Übers Sammeln, Tauschen, Treffen und Austauschen

Die Panini-Tauschbörse in der Münchner Stadtbibliothek

Sammeln, das wissen Bibliotheken natürlich nur zu gut, ist eine tendenziell unendliche Tätigkeit. Die Geschichte der Speicherbibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek zum Beispiel: Kaum war der erste Bauabschnitt fertig, war der Neubau schon wieder randvoll mit Büchern, und dem zweiten Bauabschnitt wird es irgendwann wohl ähnlich ergehen. „Vielleicht lässt sich das verborgenste Motiv des Sammelnden so umschreiben: er nimmt den Kampf gegen die Zerstreuung auf“, schrieb der Publizist Walter Benjamin, und man mag es sich lieber nicht vorstellen, dass die Zerstreuung gar nicht geringer wird, selbst wenn man tapfer immer weiter und eifriger sammelt. Womöglich rührt aber genau daher der Erfolg der Panini-Sammelalben. Man sammelt zwar, aber in der steten Hoffnung, dass das Sammeln irgendwann ein Ende hat, nämlich wenn das Album voll ist.

Panini-Alben im Druck (c) Panini

Panini-Alben im Druck (c) Panini

Und genau darüber wird quasi seit Erfindung der Panini-Alben heftig diskutiert: Wie bekommt man so ein Album am schnellsten voll? Wie lange wird und kann das dauern? Und was kostet das überhaupt? Immer wieder kommt auch der Vorwurf auf, die Verteilung der Bilder sei nicht gleichmäßig. Und genauso oft wird dieser Vorwurf dann entkräftet oder wenigstens logisch geklärt. Erst kürzlich hat Spiegel Online zehn „wichtige Fragen rund ums Stickersammeln“ beantwortet; die Süddeutsche Zeitung berichtete derweil über ein Geschwister-Trio, das eine Formel der Kosten ertüftelt hat. Beide Artikel (und auch die Geschwister) sind sich einig über die vielversprechendste und billigste Methode: Wer mit anderen tauscht, hat die besten Chancen, das Album vollständig zu füllen. Spiegel Online nennt ein paar Portale im Web, weiß aber auch:

Mehr Spaß macht freilich eine persönliche Tauschbörse.

In der Münchner Stadtbibliothek gibt es eine solche Tauschbörse seit der Fußball-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren. Angefangen hat es in der Stadtbibliothek Waldtrudering. Die Idee dazu hatte die Kinder- und Jugendbibliothekarin Martina Schulz. Sie erinnert sich:

Es war ein riesiger Erfolg! Die Bibliothek war an allen Terminen brechend voll, es wurde an jedem freien Fleck getauscht, am Rückgabeautomat, auf den Bücherwagen, an der Zeitschriftenbox, vor der Bibliothek, auf dem Boden, auf den Fensterbänken und so weiter. Es kamen Leute aus allen Stadtteilen und dem Umland, Menschen aller Altersklassen …

Insofern verwundert es wohl niemanden, dass in diesem Jahr zur Fußball-Europameisterschaft nicht mehr nur in Waldtrudering, sondern in fast allen Stadtbibliotheken getauscht wird. Ohnehin gehört das Tauschen neben dem Sammlen ebenfalls zu den grundlegenden Talenten einer Bibliothek. Martina Schulz sagt:

Ich finde es gut, wenn getauscht wird. Auch um nicht noch mehr Geld für die Sticker auszugeben, als eh schon notwendig; das Ganze ist ja nicht billig. Außerdem macht das doch die Bibliothek als „Makerspace“ aus: Wir bieten den Leuten ein Forum, an dem sie sich treffen und aktiv sein können, auch ganz unabhängig davon, ob sie einen Bibliotheksausweis haben oder nicht.

Raphaela Müller, update.jung&erwachsen, und eine der diesjährigen Tauschbörsen-Organisatorinnen, ergänzt:

Öffentliche Bibliotheken sind ja längst mehr als Ausleih-Stationen. Sie sind Orte, an denen sich ganz unterschiedliche Gemeinschaften bilden; Orte, um sich zu treffen und sich über weit mehr als ’nur‘ über Bücher auszutauschen und damit Orte, an denen sich völlig selbstverständlich auch gesellschaftliche Events wie die EM widerspiegeln.

Und jetzt das Wichtigste: Am 16., 23. und 30. Juni wird in fast allen Stadtbibliotheken getauscht, allerdings nicht in allen an allen Tagen, und in Bogenhausen musste man auf einen anderen Wochentag ausweichen. Am besten ihr schaut im Veranstaltungskalender der euch am nächsten gelegenen Stadtbibliothek nach den genauen Terminen.

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