München liest – aber was eigentlich?

Von morgens bis abends: Literatur in der Münchner Stadtbibliothek

Es heißt ja immer, dass Lesen eine einsame Tätigkeit sei. Und das stimmt natürlich auf den ersten Blick, da die Beziehung zwischen Mensch und Buch eine recht private ist, die meist keinen Dritten im Bunde duldet (das Vorlesen mal ausgenommen). Aber zugleich gilt immer auch das Gegenteil, wie wir in der Stadtbibliothek jeden Tag wieder erfahren. So sehr man während des Lesens für sich sein will, so unbedingt will man danach oder auch davor darüber sprechen. Will wissen, was andere davon halten, ob die eigene Meinung alleine dasteht oder man damit Mitstreiter findet; wie denn andere diesen seltsamen Schluss verstanden haben oder ob vielleicht noch jemand weitere Bücher der Autorin kennt.

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Foto: Eva Jünger/Münchner Stadtbibliothek

In einer öffentlichen Bibliothek wie der Münchner Stadtbibliothek wird im Grunde von morgens bis abends über Literatur gesprochen (nicht ausschließlich, klar …). Das beginnt gleich in der Früh, wenn die erste Kundin an die Theke kommt und ihre Lieblingsbibliothekarin nach einem Lesetipp fragt (den sie selbstverständlich auch bekommt). Währenddessen füllen sich die Arbeitstische mit Schülerinnen und Schüler, die an einer Deutsch-Hausarbeit basteln, und im Seminarraum kommt der Lesekreis zusammen, um über den Roman zu diskutieren, den man sich für diese Sitzung ausgewählt hat. Im schweigsamen Lesesaal sitzt ein Autor, der gerade an seinem neuen Roman feilt, weil er nur hier die Ruhe findet, die er zum Schreiben braucht.

Ein paar Gasteig-Stockwerke über ihm denkt sich die AG Belletristik der Münchner Stadtbibliothek weitere schöne Aktionen im Dienste der Literatur aus (siehe unten), und nebenan wird gerade der neueste BookTalk-Podcast aufgezeichnet. In den Büros der Bibliothekarinnen und Bibliothekare recherchiert einer für ein Medienverzeichnis (thematische Literaturempfehlungen), die andere schreibt eine Review für das Blog der Münchner Stadtbibliothek. Und wenn die Türen der Stadtbibliotheken schließen, ist es noch lange nicht vorbei mit dem Gespräch über die Literatur, denn dann kommt man wieder zusammen: um zum Beispiel bei der Kontrovers-Debatte über die jüngsten Entwicklungen in der Jugendliteratur zu diskutieren oder bei der Lesung einer internationalen Autorin oder eines internationalen Autors die außergewöhnlichen Stimmen der Weltliteratur zu entdecken. An solchen Abenden wird es gerne mal etwas später, weil nach dem Schlussapplaus meist noch lange nicht Schluss ist, sondern alle beisammen stehen und weiter über das Gehörte reden.

Es gibt, zumindest für uns, kaum etwas Schöneres als diesen Austausch über Literatur – weshalb wir den gerne weiter intensivieren wollen. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Aktion „München liest“: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeder Münchner Stadtbibliothek haben je drei Romane ausgewählt, die sie nun ihrem jeweiligen Stadtviertel zur Wahl stellen. Neben den Plakaten mit den Büchern liegen Klebepunkte bereit, mittels derer jede und jeder seine Stimme abgeben darf, um mitzuentscheiden, welches Buch am Ende den Stadtviertel-Sieg davon trägt.

Ein anderes Beispiel ist unsere Facebook-Aktion „Und was liest Du?“. Während nämlich die Süddeutsche Zeitung jede Woche Prominente nach ihrer Lektüre fragt, fragen wir lieber euch, die Leserinnen und Lesern! Denn statt über Promis wollen wir lieber über Literatur ins Gespräch kommen. Eine Bibliothek wäre ja keine Bibliothek ohne ihre Leserinnen und Leser und deren Lektüren, die so unglaubliche viele Entdeckungen jenseits der Bestsellerlisten und Feuilletons ermöglichen – also verratet uns, was ihr gerade lest, demnächst auf Facebook, gerne auch mit Foto (von euch, vom Buch, von euch beiden …). Wir freuen uns auf eure Empfehlungen!

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Kontrovers am 8. November: Hallo, ist da jemand? Engel, Gott und Götter – kehren Religion und Religiosität in der Kinder- und Jugendliteratur zurück?

„Wahnsinn“: Zweisprachige Lesung mit Kalin Terzijski (6.12.2016, Münchner Stadtbibliothek Sendling)

BookTalk – Der Literatur-Podcast der Münchner Stadtbibliothek

Reviews im Blog der Münchner Stadtbibliothek

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