Doris hoch 5: Neu eingetroffen im Januar
Regelmäßig stellt euch unsere Belletristik-Referentin Doris eine Auswahl lesenswerter Neuerscheinungen vor: bemerkenswerte Romane, jenseits von Bestsellerlisten und Amazon-Fünf-Sterne-Bewertung, die das Lesen lohnen, weil sie neue Perspektiven eröffnen, unerhörte Geschichten erzählen, Ausnahmen auf dem Buchmarkt darstellen. Für mehr Bibliodiversität und Vielfalt im Regal!
Ein Klick aufs jeweilige Cover führt in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Vormerken.
Sebastian Stuertz: Das eiserne Herz des Charlie Berg
Es sind die frühen 90er, Charlie Berg will ausziehen, denn das einzige, was ihn seine Eltern gelehrt haben, ist: Zwei Künstler sollten nie Kinder bekommen! Die Zivistelle im Leuchtturm ist zum Greifen nah – da läuft alles aus dem Ruder. Der 1974 geborene Autor ist Medienkünstler, Musikproduzent und Podcaster, „Das eiserne Herz des Charlie Berg“ ist sein Debütroman. „In bester John-Irving-Manier und darüber hinaus begleitet Sebastian Stuertz die Achterbahnfahrt im Leben von Charlie Berg. Man kann sich herrlich fallen lassen in diese rasant erzählte, nie langatmig wirkende, abenteuerliche Familien-, Liebes-, Künstler- und Adoleszenz-Geschichte.“ (Gérard Otremba, Sounds and Books)
Janet Lewis: Verhängnis
In den Gassen von Paris geht ein Pamphlet von Hand zu Hand: Es diffamiert Ludwig XIV. und seine Mätressenwirtschaft. Der Sonnenkönig tobt und verlangt, den Urheber unverzüglich dingfest zu machen. Als das Flugblatt dem jungen Buchbinder Paul in die Finger kommt, schmiedet er zusammen mit seiner Geliebten Marianne, der Frau seines Meisters, einen perfiden Plan. Die Autorin (1899-1998) wurde in Chicago geboren und lebte zumeist in Kalifornien. „Basierend auf einem wahren Justizfall erzählt Janet Lewis lebendig und mit grandioser sprachlicher Klarheit, wie moralische Verkommenheit ihren Weg vom schillernden Hof in die dreckigen Gassen von Paris findet.“ (Bernd Kielmann, Buch-Magazin)
Louise Glück: Wilde Iris
Die 56 Gedichte in diesem Band besingen den unüberwindlichen Gegensatz zwischen dem ewigen Kreislauf der Natur und dem individuellen menschlichen Leben. Mit ihrer klaren, scheinbar schlichten Sprache versetzt Louise Glück sich mal in eine Pflanze, mal in einen Gärtner, mal in Gott – und erkundet so die Essenz des menschlichen Seins. Die Autorin, 1943 in New York geboren, hat bisher zwölf Gedichtbände und zwei Essaysammlungen veröffentlicht. 2020 wurde sie ausgezeichnet mit dem Literaturnobelpreis „für ihre unverkennbare poetische Stimme, die mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell macht“.
Clemens J. Setz: Die Bienen und das Unsichtbare
Clemens J. Setz geht den Anekdoten hinter Plansprachen wie Esperanto, Volapük oder Blissymbolics nach. Stets ist es die eigenartige Vermengung von tiefer existenzieller Krise und Sprachenerfindung, die er aufspürt und die ihn in ihren Bann schlägt – und so ist dieses Buch auch die persönliche Geschichte des Sprachkünstlers Clemens J. Setz. Der Autor wurde 1982 in Graz geboren, wo er Mathematik sowie Germanistik studierte und heute als Übersetzer und freier Schriftsteller lebt. „Setz erschließt einen faszinierenden Kontinent. Dieser liegt hinter den Büchern, den Namen und Wörtern, und in ihm ist nichts selbstverständlich. Wie in der Kunst.“ (Kolja Reichert, DIE ZEIT)
Clarice Lispector: Aber es wird regnen
Die Erzählungen von Clarice Lispector zeigen die brasilianische Ausnahmeautorin als einzigartige Chronistin des weiblichen Lebens und seiner Abgründe. In 44 Geschichten paaren sich widersprüchlichste Gefühle und kühne Bilder mit philosophischer Erkenntnis. Die Autorin, geboren 1920 in der Ukraine, gelangte mit ihrer Familie auf der Flucht vor Pogromen in den ländlichen Norden Brasiliens und lebte später in Rio de Janeiro. Sie schrieb Romane, Erzählungen, Kinderbücher sowie literarische Kolumnen und wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet. „Die Erzählungen Clarice Lispectors sind ein erregender Irrgarten. Herausfinden muss man alleine. Darin liegt ihr Reiz.“ (Peter Helling, NDR Kultur)