Reading Challenge im April
Das verwilderte Paradies, der Sehnsuchtsort, das Kultur- oder Naturdenkmal und nicht zuletzt der Gärtner als Mörder, das waren unsere Assoziationen zum Monatsthema. Hier sind eure Tipps für Bücher, in denen Gärten die heimlichen Protagonisten sind:
(Ein Klick aufs jeweilige Cover führt euch in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Vormerken.)
Patricia Koelle: Die Zeit der Glühwürmchen – Ein Inselgarten-Roman
Libellen, Schmetterlinge, Bienen und Glühwürmchen – mit kunstvollen Darstellungen dieser filigranen Insekten ist ein alter Sekretär verziert, den die Biologiestudentin Remy auf einem Dachboden entdeckt. Darin versteckt ist der Plan eines Gartens, der einmal auf Rügen existierte. Zusammen mit der Journalistin Taru beschließt Remy, diesen Garten als Paradies für Insekten wiederauferstehen zu lassen. Voller Ideenreichtum und Elan können die beiden Frauen immer mehr Menschen für ihr Vorhaben begeistern und lassen sich auch durch Rückschläge nicht entmutigen. Wer einmal den magischen Moment erlebt hat, wenn an einem warmen Sommerabend plötzlich überall die kleinen Lämpchen der Glühwürmchen zwischen den Blumen aufleuchten, hofft, dass immer mehr dieser Gärten entstehen und wird sich von dem ersten Roman der „Inselgarten-Reihe“ von Patricia Koelle verzaubern lassen …
Isabel/ Stadtbibliothek Hadern
Julia Deck: Privateigentum
Weil die Balkonpflanzen zu wenig Platz haben, beschließen Charles und Eva Caradec eine neue Immobilie zu erwerben in einem ökologischen Neubauviertel in einem Vorort von Paris mit Solarzellen, Biogasanlage, Gemeinschaftskompost und buchsbaumumgrenztem Garten. Doch die neue Gemeinschaft der Doppelhausbewohner bricht das Privateigentum auf, bohrt Löcher in die Schallschutzwand, wirft Blicke durch die Hecken, vergemeinschaftet sich bei Grillabenden und in der für die Gasleitung aufgerissenen Straße. Jasmin und Rosenstöcke machen einen mickrigen Eindruck, nur die Ringelblumen widerstehen hartnäckig der Zerstörung. So wenig es die Pflanzen mögen umzuziehen, so wenig erfüllt sich ihre Hoffnung auf eine ruhige Vorstadt-Idylle. Eine Reihe von Affären und Indizien führen in die Katastrophe. Der rote Kater wird Opfer der Elektrosäge, der Labradorwelpe verschwindet mit Fertigstellung der betonierten Nachbarsterrasse. Und wo ist eigentlich die aufdringliche junge Nachbarin mit ihrem Baby?
Viola/ Stadtbibliothek Neuhausen
Lola Randl: Der große Garten
Ein Roman über die Schwierigkeit, auf dem Land der Fülle des modernen Lebens zu entkommen und in Ruhe sein Gemüse zu ziehen. Und wenn sich dann zum Mann und den Kindern noch die Mutter, ein Liebhaber, ein Analytiker und Wühlmäuse in den Garten gesellen, weiß selbst die Therapeutin aus der Stadt nicht mehr weiter. Mit einem Augenzwinkern erzählt die Autorin von ihren Erfahrungen mit dem Leben auf dem Lande. Sie porträtiert das Dorfleben und die zugezogenen Stadtmenschen und gibt dabei auch noch einen tiefen Einblick in die Erfordernisse des Gartenbaus. Gute Unterhaltung! Longlist Deutscher Buchpreis 2019
Sabine/ Programm und Öffentlichkeitsarbeit
Elizabeth Gilbert: Das Wesen der Dinge und der Liebe
Der Roman von Elizabeth Gilbert spielt Anfang des 19. Jahrhunderts in der Welt von James Cook und Charles Darwin, in einer Aufbruchsphase für die Wissenschaft. Er handelt von Gärten, von Botanischen Gärten im Besonderen, von Kew Gardens in London und vom Hortus Botanicus in Amsterdam.
Eva/ Stadtbibliothek Am Gasteig
Es geht um die Pflanzen in diesen Gärten und um die Menschen, die sich um diese Pflanzen kümmern, die Pflanzen sammeln, mit Pflanzen handeln und dadurch Reichtum erlangen oder ihr Leben ganz der Passion für die Welt der Pflanzen und ihrer Erforschung verschreiben.
Die Protagonistin ist Alma Whitaker, Tochter eines Abkömmlings des „Apfelmagiers“ von Kew Gardens. Henry Whitaker erlangte durch den Anbau von Chinarindenbäumen und der Produktion von Chinin und durch Vanilleplantagen immensen Reichtum und schuf sich in Pennsylvania ein eigenes kleines Reich mit einem botanischen Garten.
Alma wächst inmitten der Gewächshäuser und des riesigen Parks ihres Vaters heran und erkundet als minutiöse Beobachterin der Natur mit unerschöpflicher Wissbegierde ihre Welt. In einer Zeit, in der Frauen, die sich für Botanik interessieren, dies nur erlaubt ist, solange sie sich auf das Anlegen von Herbarien oder auf die Blumenmalerei beschränken, gelingt es ihr, sich ein umfangreiches botanisches Wissen autodidaktisch anzueignen und am Ende den weltweit anerkannten Status als Spezialistin für Bryologie, der Erforschung der Moose, zu erreichen.
Der Roman ist ein umfangreicher Wissenschafts- und Historienroman. Man erfährt Details über die Forschungsreisen von James Cook, die Evolutionstheorie von Charles Darwin, die Produktion von Chinin und Vanille, die Eigenschaften von Orchideen und natürlich über das Leben der Moose. Er ist aber auch ein wunderschöner Liebesroman, wenn es sich auch um unerfüllte Liebe handelt und mitunter etwas traurig stimmt. Allen, die sich bei spannender Lektüre ganz nebenbei Wissen aneignen möchten, kann ich „Das Wesen der Dinge und der Liebe“ wärmstens empfehlen.
Elizabeth von Arnim: Elizabeth und ihr deutscher Garten
Eine junge englische Frau in ihrem deutschen Garten gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Elizabeth hat ihren Mann überredet, mit der Familie aufs Land zu ziehen. Sie will den herrlichen Gutsgarten neu anlegen und die Stille des Landlebens genießen. Ein Jahr hindurch, von Mai bis Mai, zeichnet sie ihr neues Leben auf. Sie hat den Kopf voller Ideen und kann nur heimlich frühmorgens selber den Spaten schwingen. Ihrer überschäumenden Liebe zu allem, was draußen ist, kann das nichts anhaben. Sie hilft, dem Druck des Haushalts, der Diener und Gäste zu entkommen. Spitzzüngig und liebevoll karikiert sie das Leben ihrer Zeit und überträgt ihren Überschwang auch auf die Lesenden. Ein Klassiker, der gute Laune macht.
Sabine/ Programm und Öffentlichkeitsarbeit
Elizabeth von Arnim (1866–1941) hieß eigentlich Mary Annette Beauchamp. Sie wurde in Australien geboren und war von 1891 bis 1908 mit Henning August von Arnim-Schlagenthin verheiratet, mit dem sie fünf Kinder hatte. Ihr Debüt »Elizabeth and Her German Garden« erschien 1898 anonym und machte sie über Nacht berühmt – so behielt sie zeitlebens das Pseudonym Elizabeth von Arnim bei.
Meike Winnemuth: Bin im Garten
Mein Garten ist für mich Entspannung, Freude, Glück, Nahrung, Ungeduld, auch Ärger (die Schnecken!!)
Barbara/ Stadtbibliothek Sendling
Ich bin nicht nur gerne im Garten, ich lese auch sehr gerne über das Gärtnern oder das Leben im Garten. Auch das ist Enspannung, in diesem Fall ohne den Ärger.
Ich bin ein sehr großer Fan von Meike Winnemuth. Schon ihr Buch „Das grosse Los : wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr“ war total anregend und Mut machend.
Nun hat sie, inspiriert von ihrer Erfahrung, ein Jahr ohne den Ballast einer großen Wohnung zu leben, ein Gartengrundstück mit ‚Tiny House‘ an der Ostsee gekauft und über diese Erfahrung ein Buch geschrieben.
Ohne Vorwissen aber mit großem Elan legt sie ihren Garten an und dokumentiert dies Tagebuch-artig, sehr persönlich und mit vielen Fotos. In zahlreichen Zeitschriften (Brigitte, Geo…) sind mittlerweile Features zu diesem herrlichen Buch erschienen.
Gleich zwei Kolleginnen empfehlen uns diesen Titel:
Christiane Habermalz: Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam
Christiane Habermalz nimmt ihre Leser*innen mit zu ihren Nachforschungen über Ursachen und Bekämpfung des Insektensterbens. Dabei schildert sie mit viel Humor und Optimismus was Balkone, begrünte Dachflächen oder auch der kleinste Garten an Lebensraum für Insekten bieten können. Angesichts der scheinbar aussichtslosen Lage der Insekten gegenüber extensiver Landwirtschaft, wüstenähnlichen Vorstadt-Gärten oder blütenlosen Stadtparks stiftet sie an, wie im Titel versprochen, sich aufzulehnen: Gärtnerischer Ungehorsam kann dabei zum Glück ganz harmlose Formen annehmen. Auch wenn die Vorstellung verlockend ist, in der frühen Morgendämmerung auszuziehen, um öffentliche Grünflächen in üppige Buffets für Wildbienen zu verwandeln, gibt die Autorin viele Tipps wie allein die nahrungsarme Geranie auf vielen Balkonen ersetzt werden kann durch Berglauch, Lerchensporn und Karthäusernelke, um dadurch mehr Insekten anzulocken. Ganz nebenbei erfahren die Leser*innen viel über die großen und kleinen Zusammenhänge zwischen Stadtbegrünung, Landwirtschaft, Hausgärten und Lobbying der Landwirtschafts- und Industrieverbände. Eine spannende, amüsante und informative Lektüre für eine gärtnerische Revolution.
Mareike/ Programm und Öffentlichkeitsarbeit
Christiane Habermalz ist Journalistin in Berlin und leidenschaftliche Untergrundgärtnerin, sprich sie gärtnert aus Überzeugung in fremden Gärten, Parks und öffentlichen Brachflächen zum Schutz und Erhalt der Artenvielfalt. Sie sät und pflanzt Unkräuter, die sonst weder auf Äckern noch in Ziergärten geduldet, sondern ausgerissen, abgemäht und vergiftet werden. So protestiert sie gegen Glyphosat, giftige und insektenuntaugliche Kirschlorbeer- und Thujahecken-Monotonie und Gärten des Grauens aus englischem Rasen oder noch ärger Schotterflächen ganz ohne Pflanzen. Sie schildert humorvoll und empathisch ihren Kampf um Vielfalt von Insekten, Vögeln und Pflanzen, gibt praktische Tipps zur Nachahmung und entdeckt ihr Paradies im Süden Deutschlands. Und bis es in Berlin paradiesisch wird, wirft sie weiter Unkrautsamenbomben. Tod den Petunien, Friede den Unkräutern.
Viola/ Stadtbibliothek Neuhausen
Nele Jacobsen: Der Rosengarten am Meer
Nachdem ihr Mann sie verlassen hat, sucht Isabel einen Neuanfang. Aus der Enge Wiens zieht es sie an die Ostsee. Als Landschaftsarchitektin will sie beim Wiederaufbau eines prächtigen Schlossgartens helfen. Sie bemerkt, dass der Garten eine Nachbildung des legendären Rosariums der Rosengräfin Marie Henriette Chotek ist. Warum baute jemand das Lebenswerk dieser starken Frau detailgetreu nach? Isabel begibt sich auf die Suche nach dem Geheimnis des Gartens und stößt auf eine tragische Liebesgeschichte. Dabei muss sie sich mit dem eigensinnigen Künstler Alex zusammen raufen – bis plötzlich ihr Mann wieder vor der Tür steht und sie nach Wien zurückholen will. Spannend und lehrreich für alle mit Sinn für Romantik und Familiengeheimnisse und für Rosenliebhaber*innen.
Sabine/ Programm und Öffentlichkeitsarbeit
Dave Goulson: Bienenweide und Hummelparadies
Der Autor Dave Goulson ist mein Held. Er ist fast mein Jahrgang (1965) und schreibt zauberhaft über seinen Garten und über Insekten, in seinem neusten Buch „Bienenweide und Hummelparadies“ (2020) vor allem über diese. Ich wünschte, ich könnte ihn besuchen. Natürlich ist er ein Brite, sein Garten ist in East Sussex, wo er an der Universität lehrt. Wie so viele Briten schreibt er mit feinem Humor und äußerst lesenswert und spannend auch über spezielle Themen.
Barbara/ Stadtbibliothek Sendling
Ich hätte nie gewusst, dass mein Apfelbaum auch von Fliegen, meine Tomate hingegen ausschließlich von kurzrüsseligen Hummeln bestäubt wird.
Sissinghurst : Portrait eines Gartens
1930 kaufte die Schriftstellerin Vita Sackville-West mit ihrem Ehemann Harold Nicolson die Ruine von Schloss Sissinghurst in Kent, um dort einen Garten zu erschaffen. Heute bewundern jährlich 160.000 Menschen ihr Lebenswerk: den Garten von Schloss Sissinghurst.
Corinna/ Programm und Öffentlichkeitsarbeit
Wie der Garten entstand, nach welchen Gesichtspunkten Pflanzen ausgewählt und wo Beete und Rabatten angelegt wurden, wie der Garten das Portrait ihrer Ehe widerspiegelt, all dies findet man in den Tagebüchern und Briefen, in den Gartenkolumnen von Vita Sackville-West und den Rundfunkbeiträgen von Harold Nicolson – minutiös beschrieben und unterhaltsam erzählt. Außerdem sind ihre legendären, weil ebenso kenntnisreichen wie charmanten Gartenkolumnen nach Jahreszeiten geordnet im Insel Verlag publiziert worden. Reinlesen lohnt sich, nicht nur für Gartenliebhaber*innen.
Barlage, Andreas; Goss, Brigitte; Schuster, Thomas:
Quickfinder Gartenjahr – Der beste Zeitpunkt für jede Gartenarbeit
Der Quickfinder ist nach wie vor mein Lieblingsgartenbuch, das immer griffbereit in meiner Garage liegt. Der Ratgeber ist übersichtlich nach den einzelnen Phasen des Gartenjahres gegliedert und bietet so das perfekte Nachschlagewerk für den Hobbygärtner. Von der Auswahl der Gartengeräte bis hin zu konkreten Pflanz- und Schnittanleitungen findet sich hier alles, was das Gärtnerherz bewegt. Ein Glossar mit Fachbegriffen, Tabellen mit empfehlenswerten Sorten sowie ein Kalender mit Aussaat-, Pflanz- und Erntezeiten ergänzt das praktische Werk.
Josef/ Stadtbibliothek Hadern