Einblicke in die letzten 70 Jahre der Bibliothek
Man sieht es ihr heute nicht an: die Stadtbibliothek Isarvorstadt, seit Mitte der 80er Jahre untergebracht im Backsteinkomplex der Agentur für Arbeit in der Kapuzinerstraße, gibt es schon seit mittlerweile 70 Jahren. Dass sie einmal auf einem Gelände ihren Standort haben würde, das Teil des Münchner Schlachthofs gewesen ist, konnte bei der Bibliotheks-Einweihung im Jahr 1955 niemand ahnen. Damals eröffnete die Zweigstelle als „eine von 13 ,ortsfesten‘ städtischen Volks- und Kinderbüchereien“ (Süddeutsche Zeitung vom 2. Juni 1955) in der Lindwurmstraße 105, über der Münchner Stadtsparkasse an der Ecke zur Adlzreiterstraße.
1955: Start in der Adlzreiterstraße/Lindwurmstraße

Bei der Eröffnung am 2. Juni 1955 – der Kriegsschutt war weggeräumt, der Hauptbahnhof gerade zwei Jahre wieder erbaut, die Staatsoper aber noch nicht wieder aufgebaut – da galten die beiden zusammengelegten Wohnungen als moderne Bibliothek. Der Grund: sie war eine Freihandbibliothek. Kund*innen konnten sich also schon damals ganz frei durch die Regale bewegen und aussuchen, was sie interessiert. Ohne dass Bibliothekar*innen die Auswahl vorbestimmten.

Und die Lokalpresse gibt die Stimmung wieder:
Bürgermeister Dr. von Miller dankte dem Direktor des Volksbüchereiwesens, Stadtrat Branz, und seinen Mitarbeitern und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Benützer der Bibliothek aus den ihnen zur Verfügung stehenden Büchern ihre Mußestunden bereichern und für ihre Weiterentwicklung wertvolle Anregung und Belehrung empfangen möchten.
Münchner Stadtanzeiger, 3. Juni 1955



Mit 3.000 Büchern wurde eröffnet – als reiner Ort für Erwachsene. Die Kinder- und Jugendbibliothek sollte erst im Herbst 1955 angegliedert werden.
Umzug ins Arbeitsamt
In der Adlzreiterstraße, so die offizielle Adresse, blieb sie auch, bis 1976 der Münchner Stadtrat zunächst den Umzug in das neue Arbeitsamt in der Kapuzinerstraße 28 beschloss.

Der konnte allerdings erst zehn Jahre später erfolgen. 1986 wurden die 100 Quadratmeter an der Lindwurmstraße verlassen werden, die „drangvolle Enge“ wurde ab März 1986 zu einem Standort mit knapp 400 Quadratmetern.
Bei der feierlichen Einweihung am 23. Juni 1986 wurde dann auch schon wieder von einer Besonderheit gesprochen.

Nach der Freihandbibliothek 30 Jahre vorher war sie nun ein Modell für eine Doppelfunktion:
Einerseits sollen die Besucher des Arbeitsamtes im gleichen Gebäude Literatur finden, die ihnen die Berufssuche erleichtert. (…) Andererseits versorgen [Bibliotheksleiter Ernst] Zimmermann und seine sechs Mitarbeiterinnen die Wohnbevölkerung der Umgegend. Besonders Griechen und Türken finden in den Regalen Literatur in ihrer Sprache. Auch Kinder können sich freuen: Für sie gibt es Musik-Kassetten, die sie auch in der Bücherei anhören dürfen.
Münchner Merkur, 24. Juni 1987
Seit 70 Jahren für die Isarvorstadt da
Aus der Nachbarschaft zum Glasscherbenviertel am Schlachthof wurde die Kapuzinerstraße seitdem zu einer Lage auf einem der teuersten Pflaster der Stadt: Glockenbachviertel, Goetheplatz und nicht zuletzt die Isar – sie alle bescheren der Stadtbibliothek nicht nur eine junge Kundschaft.
Zugleich findet sich eben hier auch die Agentur für Arbeit und quasi nebenan das Kreisverwaltungsreferat – mindestens eines davon hat jede*r Münchner*in schon einmal betreten. Die Bibliothek geht mit dieser doppelten Herausforderung um: mit Kinder- wie Fortbildungsliteratur, mit gutem Service und angenehmer Atmosphäre.
Den 70. Geburtstag wird die Stadtbibliothek Isarvorstadt feiern: am Montag, den 2. Juni, lädt sie mit einer Sonderöffnung von 10.00 bis 19.00 Uhr und einem bunten Programm ein.

70 Jahre Stadtbibliothek Isarvorstadt
Wir feiern Geburtstag!
02.06.2025, 10.00 – 19.00 Uhr
Stadtbibliothek Isarvorstadt