Schlaflos in Athen

„Ein Atem“ von Christian Zübert (Film)

Die Griechenland-Krise: Angesichts immer neuer dramatischer Entwicklungen in der Welt ist sie schon wieder etwas an den Rand des öffentlichen Bewusstseins gerückt – bei uns, nicht aber für Griechenlands „lost generation“. Junge Leute, gut ausgebildet, oft mit akademischen Abschlüssen, die sich mit prekären Jobs notdürftig über Wasser halten und mit 30 Jahren noch oder wieder in den Kinderzimmern ihrer Eltern wohnen.

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Chara Mata Giannatou © Universumfilm Home Entertainment

Elena ist eine von ihnen. Als eine Freundin ihr einen gut bezahlten Job in einer Frankfurter Bar vermittelt, packt sie die Gelegenheit beim Schopf – ihren weniger ambitionierten Freund lässt sie schweren Herzens in Athen zurück. Erst in Deutschland erfährt Elena, dass sie schwanger ist. Der Traum vom lukrativen Job in der Bar ist damit ausgeträumt. Trotzdem will Elena auf keinen Fall nach Hause zurück. In ihrer Not nimmt sie, obwohl sie weder Erfahrung noch einen Draht zu Kleinkindern hat, einen Job als Nanny an. Sie muss schnell lernen, dass hinter der distanzierten Freundlichkeit ihrer gutsituierten Arbeitgeber („Wärst du so freundlich, Elena …“) ein knallhartes Anspruchsdenken steht; dazu kommen  ihre eigene Sorgen, ihre Schwangerschaft. Und da passiert es: Elena lässt das Kind unbeaufsichtigt in ihrem Buggy, einen kurzen Moment nur … und die kleine Lotte ist verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Völlig aufgelöst läuft Elena durch die Straßen. Erst später erfahren wir, dass sie in ihrer Panik alles stehen und liegen lässt und abhaut, zurück nach Hause, nach Griechenland.

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Jördis Triebel, Benjamin Sadler © Universumfilm Home Entertainment

Der Film setzt an dieser Stelle einen harten Schnitt – von jetzt an wird aus der Perspektive von Lottes Mutter Tessa erzählt. Zerrissen zwischen mütterlichem Perfektionismus, der Anspruchshaltung ihres nur vordergründig verständnisvollen Mannes und den Anforderungen ihres Haifischbecken-Jobs als Kreative ist sie eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs (eine Klasse für sich: Jördis Triebels angespannt-fertiges Gesicht in der Großaufnahme): Sie hat Riesenärger im Job, und nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung steht auch ihre Ehe auf der Kippe. Lottes Verschwinden trifft sie also mitten in einer Krise. Und fast wie Elenas Flucht nach Hause ist auch ihr Entschluss, in der Viermillionenstadt Athen auf eigene Faust nach ihrer Tochter zu suchen, zunächst einmal eine Kurzschlussreaktion. Und der Beginn einer dramatischen Suche …

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„Ein Atem“ ist ein bissig-witziges Porträt einer gewissen Schicht erfolgreicher Großstädter, ein Thriller, dessen Spannung sich mehr und mehr zuspitzt, und eine überzeugende Psychostudie: Zwei Frauen, im Wesen sehr verschieden, in völlig unterschiedlichen Milieus zuhause, aber beide in einer Lebenskrise, die sie in eine unerwartete Situation treibt. Vielleicht hat Regisseur Christian Zübert sich ein bisschen viel auf einmal vorgenommen; in Summe aber ist „Ein Atem“ ein sehenswerter Film, getragen von der eindrücklichen Leistung der beiden Hauptdarstellerinnen Jördis Triebel und Chara Mata Giannatou.

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Alle Bilder: © Universumfilm Home Entertainment

 

 

 

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