Reading Challenge im Dezember: Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Wir haben so unsere Erfahrungen gemacht mit den Pandemien dieser Welt, mit Viren, Ideologien, aber auch mit guten Nachrichten und allem, was sich sonst noch so ausbreitet. Gefragt waren Titel für, über und aus gute/n und schlechte/n Zeiten. Vielleicht zeigen sie, was wir jetzt zu schätzen wissen und warum die schlechten Zeiten manchmal auch für etwas gut sind?

Rowohlt Verlag, 288 Seiten

Doris Knecht: Alles über Beziehungen

Viktor wird demnächst 50 und hat gerade eine gute Zeit: Neben seiner aktuellen Lebensgefährtin Magda gibt es da noch jede Menge andere Frauen. Magda hat eigentlich auch eine gute Zeit: Sie ist glücklich mit Viktor, hat von ihm ein Kind und alles wäre perfekt, würde er sie endlich heiraten. Und die Frauen, mit denen Viktor ins Bett geht: Manche haben eine gute Zeit, manche eine schlechte. Doch dann beginnt das ganze Gebilde zu bröckeln und Viktor jongliert immer wilder, dass sein schönes Leben voller Lügen und doppelter Moral nicht auffliegt. Für Magda reicht schließlich der stille Piepston einer SMS, um ihr ganzes Lebensgefüge zum Einsturz zu bringen und gute Zeiten in schlechte Zeiten zu verwandeln. Oder doch nicht?
Doris Knecht erzählt hier humorvoll und doch voller Ernst, frivol und extrem unterhaltsam von einem Mann auf der Suche nach Erfüllung. Und vom Glück und wovon wir es abhängig machen. Fast atemlos verfolgt man Viktor auf seinem hektischen Weg durch die Tage. Ein Buch, das von leichter Hand geschrieben scheint, das Spaß macht und doch viele dunkle Seiten hat – und das ich allen nur empfehlen kann.

Birgit/ Stadtbibliothek Neuhausen

Eichborn Verlag, 252 Seiten, auch als eBook und eAudio

Jasmin Schreiber: Marianengraben

„Treffen sich nachts auf dem Friedhof zwei Fremde.“ Das klingt eigentlich nach einem schlechten Witz, aber genauso lernen sich Paula und Helmut kennen. Beide machen gerade eine schwere Zeit durch. Mit der Begegnung wird das Leben der beiden völlig auf den Kopf gestellt.
Ich war sprachlos. Als ich das Buch zu Ende las, saß ich in einem Restaurant direkt am Bodensee und habe geschnieft und versucht die Tränen zurückzuhalten. Aber bei diesem Buch hatte ich keine Chance. Die Kellnerin hat mir dann ein Taschentuch gebracht und gefragt, ob alles in Ordnung ist.
So etwas passiert nur bei besonders emotionalen und feinfühligen Büchern wie zum Beispiel „Marianengraben“.
Zur Geschichte möchte ich nicht viel schreiben, außer einen Satz: Gehen Sie mit Paula auf einen Roadtrip der Trauer, des Glücks und der vielen schönen Erinnerungen.

Luisa/ Stadtbibliothek Fürstenried

Penguin Verlag, 379 Seiten, auch als eAudio

Jenny Erpenbeck: Kairos

„Nur an den einzelnen Lebensgeschichten ließ sich ermessen, ob der Staub, aus dem Geschichte gemacht war, die Gestalt eines Anfangs trug oder die eines Endes.“
In der Beziehung zu Hans, einem verheirateten Mann, hofft die Studentin Katharina auf den glücklichen Augenblick, Liebe und künstlerische Entwicklung, erträgt dafür Eifersucht, Lügen, Abhängigkeit und Gewalt. Sie erkennt, dass ihr Leben nicht in Wellen verläuft, sondern dass alles gleichzeitig geschieht, und dass sie die Wirklichkeit nur begreift, wenn sie über ihren eigenen Blickwinkel hinaussieht. Kairos, der Gott des glücklichen Augenblicks ist nur schwer zu greifen und noch schwieriger zu halten.
Jenny Erpenbeck erzählt die Geschichte eines Paares, sie 19 Jahre, er Mitte fünfzig, die Ende der 80er Jahre in Ostberlin eine wechselhafte gemeinsame Zeit erleben. Ihre Beziehung vollzieht sich in Abgründen des Glücks, in Annäherung und Entfremdung, Obsession und Verrat. Das Ende der DDR, Mauerfall und Umbruch, Hoffnung und Ernüchterung sind mehr als ein zeitgeschichtlicher Hintergrund, sie greifen in die persönliche Geschichte der beiden ein.

Viola/Stadtbibliothek Neuhausen

Wilhelm Heyne Verlag, 432 Seiten

Nicola Bardola: Mercury in München. Seine besten Jahre

„Burning through the sky“ – mit dieser Zeile aus Queens Hit „Don´t stop me now“ lassen sich Freddie Mercurys Jahre in München am besten beschreiben. Ich Münchner Kindl begebe mich also mit Nicola Bardolas detailliertem Stadtplan auf Spurensuche. Das ca. 430 Seiten starke Buch liest sich wie ein Tagebuch, leicht und erheiternd, beschwingt blättere ich mich kreuz und quer durch die Seiten, entdecke Bekanntes und Unbekanntes. Der Autor zeichnet akribisch und liebevoll Freddie Mercurys Weg in München nach: seine Stationen, seine Lieben, seine Partys, sein Leben.
Das Buch ist gespickt mit Anekdoten von Weggefährten und Zeitzeugen, von Erinnerungen und Erzählungen, die die Begegnungen mit dem Künstler in ein nahbares und persönliches Licht rücken. Freddie Mercury liebte München, weil er sich hier „unauffällig bewegen kann“.
Das farbige Bildmaterial aus der Münchner Queen-Zeit 1974 bis 1984 bietet einen spannenden Einblick in das flamboyante Freddie-Leben, ebenso die Schwarz-Weiß-Fotos von Eintrittskarten zu Queen-Konzerten und Magazin-Covern. Dem Leser eröffnet sich eine Zeit, die mal war, die Sehnsüchte weckt – Sehnsucht nach dieser extravaganten Partyszene, Sehnsucht nach etwas, was hier womöglich nur ein Künstler wie Freddie Mercury zu dieser Zeit leben konnte.
Das Buch ist eine Hommage an eine gute Zeit, an Musik, an den Menschen hinter dem Superrockstar Freddie Mercury, an einen Künstler, der ein Bürger unserer Stadt war. Eine Hommage, nicht um zu huldigen, sondern um sich an gute Zeiten zu erinnern und sie im Herzen zu tragen. Ich mache mich auf in die Deutsche Eiche, ganz im Zeichen einer Bavarian Rhapsody.

Elena/ Monacensia

Thiele Verlag, 304 Seiten

Thomas Montasser: Das Glück der kleinen Augenblicke

Die junge Lektorin Marietta Piccini findet auf den Stufen der London Library ein Manuskript. Es geht darin um Paul Swift, einen jungen Mann, der von einem Unglück ins nächste stolpert…. Doch der sympathische Pechvogel hat die Gabe, auch in den prekärsten Situationen das Gute zu erkennen. Marietta Piccini ist von der Geschichte begeistert. Aber wer hat sie geschrieben? Mit detektivischem Spürsinn macht sie sich auf die Suche nach dem unbekannten Autor…
Thomas Montasser regt mit seinem bibliophil gestalteten, zauberhaft-poetischen Roman dazu an, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, um auch in vermeintlich schlechten Zeiten das Glück nicht zu übersehen. Vielleicht liegt es ja auf der Straße…

Isabel/ Stadtbibliothek Hadern

aus dem Englischen von Stephan Kleiner, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 381 Seiten, auch als eBook und als eAudio

James Gould-Bourn: Pandatage

Danny hatte nicht gerade viel Glück im Leben. Er hat vor einem Jahr seine Frau verloren und verdient als Bauarbeiter gerade einmal das Nötigste, um sich und seinen Sohn Will über die Runden zu bekommen. Das alles ist noch nicht genug – Will hat seit dem Tod seiner Mutter kein einziges Wort mehr gesprochen. Als Danny auch noch seinen Job verliert, die Miete nicht mehr zahlen kann, wird es eng. Ein Pandakostüm soll die Lösung sein…
Diese Geschichte hat mich wirklich oft zum Schmunzeln, Lachen und auch zum Nachdenken gebracht. Der Sprecher des Audios, Hendrik Duryn, widerspiegelt gut die Vielfältigkeit der Protagonisten des Buches. Wer eine Geschichte von einer bewegenden Vater-Sohn-Beziehung, Freundschaft und ungewöhnlichen Begegnungen sucht, wird nicht enttäuscht.

Luisa/ Stadtbibliothek Fürstenried

aus dem Französischen von Ina Kronenberger, Hanser Verlag, 297 Seiten, auch als eBook, eAudio und Hörbuch auf CD

Anna Gavalda: Ab morgen wird alles anders

Momentan wünschen sich sicher viele, dass „ab morgen alles anders wird…“
Unter diesem Motto erzählt Anna Gavalda mit Charme und französischer Leichtigkeit Geschichten über die Irrungen und Wirrungen des Lebens.
Die eine sucht nach dem richtigen Mann, der andere hat den verkehrten Job, aber alle Protagonist*innen nehmen irgendwann ihr Schicksal selbst in die Hand in dem unerschütterlichen Glauben auf Glück und auf die Macht der Liebe, die alle Zeiten überdauert…

Isabel/ Stadtbibliothek Hadern

Pegasus Spiele, 2009, für 2-4 Spieler*innen ab 10 Jahren

Matt Leacock/ Régis Moulun: Pandemie – Können Sie die Menschheit retten?

Das Kooperationsspiel „Pandemie“ war 2009 auf der Nominierungsliste des „Spiel des Jahres“ und hat jetzt natürlich große Aktualität erreicht. Ziel des Spieles ist es, gemeinsam eine Pandemie zu bekämpfen.
Wenn es nicht gelingt, die Seuchen, die an den verschiedensten Orten der Erde bereits ausgebrochen sind, einzudämmen, werden die Spieler*innen die Kontrolle über eine globale Pandemie verlieren. Spezialist*innen müssen deshalb weltweit kooperieren, ihre Aktivitäten gemeinsam abstimmen und die Gefahrenlage lokal und global richtig einschätzen. Im Wettlauf gegen die Zeit hilft nur kluges Zusammenspiel.

Beate/ Stadtbibliothek im Motorama

Weitere Buchtipps zum Thema in englischer Sprache findet ihr hier auf Overdrive.


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