Nachhaltig zu handeln ist kompliziert

… also fängt man am besten sofort damit an.

Vor kurzem habe ich im Netzwerk Eurocities einen Input gemacht zum Stand unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Beim Auflisten all der Hindernisse und Herausforderungen – von der Mitarbeitendenschaft über die eigene Überforderung bis zu den Ressourcen und Daten – bemerkte ich, dass wir bei uns (und da sind wir vermutlich nicht die einzigen) eigentlich immer dieselbe Antwort darauf gefunden haben. Nämlich: einfach mal anfangen.

Aber womit? Eine Antwort in drei Teilen.

Teil 1: Lernen.

"Why not try" aus Scrabblesteinen

WARUM

Nachhaltigkeit ist ein sehr weites und agiles Wissensfeld. Üblicherweise gibt es mehrere Antworten auf dieselbe Frage, und in ein paar Jahren sehen diese Antworten schon wieder ganz anders aus. Wissen über Nachhaltigkeit bedeutet also auch: zu lernen, wie man lernt und wie man das Lernen in den eigenen Arbeitsalltag integriert.

Und noch ein Tipp: Nicht zufällig gibt es ein eigenes Lernprogramm zu den 17 Nachhaltigkeitszielen, nämlich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, kurz BNE, das Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen soll und ich persönlich durchaus inspirierend finde. Reingucken lohnt, auch wenn es erstmal etwas sperrig daherkommt.


WAS

Hier eine Art Grundausstattung für nachhaltiges Handeln – da könntet ihr mit dem Lernen anfangen:

  • Was sind die 17 SDGs?
  • Was sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit?
  • Was ist mit Fußabdruck gemeint? (Und woher kommt der Begriff?)
  • Was ist mit Handabdruck gemeint? (Und woher kommt der Begriff?)
  • Was sind die Rahmenbedingungen? (internationale, nationale und kommunale Nachhaltigkeitsstrategien)

Und noch ein Tipp: Alle, die das Lernen lernen wollen, empfehle ich zudem, sich selbst ein eigenes Spezialgebiet auszusuchen, über das sie mehr erfahren wollen. Das kann vieles sein, zum Beispiel Fördermöglichkeiten oder Klimabilanzierung, Food Waste oder erneuerbare Energien, vegane Ernährung oder Biodiversität. Oder oder oder …


WIE

Wichtig ist, dass ihr herausfindet, wie ihr am besten lernt, denn da gibt es heutzutage hunderte Möglichkeiten:

  • digital oder live vor Ort
  • alleine oder mit anderen zusammen
  • zusehend, zuhören, lesend

Das Spektrum reicht von Webinaren über digitale und analoge Barcamps über Onlinekurse und die verschiedenen Formen des Peer Learnings wie Working Out Loud oder LernOS bis hin zu den altbekannten Möglichkeiten wie Büchern, Podcasts und TV-Dokumentationen.

Und noch ein Tipp: Ich empfehle immer, ein commitment sich selbst gegenüber zu machen. Also zum Beispiel: Ich reserviere mir jede Woche eine halbe Stunde fürs Lernen. Oder: Ich lese jetzt endlich das Buch über Biodiversität. Oder: Ich gründe mit Kolleg*innen oder Freund*innen eine Lerngruppe zum Thema.


Teil 2: Netzwerken

Ein Netzwerk aus Seilen

WARUM

Netzwerke sind gerade im Bereich der Nachhaltigkeit unglaublich wichtig. Denn sie liefern Wissen, Ressourcen, Motivation, Selbstwirksamkeitsgefühl und vieles mehr.

Und noch ein Tipp: Netzwerke bringen insbesondere Öffentlichen Bibliotheken eine Menge gute Aufmerksamkeit. Denn das habe ich immer wieder gemerkt beim Netzwerken: dass auch viele der Nachhaltigkeitsakteur*innen immer noch nicht wissen, was Öffentliche Bibliotheken heutzutage alles sind und machen und tun und können. Wenn man sie darüber aufklärt, sind eigentlich immer alle unmittelbar begeistert und wollen sofort mit uns zusammenarbeiten.


WER

Wohin streckt man also die Fühler, um ein Netzwerk aufzubauen? Die ersten Verbündeten findet man üblicherweise im eigenen Haus. Auch mit anderen Bibliotheken sollte man sich zusammentun. Zudem gilt es natürlich, mit der Politik und der Zivilgesellschaft in den Austausch zu treten. Und vor allem die Nachbarschaft und das eigenen Stadtviertel sollten einbezogen werden.

Und noch ein Tipp: Geht raus und vernetzt euch mal nicht nur mit der eigenen Branche, sondern ganz woanders, um neue Menschen und Perspektiven kennen zu lernen! LinkedIn ist dafür wirklich gut geeignet …


WIE

Wichtig beim Netzwerken ist es, einen Beitrag zu dem Netzwerk zu leisten. Mit Wissen, Ressourcen, Motivation und allem, was das Netzwerk weiterbringen könnte. Will sagen: Beteiligt euch! An Barcamps, Webinaren, Lernzirkeln, Social Media etcpp. Oder organisiert gleich selbst ein anregendes, inspirierendes, ko-kreatives Vernetzungsevent.

Und noch ein Tipp: Ein gutes Tool, um den Überblick zu behalten und Lücken zu erkennen, ist eine Stakeholder Map. Diese gibt es in ganz verschiedenen Ausführungen als Vorlage, da die Bedarf sehr unterschiedlich sein können. Und natürlich kann man auch selbst kreativ werden – dafür würde ich das Online-Whiteboard Miro empfehlen.


Teil 3: Kommunikation

Drei Wandtelefone

WARUM

Kommunikation ist wichtig, weil man mit Kommunikation Menschen überzeugen und an Bord holen kann. Mit Kommunikation kann man den eigenen Handabdruck vergrößern, und Kommunikation ist oft der Anfang eines Netzwerks.


WAS

Mittlerweile weiß man, dass gerade beim Thema Nachhaltigkeit Fakten keine große Rolle spielen. Einerseits sind die grundlegenden Fakten längst bekannt; und andererseits sind sie im Detail ziemlich kompliziert. Um Menschen von einer nachhaltigen Lebensweise zu überzeugen, empfiehlt es sich deshalb vielmehr, zu erklären, wie das geht. Wenn man Menschen einfache Handlungsempfehlungen gibt, die sie leicht befolgen können und dabei noch das Gefühl haben, etwas Gutes für sich und andere Menschen zu tun, ist schon viel gewonnen.

Und sowieso gilt: Bitte keine Geschichten über Einschränkung und Verzicht. Sondern Geschichten über gute Ideen für eine bessere Zukunft und erste Schritte in diese Richtung.


WIE

Die vier Elemente, aus denen ihr eine erfolgreiche Nachhaltigkeitskommunikation bauen könnt, sind:

  • Information
  • Inspiration
  • Beteiligung
  • Sichtbarkeit

Will sagen: Informiert die Menschen, inspiriert sie – am besten mit guten Geschichten –, lasst sie mitmachen und mitgestalten, und am besten macht ihr all dies auch noch für alle sichtbar.

Die Botschaft jeder guten Nachhaltigkeitskommunikation lautet – auf einen Satz gebracht – also: Wie du sichtbar zu einer besseren Welt für alle beitragen kannst.

Ein Beitrag von Katrin Schuster, Kommission Nachhaltigkeit

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