Mehr Bibliothek, längere Öffnungszeiten: Erfahrungsberichte aus den Stadtteilen

Ihr wollt mehr Bibliothek? Ihr bekommt sie! Bereits sieben unserer Stadtbibliotheken bieten verlängerte Öffnungszeiten für die Münchner*innen an.

In den Stadtbibliotheken Am Westkreuz, im HP8, im Motorama, Fürstenried und Riem – und jetzt auch ganz neu in Giesing und Moosach– ist der Aufenthalt auch frühmorgens, spätabends sowie an Sonn- und Feiertagen ohne Anwesenheit von Fachpersonal möglich. Unsere Räume und Medien können so auch außerhalb der Servicezeiten genutzt werden. Wie läuft es bisher mit Open Library in Fürstenried, Riem und Am Westkreuz? Auf was freuen sich die Stadtbibliotheken Giesing und Moosach, die jetzt ganz neu erweiterte Öffnungszeiten anbieten? Unsere Kolleg*innen aus den Stadtteilen berichten.

Stadtbibliothek Am Westkreuz: Habt ihr wirklich so lange geöffnet?

Team Stadtbibliothek Am Westkreuz

(Open Library Betrieb seit März 2024)

Seitdem es in der Stadtbibliothek Am Westkreuz Open Library gibt, hat sich Einiges bei uns verändert – auch wenn sich die Arbeitszeit des Bibliothekspersonals nicht geändert hat. Dennoch merken wir, dass unsere Räumlichkeiten viel stärker genutzt werden als bisher: Das merkt man zum Beispiel am Verbrauch von Kaffeetassen oder Papierhandtüchern.

Es ist schön zu sehen, wie gut das Angebot in unserem Stadtteil angenommen wird. Sogar aus dem Umland kommen Einige zu uns, seit sie wissen, dass wir länger geöffnet haben.

Vor allem abends fühlen sich die Besucher*innen sehr wohl und bleiben gerne länger. Morgens vor 10 Uhr ist es noch eher ruhig. Bei Regentagen sind wir aber mittlerweile auch morgens zu einem guten Aufenthaltsort für Kindergarten-Gruppen oder Familien mit kleinen Kindern geworden.

Einige unserer Kund*innen können es immer noch nicht ganz glauben, dass wir wirklich so lange geöffnet haben, und rufen vorher noch an, um sich abzusichern.

Dank Open Library haben wir auch neue Arbeitskolleg*innen bekommen: Das Wachpersonal passt auf die Bibliothek auf, während wir nicht da sind. Wir sind froh, dass die Zusammenarbeit in der Regel sehr gut läuft.

Rosmarie Gaupmann, Leiterin der Stadtbibliothek Am Westkreuz

Stadtbibliothek Fürstenried: Wir sind da, auch wenn wir nicht da sind

Team der Stadtbibliothek Fürstenried

(Open Library Betrieb seit März 2024)

Zu Beginn mussten wir uns daran gewöhnen, dass wir als Personal die Bibliothek verlassen, während weiterhin noch Betrieb ist. Aber umso mehr freuen wir uns, dass unsere Kund*innen auch den Bedarf haben, die Bibliothek länger zu nutzen.

Auch im Team mussten wir unsere Abläufe teilweise umstrukturieren. Wenn wir zum Beispiel vor Open Library an einem Morgen eine Veranstaltung hatten, konnten wir am Abend zuvor bereits die Veranstaltungsfläche vorbereiten, wie z.B. Stühle zusammenstellen oder die Technik vorbereiten. Mit den längeren Öffnungszeiten müssen wir hier nun anders planen.

Früh am Morgen wird die Bibliothek noch nicht so stark genutzt, aber vor allem abends ist bei uns in Fürstenried ordentlich was los. In den Abendstunden wird viel gelernt, wohingegen die Samstage und Sonntage vor allem bei Familien sehr beliebt sind. So können alle ihre Zeit finden, in der es in der Bibliothek ruhiger bzw. lebhafter zugeht.

Rebecca Konrad, Leiterin der Stadtbibliothek Fürstenried 

Stadtbibliothek Giesing: Herzlich willkommen im Giesinger Wohnzimmer!

Team Stadtbibliothek Giesing

(Open Library Betrieb seit Juli 2024)

Wir freuen uns darauf den Kund*innen die Möglichkeit zu geben, unsere Medien und unsere Räumlichkeiten länger zu nutzen – und damit auch neue Leser*innen zu gewinnen. Die Erweiterung der Öffnungszeiten bedeutet mehr Spontaneität, Flexibilität und Freiheit für alle Kund*innen. Und somit müssen wir am Abend die Menschen nicht vor die Tür schicken, sondern können sie in unser großes „Giesinger Wohnzimmer“ einladen.

Open Library bedeutet für uns auch eine Entlastung der Kund*innen: Wenn alles geschlossen ist, können sich die Menschen z.B. an einem verschneiten Sonntag bei uns in der Bibliothek aufwärmen und die Medien, das Internet, den Kopierer oder den Kaffeeautomaten benutzen – und das alles ohne Eintritt und ohne Konsumzwang.

Für den Stadtteil Giesing bedeuten die neuen Öffnungszeiten eine erweiterte Gemeinschaftsfläche. Wir bieten einen Ort, der morgens und abends wettergeschützt und kostenlos ist. Ein dritter Ort für alle, egal ob jung oder alt, arm oder reich.

Lucia Congia, Bibliothekarin in der Stadtbibliothek Giesing

Stadtbibliothek Moosach: Der neue Treffpunkt am Sonntag

Team Stadtbibliothek Moosach

(Open Library Betrieb seit Juli 2024)

Einige Kund*innen haben schon des Öfteren den Wunsch geäußert, auch mal abends in der Bibliothek zum Lernen länger bleiben zu können. Wir freuen uns deshalb auf die Möglichkeit für die Kund*innen, selbstständig und zeitlich flexibler die Bibliothek nutzen zu können.

Besonders für Berufstätige sind wahrscheinlich die Abendstunden und die Wochenenden attraktiv.

An Sonntagen stellen wir uns die Bibliothek als neuen Familien-Treffpunkt vor: auch Kinder und Jugendliche, die keinen eigenen Zugang zu PC/Internet haben, Platz für Gruppenarbeiten benötigen oder keinen eigenen Lernort haben, können zu uns kommen.

Wir heißen alle herzlich willkommen und sind gespannt auf die neuen erweiterten Öffnungszeiten!

Elisabeth Driendl, stellvertretende Leitung der Stadtbibliothek Moosach

Stadtbibliothek Riem: Der kontrollierte Kontrollverlust

Team Stadtbibliothek Riem

(Open Library Betrieb seit März 2024)

Open Library startete bei uns an einem Freitag vor fast drei Monaten. Besonders gut kann ich mich an das Gefühl erinnern, als wir am Samstag darauf die Bibliothek verließen. Die Bibliothek war voller Besucher*innen: Junge Eltern lasen ihren Kindern Bilderbücher vor, Abiturient*innen und Studierende lernten an ihren Tablets und Senior*innen tranken Kaffee und durchblätterten die Zeitungen. Und jetzt sollten wir einfach gehen?

Wir fühlten uns wie Eltern, deren Kinder zu Hause eine große Party feierten und wir sollten sie allein lassen. Klar hatten wir mit unserem Wachmann eine Art „großen Bruder“ der aufpasste, dass die Party nicht über die Strenge schlug, aber eine richtige Kontrolle hatten wir nicht. Dieser Kontrollverlust machte uns am Anfang etwas zu schaffen. Und doch sprangen wir über unseren Schatten und verließen das Gebäude. Und siehe da: Am Montag darauf war alles beim Alten. Die Bibliothek sah nicht schlimmer aus als nach einer turbulenten Dienstag-Spätschicht. Sogar die Hälfte der Kaffeetassen war noch unbenutzt.

Mittlerweile könnten wir uns unsere Bibliothek nicht mehr ohne die erweiterten Öffnungszeiten vorstellen. Die Mühen, die wir in das Projekt gesteckt haben, werden uns durch die Freude und Dankbarkeit der Kund*innen zurückgezahlt. Von ein paar dieser dankbaren Kunden möchte ich erzählen:

Ein 10-jähriger Junge albanischer Herkunft erzählte mir, dass er jeden Sonntag in die Bibliothek kommt, seinen Kakao trinkt und Comics liest. Zu Hause lebt er mit seinen Eltern und vier Geschwistern in einer engen Wohnung.

Ein weiteres Beispiel ist eine Gruppe von drei jungen Männern, die vor nicht allzu langer Zeit aus Afghanistan geflüchtet sind. Nahezu jeden Tag entfliehen sie dem Trubel der Flüchtlingsunterkunft, um in der Bibliothek Deutsch zu lernen. Sie sagten, dass sie sich nur angemeldet hatten, um auch am Sonntag die Bibliothek betreten zu können.

Gerade hier in der Messestadt, wo der Wohnraum oft begrenzt ist, ist das Konzept der Open Library goldrichtig. So sind wir für viele Bewohner*innen zu einer Art zweites Wohnzimmer oder Büro geworden.

Für uns als Beschäftigte der Stadtbibliothek Riem hat sich nicht sehr viel an unserem Arbeitsalltag geändert und es hat uns gut getan über den eigenen Schatten zu springen und den Veränderungsprozess zu wagen.

Wir mussten lernen, die Kontrolle in fremde Hände zu legen und auf die Wachfirma zu vertrauen. Uns und der Bibliothek hat der Kontrollverlust bisher nicht geschadet.

Denn so ist Open Library für uns: Der kontrollierte Kontrollverlust.

Thomas Ippisch, Bibliothekar in der Stadtbibliothek Riem 

Grafik OPEN

Alle Informationen zu den erweiterten Öffnungszeiten in der Münchner Stadtbibliothek gibt es im FAQ-Beitrag.



2 Kommentare zu “Mehr Bibliothek, längere Öffnungszeiten: Erfahrungsberichte aus den Stadtteilen

  1. Busse-Schumann on 06/07/2024 at 3:46 pm sagt:

    Hallo,
    Ich wohne am Kapuzinerplatz u. habe seit Jahren einen Ausweis für die Stadtbibliothek Isarvorstadt.
    Mit großem Interesse habe ich die verlängerten Öffnungszeiten in anderen Stadtteilen gelesen.
    Meine Frage:
    ist das nicht auch eine wunderbare Option für mein Viertel???
    Ich wäre vor allem an den Abenden darüber mehr als glücklich!
    Und ich bin total sicher:
    Viele der Mitbenutzer wären ebenfalls total glücklich darüber!!!
    Also:
    Wann gibtces die längeren Öffnungszeiten auch in der Isarvorstadt???
    Herzliche Grüße !
    Dr. Ludwina Busse-Schumann

    • Münchner Stadtbibliothek on 10/07/2024 at 11:36 am sagt:

      Liebe Frau Dr. Busse-Schumann,

      wir freuen uns sehr – nicht nur über die Verlängerung unserer Öffnungszeiten sondern vor allem über den großen Zuspruch, den die Verlängerung bei unseren Kund*innen findet.
      Leider können wir Ihnen zurzeit nur den Tipp geben, dass sich Ihre nächste Open library in der Stadtbibliothek im HP8 befindet. Und Ihr Bibliotheksausweis gilt ja in allen Münchner Stadtbibliotheken.
      Angesichts der Haushaltslage der Stadt München können wir Ihnen noch gar nicht sagen, ob und wann die Isarvorstadt mit einer Verlängerung „dran“ sein wird.
      In diesem Sinn bitten wir Sie um Geduld – bleiben Sie uns trotzdem gewogen!

      Mit herzlichen Grüßen
      Ihre Münchner Stadtbibliothek

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