The Curator’s Shelf zu #PopPunkPolitik: Was erwartet euch?

Mit Hintergründen zum Curator’s Shelf zur Ausstellung Pop Punk Politik in der Monacensia setzt sich unsere digitale Finissage fort. Warum richteten wir dieses kuratierte Bücherregal ein? Was hat das mit dem Schaffen von Verbindungen, dem Teilen von Wissen und Erinnerungskultur der Vielen zu tun? Darauf geht Sylvia Schütz, Kuratorin in der Monacensia, ein. 

Das Curator's Shelf zur Ausstellung #PopPunkPolitik der Monacensia bleibt noch bis zum Frühsommer bestehen.
Das Curator’s Shelf zur Ausstellung #PopPunkPolitik der Monacensia bleibt noch bis zum Frühsommer bestehen. Foto: Eva Jünger.

The Curator’s Shelf

Seit wir Pop Punk Politik eröffnet haben, steht im Lounge-Bereich der Bibliothek ein kuratiertes Bücherregal mit ausgewählten Publikationen rund um die Ausstellungsthemen. Ihr könnt, nachdem ihr die Ausstellung im Hochparterre des Hildebrandhauses besucht habt, in den ersten Stock gehen. Folgt der rundgeschweiften historischen Wendeltreppe nach oben, wendet euch nach rechts und schon steht ihr vor dem Curator’s Shelf.  

Hier findet ihr zum Beispiel:

  • „Irre“ von Rainald Goetz, 
  • „Mode und Verzweiflung“ von Thomas Meinecke,  
  • „Mein Körper ist ein Hotel“ von Cora Frost, 
  • Ausgaben des Szenemagazins „Blatt“, das als erste alternative Stadtzeitung Westdeutschlands gilt.

Nehmt euch diese oder eine andere Publikation aus dem Regal. Blättert darin, lest und vertieft das zuvor an den Wänden, in den Vitrinen oder hinter Glas Gesehene. 

Inspirationsquelle Curator's Shelf: Junger Mann sitzt auf Sessel, vor ihm ein Stapel Bücher auf dem Tisch, während er im Szenemagazin „Blatt" liest. #PopPunkPolitik
Inspirationsquelle Curator’s Shelf: Das Szenemagazin „Blatt“ im Fokus. #PopPunkPolitik. Foto: Silke Klöckner.

Pop Punk Politik – Die 1980er Jahre in München

In der Ausstellung Pop Punk Politik zeigen wir eine in den 1980er Jahren junge, vielfältige Textproduktion in München. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen wie: 

  • Welche Texte, Textsorten und Medien entstanden damals im Spannungsfeld von Pop und Punk? 
  • Welche Haltung und Botschaft transportieren sie?
  • Welche Ästhetik ging mit der subkulturellen Forderung nach „Gefühl und Härte“ einher? 
  • Schließlich: Was hat das alles mit uns heute zu tun?

Erstmals wandten wir für die Konzeption der Ausstellung die Methode der „kuratorischen Feldforschung“ an mit dem Leitmotiv der Erinnerungskultur der Vielen. Was damit gemeint ist, beschreibt Anke Buettner im Monacensia-Manifest.

Kuratorische Feldforschung bedeutet, aus dem Fluss praktischer Beschäftigung mit den vorhandenen oder noch nicht vorhandenen Beständen und Themen gemeinsam Wissen und die praktischen Voraussetzungen zum Erwerb dessen zu schaffen. 

Das Curator’s Shelf spiegelt diesen Ansatz wider.

Die Idee zum Curator’s Shelf

Lange bevor in einer Ausstellung spezielle Fragen mit Exponaten, Dokumenten, Fotos und Texten zu Inhalten werden, steht – insbesondere bei einer Literaturausstellung – erst einmal Folgendes an: sorgfältig recherchieren – und lesen, lesen, lesen.

Zweifelsohne ist es dabei für Kurator*innen von großem Vorteil, in einer hybriden Einrichtung wie der Monacensia zu arbeiten: Sie ist zugleich Archiv, Museum und Bibliothek. Ein erster Handapparat ist also schnell zusammengestellt. 

Bei der Konzeption von Pop Punk Politik war allerdings von Anfang an klar, dass wir uns auch mit den Lücken im Bestand und in der Sammlung beschäftigen wollen. 

  • Was fehlt? 
  • Welche Texte, Medien oder Bücher der Münchner Subkultur wurden in den 1980er Jahren nicht gesammelt? 
  • Und wie bringen wir überhaupt in Erfahrung, was fehlt? 

Viele Gespräche mit Künstler*innen und Kulturschaffenden helfen uns weiter. Die Kolleginnen in der Bibliothek kaufen die Bücher, oft nach intensiver Recherche in Antiquariaten, extra für die Ausstellung an. 

Der Handapparat zu Pop Punk Politik wächst – die Idee, diese handverlesene Büchersammlung im Öffentlichkeitsbereich der Bibliothek zugänglich zu machen, liegt nahe. Mit dem kuratierten Bücherregal möchten wir unseren Besucher*innen einen kleinen literarischen Blick hinter die Kulissen des Ausstellungsmachens und eine Möglichkeit zur vertieften Lektüre ermöglichen.

Regal mit Büchern zur Luxuslüge, Pop Sunday, Irre oder High Energy und mehr. Das Curator's Shelf bietet einiges an Hintergrundwissen zur Ausstellung #PopPunkPolitik.
Ob Luxuslüge, Pop Sunday, Irre oder High Energy und mehr, das Curator’s Shelf bietet einiges an Hintergrundwissen zur Ausstellung #PopPunkPolitik. Foto: Silke Klöckner.

Kuratieren: Verbindungen schaffen – Wissen teilen

Für uns in der Monacensia bedeutet Kuratieren auch Verbindungen schaffen. Zu unserem Selbstverständnis gehört es, dass unsere Ausstellungen inhaltlich eng mit den Beständen im Literaturarchiv und denen in der Bibliothek verknüpft sind. Schließlich sind unsere wertvollen literarischen Nachlässe und die Büchersammlung die Basis, auf der wir unsere Ausstellungsthemen konzipieren. 

Das Ineinandergehen von Sammlung und Museum wird auch am Curator’s Shelf deutlich. Hier wird die Bibliothek in doppelter Hinsicht sichtbar: 

  1. als Ausgangspunkt von Forschung und Recherche bei der Entwicklung von Ausstellungen und 
  2. als „Verlängerung“ des Museums und der aktuellen Ausstellung. 

Bestenfalls werden in der Bibliothek die Ausstellungsbesucher*innen wiederum zu Forschenden, indem sie die Ausstellungsinhalte ihren persönlichen Interessen anpassen und eigene Lesespuren verfolgen.

Besucher*innen werden zu Content Creators

Unsere Ausstellungen begreifen wir grundsätzlich als sich über mehrere Monate entwickelnde Projekte. Entsprechend füllt sich im Laufe der Zeit auch das Curator’s Shelf. Neuerwerbungen, die Lücken im Bibliotheksbestand schließen, kommen hinzu. Oder auch aktuelle Neuerscheinungen zum Thema wie etwa Jens Balzers „High Energy“ aus dem Jahr 2021. 

Für uns ein besonders schöner Nebeneffekt: Besucher*innen werden zu Content Creators, indem sie uns Tipps geben, Wünsche äußern oder sogar selbst etwas beisteuern und so das Bücherregal anreichern. Das geschah auch im Social Web über unseren Aufruf POP PUNK POLITIK reloaded. Wir stellten in dem Blog-Artikel Bücher zu den Themen der 1980er Jahre vor und riefen dazu auf, uns aktuelle Buchtipps zum Thema zu vermitteln. Ein Angebot, das gut ankam.

Das Curator’s Shelf verändert sich vor Ort mit unseren Nutzer*innen der Bibliothek. Im Digitalen setzte sich dieses Prinzip fort. So brachte die digitale Weitererzählung der Ausstellung #PopPunkPolitik Vol. 2 überraschende Wendungen, wie unsere Artikel-Serie und die Vernetzungsaktion „Autonomen Räume“ belegen. Letztere richtete sich an Kultureinrichtungen und Kulturschaffende in München sowie Netzwerkpartner*innen: Sie

  • hinterfragten Archiv-Arbeit und Kreativwirtschaft, 
  • dichteten, 
  • drehten ein Video, 
  • produzierten ein Hörstück, 
  • bilanzierten Kulturarbeit, 
  • gingen auf Psychoterror, Häuserkampf sowie Offspaces ein und 
  • beteiligten sich mit DIY-Subkultur für die Hosentasche. 

Nichts davon war für uns absehbar, allein das Thema motivierte – Content Creators digital wie analog, eine Einheit. Die Art des Kuratorierens ist im Fluss. Das wird uns in nächster Zeit noch mehr beschäftigen.

Das Curator’s Shelf bleibt über die Ausstellung hinaus bis Frühsommer bestehen. Kommt und lasst euch inspirieren!

Autorin: Sylvia Schütz, Kuratorin in der Monacensia

Die Erinnerungskultur der Vielen mit der kuratorischen Feldforschung als Methode führt uns. Geht auch weiterhin gemeinsam mit uns diesen Weg – wir freuen uns auf das Kommende mit euch!


#PopPunkPolitik Vol. 2
#PopPunkPolitik Vol. 2

Der Beitrag ist Teil von #PopPunkPolitik Vol. 2 – unserem digitalen Programm, das wir auf der Microsite zur Ausstellung in der Übersicht spiegeln. Schaut rein!


Monacensia im Hildebrandhaus
Maria-Theresia-Str. 23
81675 München

Öffnungszeiten: Mo – Mi, Fr 9.30 – 17.30, Do 12.00 – 22.00 | Ausstellungen auch Sa, So 11.00 – 18.00 | Eintritt frei

Besucht auch gerne die Cafébar Mona.

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