Die Schriftstellerin Carry Brachvogel (1864-1942) und die moderne Frau in der Literatur

Was machte die Schriftstellerin Carry Brachvogel aus? Warum wurde sie zur Schlüsselfigur in der Ausstellung „Evas Töchter“ in der Monacensia? Was versteht sie unter der modernen Frau und wie demontiert sie das Frauenideal der deutschen Klassiker? Warum ist ihr Vortrag „Hebbel und die moderne Frau“ dabei so zentral? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Ingvild Richardsen in ihrem Gastbeitrag zum Monacensia – Dossier: „Jüdische Schriftstellerinnen in Deutschland“, das unser Kulturerbe-Projekt #femaleheritage* fortsetzt.

„Modernsein heisst für die Frau ein eigenes Gesetz in der Brust tragen“

Carry Brachvogel

Carry Brachvogel und Evas Töchter in der Monacensia 2018

2018 war ich Kuratorin der Ausstellung Evas Töchter. Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung. 1894-1933die vom 15. März bis zum 16. September in der Monacensia im Hildebrandhaus präsentiert wurde. Die Münchner Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Carry Brachvogel (1864-1942), die heute vor 157 Jahren am 16. Juni 1864 als Caroline Hellmann in eine wohlhabende Familie des Münchner jüdischen Großbürgertums geboren wurde, war eine Schlüsselfigur dieser Ausstellung. Tatsächlich ist es der Person Carry Brachvogels zu verdanken, dass es überhaupt zu Evas Töchter kam. 

Carry Brachvogel rauchend. Foto: Stadtmuseum München, Signatur G-28-1382, Hildsdorf-Carry-Brachvogel
Carry Brachvogel rauchend. Foto: Stadtmuseum München, Signatur G-28-1382, Hildsdorf-Carry-Brachvogel

Filmprojekt Im Weiß-Blauen Land. Die Schriftstellerin Carry Brachvogel. 

Es war der Redaktionsleiter von Wir in Bayern (BR), der mir 2010 den Auftrag erteilte, eine Film-Dokumentation über die vergessene Münchner Schriftstellerin Carry Brachvogel (1864-1942) zu erstellen. Diese legte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eine kometenhafte Karriere hin. Sie zählte bis 1933 zu den bekanntesten Schriftstellerinnen und Feuilletonistinnen Deutschlands und war an vorderster Front in der modernen Frauenbewegung engagiert. Sie, die es 1895 schaffte als eine der ersten Frauen Autorin des modernen S. Fischer Verlages in Berlin zu werden, gründete 1913 zusammen mit ihrer Freundin, der Münchner Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Emma Haushofer-Merk, den Münchner Schriftstellerinnenverein. Dieser trug entscheidend dazu bei, dass sich der Beruf der Schriftstellerin in Deutschland etablieren konnte. Höchst modern verbot er seinen Autorinnen schon damals in keinem Falle unbezahlt zu schreiben oder sich unter Wert zu verkaufen. Er forderte die absolut gleiche Entlohnung wie für die Männer. 

Auch Carry Brachvogel wurde 1933 auf ihre jüdische Herkunft reduziert und von den Nationalsozialisten beruflich vernichtet. 1942, nahezu achtzigjährig, deportierte die Gestapo die frühere Bestsellerautorin zusammen mit ihrem Bruder, dem Historiker Professor Dr. Siegmund Hellmann, aus ihrer Schwabinger Wohnung nach Theresienstadt. Hier wurden beide wenig später ermordet.

Entdeckungen von Nachlässen: Emanzipationsgeschichte und Erinnerungskultur

Während der Arbeit am Filmprojekt geschah etwas Unglaubliches: Eine Nachfahrin der beiden Geschwister, zu der ich einige Monate zuvor Kontakt aufgenommen hatte, schickte mir irgendwann ein Paket aus der Schweiz, einen Nachlass. In ihm befanden sich historische Schätze: Mengen an Dokumenten und Briefen, die das Leben, Wirken und die Deportation von Carry Brachvogel und Siegmund Hellmann betrafen. Ich digitalisierte alles sofort, um es für die Filmdokumentation nutzen zu können. 2012 vermittelte ich diesen Nachlass dann an die Monacensia. Dr. Elisabeth Tworek, die damalige Leiterin, unterstützte nicht nur das Filmprojekt, sie beauftragte mich auch Werke von Carry Brachvogel in der edition monacensia neu herauszugeben. 

Im Zuge einer weiteren Film-Dokumentation Die Vergessenen. Marie Haushofer, Emma Merk und Max Haushofer (BR 2016) entdeckte ich im Archiv der Familie Haushofer dann die Nachlässe von Carry Brachvogels engsten Freundinnen, der Malerin und Dichterin Marie Haushofer und der Schriftstellerin Emma Merk. Und auch zahlreiche weitere Nachlässe, Briefe und Dokumente von Frauen und Männern, die in der modernen Frauenbewegung engagiert gewesen waren. Dieser Fund machte deutlich, dass Carry Brachvogel (nur) die Spitze eines Eisberges bildete. Auch zeigte er, dass es den Nationalsozialisten gelungen war, seit 1933 nahezu ein ganzes Kapitel deutscher Emanzipationsgeschichte aus der Erinnerungskultur auszuradieren

Die gefundenen Nachlässe erlaubten es, die Münchner moderne Frauenbewegung mit ihren Protagonistinnen und Protagonisten bis 1945 neu nachzuzeichnen. 2018 präsentierte ich die Ergebnisse erstmals in der Ausstellung Evas Töchter.

Visitenkarte von Carry Brachvogel mit Mitteilung auf Vorderseite. Sie wohnte von 1903-1910 in der Ainmillerstraße 11 in Schwabing. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.
Visitenkarte von Carry Brachvogel mit Mitteilung auf Vorderseite. Sie wohnte von 1903-1910 in der Ainmillerstraße 11 in Schwabing. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.
Visitenkarte von Carry Brachvogel mit Mitteilung auf der Rückseite.
Visitenkarte von Carry Brachvogel mit Mitteilung auf der Rückseite.

Carry Brachvogel: Schlüsselrolle und Schlüsselzitat

Die Person Carry Brachvogels, ihr Leben und Wirken, spielte in Evas Töchter eine zentrale Rolle. Im Team der Monacensia hatten wir 2017 entschieden für die Ausstellung ein Diktum von Carry Brachvogel als repräsentatives Schlüsselzitat zu wählen, nämlich: Modern sein heisst für die Frau ein eigenes Gesetz in der Brust zu tragen

Carry Brachvogels Konterfei und diese Worte waren es dann auch, was man als erstes erblickte, wenn man 2018 den Sonder-Ausstellungsbereich betrat.

Blick in die Ausstellung "Eva's Töchter" mit Carry Brachvogel und die moderne Frau. Foto: Eva Jünger.
Blick in die Ausstellung „Eva’s Töchter“ mit Carry Brachvogel und die moderne Frau. Foto: Eva Jünger.

Warum wählten wir Worte von Carry Brachvogel als Leitzitat? Aus welchem Kontext stammen sie?

Mit ihrem Eintritt in den 1894 gegründeten Münchner Verein für Fraueninteressen e.V. im Jahr 1903, dem Flaggschiff der Frauenbewegung in Bayern, wurde Carry Brachvogel zu einem wichtigen Sprachrohr der modernen Frauenbewegung. Dass sie hier hochengagiert war, zeigt sich auch an ihren Positionen: 

  • 1910 wurde sie Mitarbeiterin der „Rechtsschutzstelle“, 
  • 1912 Vorsitzende der neugegründeten „Komission für Bühnenangelegenheiten“ 
  • und 1913, als Luise Kiesselbach erste Vereinsvorsitzende wurde, erfolgte am gleichen Abend auch Carry Brachvogels Wahl in den Vorstand des Vereins. 
Exlibris von Carry Brachvogel. 1911. Lebenslust und Erotik: So sah der berüchtigte Grafiker Marquis Franz von Bayros (1866-1924) die Salonlöwin Carry Brachvogel für die er ein Exlibris schuf. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.
Exlibris von Carry Brachvogel. 1911. Lebenslust und Erotik: So sah der berüchtigte Grafiker Marquis Franz von Bayros (1866-1924) die Salonlöwin Carry Brachvogel für die er ein Exlibris schuf. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.

Vortrag „Hebbel und die moderne Frau“ im Café Luitpold 1911

Carry Brachvogel demontiert die Dramen und das Frauenideal der deutschen Klassiker und präsentiert die moderne Frau

1911, es war das Jahr in dem der berühmt-berüchtigte österreichische Grafiker, der Marquis Franz von Bayros für sie ein erotisch angehauchtes Exlibris anfertigte, hielt Carry Brachvogel im Café Luitpold, damaliger und heutiger Münchner Szenetreff, im Prinzensaal, einen programmatischen Vortrag. Darin legte sie öffentlich dar, was eine moderne Frau ist und was Modernsein für die Frau bedeutet. 

Cafe Luitpold um 1900. Alte Postkarte. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.
Cafe Luitpold um 1900. Alte Postkarte. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.

Dass die deutschlandweit bekannte Bestsellerautorin ihren Vortrag im Prinzensaal hielt, hatte Symbolkraft. Genau hier (heute residiert hier der Münchner Herrenclub), war nämlich am 18. Oktober 1899 der Erste Allgemeine Bayerische Frauentag eröffnet worden. Diesen hatte der Münchner Verein für Fraueninteressen e.V., federführend einberufen. Auf ihm hatte die Münchner Frauenbewegung für ihre Rechte als Frauen gekämpft, für Bildung, Beruf und Erwerbstätigkeit, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung, Gleichstellung, Gleichberechtigung und gerechte Entlohnung. Tatsächlich wurden 1899 auf dem ersten bayerischen Frauenkongress Forderungen formuliert, die bis heute gültig sind. 

Cafe Luitpold, Prinzensaal. Alte Postkarte. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.
Cafe Luitpold, Prinzensaal. Alte Postkarte. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.

Zu den zentralen Münchner Zielen gehörte damals auch die Idee, die Frauen Bayerns in effektiven Netzwerken zusammenzuschließen und Veränderungen der Gesellschaft nicht in Gegnerschaft zu den Männern, sondern gemeinsam mit ihnen anzugehen.

Woher kommt die Festlegung der Frau auf die Liebe, das Gefühl und den Mann als Lebenssinn für die Frau? 

Der Vortragstitel Hebbel und die moderne Frau ließ nicht erahnen, welcher Sprengstoff sich dahinter verbarg. In ihrem Vortrag ging Carry Brachvogel nämlich der Frage nach, woher die Reduktion der Frau auf die Liebe, den Mann und das Gefühl als erklärter Lebenssinn für die Frau, eigentlich kommt. Sie, die nicht nur selbst Theaterstücke geschrieben hatte, sondern auch einen großen Namen als Theaterexpertin hatte, tat hier etwas, was vor ihr keine Frau getan hatte. Tatsächlich rechnete Carry Brachvogel im Café Luitpold im Jahr 1911 öffentlich vor einem großen Publikum mit den deutschen Dichtern der Klassik ab, mit Lessing (1729-1781), Goethe (1749-1832), Schiller (1759-1805) und Kleist (1777-1811). Sie stellte diese aufgrund der von ihnen in ihren Dramen entworfenen Frauencharaktere an den Pranger. Allen vieren warf sie vor, eine große Schuld daran zu tragen, dass die deutsche Frau auf den Mann, auf Liebe und Gefühl als Lebenszweck festgelegt worden sei. Ihre Argumentation würzte sie noch mit boshaften Seitenhieben auf die Ehen von Lessing, Goethe, Schiller und Kleist.

Satirisch schilderte sie, wie Lessing Ende des 18. Jahrhunderts aus der französischen Heldentragödie das bürgerliche deutsche Drama schuf und einhergehend damit, auf Deutschlands Bühnen auch das „Gefühl“ einzog und die Festlegung der Frau auf die Liebe und Emotion stattfand: 

Lange ehe Goethe es niederschrieb, schluchzte schon die ganze Welt betränten Auges und gehobenen Herzens: ‚Gefühl ist alles‘. Und welch schöneres Gefühl könnte es wohl geben, als die Liebe, und welch edleres Gefühl für dies Gefühl, als die Frau?

Mit dem klassischen Drama beginnt für Carry Brachvogel der „Reigen der Frauen“, 

die ganz Liebe, ganz auf Liebe gestellt sind, die Gretchen, Klärchen, Luisen, Kätchen und wie sie noch alle heißen, die verschiedene Namen tragen und doch immer den gleichen Typ darstellen. Liebe erfaßte, verzehrte, verbrannte diese Mädchengestalten, daß nichts von ihnen bleibt als immerfort Liebe. Wenn aber doch einmal in einer Gestalt ein Unverbrennbares, Unlösliches bleiben wollte, dann erschien es nicht wie ein wertvoller, astbestener Kern, sondern wie eine garstige Schlacke, welche die Frau, die nicht restlos in Liebesflammen aufging, vom höchsten Erdenglück, der Mannesliebe, ausschloß. Das ganze Wesen der Frau durfte nur aus e i n e r Quelle fließen, der aus der Liebe. […] Liebe war das Schicksal, Jungfräulichkeit der höchste Wert, der einzige, der nicht in den Liebesflammen zugrunde gehen durfte, dessen Verlust nur mit dem Tode gebüßt werden konnte.

Und so lastete Carry Brachvogel denn auch der deutschen Klassik das überkommene, realitätsferne Frauenbild an, dass sie in der deutschen Gesellschaft weiterhin propagiert sah. 

Die moderne Frau

Dem Frauenbild der urklassischen Dichter – Reduktion auf den Mann und Liebe als Lebensinhalt – stellte Carry Brachvogel den Typus der modernen, selbstbestimmten Frau entgegen, lieferte eine Definition dazu, was „Modernsein“ für die Frau bedeutet: 

Modern sein heißt für die Frau ja nicht etwa, nur einen Beruf haben, promovieren oder an Wahltagen einen Stimmzettel abgeben wollen, nein, modern sein heißt für die Frau, ihr Leben nicht ausschließlich auf die Liebe festlegen, heißt, dem Manne nicht die Gewalt zu binden und zu lösen zugestehn. Modern sein heißt für die Frau ein eigenes Gesetz in der Brust tragen, dessen Erfüllung ihr vielleicht nicht banales Glück, gewiß aber das höchste Glück der Erdenkinder gewährt: die Persönlichkeit. Modern sein heißt für die Frau wohl lieben bis zum höchsten Opfermut, nicht aber bis zur Selbstvernichtung, heißt sich nur fürstlich, nie aber närrisch verschwenden, heißt ein Unlösbares in sich tragen, das nie zerstört werden kann, sozusagen ein Fideikommiß der Seele, das ewig unveräußerlich bleibt.

Carry Brachvogel zufolge hat es zu allen Zeiten Frauen gegeben, die in diesem Sinne „modern“ waren, sich nicht auf Liebe reduzierten und bis zur Selbstzerstörung liebten, sondern nach einem eigenen Gesetz lebten und dem eigenen Wesen gerecht wurden. 

Auch den deutschen Dichter-Klassikern sei der Typ bekannt gewesen, stellte sie fest, aber es hätte nicht ihrer Weltanschauung entsprochen, diesen Frauen-Typus – von wenigen Ausnahmen abgesehen – ins Drama aufzunehmen. Die Favoritinnen der Klassiker seien immer die „sentimentale Liebeselige“ und die „unglücklich Liebende“ gewesen. 

Friedrich Hebbel –  Der Versteher der modernen Frau

Einzige Ausnahme: Friedrich Hebbel (1813-1863). Ihn präsentierte Carry Brachvogel als den einzigen Dichter, der mit seinen Dramen der modernen Frau gerecht geworden sei und Frauenfiguren geschaffen habe, die nicht

nur um L i e b e ringen, sondern um s i c h  s e l b st, die leiden und sterben, weil man ihnen das Gesetz in der eigenen Brust zerschlagen hat, ohne daß sie nicht leben können.

Hebbel sei auch der erste, der den Konflikt in der Ehe gestaltet und Dramen der Ehe geschrieben habe. Deshalb, weil er als einziger Dichter eine „kongeniale Frau“ in sein Leben geführt habe. Nicht nur seine Dramen, sondern auch seine Ehe mit der Schauspielerin Christine Engehaus sieht Carry Brachvogel als vorbildhaft für alle an, die sich zur „modernen Frau“ bekennen: 

Modern im besten Sinn war dieser Ehebund. Modern nicht etwa insofern, als man sich gegenseitig das Recht auf Untreue zugestand und sich mit Liebschaften anrenommierte, sondern modern, indem zwei Menschen, die das Leben nach allen Seiten, besonders in seiner Härte kennengelernt hatten, sich rücksichtslos ohne Verschweigen und Heuchelei einander offenbarten.

Aufgrund seiner Relevanz und Programmatik wurde Carry Brachvogels Vortrag 1912 unter dem Titel Hebbel und die moderne Frau in München veröffentlicht. Damalige Literaturpäpste werden sich sicher die Haare gerauft haben, ob dem was hier alles über die Frauenfiguren in den Dramen der deutschen Klassiker zu lesen war.

Carry Brachvogels Vortrag "Hebbel und die moderne Frau", den sie 1911 im Prinzensaal des Café Luitpold hält. 1912 wir er in einem Münchner Verlag veröffentlicht. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.
Carry Brachvogels Vortrag „Hebbel und die moderne Frau“, den sie 1911 im Prinzensaal des Café Luitpold hält. 1912 wir er in einem Münchner Verlag veröffentlicht. Privatarchiv Dr. Ingvild Richardsen.

Tatsächlich hat weder Carry Brachvogels scharfe Analyse der Frauenfiguren in den Dramen der deutschen Klassiker ihre Aktualität verloren noch ihre Definition der modernen Frau mit ihrem Kernsatz: Modernsein heisst für die Frau ein eigenes Gesetz in der Brust zu tragen.

Dies ist der Grund, warum wir im Team der Monacensia Ende 2017 diese Worte als Leitzitat für die Ausstellung Evas Töchter wählten. Noch heute stellt Carry Brachvogels überlieferter Vortrag ein poetisches und argumentatives Glanzstück ihrer Eloquenz und ihres schriftstellerischen und intellektuellen Könnens dar. 

Carry Brachvogel war eine sehr produktive, schillernde Autorin, die um die 40 Werke veröffentlicht hat: Romane, historische Frauenbiographien, Novellen, Erzählungen, Legenden, Theaterstücke, einen Kriminalroman, zahlreiche Feuilletons und Essays. Sie war berühmt für ihren eleganten und geschliffenen Schreibstil, für ihren psychologischen Scharfblick und eine ganz außergewöhnliche Charakterisierungs- und Darstellungskunst, aber auch für ihren bissigen Humor, ihre Ironie und ihre zuweilen boshafte Schlagfertigkeit.

Carry Brachvogels Vortrag: Hebbel und die moderne Frau wurde neu veröffentlicht inCarry Brachvogel: Der Kampf um den Mann. Roman. S. 251-279. edition monacensia. Hg.v. Ingvild Richardsen 

Autorin: Dr. Ingvild Richardsen

Kuratorin Dr. Ingvild Richardsen in der Ausstellung "Evas Töchter" (2018). Blick auf die Schlüsselfigur der Ausstellung Carry Brachvogel (1864-1942). Foto: Matthias Funken.
Kuratorin Dr. Ingvild Richardsen in der Ausstellung „Evas Töchter“ (2018). Blick auf die Schlüsselfigur der Ausstellung Carry Brachvogel (1864-1942). Foto: Matthias Junken.

Seit ihrer Promotion im Jahr 2000 an der LMU München ist Ingvild Richardsen als Dozentin und Autorin für Universitäten, Akademien, Film und Fernsehen tätig. Seit 2009 ist sie Dozentin am Lehrstuhl für Europäische Kulturgeschichte an der Universität Augsburg. Aktuell führt sie das Pilot-Projekt Tegernseer LiteraTouren durch.
Sie forscht seit 2005 zu Frauenbewegungen, feministischen Themen, Erinnerungskultur, jewish heritage, NS Zeit und modernen Kunstbewegungen (wie z.B. dem Jugendstil). (Dazu sind zahlreiche Publikationen, Artikel und zahllose Beiträge erschienen)
2020 erhielt sie vom Zonta Club Fünf-Seen-Land für ihre Forschungen, Publikationen, Filme und Ausstellungen über Frauen den Medienpreis 2020.

Website | Forschungsarbeit zum Atelier Elvira


Literaturhinweise
  • Ingvild Richardsen: Evas Töchter. Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung (1894–1933). Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung in der monacensia vom 14. März 2018 bis zum 15. September 2018. München: Volk Verlag, 2018.
  • Ingvild Richardsn: »Leidenschaftliche Herzen, feurige Seelen«. Wie Frauen die Welt veränderten. Frankfurt/M.: S. Fischer, 2019.
  • Ingvild Richardsen: »Frei und gleich und würdig«. Die Frauenbewegung und der Erste bayerische Frauentag 1899. München: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, 2019.
  • Judith Ritter: Die Münchner Schriftstellerin Carry Brachvogel. Literatin, Salondame, Frauenrechtlerin. Berlin 2016.
Neu veröffentlichte Werke von Carry Brachvogel in der edition monacensia im Allitera Verlag. 
  • Carry Brachvogel: Im Weiß-Blauen Land. Bayerische Bilder. Text der Erstausgabe von 1923. Hrsg. und mit einem Vor- und Nachwort versehen von Ingvild Richardsen. München: Allitera Verlag, 2013. 
  • Carry Brachvogel: Alltagsmenschen. Text der Erstausgabe von 1895. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Ingvild Richardsen. München: Allitera Verlag, 2013.
  • Carry Brachvogel: Schwertzauber. Text der Erstausgabe von 1917. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Ingvild Richardsen. München: Allitera Verlag, 2014. 
  • Carry Brachvogel: Der Kampf um den Mann. Text der Erstausgabe von 1910. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Ingvild Richardsen. München: Allitera Verlag, 2014. 
Carry Brachvogel im Literaturportal Bayern (eine Auswahl):

* Das Monacensia-Dossier „Jüdische Schriftstellerinnen in München“ macht anlässlich „#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“ Leben und Wirken jüdischer Schriftstellerinnen in München sichtbar. Es dokumentiert literarische Stimmen aus Vergangenheit und Gegenwart. Ein Projekt im Rahmen von #femaleheritage.

Bisher erschienen:


Monacensia im Hildebrandhaus
Maria-Theresia-Str. 23
81675 München

Öffnungszeiten: Mo – Mi, Fr 9.30 – 17.30, Do 12.00 – 22.00 | Ausstellungen auch Sa, So 11.00 – 18.00 | Eintritt frei

Besucht auch gerne die Cafébar Mona.


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