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Was blüht denn da auf der Dachterrasse?
Die Dachterrasse der Münchner Stadtbibliothek Am Gasteig bietet einen tollen Blick über die Dächer der Stadt und bei gutem Wetter reihen sich die alpinen Berggipfel als wunderschönes Panorama aneinander. Lässt man seinen Blick allerdings nicht in die Ferne schweifen, bietet sich auch direkt zu den eigenen Füßen ein buntes Bild. Hier etwas Blauviolettes, dort etwas Grünweißes oder Gelbes. Aktuell blühen u.a. der Echte Lavendel, der 2008 zur Heilpflanze des Jahres gewählt wurde, der Feld-Thymian, das gefleckte Johanniskraut und die gewöhnliche Nachtkerze auf der Terrasse und verbreiten an heißen Sommertagen ihren angenehmen Duft. Dieser lockt auch dieses Jahr sicherlich wieder die Bienen vom Nachbardach des Gasteigs an, und im September kann dann wieder „Kulturhonig“ geerntet werden.
Schon in einem der ältesten Bücher der Bibliothek, dem „Ortus Sanitatis uff Teutsch: ein Gart d’Gesuntheit“ von 1485, einem der einflussreichsten und bekanntesten Kräuter-und Heilpflanzenbücher des Mittelalters, wurde der Lavendel zur Anwendung bei vielerlei Beschwerden empfohlen und hat auch heute nichts von seiner Bedeutung für die Medizin verloren. Seine Erwähnung als u.a. „Muttergottespflanze“ weist daraufhin, dass er auch in Liebesdingen eine große Wirkung haben soll. Der Name leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet „Waschen“. Allerdings reinigt Lavendel selbst nicht, aber sein frischer und klarer Duft belebt die Sinne. Das Johanniskraut hingegen hat eine eher beruhigende Wirkung, die auf das in den Blüten befindliche Hypericin zurückzuführen ist. Dieses tritt als rotes, fluoreszierendes Pigment bei Druck auf die Blüte aus und nach seinem klinischen Nachweis im späten 20. Jahrhundert erlebt es einen verstärkten Einsatz in der Behandlung von Depressionen.
Somit bietet das Dach der Bibliothek nicht nur einen schönen Ausblick, sondern bringt auch das ein oder andere Heilmittel der Natur zum Blühen.
Die Dachterrasse, bevorzugt bei schönem Wetter, und das Magazin mit seinen Schätzen und Raritäten können am 21.7.2016 im Rahmen der Führung „Verborgene Orte“ besichtigt werden.
Beantwortet von Judith Klee, Stadtbibliothek Am Gasteig