Reading Challenge im Juni: Schwerelos

Ganz wörtlich oder auch im übertragenen Sinne widmen wir unsere Lektüre diesmal dem Fliegen, der Leichtigkeit und dem Überqueren von Grenzen. Wir nehmen die Vogelperspektive ein und schauen uns die Welt einmal von oben an. Dieses Mal bietet das Thema euch viel Interpretationsspielraum, auch Bücher fernab von Superman Comic oder der Biografie der ersten Pilotin zu wählen – the sky is the limit. Einige Kolleg*innen sind schon vorgeflogen, und stellen hier die Bücher vor, die sie zu dem Thema gelesen haben.

Ein Klick aufs jeweilige Cover führt euch in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Vormerken.

Cover von "Wind, Sand und Sterne"
aus dem Französischen von Klaus Völker und Mirko Bonné, Karl Rauch Verlag, 236 Seiten

Antoine de Saint-Exupéry: Wind, Sand und Sterne

„Man ist im Kontakt mit dem Wind, mit den Sternen, mit der Nacht, mit dem Sand, mit dem Meer…“ Ein Zitat aus dem Klassiker „Wind, Sand und Sterne“ von Antoine de St. Exupéry, der gut zum Thema „Schwerelos“ passt. Der berühmte Autor des „Kleinen Prinzen“ und leidenschaftliche Pilot beschreibt darin in Episoden seine Erfahrungen als Postflieger. In seinem typischen, poetischen Stil erzählt er vom Kampf mit den Naturgewalten, von Bruchlandungen, der Einsamkeit in der Wüste und philosophiert über das Leben. Man erfährt einiges über die Anfänge der Luftfahrt, die damals noch ein richtiges Abenteuer war, das Buch ist aber auch ein Plädoyer für Menschlichkeit und Solidarität. Es erschien erstmals 1939 in Frankreich und Deutschland und 2019 in einer Neuübersetzung.

Isabel/Stadtbibliothek Hadern

Cover von "Gustav Mesmer - Ikarus vom Lautertal genannt"
Edition Patrick Frey, 546 Seiten

Stefan Hartmeier: Gustav Mesmer – Ikarus vom Lautertal genannt

Gustav Mesmer, der Ikarus vom Lautertal, flog vor allem in seiner Fantasie. Sie trug ihn mit seinen selbst erfundenen Fluggeräten in eine Welt, wie nur er sie kannte und verstand. Der Bildband zeigt zahlreiche seiner Konstruktionszeichnungen, farbigen Skizzen, Fotos, Texte und Gedichte sowie drei Essays von Franz Yaver Ott, Lucienne Peiry und Juliane Steigle über den Erfinder, Utopist und Flugkünstler.
In Werkzeichnungen und auf farbigen Zeichenblättern konstruierte Mesmer nach dem System eines Maikäfers oder den Schwingflügeln einer Fledermaus, nach Luftschiffprinzipien und Hubschrauberflügeln. Seine Flugräder heißen Läuferdrachen, Drachenraumschiff, Doppel-Maikäfer-Flügel-Flugrad, Gleithubschrauber und Luftschaufelschweif.
Seine Idee des mit Muskelkraft betriebenen Menschenflugs verfolgte er seit 1928. Er verbrachte fünfunddreißig Jahre unfreiwillig in der Psychiatrie und empfand dies als Ungerechtigkeit und Freiheitsberaubung, fühlte sich ausgeliefert. Mit 61 Jahren konnte er die Psychiatrie verlassen, er kam in ein Heim, wo er in einer kleinen Werkstatt endlich seiner Kreativität nachgehen konnte. Im Alter von 89 Jahren zeigt er seine Werke sogar auf der Weltausstellung in Sevilla. Mesmer wollte nur über die schwäbischen Streuobstwiesen auf der Alb von Dorf zu Dorf gleiten, hat sich aber nie mehr als eine Handbreit über dem Erdboden erhoben.
Er machte in seinen Schriften und Gedichten deutlich, worum es ihm in der Flugforschung ging: Er wollte frei wie ein Vogel durch die Lüfte schweben. Mit seinen Flugmaschinen wollte er fliehen, träumen und genießen. Sein Denken kreiste um vieles gleichzeitig, um Heimatsehnsucht und Ausgeschlossensein, um den Glockenklang der Kirche und dessen Verlockungen, vor denen er sich besser in Acht nehmen sollte. Er hatte ein durchaus zwiespältiges Bild von Heimat.

Der Bildband lädt ein, diesen ungewöhnlichen Menschen und seine Erfindungen kennen zu lernen. Interessierte können auch die kleine Werkschau über Gustav Mesmer in der Villa Stuck besuchen. Sie zeigt noch bis 10. Juli neben Flugfahrrädern, Schwingenfluggeräten, Bildern, Skizzen und Texten auch Musikinstrumente und Sprechmaschinen Mesmers. Zur Eröffnung präsentierten Micha Acher und Maxi Pongratz „Musik für Flugräder“, die man auf der gleichnamigen CD nachhören kann.

Viola/Stadtbibliothek Neuhausen

Cover von "Im Kernschatten des Mondes"
aus dem Englischen von Michael Windgassen und Sandra Ritters; Hamburg : HarperCollins Verlag, 416 Seiten

Margot Lee Shetterly: Im Kernschatten des Mondes

„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“, sagte Neil Armstrong, als er als erster Mensch 1969 den Mond betrat. Bis es für die Menschheit möglich war, sich in die Schwerelosigkeit des Alls zu begeben, waren eine gigantische Menge an Berechnungen und Kalkulationen nötig. Viele davon wurden am Langley Research Center von „menschlichen Computern“ durchgeführt, die einen großen Anteil am Erfolg des Raumfahrtprogramms hatten, jedoch lange Zeit unerwähnt und somit für die Öffentlichkeit unbekannt blieben. Margot Lee Shetterly widmet sich in ihrem Buch drei afroamerikanischen Mathematikerinnen und erzählt, wie sie sich in der von Männern dominierten NASA und trotz der damals noch herrschenden Rassentrennung ihre Karrieren aufbauten. Dem Sachbuch ging eine sehr umfangreiche Recherche voraus und nicht immer gelingt es der Autorin, die Informationen zu bündeln und sich auf die Protagonistinnen zu konzentrieren. Trotz der gelegentlichen Abschweifungen ist es faszinierend in die Zeit der ersten bemannten Raumfahrtmissionen einzutauchen und zu erfahren, wie viele scheinbar unüberwindliche Grenzen überschritten werden mussten, um sich für einen kleinen Moment der Schwerkraft zu entziehen.
Der auf dem Buch basierende Film „Hidden Figures“ wurde vor einigen Jahren u.a. für mehrere Oscars nominiert.

Hannah/Programm und Öffentlichkeitsarbeit

Weitere Buchtipps zum Thema in englischer Sprache findet Ihr hier auf Overdrive .
Und eine thematisch passende Playlist könnt ihr euch in der Naxos Music Library anhören (kostenlos mit Bibliotheksausweis).


aufgeschlagenes Buch

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