Laufe der letzten Jahre sind aber auch einige „All age-“ bzw. „Young adult“-Titel hinzu gekommen.
Die beiden Titel, die das Thema der Reading Challenge aus meiner Sicht wunderbar aufgreifen und behandeln, sind:  „Was perfekt war“ („All your perfects“ im englischen Original) und „All das Ungesagte zwischen uns“ . In dem einen geht es um ein Ehepaar, das an seinem unerfüllten Kinderwunsch beinahe zerbricht, in dem anderen um eine Mutter-Tochter-Beziehung, die nach einem Schicksalsschlag auseinander driftet.
Colleen Hoover schafft es in ihren Büchern immer, dass man die Emotionen der Figuren mitfühlen und miterleben kann. Bereits von der ersten Seite an ist man drin in der Geschichte und möchte das Buch ungern aus der Hand legen. Dabei durchleben ihre Figuren verschiedenste Formen der Liebe, ob in einer Beziehung oder zu Familie und Freunden. Die geschilderten Geschichten sind zwar manchmal erschütternd, aber real und regen zum Nachdenken an: Wie würde ich in der Situation reagieren? Hätte ich etwas anders gemacht?
Die beiden genannten Titel sind zwei der neuesten Bücher von ihr. Empfehlenswert sind aus meiner Sicht aber alle.

Diana/Stadtbibliothek Bogenhausen

Gleich zwei Kolleginnen empfehlen uns diesen Titel:

Luchterhand Verlag, 316 Seiten, aus dem Englischen von Zoë Beck, auch als eAudio

Sally Rooney: Normale Menschen

Irland, 2011-2015, die Protagonisten Marianne und Connell sind am Ende des Romans Anfang 20. Es ist ihre (Liebes-) Geschichte vom Ende der Highschool bis zum Ende des gemeinsamen Literatur-Studiums am Trinity College. Erst ist Marianne das hässliche, aber reiche Entlein, dann wendet sich in Dublin das Blatt. Die beiden können nicht miteinander und nicht ohne einander, sie versuchen es mit anderen Partnern und nehmen doch immer wieder gemeinsam neue Anläufe.
Über viele Dialoge zwischen Marianne und Connell sowie mit deren Freunden und Freundinnen hinweg, habe ich diese Beziehung, in der auch Klassenunterschiede eine Rolle spielen, sehr gerne verfolgt. Auch auf Englisch übrigens gut zu lesen. Um Sally Rooney entsteht derzeit ein großer Hype, zu Recht, wie ich finde. Ihr vorheriges Buch „Gespräche mit Freunden“ ist ebenfalls außergewöhnlich – um die Liebe geht es auch dort.

Barbara/ Stadtbibliothek Sendling

In „Normale Menschen“ der irischen Bestseller-Autorin Sally Rooney ist Normalität für zwei Liebende das Allerschwierigste. Sie ist die Tochter einer Anwältin. Er ist der Sohn einer Putzfrau. Seine Mutter arbeitet für ihre Mutter. Ihr Elternhaus ist geprägt von Gleichgültigkeit bis hin zu Missbrauch und familiärer Gewalt, während seine Mutter ihm ein liebevolles Zuhause bietet. Die intensive Liebe zwischen Marianne und Connell beginnt in der Oberschule, bleibt aber deren Geheimnis, denn Marianne wird ausgegrenzt und ihr mangelt es an Selbstwertgefühl, während Connell unter Freunden anerkannt und beliebt ist. Am College ändert sich aber ihre komplexe Gefühls- und Klassenlage. Da bewegt sie sich gesellschaftlich auf sicherem Terrain, während sein Studium finanziell ungesichert und damit bedroht ist. Beide vermeiden die Verbindlichkeit ihrer Beziehung. Sie trennen sich, versuchen einander fern zu bleiben, lassen sich auf andere Partner ein und sind doch immer wieder unwiderstehlich voneinander angezogen. Sie beteuern sich gegenseitig ihre Liebe, um im nächsten Moment wieder alles in Zweifel zu ziehen: „Wir waren nie richtig zusammen.“
Die Figuren kennen und verstehen sich selbst nicht, sie irren sich, machen Fehler, verletzen sich, verpassen sich, weil sie einander missverstehen. Einsamkeit und Bedürftigkeit kompensieren sie mit Sex und Grausamkeiten. Es ist eine Geschichte über Faszination und Freundschaft, über gesellschaftliche und emotionale Rollen. Im Roman des 19. Jahrhunderts hätten die Klassenunterschiede in eine verpönte Ehe oder eine heimliche Affäre geführt. Rooney schildert die Unmöglichkeit dieser Beziehung im 21. Jahrhundert.

Viola/ Stadtbibliothek Neuhausen

Piper Verlag, 333 Seiten,
aus dem Französischen von Sophie Scherrer,
auch als eAudio sowie in gekürzter Lesung als Hörbuch

Nicolas Barreau: Das Lächeln der Frauen

Für die Restaurantbesitzerin Aurélie bricht eine Welt zusammen, als sich ihr Freund überraschend von ihr trennt. Unglücklich spaziert sie durch das verregnete Paris. Durch Zufall entdeckt Aurélie in einer Buchhandlung den Roman eines englischen Schriftstellers, in dem sie sich und ihr kleines Restaurant wiedererkennt. Nach dem Lesen setzt sie alles dran, den Autor kennenzulernen und bringt damit dessen Lektor André in Schwierigkeiten.
Lassen Sie sich vom Charme dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte verzaubern!

Tanja/ Stadtbibliothek Fürstenried

eAudio, Hörverlag, gelesen von Britta Steffenhagen und Steffen Groth,
aus dem Englischen von Stefanie Retterbush sowie
als Buch, Goldmann Verlag, 525 Seiten

Rosie Walsh: Ohne ein einziges Wort

Ein wunderschönes und spannendes Hörbuch über die Liebe zu allen Menschen, die einem im Leben wichtig sind. Dem Cover nach war ich auf ein typisches Romance-Hörbuch eingestellt, doch da wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Die Autorin versteht es geschickt, einen auf falsche Fährten zu locken, so dass man immer wieder miträtselt. Was ist nur passiert? Warum meldet sich Edie nicht mehr? Etwas gewöhnungsbedürftig sind einzig die zeitlichen Sprünge im ersten Teil.
Aber sonst ein tolles Hörbuch und sehr zu empfehlen!

Inga/ Stadtbibliothek Am Gasteig

Rowohlt Taschenbuchverlag, 379 Seiten, auch als Hörbuch und über Onleihe

Katharina Herzog: Immer wieder im Sommer

Ein wunderschönes Wohlfühlbuch um eine äußerst sympathische Familie. Anna hat es nicht einfach mit ihren beiden Kindern, die sie nach der Trennung von ihrem Mann alleine groß zieht. Zudem hält sich ihr Ex-Mann nicht an Absprachen.
Durch mehrere Zufälle landet schließlich nicht nur die komplette Familie, sondern auch noch Annas Mutter in einem Wagen Richtung Meer, um eine Woche Urlaub zu machen. Obwohl das Buch keinen Halt vor ernsteren Themen macht, ist es ein versöhnliches und schönes Buch, das Lust auf mehr macht!

Inga/ Stadtbibliothek Am Gasteig

LYX Verlag, 409 Seiten

Anne Pätzold: When We Dream

Kann Liebe wirklich alles überstehen?
Ella ist 19 Jahre alt und lebt seit dem Tod ihrer Eltern mit ihren beiden Schwestern in Chicago. Alles um sie herum ist ihr zu viel und am liebsten möchte sie einfach in ihren Büchern versinken. Aber eines Tages lernt sie Jae-yong kennen und ihre Welt dreht sich schneller, als sie möchte. Sie weiß nicht, wer er eigentlich ist oder dass ihn die halbe Welt anhimmelt.
Alles was Ella in Jae-yong sieht, sind seine tiefbraunen Augen und seine charmante Art. Was sie nicht weiß ist, dass er ein Mitglied der bekanntesten K-Pop Band der Welt ist…
Ich habe das Buch gewählt, einmal, weil es echt gut zu lesen ist und weil das Thema K-Pop, in Form von einem Roman, im deutschen Raum noch nicht vertreten ist. Es ist eine Trilogie, bislang sind zwei Bände erschienen. Da mich K-Pop interessiert, konnte ich es auch nicht weglegen.

Susann/ Stadtbibliothek Ramersdorf

dtv Verlag, 284 Seiten, aus dem amerikanischen Englisch von Renate Orth-Guttmann, im Original als Buch, eBook und eAudio, sowie als Buch in weiteren Sprachen und über Onleihe

André Aciman: Ruf mich bei deinem Namen

Gemeint ist nicht der gleichnamige Oscar-prämierte Film, sondern der 2007 erschienene Roman des meisterhaften André Aciman:
Keine sechs Wochen dauert die heftige Leidenschaft zwischen dem 17-jährigen Elio und dem einige Jahre älteren Oliver, Sommergast im Haus von Elios Eltern. In mediterraner Atmosphäre, in priviligiertem akademischen Milieu entfaltet sich nach anfänglicher Zurückhaltung ein Spiel von Verführung und Zurückweisung zwischen den beiden Männern. „Das Beste, was zwischen zwei Menschen passieren kann, ist die Freiheit, gänzlich ungehemmt miteinander umzugehen“, sagt Aciman. Elio prägen diese kurzen Erinnerungen deshalb fürs Leben. Er sehnt sich wie Platons Kugelmensch nach der fehlenden anderen Hälfte, und ist sich selbst dabei genau so rätselhaft wie der weltgewandte, intelligente und schöne Oliver.
Viele feinfühlige Beobachtungen, viel Atmosphäre, eine Prise Kunstgeschichte, brillanter Sprachstil (noch besser im Original!) – und eine unvergessliche Szene gegen Ende, als Elio von seinem Vater bestärkt wird in der Suche nach seiner Sexualität und nach Lebensinhalt.
„A beautiful and wise book … a miracle“, findet Colm Tóibín, der ja auch so schön über die Liebe schreibt …

Corinna/ Programm und Öffentlichkeitsarbeit

dtv Verlag, 109 Seiten, auch als eBook

Mascha Kaléko: Liebesgedichte

„Was man so braucht…

Man braucht nur eine Insel,
allein im weiten Meer,
man braucht nur einen Menschen,
den aber braucht man sehr.“


… schreibt Mascha Kaléko, und trifft mit ihren Liebesgedichten mitten ins Herz. Sie sind in einem kleinen, bibliophil gestalteten Bändchen versammelt. Es enthält Texte aus allen Schaffensphasen der Dichterin wie den frühen Jahren im Berlin der 1930er-Jahre, aus dem New Yorker Exil und aus Jerusalem. Die Gedichtsammlung zeigt die Lyrikerin in all ihren Facetten und ist eine Ode an die unendliche Kraft der Liebe, die einen auch durch Krisenzeiten, wie sie Mascha Kaléko erlebt hat, trägt und hält.

Isabel, Stadtbibliothek Hadern

Suhrkamp Verlag, 1262 Seiten
sowie diverse eMedien zum Werk des Autors

Paul Celan: Die Gedichte

Natürlich steht Paul Celan nicht für luftige und überschäumende Liebesgedichte, doch am 23. November wäre er, einer der wichtigsten deutschsprachigen Dichter nach 1945, einhundert Jahre alt geworden. Anlass genug, mal wieder Celans Gedichte zu lesen.
Sein Liebesgedicht „Corona“ entstand, als Corona noch ein Himmelszeichen war.

Viola / Stadtbibliothek Neuhausen

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