Diskriminierung im Kinderbuch wird immer wieder heiß diskutiert, auch wir in der Münchner Stadtbibliothek setzen uns mit der Problematik auseinander. In dieser Blogreihe haben wir Beiträge zusammengestellt, die in die Thematik einführen.
Im Interview mit Veronika Kirschner, einer der beiden Gleichstellungsbeauftragten des Kulturreferates, sprachen wir darüber, wie die gängigen Rollenbilder Kinder prägen und wie gelungene Geschichten Geschlechterklischees entgegenwirken.
Werkzeuge für Jungs, Puppen für Mädchen
Jungs lieben blau, Mädchen rosa. Jungs spielen gerne mit Werkzeug und Mädchen mit Puppen. Jungs sind stark, Mädchen weinen. Aber… ist das wirklich so oder sind es nur Stereotype? Und inwieweit sind diese Stereotype auch anerzogen?
Kinder werden über die Familie, die Kita, die Schule und über Medien sozialisiert. Insbesondere Bilderbücher spielen in jungen Jahren eine große Rolle. Neben Geschichten vermitteln diese ganz nebenbei auch Geschlechterrollen: Wie verhalten sich Mädchen und was wird von Jungs erwartet? Was muss ich tun, um gesellschaftlich als Junge oder Mädchen anerkannt zu sein? Ergänzt werden die Geschichten im Bereich der Bilderbücher durch große Illustrationen, die oft Botschaften zu Geschlechterrollen transportieren. Häufig wird die Mutter in der Küche gezeigt oder beim Vorlesen der Gutenachtgeschichte, während der Vater zur Arbeit geht und das Fahrrad repariert.
In den vergangenen Jahren hat das Gendermarketing Fahrt aufgenommen und macht auch vor Kinderbüchern keinen Halt. Bücher für Mädchen weisen oft Pastellfarben und rosa Töne auf und drehen sich um Prinzessinnen und Pferde. Bücher für Jungs sind hingegen meist in dunklen Tönen gehalten. Sie erleben darin Abenteuer und müssen mutig und stark sein.
Die Süddeutsche Zeitung hat 2019 den Katalog der Bibliothek für Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt am Main durchsucht und den Schlagwortkatalog systematisch ausgewertet. Ihren Ergebnissen zufolge erlebten Jungs in Geschichten mehr Abenteuer als Mädchen. Deren Lebenswelt sei dagegen öfter von Tieren, Schule und Familie bestimmt. [1] Halten wir also fest: Medien prägen Kinder in ihren Geschlechter- und Verhaltensrollen und geben vor, in welchen Lebenswelten sie sich bewegen können. Umso wichtiger ist es bei den Büchern, die unsere Kinder lesen, ganz genau hinzusehen. Veronika Kirschner hat die Münchner Stadtbibliothek in ihrer Funktion als Gleichstellungsbeauftragte des Kulturreferates bei der Auswahl der Titel, die wir in den Medientipp Diversität aufgenommen haben, beraten.
Im Gespräch mit uns erklärt sie, welche Motive in Bilderbüchern aus ihrer Sicht problematisch sind und gibt Beispiele für gelungene Geschichten:
[1] „Blaue Bücher, rosa Bücher“, Süddeutsche Zeitung
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Gefördert im Rahmen von 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes.