#MakeUsVisible x denkFEmale: digitale Monumente von Frauen und Trans*Personen in München und New York | #FemaleHeritage

Am 1. Oktober startet die Ausstellung #MakeUsVisible x denkFEmale in München. Mehr als 30 digitale Monumente von Frauen, Trans*Personen und Ereignissen werden in der Stadt gezeigt – geschaffen von Künstler*innen aus München und der ganzen Welt. Anne Wichmann stellt die Idee dahinter und das Team vor. Warum und wie kam es zur Ausstellung in München? Was hat New York damit zu tun? Ein Gastbeitrag zum Kulturerbeprojekt #FemaleHeritage der Monacensia.

#MakeUSVisible x denkFEmale: AR-Monument „Beacon-Hands: for Emma Lazarus” von Will Pappenheimer mit Freya Björg Olafson; Credit: Will Pappenheimer. #FemaleHeritage
#MakeUSVisible x denkFEmale: AR-Monument „Beacon-Hands: for Emma Lazarus” von Will Pappenheimer mit Freya Björg Olafson; Credit: Will Pappenheimer. #FemaleHeritage

#MakeUsVisible x denkFEmale:

„Wir wollen an unserer Geschichte mitschreiben” – Zeit für eine erweiterte und inklusive Realität

Kennen Sie Lucy Mensing? Wissen Sie, wer May Ayim war? Welche Rolle Marie-Louise von Franz gespielt hat? Diese Frauen und ihre Arbeit waren und sind wichtig. Aber in den Geschichtsbüchern werden sie kaum erwähnt. 

Berühmte Pioniere der AR (= Augmented Reality) wie Tamiko Thiel und Will Pappenheimer sowie etablierte digitale Künstler*innen wie Dagmar Schürrer, Carla Gannis und Betty Mü gestalten das Projekt zusammen. Sie zeigen an der Seite von mehr als 30 aufstrebenden Sound- und Augmented-Reality-Artists digitale Monumente, um Frauen und Trans*Personen in unserem Stadtbild zu repräsentieren und Dialoge anzuregen. 

Ihr als Publikum seid von unsichtbarer Kunst umgeben. Und ihr habt die Macht, diese Kunstwerke sichtbar zu machen.

Der Status quo: Was sind die Ziele der Ausstellung?

Mehr als 90 Prozent der Statuen in München porträtieren Männer. Gut die Hälfte der Menschen unserer Gesellschaft identifizieren sich aber nicht als männlich. Warum fehlt die Geschlechtervielfalt noch immer in unserem öffentlichen Raum? Diese Frage haben sich Anne Wichmann, Tabitha Nagy und Amadea Pely gestellt und daraufhin die Ausstellung #MakeUsVisible x denkFEmale organisiert und kuratiert. 

Es geht darum, den öffentlichen Raum diverser und repräsentativer zu gestalten. Die Kuratorinnen möchten wieder einen Dialog darüber entfachen, was das Stadtbild aussagt und wie es verändert werden kann – damit sich alle damit identifizieren und sich gesehen fühlen.

Über den Ozean: New York und München

Die Münchnerin Anne Wichmann lebt schon seit vielen Jahren in New York City. Als sie im November 2021 die Idee zur digitalen Ausstellung #MakeUsVisible hat und diese mit ihrem Künstler*innen-Kollektiv XRE (Extended Reality Ensemble) umzusetzen beginnt, weiß sie noch nichts von dem Projekt denkFEmale. Dieses fand ein paar Monate früher mit einem ähnlichen Konzept in München statt. Erst durch ihre Teamkollegin Tina Grangl wird sie darauf aufmerksam und schreibt denkFEmale sofort auf Instagram an. Deren Gründungsmitglied Tabitha Nagy wird eingeladen, ihre Skulptur von Jeanna Bauck in New York auszustellen. 

Schon im ersten Video-Call sprechen Anne und Tabitha darüber, eventuell im selben Jahr gemeinsam eine Ausstellung in München umzusetzen. Zur gleichen Zeit liest denkFEmale-Gründungsmitglied Amadea Pely über #MakeUsVisibleNYC auf LinkedIn und meldet sich bei Tina mit derselben Idee.

Da sage mal jemand, die sozialen Medien seien nicht wunderbar. So unkompliziert kann man sich also heute vernetzen. Schnell war all diesen Frauen klar: Eine Fusion der Konzepte soll 2022 in München realisiert werden.

#MakeUsVisible und denkFEmale – gar nicht so kompliziert, wie es aussieht 

Welche Konzepte? Was für eine Fusion? Warum heißt die Ausstellung #MakeUsVisible x denkFEmale? Das ist alles weniger kompliziert, als es vielleicht erst einmal klingt. 

#MakeUsVisible – ein internationales Kollektiv in New York

#MakeUsVisible mit den Gründungsmitgliedern Anne Wichmann, Clara Francesca, Katie Peyton Hofstadter und Nam Le will Geschlechterdiversität in den öffentlichen Raum bringen. Das Konzept des internationale Kollektivs: Augmented-Reality-Monumente von Frauen, non-binären Menschen, Trans*Personen und digitale Monumente, die an Ereignisse erinnern, werden mit physischen Skulpturen in der Stadt gepaart. So wird eine inklusivere Geschichteerzählt, werden Dialoge angeregt und Brücken gebaut. #MakeUsVisible startete am 1. März 2022 in New York City mit 31 AR-Monumenten.

Ein Beispiel: „Bruja” (Hexe) und Maximilian I.

Das AR-Monument „Bruja” (Spanisch für „Hexe”) vom Künstlerduo Tanky & C03RA aus Uruguay wird mit der Statue von Maximilian I. gepaart. Unter seiner Herrschaft fand im Jahr 1600 der Pappenheimer Hexenprozess statt – eine der grausamsten Hexenverfolgungen in Deutschland. 

AR-Monument „Bruja” von Tanky & C03RA; Credit: Leticia Almeida & Mathías Chumino

denkFEmale – eine Künstler*innengruppe in München

denkFEmale ist ein Kunstprojekt für mehr Diversität im Stadtraum. Begründet wurde es von einer Gruppe Studierender der Hochschule für Fernsehen und Film, der Ludwig-Maximilians-Universität und der Akademie der Bildenden Künste. Amadea Pely und Tabitha Nagy gehören zu den Gründungsmitgliedern. denkFEmale zeigt Augmented-Reality-Statuen von Frauen, die wichtig für die Stadt München und ihre Bewohner*innen waren – an genau den Orten und Plätzen, an denen diese gewirkt haben. denkFEmale lief mit insgesamt acht AR-Skulpturen im Sommer 2021 und wurde von der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und der Stadt München unterstützt.

Ein Beispiel: die Malerin Jeanna Bauck

Die Malerin Jeanna Bauck (1840–1926) war Gründungsmitglied des Münchner Künstlerinnenvereins. Dieser gründete wiederum die Damenakademie: Dort bekamen Frauen die Chance, in München Kunst zu studieren. Denn zu Baucks Zeit durften Frauen nicht an der Akademie der Bildenden Künste studieren. Das von Tabitha Nagy für Jeanna Bauck geschaffene AR-Denkmal steht deshalb vor der Kunstakademie. 

AR-Monument „Jeanna Bauck” von Tabitha Nagy; Credit: Tabitha Nagy

Mehr Frauen als Pferde

Ein kurzer Rückblick: Als das Kuratorinnen-Team von #MakeUsVisible NYC Clara Francesca, Anne Wichmann und Katie Peyton Hofstadter in New York im vergangenen Winter ein Brainstorming zum Thema Hashtags macht, sagt Katie plötzlich: 

Wie viele Statuen von Frauen stehen in New York? Fünf? 

Alle nicken. 

Und wie viele Pferde stehen auf den Sockeln?

Alle lachen. Nach einer kurzen Recherche war die Antwort: elf. Mehr als doppelt so viele. Das Lachen weicht der Ernüchterung. Es muss sich unbedingt etwas in unserer Skulpturenlandschaft ändern, und zwar jetzt.

Dieses Problem gibt es natürlich nicht nur in New York. Auch in München sitzen all die Könige, Prinzregenten und Krieger auf ihren Pferden und heben ihre Schwerter. Die Frage „Ist das noch zeitgemäß?“ stellt sich Anne Wichmann gar nicht unbedingt. Sie interessiert eher die Frage: 

War das wirklich alles, was zu dieser Zeit passiert ist? Unsere Geschichte wurde von Männern in elitären Positionen geschrieben. Wir bekommen dadurch alles andere als ein komplettes Bild unserer Vergangenheit. Was auf Sockeln und in unseren Geschichtsbüchern steht, ist nur ein kleiner Ausschnitt. Mit #MakeUsVisible x denkFEmale soll einer vollständigeren Geschichtsschreibung die Chance gegeben werden, also wahrhaft einer Augmented Reality, einer erweiterten Realität. Wir Frauen wollen an unserer Geschichte mitschreiben.

Augmented Reality – You Have The Power To #MakeUsVisible

Augmented Reality – was ist das eigentlich genau? AR ist nicht lediglich eine faszinierende Technologie, die es uns möglich macht, Objekte in unser Umfeld zu holen, die nur digital existieren.

Die meisten Statuen sind in Augmented Reality entwickelt. Das bedeutet, dass man die Figur so sieht, als wäre sie im Raum, also in der Stadt – und man kann um sie herumlaufen, sich ihr nähern und sie aus verschiedenen Perspektiven betrachten. 

Amadea Pely

Die Technologie der AR gibt den Benutzer*innen die Macht, Dinge auf den Bildschirmen von Tablets oder Smartphones sichtbar zu machen und in unsere Realität zu holen. Anne fügt hinzu: 

Die meisten Menschen auf unserem Planeten haben heute ein Smartphone. Für unsere Ausstellung braucht man keine App, man muss nichts herunterladen. Jeder, egal ob mit Android- oder Apple-Telefon, kann die AR-Monumente sichtbar machen. So entsteht eine neue, nicht-hierarchische Machtstruktur: Die Zuschauer*innen selbst können die Veränderung in unseren Stadtraum bringen. Es liegt in ihrer Hand, eine neue Balance zu schaffen.

AR-Monument “#JulietToo” (Test) von Tamiko Thiel; Credit: Tamiko Thiel. #MakeUsVisible x denkFEmale – #FemaleHeritage.
AR-Monument “#JulietToo” (Test) von Tamiko Thiel; Credit: Tamiko Thiel. #MakeUsVisible x denkFEmale – #FemaleHeritage.

#MakeUsVisible x denkFEmale! – Wo und wie in München?

Wo in München sind die Skulpturen zu sehen? Achtet in der Stadt auf die Bodenaufkleber und Schilder! Außerdem zeigt der Stadtplan auf der von Pollinate Art gestalteten interaktiven Webseite makeusvisible.io/munich die Skulpturen. Wenn ihr nicht in München seid, könnt ihr die digitalen Monumente einfach in eurer Stadt oder zu Hause sichtbar machen und ansehen. Neben den AR-Monumenten gibt es erstmalig auch Sound-Skulpturen in der Ausstellung, und eine Audio-Tour auf Englisch führt durch alle Kunstwerke. 

Sound & Visual Sculpture „Vortex: Jenny Marx” von She’s Excited! & Clara Francesca & Gretta Louw

Sound Sculpture „Henosis” von antxnio graz für den musica femina münchen e.V.

Starke Partner*innen: „past statements” und #FemaleHeritage

Mit der Reihe past statements. Denkmäler in der Diskussion“ knüpft die Stadt München dieses Jahr an die internationale und lokale Diskussion um diskussionswürdige Denkmäler an. Darüber regt sie kritische, vielstimmige und kreative Debatten über Formen und Inhalte des Erinnerns in einer diversen und demokratischen Stadtgesellschaft an. 

Die Ausstellung #MakeUsVisible x denkFEmale ist ein Teil dieser Reihe und wird vom Kulturreferat finanziell unterstützt. Katrin Habenschaden übernimmt wieder die Schirmpatenschaft. 

Wir freuen uns sehr. Es war noch nie so unkompliziert, Fördergelder für ein wichtiges Projekt zu bekommen.

Tabitha Nagy
Credit: Tabitha Nagy
Credit: Tabitha Nagy

Dr. Daniel Bürkner und Dr. Sabine Schalm vom Kulturreferat helfen den Kuratorinnen auch bei anderen Dingen. Zum Beispiel stellen sie den Kontakt zum XR Hub Bavaria und zur Monacensia im Hildebrandhaus her. Sie werden ebenfalls zu wichtigen Partner*innen. Brücken werden gebaut, Kräfte gebündelt. 

Auch in der Monacensia geht es um neue Formen der Erinnerungskultur und der Kulturvermittlung. Mit #FemaleHeritage will sie Lücken im literarischen Gedächtnis der Stadt schließen. Das Team von #MakeUsVisible x denkFEmale freut sich deshalb besonders, im Hildebrandhaus ihre Vernissage am 30.9. zu veranstalten.

Autorin: Anne Wichmann

Die ausstellenden Künstler*innen

Aida Bakhtiari – Andrea Ricklin – Anke Schiemann – Ansh Kumar – antxnio graz – Bailey Keogh – Betty Mü – Carla Gannis – Dagmar Schürrer – denkFEmale – Felix Stöckle – Felizitas Hoffmann – Jamie Burkart & Michael Rees – Jia-Rey Chang – Jo Ngo – Julie De Kezel – Leticia Almeida (Tanky) & Mathías Chumino (C03RA) – lizzybepainting – Manuela Illera feat. Merlin Stadler – Mariella Kerscher – Mary Ann Strandell – Nadine Kolodziey – Oto-Abasi – Paul Valentin – Rebekka Feicht & Nils Peisker – She’s Excited! & Clara Francesca & Gretta Louw – Sylvia Rothe & Alexandra  Anastasia Ginger – Tabitha Nagy – Tamiko Thiel – Wednesday Kim – Will Pappenheimer mit Freya Björg Olafson

Termine:

  • 30.9.2022, 18 Uhr: Vernissage in der Monacensia im Hildebrandhaus: https://www.facebook.com/events/1118010388815352
  • Ab 1.10.2022: Ausstellung #MakeUsVisible x denkfemale in München und online
  • 1.10.2022, 18 Uhr: Vernissage #MakeUsVisible Venice (in Venedig auf der Off-Biennale im Climate Change Pavillon und online)
  • 7. und 8.10.2022: “past statements” im Haus der Kunst: Foren mit Diskussionen
  • 9.10.2022: Aktionstag “past statements” im Haus der Kunst – #MakeUsVisible x denkFEmale ab 10:30 Uhr
  • 18. und 20.10.2022: #MakeUsVisible x denkFEmale bei den Medientagen München (mit Workshop von Tabitha Nagy)
  • 1. bis 6. November 2022: Dokumentarfilm “#MakeUsVisible – More Horses Than Women” auf dem Queens World Film Festival NYC
  • 1. bis 31.3.2023: #MakeUsVisible x denkFEmale München wird in NYC und online gefeiert
  • 10.9.2023: Vernissage #MakeUsVisible x denkFEmale mit fünf Skulpturen in Worms und online

Aktion: Instagram-Takover des Monacensia Accounts

Vom 1. bis 3. Oktober übernimmt #MakeUsVisible x denkFEmale den Instagram Account @monacensia_muc im Takeover-Prinzip. Folgt gerne #MakeUsVisible, sie zeigen euch die AR-Kunst-Denkmäler in München!

Das Team:

Anne Wichmann
Organisatorin & Kuratorin & Audio-Tour

Anne Wichmann
Anne Wichmann

Anne Wichmann aka She’s Excited! ist eine Sound-Künstlerin, Musikproduzentin und Performerin, die in NYC und München lebt und arbeitet. Sie ist die Mitbegründerin des internationalen Künstler*innen- und Kurator*innen-Kollektivs XRE (Extended Reality Ensemble). Als Kuratorin und Programm-Managerin möchte sie Brücken bauen, Gespräche anregen und eine Plattform für Künstler*innen aus verschiedenen Communitys bieten. Sie hatte die Idee zu #MakeUsVisible und startete im März 2022 die Serie mit Clara Francesca, Katie Peyton Hofstadter und Pollinate Art in NYC.

Tabitha Nagy
Organisatorin & Kuratorin

Tabitha Nagy
Tabitha Nagy

Neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin war Tabitha Nagy 2021 Teil des Organisations- und Kurator*innenteams von denkFEmale in München. Gemeinsam mit Shirin Zeraaty kuratierte sie im selben Jahr die Ausstellung „Artist Profiling“ im ARTER, einem Kunstraum in Istanbul. Tabitha schreibt auch journalistische Artikel über Kunst und Kunstschaffende.

Amadea Pely
Organisatorin & Kuratorin

Amadea Pely
Amadea Pely

Jacqueline-Amadea Pely hat Technology Management an der UC Berkeley/CDTM/LMU München studiert und ist Gründerin des B2B-SaaS-Unternehmens loyee.io. Um das Bewusstsein für Diversität und Inklusion in Städten zu schärfen, gründete sie 2021 denkFEmale in Zusammenarbeit mit Alumni der Hochschule für Film und Fernsehen München und der Akademie der Bildenden Künste München.


Monacensia im Hildebrandhaus
Maria-Theresia-Str. 23
81675 München

Öffnungszeiten: Mo – Mi, Fr 9.30 – 17.30, Do 12.00 – 22.00 | Ausstellungen auch Sa, So 11.00 – 18.00 | Eintritt frei

Besucht auch gerne die Cafébar Mona.

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