Reading Challenge im Januar: Eiskalt

Reading Challenge im Januar

Auch zur ersten Reading Challenge im neuen Jahr begrüßt euch die Redaktion bei geschlossenen Bibliotheken. Wie schon im Dezember meinen wir, dass unsere Tipps wertvoll sind, obwohl ihr die Titel nicht vor Ort in eurer Bibliothek abholen könnt. Bis das wieder geht, greift doch auf unsere E-Angebote zurück. Und: Im Lockdown eiskalt weiter zu lesen kann nur gut fürs Durchhalten sein.

Von der Polarnacht über eiskalte Erfrischungen bis zum eiskalten Mörder: Wir hatten gefragt, wo ihr Gänsehaut bekommt.
(Ein Klick aufs jeweilige Cover führt euch in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Vormerken.)

Aus dem Italienischen von Verena von Koskull,
Deutsche Verlagsanstalt, 480 Seiten, auch als eBook, eAudio sowie in englischer Sprache

Luca D’Andrea: Der Tod so kalt

Es ist schon länger her, dass ich das Buch gelesen habe. Ich fand die Geschichte einfach sehr fesselnd und die Kulisse dazu hatte man direkt vor Augen:
Als seine Schwiegermutter stirbt, kehrt der New Yorker Dokumentarfilmer Jeremiah Salinger mit seiner Frau in ihre Heimat in Südtirol zurück. Die Dorfbewohner des abgelegenen Örtchens begegnen dem Fremden verschlossen. Doch dann hört Jeremiah von einem bestialischen Mord, der sich dreißig Jahre zuvor zugetragen hat und der nie aufgeklärt wurde. Drei junge Einheimische waren nach einem gewaltigen Gewittersturm nicht von einer Wanderung zurückgekehrt, und kurz darauf fand man zwischen den steil aufragenden Felswänden der nahe gelegenen Bletterbachschlucht ihre Leichen – grausam entstellt. Entgegen aller Warnungen, er solle sich heraushalten, beginnt Jeremiah Fragen zu stellen. Aber schon bald bereut er seine Neugier …

Marion/ Stadtbibliothek Westend

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke, btb Verlag, 383 Seiten

Ernest van der Kwast: Die Eismacher

„Die Leidenschaft dafür, gute Eiscreme herzustellen, die Kunst, neue Geschmacksrichtungen zu kreieren, die Geschichte der traditionellen Eismacher, die das Eis aus dem Schnee der Berge herstellten – all dies verleiht diesem Roman seinen einzigartigen Charme.“ schrieb das Dagblad van het Noorden über den niederländischen Publikumserfolg „Die Eismacher“.
Der Roman des Autors Ernest van der Kwast erzählt die Geschichte einer italienischen Eismacherdynastie. Seit fünf Generationen haben sich die Talaminis der süßen Kunst des Eismachens verschrieben. Jedes Jahr im Frühling siedeln sie aus dem „Tal der Eismacher“ in den malerischen Dolomiten nach Rotterdam über. In ihrem kleinen Eiscafé gibt es alles, was das Herz begehrt: zartschmelzendes Grappasorbet, sanftgrünes Pistazieneis, zimtfarbene Schokolade. Dennoch beschließt der ältere Sohn Giovanni, mit der Familientradition zu brechen, um sein Leben der Literatur zu widmen. Denn er liebt das Lesen so sehr wie das Eis. Bis eines Tages sein Bruder Luca ein höchst ungewöhnliches Anliegen hat …
Ein Buch über eiskalten Genuss, die Liebe, das Leben und die Poesie, das in kalten Zeiten die Vorfreude auf den Sommer weckt!

Isabel/Stadtbibliothek Hadern

Aus dem Finischen. von Gabriele Schrey-Vasara, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 350 Seiten

Leena Lehtolainen: Die Todesspirale

Dass im kalten Norden großartige Krimis geschrieben werden, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Autor*innen aus Schweden, Dänemark und Norwegen sind aus den Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Weniger populär ist die Krimiszene Finnlands – dabei hat Leena Lehtolainen, die Ikone der finnischen Kriminalliteratur, auch hierzulande eine große Fangemeinde. Ihre Reihe um die Kripo-Ermittlerin Maria Kallio, gestartet 1993 (ab 2002 ins Deutsche übersetzt), umfasst mittlerweile 16 Bände. Sie schildert nicht nur spannende Fälle: Auch am Privatleben und an der persönlichen Entwicklung der toughen, durchsetzungsstarken Maria dürfen die Leser*innen teilhaben, immer begleitet von interessanten Einblicken ins finnische Alltagsleben.
Stellvertretend für die ganze Reihe habe ich den vierten Band ausgewählt, weil er geradezu unheimlich gut zum Thema „Eiskalt“ passt: Die junge Eiskunstläuferin Noora, die gerade noch in einer umjubelten Aufführung das Schneewittchen getanzt hat, wird tot aufgefunden – brutal erschlagen mit ihrem eigenen Schlittschuh. Bei den Ermittlungen taucht Maria Kallio tief in die politischen Machtspiele rund um den Leistungssport ein. Dabei beschäftigt sie eigentlich gerade etwas ganz anderes: Die Geburt ihres Babys steht unmittelbar bevor.
Ein perfekter Schmöker für kalte Zeiten! Und wenn er viel zu schnell ausgelesen ist, kann man sich genüsslich in die vielen weiteren Bände der Reihe vertiefen …

Sylvi/ Monacensia

Aus dem Amerikanischen von Stephan Steeger, Piper Verlag, 385 Seiten, auch als Hörbuch und eAudio

Jon Krakauer: In eisige Höhen

Selten hat mich ein Buch so gefesselt wie John Krakauers „In eisige Höhen“. Es ist ein mehrfach neu aufgelegtes Sachbuch, liest sich jedoch wie ein Krimi in Schnee und Eis. Jon Krakauer ist Journalist und im Jahr 1996 beauftragt, einen Bericht über die Kommerzialisierung des Mount Everest zu schreiben. Er schließt sich einer Expedition an, die sich auf den Weg zum Gipfel macht.
Man lernt die Expeditionsmitglieder kennen, die mal mehr, mal weniger Bergerfahrung mitbringen. Jedoch eint sie, dass sie den unbedingten Willen haben, diesen Gipfel besteigen zu wollen und über das nötige Geld verfügen, an so einer Expedition teilnehmen zu können.
Stück für Stück kämpft man sich mit den Bergsteiger*innen von Lager zu Lager dem Gipfel immer näher. Sie leiden unter der eisigen Kälte, dem Sauerstoffmangel und steigen in dieser lebensfeindlichen Umgebung trotzdem immer weiter. Gleichzeitig ist einem bewusst, dass diese Expedition für viele in einer Katastrophe enden wird. Und so entwickelt dieses Buch einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann.

Kirsten/Zentrale Dienste

Verlag Antje Kunstmann,
200 Seiten, auch als eBook

Tanya Tagaq: Eisfuchs

Der Schauplatz ist ein unwirtlicher Ort im Norden Kanadas. Kalt, trist, öde. Perspektiven gibt es dort keine. Die Erwachsenen ergeben sich meist dem Alkohol und die Kinder sind eher sich selbst überlassen. So stellen sie ihre eigenen Spielregeln auf. Vor diesem Hintergrund lässt uns ein junges Mädchen an ihrem Leben teilhaben. Ihre mystischen Erfahrungen mit Geistern, Dämonen und der Natur geben einen Einblick in ihr Innenleben und auch in eine völlig andere Kultur. Mädchen zählen nicht unbedingt viel, sondern werden wie selbstverständlich benutzt. Die Stimmung in diesem Buch ist meistens kühl, nur wenn das junge Mädchen für sich und allein in der und mit der Natur ist, gibt es einen kleinen, hellen Lichtstreif. Eingestreut in den Roman sind auch Gedichte, die nichts beschönigen.
Bei diesem Roman wurde mir persönlich so kalt, dass ich das Buch nicht fertig lesen konnte….

Sonja/ Stadtbibliothek Am Gasteig

Aus dem Dänischen von Monika Wesemann, Carl Hanser Verlag, 446 Seiten, auch als eBook, eAudio, Hörspiel und Film

Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee

„Es friert, außerordentliche 18 Grad Celsius, und es schneit. In der Sprache, die nicht mehr meine ist, heißt der Schnee qanik, er schichtet sich zu Stapeln, fällt in großen, fast schwerelosen Kristallen und bedeckt die Erde mit einer Schicht aus pulverisiertem, weißen Frost.“
Eiskalt beginnt Peter Høegs Roman „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Schon im ersten Satz klingen viele Themen an, die im Buch wichtig sind: die Sprache und Kultur Grönlands, das enge, nicht immer glückliche Band zwischen Grönland und Dänemark, die Kälte … Als die deutsche Ausgabe in Vorbereitung war, habe ich im Verlag als Lektoratsassistentin gearbeitet. Selten war das Kollationieren von Korrekturen und Änderungen in den damals noch papierenen Korrekturfahnen so aufregend wie hier. Wir haben uns die Manuskriptseiten, die von der Übersetzerin kamen, regelrecht aus der Hand gerissen. Das Buch war einfach zu spannend. Es ist es bis heute und ich kann es immer noch empfehlen. Und: es wird einem heiß beim Lesen.

Sabine/ Programm und Öffentlichkeitsarbeit

eAudio in englischer Sprache, demnächst auch als Buch in deutscher Übersetzung

Alma Katsu: The Hunger

1846 macht sich eine Gruppe von Siedlern auf dem Weg in den Westen der USA. In den Bergen der Sierra Nevada wird sie von einem frühen Wintereinbruch überrascht. Viele Siedler überleben den Winter nicht, einige Überlebende können nur durch Kannibalismus am Leben bleiben. Das ist kein Spoiler, die tragische Geschichte der Donner Party ist in den USA recht bekannt. Die Autorin Alma Katsu interpretiert dieses Ereignis neu und schreibt dabei so flüssig und spannend, als ob man selbst auf dieser Reise dabei wäre. Man lernt die Siedlerfamilien näher kennen und erfährt von einer düsteren Bedrohung, die diese Gruppe umgibt und die offenbar für mysteriöse Todesfälle verantwortlich ist.
Gruselfans werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Melanie/ Soziale Bibliotheksdienste

bloomoon Verlag, 187 Seiten, auch als eBook

Eric Berg: Kalt

Die Klasse eines Elite-Gymnasiums hat sich für eine Studienfahrt nach Island entschieden. Dort in den Mooren wollen die zwei Lehrer, ein Betreuer, der sich vor Ort gut auskennt, und die Jugendlichen, die kurz vor dem Abitur stehen, an einem Biologie-Projekt teilnehmen. In der Weite der Landschaft ist die Gruppe auf sich gestellt. Die Lehrer sind auf einmal spurlos verschwunden. Was ist passiert? Während die einen Schüler ihre Chance wittern und Party veranstalten wollen, möchten andere doch lieber gleich nach Hause fahren. Wiederum andere möchten dem Verschwinden der Lehrkräfte auf den Grund gehen. Zu allem Überfluss schlägt das Wetter um, es fällt Schnee, es wird eiskalt. Die Klasse ist von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Entkommen aus der Situation ist unmöglich, ebenso können die Schüler keine Hilfe erwarten. Beim weiteren Tod eines Schülers spitzt sich die Lage dramatisch zu. Irgendjemand hat einen perfiden Plan. Und dieser Jemand ist Teil der Gruppe …
Eric Berg, das Pseudonym von Eric Walz, ist ein spannender Thriller für Jugendliche gelungen. Er zeigt gekonnt die gruppendynamischen Verflechtungen der Klasse auf. Auf sich gestellt, entwickeln sich die einzelnen Charaktere völlig unterschiedlich. In diesem kammerspielartigen Setting entwickelt die Leser*in schon fast klaustrophobische Gefühle. Und es wird kalt. Mit jeder Seite wird es kälter – Eiskalt.

Heike/ Stadtbibliothek Hadern

Aus dem Französischen von Kirsten Gleinig, mare Verlag, 224 Seiten, auch als eBook und in russischer Sprache

Isabelle Autissier: Herz auf Eis

Hinter dem etwas melodramatischen deutschen Titel – im Original schlicht „Soudain, seuls“ – verbirgt sich ein atmosphärisch intensiver, fesselnder und psychologisch überzeugender Roman.
Ludovic und Louise sind ein strahlendes Paar: junge erfolgreiche Pariser, er der blendend aussehende, stets optimistische Winner-Typ, sie die stillere, nachdenklichere, die sich gerne von ihm mitreißen lässt.
Gemeinsam planen sie ein Sabbat-Jahr, einen einsamen Segeltörn im Südatlantik, der sie bis weit in das eisige Südmeer führen soll.
Was als ein überschaubares Abenteuer, eine kleine Auszeit vom saturierten Alltag gedacht ist, endet in einem Alptraum: Bei einem Landgang zu einer verlassenen Walfangstation auf einer unbewohnten Insel werden sie von einem Unwetter überrascht. Am nächsten Morgen stellen sie fassungslos fest, dass ihre Jacht verschwunden ist, der Anker hielt dem Sturm nicht stand.
Das Paar muss sich für unbestimmte Zeit und mehr schlecht als recht in dieser menschenfeindlichen Umgebung einrichten; ob und wann man sie finden und retten wird, ist ungewiss. Die folgenden Monate werden ein gnadenloser Kampf ums nackte Überleben, sie lernen, Pinguine und Robben zu jagen, schützen sich mit dürftigen Holzfeuern vor dem Erfrieren. Zu kämpfen haben die beiden nicht nur mit den immer prekäreren äußeren Umständen – der antarktische Winter ist nicht mehr fern – , sondern auch mit immer wieder aufbrechenden Spannungen: Es geht um Schuldzuweisungen, um Entscheidungen, die den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten können … Und letztlich um die Frage: Was wird aus der Liebe, wenn es um das nackte Überleben geht !?
Isabelle Autissier ist eine passionierte Seglerin, die nach einer beinahe tödlichen Havarie im Südpazifik ihre Karriere als Einhandseglerin beendet hat. Vielleicht verleiht das – neben ihrem großen Talent als Schriftstellerin – dem Roman diese beklemmende Intensität.

Stefanie/ Stadtbibliothek Laim

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