Reading Challenge im August: sportlich!

Reading Challenge im August

Auf Rasen, auf Sand, auf Eis oder im Wasser – wo auch immer Menschen Sport treiben, entstehen Hochleistungen, große Gefühle, tiefe Krisen oder wichtige Erkenntnisse. Grund genug, über Sport in allen Lebenslagen zu schreiben – und unsere Buchtipps zu lesen auf Rasen, Sand oder wo auch immer in diesem Sommermonat …
(Ein Klick aufs jeweilige Cover führt euch in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Vormerken.)

reprodukt, 396 S.,
aus dem Englischen von Sven Scheer

Tillie Walden: Pirouetten

Jeden Morgen dasselbe. Aufstehen, Schlittschuhe packen und ab zur Eissporthalle, während draußen noch alles Nacht ist. Die Wochenenden werden in glitzernden Kostümen bei Wettkämpfen verbracht. Leistung abrufen, lächeln. Und dann alles wieder von vorn. Seit ihrer Kindheit bestimmt Eiskunstlauf den Rhythmus von Tillie Waldens Leben. Doch auf dem Weg ins Erwachsenenalter gerät der strikte Plan ins Wanken: Zwischen allen Erwartungen, die in der Schule, zu Hause und auf dem Eis an sie gestellt werden, setzt sich eine junge Frau durch, die ihre Homosexualität entdeckt und ihre Freiheit zurückerobert.

Die autobiografische Graphic Novel über das Eiskunstlaufen zwischen Coming-of-Age und lesbischem Coming-out ist in zarten lila-weiß Tönen gehalten. Der unaufgeregte, eher minimalistischen Zeichenstil lässt einen alle Gefühle und Formen zwischen Kälte und Wärme spüren. Die Autorin hat dabei ein großartiges Gespür für das Tempo der Geschichte und lässt für ihre Leser*innen bewusst einige Fragen offen.

Sabine/ Programm- und Öffentlichkeitsarbeit

Ehrenwirth, 160 S.,
aus dem Französischen von Karin Meddekis,
auch als eBook

Patrice Leconte: Die Liebe ist ein guter Grund, den Ärmelkanal zu durchschwimmen

Gérald ist dreißig Jahre alt und von eher unscheinbarem Äußeren. Mit der Zeit hat er sich daran gewöhnt, regelmäßig übersehen zu werden, und weiß die Vorzüge seiner Transparenz zu schätzen. Doch dann verliebt er sich eines Tages in seine schöne Kollegin Victoire und möchte mit einem kühnen Plan ihr Herz erobern. Um sie zu beeindrucken, plant er den Ärmelkanal zu durchschwimmen und hinterlässt Victoire eine Nachricht, wann sie sich am Strand von Calais einfinden möge. Dort will er ihr nach seinem vierzig Kilometer langen Schwimmabenteuer bei Sonnenuntergang heldenhaft gegenübertreten….

Der kleine, nicht weltbewegende aber poetische Roman des Regisseurs und Autors Patrice Leconte eignet sich gut als Sommerlektüre und lehrt uns, dass die Liebe zu Höchstleistungen anspornen kann, sich unsanfte Bruchlandungen aber oft auch nicht vermeiden lassen.

Isabel/ Stadtbibliothek Hadern

btb, 164 S.,
aus dem Japan. von Ursula Gräfe,
auch gebunden sowie auf Kroatisch

Haruki Murakami: Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede

Zwei Leidenschaften bestimmen Haruki Murakamis Leben: Schreiben und Laufen. Eines verbindet beide Tätigkeiten – ihre Intensität. Für Murakami bedeutet das Laufen ein zweites Leben, in dem er sich Kraft, Inspiration, vor allem aber die Zähigkeit zum Schreiben holt.
Der Einfall und Entschluss, Romanautor zu werden, kam ihm beim Sport. Das Sitzen am Schreibtisch gleicht er durch Laufen aus. Nach langsamen ersten Schritten hat er sich in den vergangenen dreißig Jahren professionalisiert: Längst sind zu den jährlichen Marathons auch Triathlon und Ultralanglauf von 100 Kilometern hinzugekommen.

Murakamis Buch ist autobiographisch, philosophisch, eine Art Tagebuch und wie auch seine Romane mystisch. Wer leise Töne mag, und selber läuft oder laufen möchte, der kann mit dem Autor über Wesen und Ziele dieser Herausforderung nachdenken. Alle anderen natürlich auch.

Andrea/ Programm- und Öffentlichkeitsarbeit

Klett Cotta, 276 S.

Evi Simeoni: Schlagmann

Erzählt wird die Geschichte eines Hochleistungsruderers, hervorragender Schlagmann seiner Mannschaft, aber im Persönlichen nicht so recht nahbar und getrieben von einer irgendwie monomanisch wirkenden Fokussierung auf seinen Sport. Und erzählt wird das Erleben seiner Freundin, seiner Sportkollegen, seiner Umgebung, wie er sich immer mehr verschließt, in eine Magersucht gerät und schließlich stirbt.

Ein bisschen hinein finden musste ich mich in die Mischung zwischen fiktionaler Umsetzung (zurückgreifend auf ein reales Geschehen) und dann aber der journalistischen Art der Darstellung. Aber die Geschichte ist so eindrücklich und erschütternd.

Hanne/ Juristische Bibliothek

C.H. Beck, 335 S.,
aus dem Englischen von Claudia Wenner

Aravind Adiga: Golden Boy

Der Roman erzählt von zwei Brüdern auf der Suche nach sich selbst, vom Sport als Aufstiegschance und gnadenlosem Wettbewerb, von jungen Talenten und alten Talentsuchern, von Leidenschaft und Gewalt. Manjunath Kumar ist vierzehn. Er weiß, dass er ein guter Kricketspieler ist. Er weiß, warum er seinen dominanten und sportbesessenen Vater fürchtet, seinen brillanten Bruder Radha bewundert und von der Welt amerikanischer Serien fasziniert ist. Aber es gibt vieles, das er noch nicht weiß …
Als er Radhas großen Rivalen kennenlernt, einen privilegierten Jungen voller Selbstvertrauen, beginnt sich für Manju alles auf den Kopf zu stellen und er muss Entscheidungen treffen, die seine Welt verändern.
Suggestiv und sensibel, bissig und schwungvoll – ein eindrucksvoller Roman des indischen Bestsellerautors und Booker-Prize-Gewinners.

Corinna/ Programm- und Öffentlichkeitsarbeit

Matthes & Seitz Berlin, 185 S.,
aus dem Französischen von Nathalie Mälzer

Céline Minard: Das große Spiel

Die Erzählerin in dieser Geschichte flüchtet vor der urbanen Welt in die Berge, wo sie als eine Art Einsiedlerin in einem eigens gebauten Kubus hoch oben ihr großes Spiel spielt: Dem rauen Klima der Berge ausgesetzt, trainiert sie auf langen Wander- und Klettertouren ihren Körper. Sie hat sich einen festen Plan gemacht: Körper und Geist an ihr Limit bringen, um das zivile Leben zu vergessen. Jedoch hat sie den Plan ohne die zweite Einsiedlerin gemacht, die dort oben ihren eigenen Plan verfolgt.

Mareike/ Programm- und Öffentlichkeitsarbeit

Kiepenheuer & Witsch, 208 Seiten

Isabel Bogdan: Laufen

Laufen als Trauerarbeit. Trauer um den Lebenspartner, der sich umgebracht hat. Oft sind sie sprunghaft die Gedanken der Protagonistin, die die Autorin als inneren Monolog schildert. Anfangs klingt das gehetzt und atemlos, später wird der Rhythmus etwas entspannter. Als Leserin wird man förmlich hineingezogen in dieses Konglomerat aus Fassungslosigkeit und Wut, Grübeleien und Schuldgefühlen, aber auch Beobachtungen des eigenen Körpers, der Natur und der anderen Läufer. Langsam ordnet sich das Leben der Hauptperson wieder, auch dank einer Freundin und einer Psychotherapeutin.

Annette Müller / ehem. Stadtbibliothek Maxvorstadt

mareverlag, 176 Seiten

Ulrike Draesner: Kanalschwimmer

Kanalschwimmer sind Langstreckenschwimmer, die den Ärmelkanal durchqueren möchten. Die gut 32 Kilometer lange Strecke zwischen England und Frankreich ist eine Herausforderung für Extremsportler. Das Unternehmen ist kalt, schmutzig und durch die immer wieder herumtreibenden Gegenstände auch gefährlich – und es erfordert gute Vorbereitung und einen fähigen Bootsführer, der vom Begleitboot aus ein Auge auf „seinen“ Schwimmer und die Strömungen hat.

Charles, Anfang 60, will das Abenteuer wagen. Ein ganzes Jahr lang bereitet er sich auf dieses Abenteuer vor. Er trainiert bei jedem Wetter, dick mit Vaseline eingeschmiert und von wachsenden Zweifeln geplagt, ob er es überhaupt schaffen kann. Das Training ist auch eine gute Gelegenheit für ihn, sich mit seinen privaten Problemen auseinanderzusetzen. Wie geht es mit seiner Ehe weiter und überhaupt mit seinem Leben?

Mich hat das Buch sprachlich und inhaltlich fasziniert, es schildert eine (für mich) ganz ungewohnte Art des „Unterwegseins“.

Waltraud / Stadtbibliothek Am Gasteig

Carlsen, 128 S.

Reinhard Kleist: Der Traum von Olympia

Mit dieser Graphic Novel nimmt sich der Autor ein aktuelles Thema anhand einer wahren Geschichte vor: Die Sprinterin Samia Yusuf Omar vertrat Somalia bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. In ihrer Heimat wurde sie jedoch von islamistischen Extremisten bedroht, die ablehnen, dass Frauen Sport treiben. In der Hoffnung, an der Olympiade in London teilnehmen zu können, versuchte sie die Flucht nach Europa. Samia Yusuf Omar ertrank 2012 im Alter von 21 Jahren vor der Küste Maltas im Mittelmeer.
Die sehr persönliche Biografie der Somalierin steht exemplarisch für Ungleichheit und Flüchtlingselend und hat leider nicht an Aktualität verloren.

Astrid/ Programm- und Öffentlichkeitsarbeit

Piper, 426 S.,
auch als Hörbuch

Ronald Reng: Robert Enke – Ein allzu kurzes Leben

Robert Enke war eine außergewöhnliche Persönlichkeit im deutschen Tor. Mit 20 berufen, für den legendären FC Barcelona zu spielen, war er mit 25 ein vergessenes Talent. Als es schon fast zu spät schien, etablierte er sich doch noch als Weltklassetorwart. Ronald Reng – Journalist, Torwart und ein Freund Enkes – schildert Erfolge und Misserfolge, aber vor allem erzählt er die Geschichte hinter dem öffentlichen Menschen, von seinen Hoffnungen und Schicksalsschlägen. Enkes Selbstmord berührte und erschütterte Deutschland weit über die Welt des Fußballs hinaus.
„Rengs Biographie ist ein Buch darüber, wie Torhüter ticken, wie gute Fußballmannschaften durch großen Teamgeist entstehen, wie Spiele in Spanien manipuliert werden, wie skrupellos türkische Vereinsmanager verhandeln“, meint die FAZ.

Corinna/ Programm- und Öffentlichkeitsarbeit

Malik, 299 S.,
auch als eBook

Christine Thürmer: Wandern. Radeln. Paddeln. : 12000 Kilometer Abenteuer in Europa

2007 hat Christine Thürmer alles aufgegeben – ihren Job, ihre Wohnung, ihr normales Leben –, um in der Natur unterwegs zu sein. Seitdem legte sie wandernd, radelnd und paddelnd über 70.000 Kilometer zurück.

Christine Thürmer schildert drei große Touren: zu Fuß von Koblenz am Rhein nach Tarifa, zum südlichsten Punkt Europas; mit dem Rad die Ostseeküste entlang, von Berlin über Polen und das Baltikum bis nach Finnland; und mit dem Kajak quer durch Schweden. Sie erzählt von spannenden Begegnungen und einzigartiger Natur; von den Herausforderungen des Lebens auf Wanderschaft und wie sich dadurch die persönlichen Werte und Einstellungen verändern.
Ein mitreißender Bericht, für die, die Lust haben aufzubrechen.

Corinna/ Programm- und Öffentlichkeitsarbeit

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