Corona im Iran: Ein Film von Ayeda Alavie und Martin Pflanzer | #WirinderZukunft – Tandem 2/4

Wie sieht die Zukunft des Irans angesichts der Corona-Pandemie aus? Im zweiten Tandem von „Wir in der Zukunft“ setzen sich Ayeda Alavie und Martin Pflanzer filmisch mit dieser Frage auseinander. 

Der Iran gehört zu den von der Corona-Pandemie am schwersten getroffenen Ländern. Während ganze Regionen ohne Wasser sind, stoppt die Regierung die Medikamentenzulieferung und propagiert das Virus als von den USA produzierte „Waffe“. Der Film zeigt Missstände, macht aber auch neue Perspektiven auf.

Wir in der Zukunft: 41 Minuten Iran - ein Film von Ayeda Alavie und Martin Pflanzer - Visionen und Zukunft des Irans angesichts der Corona-Pandemie
Wir in der Zukunft: 41 Minuten Iran – ein Film von Ayeda Alavie und Martin Pflanzer – Visionen und Zukunft des Irans angesichts der Corona-Pandemie

41 Minuten Iran / 41 دقیقه ایران

Die Autorin und Übersetzerin Ayeda Alavie hat ihre Heimat Iran vor zwanzig Jahren verlassen.

Gemeinsam mit Martin Pflanzer begibt sie sich wieder auf Spurensuche. Ein Film über die Seuchen der Vergangenheit und der Gegenwart, über religiösen Fanatismus und Korruption, Trauer und Hoffnung.

„Ich erzähle dir von meinem Iran. Von dem Iran, in dem ich vor 20 Jahren gelebt habe und den ich – seit ich seine geografischen Grenzen verlassen habe – überall hin mitnehme.“

Text / Stimme: Ayeda Alavie
Video / Musik: Martin Pflanzer

41 Minuten Iran – #wirinderZukunft. Ayeda Alavie, Martin Pflanzer

Ayeda Alavie: An die namenlosen Coronaopfer im Iran

Zu eurer Lebzeit
habt ihr nicht mal
eine Geburtsurkunde gehabt
Geschweige denn
ein Dach über den Kopf   

Zu eurer Lebzeit
im Gottesstaat
wurdet ihr abgestoßen
wie eine unpassende Organsspende

Zu eurer Lebzeit
wurdet ihr nicht mal gezählt
Dazu gezählt
Ihr wart da, um Drogen zu konsumieren
Ihr wart da, um selbst konsumiert zu werden
als kostenlose Menschenware

Zu eurer Lebzeit
schlieft ihr auf der Erde eures Geburtslandes
auf Goldmienen
auf Öl und Gas
Dennoch hattet ihr kein Obdach
geschweige denn ein Stück Erde
Dafür aber die angeblich heilende Erde aus Karbala im Magen

Das alles geschah
vor Gottes Augen
in einem Land
in dem Gott persönlich seit 41 Jahren
mit seinem Gefolge regiert

Euer Anteil an euerer reichen Erde war
Staub
Dürre
Durst
giftiges Abgas
Magenkrebs
Lungenkrebs
Und nun auch noch Corona
Erst jetzt nach eurem Tod
habt ihr ein ewiges Dach aus eurer Heimaterde über den Köpfen
in eurem Massengrab
Ihr seid nun ewige Nachbarn Gottes, des Revolutionsgottes

Vielleicht lässt er euch herein / in seinen ewigen, 75.000 Quadratmetern großen, erdbebenfesten Palast,
der aus Gold und Marmor und anderen teuren Steinen besteht
Steine, die auch euch gehören
Vielleicht teilt er die Steine Irans mit euch, ihr namenlosen Iraner

Er wird euch sagen,
dass ihr die Prüfungen des Lebens
und Corona nun hinter euch habt

Schenkt ihm aber keinen Glauben
Denn allein der Bau seines Palastmausoleums
hat so viel gekostet
wie der Bau von 30 Krankenhäusern
mit jeweils 1000 Betten

Und euer Leben
hätte keine tödliche Prüfung sein müssen,
wenn dieser Revolutionsgott
ein wahrhaftig bescheidener Gott wäre,
wie seit 41 Jahren behauptet wird,
behauptet von zwei Schlangen
auf den Schultern der Revolution
die seit 41 Jahren, wie die zwei immerhungrigen Schlangen Zahhaks
täglich Menschenopfer verlangen

Ayeda Alavie, Autorin und Übersetzerin - Wir in der Zukunft (Foto: privat)
Alavie, Autorin und Übersetzerin – Wir in der Zukunft (Foto: privat)

Ayeda Alavie (*1974 in Teheran, Iran) ist Autorin und Übersetzerin und lebt seit 2000 in Deutschland. In ihrer Heimat Iran hat sie zahlreiche literarische Texte für Kinder und Jugendliche verfasst und illustriert. Sie studierte in Teheran an der Filmhochschule und war von 1993 bis 1998 als Autorin und Redakteurin für Kinder und Jugendprogramme bei Radio Teheran tätig. In Deutschland studierte sie Deutsche Linguistik, Neuere Deutsche Literatur sowie Europäische Ethnologie. Zuletzt erschien von ihr das Kinderbuch „Rosas Herz“.

آیداعلوی )متولد سال 1974 در تھران،ایران( نویسنده ومترجم، ازسال 2000 درآلمان زندگی می کند. او درایران سال ھا درزمینھ ادبیات کودک و نوجوان و کارتصویرگری فعالیت می کرد. پس از پشت سرگذاشتن یک دوره فیلمسازی در تھران، ازسال 1993 تا 1998 بھ عنوان نویسنده و سردبیربا برنامھ ھای کودک ونوجوان رادیوتھران ھمکاری داشت. او درآلمان بھ تحصیل دررشتھ ھای زبان آلمانی،ادبیات مدرن آلمانی و مردم شناسی پرداخت. از آیداعلوی بھ تازگی کتاب „قلب رزا“ منتشر شده است.

Martin Pflanzer (Foto: privat)
Martin Pflanzer (Foto: privat)

Martin Pflanzer (* 1985 in Bukarest, Rumänien) studierte Kunst und Multimedia an der LMU München und war dort anschließend vier Jahre Lehrbeauftragter für Webdesign. Neben seiner Tätigkeit als Grafiker beim Bayerischen Fernsehen ist er oft und gerne auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten in Bild und Ton. So entstanden unter anderem zahlreiche Produktionen für das Kindertheater im Fraunhofer. 2017 gründete er den Hagebutte Verlag für neugierig-poetische Bücher und Sprachbegegnungen.

مارتین فلانزر)متولد سال 1985درشھربخارست، رومانی( در دانشگاه مونیخ بھ تحصیل دررشتھ ھنرومولتی مدیا پرداخت و چھارسال دراین دانشگاه بھ تدریس طراحی سایت مشغول بھ کار بود. او درکنار کارطراحی گرافیک برای شبکھ تلویویزیونی بایرن، بھ تجربیات ھنری صوتی و تصویری می پردازد. ازاین ھنرمند تاکنون آثار متعددی در تئاتر کودک „فراون ھوفر“ بھ مرحلھ اجرا درآمده است. او درسال 2017 نشر میوه گل سرخ را با ھدف انتشار آثارادبی بھ زبان ھای مختلف تاسیس کرد.  


Wir in der Zukunft – acht Autor*innen und vier Tandems

Welche neuen Visionen ergeben sich angesichts der Corona-Pandemie für unsere Gesellschaft? Mit dieser und weiteren Fragen setzen sich acht Autor*innen aus verschiedenen Ländern auseinander. Sie bilden vier Tandems, ihre Perspektiven und biografischen Hintergründe sind divers. Unter dem Titel „Wir in der Zukunft treten sie in einen kreativen digitalen Dialog und Austausch. Die Ergebnisse präsentieren wir hier im Blog.

Bisher erschienen sind:

  1. Transatlantischer Briefwechsel: Globalisierung, Seuchen und Umweltschutz – Tandem 1
    mit Silke Kleemann und Gabriela Cabezón Cámara
    Correspondencia transatlántica: Globalización, pestes y ecología – Tandem 1 con Silke Kleemann y Gabriela Cabezón Cámara

Welche Chancen birgt die Krise? Die Gedanken und Visionen der Künstler*innen eröffnen uns vielseitige Perspektiven. Sie verändern unseren Blick auf die Welt. Wir freuen uns über Deine Gedanken, Fragen und Impulse dazu in den Kommentaren. 


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