Blogslam: Diversität in der Literatur, Folge 3
Wir möchten von euch wissen: Welche Bücher, in denen Vielfalt abgebildet wird, habt ihr gelesen oder mit euren Kindern angeschaut? Welche Held*innen haben euch besonders beeindruckt? Mit welchen Geschichten könnt ihr euch identifizieren? Wo werden alternative Familien- und Lebenskonzepte abgebildet und wo wird Menschen eine Stimme gegeben, die in der Gesellschaft und in der Literatur oft überhört werden?
So lautet die Aufgabe unseres Blogslams – alle weiteren Infos findet ihr hier.
Die dritte Folge mit euren Empfehlungen ist nun eingetroffen …
Nana Kwame Adjei-Brenyah: Friday Black
Die 12 dystopischen Erzählungen des jungen US-amerikanischen Autors mit ghanaischen Wurzeln handeln von Rassismus und Mord – vielen Morden – und Tätern, die damit davonkommen („Finkelstein Five“). Von schrankenlosem Konsum (die titelgebende Story „Friday Black“) und von Echtzeit-Action-Spielen im Vergnügungspark, in dem Bedrohungsszenarien, die die Ängste der weißen Bevölkerung abbilden, durchgespielt werden können („Zimmer-Land“).
Eingereicht von Waltraud Leitmeier
Sie handeln von jungen Menschen, die ihre „Schwarzheit“ auf einer Skala von 1-10 durch Verhalten und Kleidung möglichst niedrig einstellen und sie wirken heute, im Juni 2020 nicht wie die vom Verlag angekündigte Dystopie, sondern wie eine Prophezeiung. Hart, brutal, blutig und wachrüttelnd!
Kübra Gümüsay: Sprache und Sein
Die Autorin betrachtet Sprache aus der Perspektive einer Frau, die in einer türkisch-arabischen Familie aufwächst, als Kind mit ihrer Familie nach Deutschland emigriert und in England studiert. Die Mehrsprachigkeit, die sie dadurch erworben hat und der Umgang der Menschen in den unterschiedlichen Kulturen hat ihre Wahrnehmung für Sprache und Sein geschärft.
Eingereicht von Waltraud Leitmeier
Für den Umgang der deutschen Gesellschaft mit Migrant*innen und Menschen mit Migrationshintergrund findet sie ein eindringliches Bild. Stellen wir uns ein Museum vor, in dem die „Unbenannten“ (weiß, meist männlich) aus ihrer Perspektive bestimmen, welche Dinge dort gezeigt werden. Diese „Unbenannten“ sehen die „Benannten“ als Kollektiv, das sie kategorisieren (Muslima, Juden, Homosexuelle …) und dem sie außerhalb dieser Kategorie keine Individualität zugestehen.
Kübra Gümüsay schreibt über ihre persönliche Betroffenheit, ihre Bemühungen, die muslimische Frau zu erklären. Und sie ist mit den Jahren müde geworden und mit ihr viele aus der muslimischen Gemeinde. Sie fordert ein Ende des Reagierens, der Erklärungsversuche und einen Beginn der Einbeziehung der Perspektive der Menschen, mit und über die wir sprechen. Die eigene Stimme sollte gehört werden, ohne Definitionshoheit durch eine andere Person.
Neugierde kann Inspektion oder respektvolles Annähern sein, sich fremd fühlen kann durch aufeinander Zugehen und durch Herstellen von Vertrautheit überwunden werden.
Kate Bornstein: Ein schädlicher Einfluss: Die wahre Geschichte eines netten jüdischen Knaben, der bei Scientology landete und zwölf Jahre später zu der hinreißenden Lady wurde, die sie heute ist
Kate Bornstein ist die Tante aller Trans*Personen. In ihrer Autobiographie schildert sie ihren schwierigen Weg zu sich selbst. Das Überkommen von Hindernissen auf ihrem Weg zum Glück. Viele Trans*Personen sterben sehr jung, deswegen sind Zeugnisse älterer Trans*Personen unglaublich wichtig für die Community.
Eingereicht von der Trans*Inter*Beratungsstelle
Luzie Loda: PS: Es gibt Lieblingseis
Eine sehr schöne Geschichte für Kinder zum Thema Intergeschlechtlichkeit, mit Begleitmaterialien für den Unterricht.
Eingereicht von der Trans*Inter*Beratungsstelle
Alexandra Maxeiner / Anke Kuhl: Alles Familie!
Zu Ihrem Aufruf fällt mir sofort das Buch „Alles Familie!“ ein, das ich mit meiner Tochter sehr gerne las. Auf lustige Weise werden Familien aller Couleur dargestellt. Das Buch ist unterhaltsam und zeigt Familienleben, wo sich alle Lesenden wiederfinden dürften: Mit ihren Eigenarten, ihren Freudemomenten, aber auch mit ihren Schwierigkeiten und nicht so schönen Seiten, jedoch ohne zu moralisieren. Kein Familienmodell wird in dem Buch hervorgehoben, sondern es zeigt, dass alle nebeneinander existieren dürfen. Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Eingereicht von Marie Désarménien
Elena Favilli / Francesca Cavallo: Good Night Storys for Rebel Girls – 100 außergewöhnliche Frauen
Sehr gerne habe ich meiner Tochter später „Good Night Storys for Rebel
Eingereicht von Marie Désarménien
Girls – 100 aussergewöhnliche Frauen“ geschenkt, um endlich kindgerecht Vorbilder zu bekommen, außerhalb der eingestampften Wege der patriarchalischen Helden der Geschichte. Das Buch ist sehr schön illustriert, die Text sind einfach zu verstehen und die Biographien zeigen Frauen aus allen Epochen und der ganzen Welt.