Neues aus Neuaubing: Kinder und Gefühle

Während der Neubauphase der Stadtbibliothek Neuaubing sind wir im Stadtteil unterwegs, vor allem in Schulen und Kindertagesstätten, mit Aktionen rund um Bücher, Lesen und Sprache. Heute wollen wir über ein Konzept berichten, das die Kinderbuchautorin Gudrun Sulzenbacher auf einer Fortbildung vorgestellt hat. Von uns wurde es speziell fürs Klassenzimmer überarbeitet. Es heißt „Heute bin ich“ und beschäftigt sich mit dem Thema Gefühle. Es ist ideal für Kinder am Ende der ersten Klasse. Das Motto ist auch der Titel eines Bilderbuchs von Mies van Hout, das bei der Aktion selbstverständlich eine zentrale Rolle spielt.

Blumenwiese in Freiham

Blumenwiese in Freiham

Wir sind diesmal in einer nagelneuen Grundschule im Neubaugebiet Freiham. Schon der Weg dorthin ist ein Erlebnis, denn Freiham ist zur Zeit eine gigantische Baustelle. Außer einigen Schulen – und wunderschönen wilden Blumen – gibt es dort noch fast nichts.

Als wir im Klassenzimmer angekommen und alle startklar sind, begrüßen wir erst einmal die Kinder. „Ich freue mich, dass wir heute hier sein dürfen, es ist ein richtig schöner Tag. Freust Du Dich auch?“, sagt die eine Kollegin zur anderen. „Ja, ich bin heute richtig fröhlich“, lautet die Antwort. Und die Kinder werden gefragt: „Woran sieht man denn, dass die Bibliothekarin fröhlich ist?“ So haben wir gleich den Einstieg in das Thema Gefühle. Wir sprechen über unterschiedliche Gefühle und wie sie mimisch oder körperlich ausgedrückt werden können.

Als nächstes finden sich die Kinder paarweise zusammen und nehmen sich immer zu zweit ein Kärtchen aus der „Gefühlsbox“. Auf den Kärtchen stehen unterschiedliche Gefühle, die die Kinder niemand anderem verraten dürfen. Die Paare verteilen sich im Raum oder auf dem Flur und üben gemeinsam, ihr Gefühl pantomisch darzustellen. Die Erwachsenen gehen herum und unterstützen ein bisschen.

Schließlich sind die kleinen Szenen reif für die Aufführung. Ein Paar nach dem anderen wird auf die improvisierte Bühne gerufen und darf sein Gefühl ohne Worte darstellen. Die anderen müssen erraten, um welches Gefühl es sich handelt. Das ist teilweise ganz schön schwierig! Die größte Herausforderung besteht für die beiden Jungs, die „verliebt“ präsentieren müssen. Einer der beiden verfügt über beachtliches schauspielerisches Talent. Er verdreht die Augen und klimpert mit den Wimpern, dass es eine Freude ist. Trotzdem schwer zu erraten. „Süß wie ein Honigkuchenpferd“, schlägt ein Mitschüler vor. Das ist ja schon nah dran …

Manche Ausdrücke sind den Kindern gar kein Begriff. „Zornig“ zum Beispiel errät fast niemand. Die Kinder kennen zwar die Wörter „ärgerlich“, „wütend“ oder „sauer“; auf „zornig“ kommen sie aber nicht mal, als die Lehrerin ihnen die ersten vier (!) Buchstaben verrät. Wir haben trotzdem beschlossen, die betreffenden Wörter weiterhin zu verwenden. Es schadet schließlich nicht, wenn die Kinder etwas Neues kennenlernen.

Nach jedem dargestellten Gefühl gibt es erst einmal einen Applaus für die Schauspielerinnen und Schauspieler. Dann wird ein lustiges Bild dazu an die Tafel gehängt, um das Gefühl noch einmal zu visualisieren. Schließlich sind alle drangekommen; die Kinder stecken ihre Gefühlskärtchen in die Hosentasche, und weiter geht es mit der nächsten Runde.

Kinder in einer Schlange vor der Bibliothekarin: Die Gefühlkärtchen werden gezogen.

Anstehen für das Ziehen der Gefühlskärtchen.

Jetzt bilden die Kinder einen großen Kreis und fassen sich an den Händen. Wir spielen Meditationsmusik vor. Die Kinder schließen die Augen, inzwischen huscht eine von uns blitzschnell in die Mitte des Kreises und legt ein großes blaues Tuch aus (den See). Darauf werden zehn laminierte Bilder von Fischen verteilt. Es handelt sich dabei um Bilder aus dem Buch „Heute bin ich“. Jeder Fisch drückt ein anderes Gefühl aus. Natürlich wurden genau die zehn Gefühle ausgewählt, die die Kinder in ihren Hosentaschen haben. Als der Fischteich fertig ist, wird die Musik ausgemacht. Nun dürfen die Kinder ihre Augen wieder öffnen.

Sie gehen im Kreis einmal um den Teich herum und sprechen darüber, was sie sehen. Anschließend sollen sie entscheiden, welche Gefühle die Fische darstellen, und ihre Kärtchen entsprechend dazu legen. Hier sind sich nicht immer alle einig. Wir erklären ihnen, dass es kein Richtig oder Falsch gibt. Zum Beispiel trägt ein Fisch die Nase hoch erhoben und hat ganz leuchtende Augen: Er ist stolz, aber vielleicht auch glücklich – wer weiß?

Zur Abrundung der ganzen Aktion dürfen die Kinder paarweise in je einem Exemplar des Buchs „Heute bin ich“ schmökern. Es gibt nämlich noch viel mehr Gefühle und wunderschön gemalte Fische zu entdecken! Während die Kinder sich mit den Büchern beschäftigen, packen wir unsere Materialien wieder zusammen.

Ganz zum Schluss machen wir noch einmal einen Abschiedskreis. Die Kinder bekommen Flyer für die Eltern ausgeteilt. Darin informieren wir darüber, dass die Stadtbibliothek Neuaubing trotzdem da ist, obwohl sie nicht da ist, und wo die nächste Bibliothek zum Bücherausleihen ist. Fische zum Ausmalen werden auch verteilt. Damit können die Kinder später ihre eigenen Gefühlsfische gestalten oder sogar ein eigenes Gefühlebuch zusammenstellen. (Einmal entdecken wir bei einem Schulbesuch eine ganz toll gestaltete Wand: Hier haben die Kinder nach einer solchen Aktion ihre gemalten Fische aufgehängt!)

Nicht zu vergessen: Eine Kiste mit Büchern für Erstleserinnen und Erstleser lassen wir selbstverständlich auch da. Die bleibt jetzt bis zum Ende des Schuljahrs im Klassenzimmer. Und wir bekommen auch etwas geschenkt: Ein Mädchen malt gleich an Ort und Stelle einen traurigen Fisch auf ein rosa Blatt und überreicht uns das Bild zum Abschied.

Es hat wieder viel Spaß gemacht, und wir freuen uns auf die nächsten Aktionen. Wir werden weiter berichten!



Kommentar zu “Neues aus Neuaubing: Kinder und Gefühle

  1. hermine on 01/07/2018 at 7:14 pm sagt:

    tolle Sache…

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